18. April 2020

Schwerer Radunfall auf gefährlichem Radstreifen

Wenn die Infrastruktur gefährlich ist, ist Radfahren leider eben auch gefährlich.

Auf diesem unglücklichen Mittelradstreifen auf dem Wihelmsplatz in Stuttgart ist gestern ein Radfahrer von einem Auto umgefahren worden. Das Foto ist am Abend entstanden. Ungefähr dort, wo der Radler ist, wurde er von einem Autofahrer beim Spurwechsel nach links umgefahren.

Der Unfall ereignete sich am gestern Nachmittag (17.4.) Die Polizeimeldung ist etwas unpräzise. Nachfragen vonseiten des Zweirats haben ergeben, dass ein VW-Fahrer gegen 15:10 Uhr von der Rechtabbiegespur auf die Geradeausspur wechselte. Dabei musste er den Radfahrstreifen überqueren und stieß auf Höhe der Hausnummer 4 mit einem 55-jährigen Radfahrer zusammen. Der erlitt nach Angaben der Polizei schwere Verletzungen, sogar der Notarzt musste kommen. Er kam in ein Krankenhaus.

Diese Radstreckenführung ist gefährlich

Ich habe die Gefahren bereits ausführlich beschrieben. Radfahrende müssen im Kreuzungsbereich mit der Katharinenstraße zwei Autofahrspuren von rechts nach links kreuzen, und Autofahrende müssen über den teils rot markieren Radfahrstreifen fahren, wenn sie auf die Geradeausspur wollen. Oft stehen sie dort auch im Ampelstau. Sowohl der Bezirksbeirat Süd als auch die Radverbände haben die Gefährlichkeit dieser Radstreckenführung bereits benannt. Die Frage: "Würden Sie hier ihre 11-jährigen Kinder alleine aus der Wilhelsstraße über den Wilhelmsplatz radeln lassen", würden die meisten Eltern ohne Zögern mit Nein beantworten.

Viele Radler finden den direkten Weg auf den Radsreifen nicht, wenn sie auf der rechten Seite über die Kreuzung mit der Katharinenstraße fahren, und müssen dann ihre Route korrigieren, so wie dieser hier. Er muss die Autofahrspur kreuzen, um auf den Radsrtreifen zu kommen.

Die drei Pfeile auf der Fahrbahn führen Autofahrende  zudem in die Irrre, denn ein paar Meter später findet er sich plötzlich auf einer Rechtsabbiegespur wieder und zieht hetkisch rüber nach links.

Ich konnte am Freitagabend  beobachten, dass mehrere vermutlich ortsunkundige Autofahrende zuerst auf der rechten Spur fahren, weil sie glauben, sie kämen auf ihr geradaus weiter, dann aber entdecken, dass sie auf die linke Spur müssen, und hektisch rüber fahren. Etwa auf Höhe der Stelle, wo der Unfall geschah.  So was macht dem Autofahrenden Stress und im Stress vergisst so mancher den Schulterblick. Und langsam sind die Radfahrenden hier auch nicht, weil es bergab geht. Die Situation ist auch für Autofahrende nicht einfach.

Das muss geändert werden.
Der Zielbeschluss Fahrradstadt Stuttgart sieht vor, dass die Stadtverwaltung Unfälle daraufhin untersucht, ob die Infrastruktur zu dem Geschehen beigetragen hat, und gegebenenfalls die Infrastruktur ändert. Das sehe ich hier als gegeben an. Möglichkeiten gäbe e, zum Beispiel: Den Radfahresreifen rechts verlegen und eine vorgezogene Aufstellspur schaffen, den Radfahrenden mit eigener Ampel vor den Autofahrenden Grün geben.


Ich und alle Radfahrenen und viele andere wünschen dem verunglückten Radfahrer gute Besserung und eine vollständige Genehsung.

15 Kommentare:

  1. Wie man auf den letzten beiden Photos sieht, kann man eine an sich schon hochgefährliche Infrastruktur noch gefährlicher machen, indem man solche völlig verwirrenden Pfeile anbringt. Eine "links-geradeaus-rechts-Spur" verwandelt sich urplötzlich keine 10 Meter weiter in eine reine "rechts-Spur"?
    Diese Kreuzung sieht aus, als sei sie vor nicht allzulanger Zeit so geplant und eingerichtet worden. Und dergleichen gibt es überall! Wenn wir im 3. Jahrzehnt des 21. Jahrunderts immer noch auf diesem Niveau sind, dann Gute Nacht!

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    1. Sie wurde in der Tat erst letztes Jahr eingerichtet, allerdings stammt die Planung von vor vier oder fünf Jahren, sodass sie im Bezirksbeirat schon in Vergessenheit geraten war, als sie dann plötzlich hergestellt wurde. Und dann regte sich sofort Protest, aber der Bezirksbeirat hatte sie ja vor Jahren so genehmigt. Das ist eine Schwäche der Stuttgarter Radverkehrsplanung, wie sie bisher lief. Und es stimmt, die Pfiele auf der Spur führen zunächst in die Irre. Ich frage mich auch, wie man so was so planen kann: Schwierig für alle, für Autofahrende und Radfahrende. Eigentlich sollten doch Fragen der Verkehrssicherheit Vorrang haben. Aber wir sehen auch, dass in Stuttgart viele Kompromisse zugunsten des Autoverkehrs gemacht werden. Hätte man hier nur eine Spur für Autos, würden sie sich auf der Kreuzung mit der Katharinenstraße stauen, und weil Autofahrende dazu neigen, dann die Kreuzung zu blockieren, organisiert man den Verkehrsabbluss so, dass die Grün kriegen, bevor alles dicht ist. Und weil sie lange warten müssen an der Ampel, weil ein Bus quert, der dann immer Vorrang hat, müssen Autos diesen unsinnig großen Platz kriegen und die Radinfrastruktur wird dazwischen gequetscht.

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    2. Das ist eher weniger eine Frage ob der Bezirksbeirat das so genehmigt hat. Hat den der Bezirksbeirat irgendwelchen Einfluss darauf? Das wurde damals " zur Kenntnisnahme " vorgebracht.

      Die eigentliche Frage ist doch: Wer plant so einen Schwachsinn? Und warum dürfen die die so etwas planen überhaupt noch weiterhin bei der Stadt arbeiten. - Warum hat es von der Planung bis zur Umsetzung fünf Jahre gedauert?

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    3. Die einzelnen Mitglieder im Bezirksbeirat Süd erklären durchaus, dass ihnen etwas nicht gefällt und stimmen dann mehrheitlich (meist sogar einstimmig) dagegen. Das bedeutet Wiedervorlage im zuständigen Gemeinderatsausschuss, und oft versuchen die Gemeindertät:innen dann, die Einwände zu berücksichtigen. (Auch im Bezirksbeirat entscheidet nicht der/die Vorsitzende des Gremiums, sondern die Vertreter:innen der Parteien.)

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    4. Du argumentierst, als wenn im Bezirksbeirat und im Gemeinderat die fachliche Ausbildung und Kompetenz bezüglich der Verwaltungsvorschriften und technischen Regelwerke vorhanden sein müssten, die nötig ist, um der Verwaltung die Fehler in deren Entwürfen auszutreiben.

      Meines Wissens sind weder eine verkehrsrechtliche Ausbildung noch eine verwaltungsrechtliche Ausbildung noch die Kenntnis der einschlägigen Vorschriften und des Standes der Technik Voraussetzungen dafür, in den politischen Gremien arbeiten zu dürfen.

      Das war vor 5 Jahren nicht anders als heute - und auch vor 5 Jahren waren die einschlägigen Vorschriften und Regelwerke schon 5 und mehr Jahre alt. Das Argument, dass vor 5 Jahren noch nicht zu erkennen gewesen wäre, wie falsch die Planung war, kann ich nicht nachvollziehen.

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  2. Ich meide diese Strecke konsequent. Viel zu gefährlich und nervig. V.a. Im Stau steht alle paar Meter ein Auto auf der Strecke. Wenn man das dann als Radfahrer moniert, wird man angepöbelt. So eine Planung war auch vor 5 Jahren inakzeptabel. Wer war damals Bezirksvorsitzende/r? ;-)

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  3. Machen wir uns nichts vor.
    Solange die Autoverkehrsmenge nicht sehr deutlich zurückgeführt wird kann ledignlich die eine Flickschusterei durch die nächste ausgetauscht werden, auch wenn dieses Stück 'Rad-Infra' wirklich bemerkenswert gruselig ist.
    Alfons Krückmann

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  4. Wie wäre es mit #WenigerPlatzExklusivFürsRad? Die Separation erhöht die Komplexität der Verkehrssituation und ist deshalb eine ergonomische Katastrophe. Wie einfach wäre das Einordnen vor der Kreuzung, führen alle hintereinander?

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    1. Gerade sieht man zwar, dass viele Menschen auf dem Fahrrad auf den Fahrbahnen radeln, weil sie keine Ahnung haben, wo die komplizierten Radrouten verlaufen, viele fahren aber auch (gern im Familienverband) auf den Gehwegen. Man muss einfach bedenken, dass etwa 60 Prozent der Menschen Angst haben, sich zwischen den Autos zu behaupten und deshalb nicht Rad fahren. Diese Spurenführung ändert das übrigens nicht, sondern zementiert es, deshalb ist sie unbeliebt. Richtig vie Radverkehr mit Fahrenden allen Alters, Kindern und Alten, kriegt man nur auf die Straße, wenn man breite und sichere und durchgängige Radstreifen oder RAdwege anbietet, also durch Trennung der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Ich fahre da nur höchst selten, weil mir die Rotphase an der Ampel zu lange dauert und ich mir den Hals verrenken muss, um die Ampel im Auge zu behalten, und das minutenlang (bis zu sieben Minuten übrigens, wenn es dumm läuft).

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    2. In Wirklichkeit haben 60 Prozent der Menschen ein Auto vor der Tür stehen und finden dieses angenehmer zu fahren als ein Fahrrad. Sie freuen sich über jede „Trennung der unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, welche ihnen die Reduktion der eigenen Geschwindigkeit erspart. Schneller Grün kriegen sie ohnehin.

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  5. Hallo Christine, wie wäre es mit der Leipziger Kombispur an dieser Stelle? Kennt eure Verwaltung das? Das wäre eine auch jetzt nachträglich noch relativ billig zu machende Lösung für diese Stelle neben Tempo 30, das bei solchen Gefahrenstellen immer Wunder wirkt, weil alle beteiligten einfach viel mehr Zeit haben zu beobachten und zu reagieren und wenn es zu einem Unfall kommt, sind die folgen viel harmloser.

    Mit der Leipziger Kombispur ist der Rechtsabbiegefahrstreifen des Kfz-Verkehrs für den geradeausfahrenden Radverkehr freigegeben. Zu erkennen ist dies an der Markierung eines Radpiktogramms sowie Geradeaus-Rechts-Pfeilen. Der Radfahrer wird mit einer Furt über die Kreuzung auf die anschließende Radverkehrsanlage geführt. Die gemeinsame Nutzung des Fahrstreifens schafft gleichzeitig ein Angebot für den Radverkehr und stellt auch die benötigte Kapazität für die Abwicklung des Kfz-Verkehrs zur Verfügung. Foto: https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt66/RADschlag/Home/Infrastrukturelemente/Radwege/02Leipziger-Kombispur.jpg

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  6. da hat er wohl recht der Leipziger, eine einfache Möglichkeit aus diesem Fahrspurgewusel heraus zu kommen. Wichtig dann noch, daß der Radfahrende möglichst mittig fährt, sonst wird er wieder im Kreuzungbereich von den Rechtsabbiegern über den Haufen gefahren , oder noch besser, ab der Katharinenstr gibt es ein Vorrangsrecht für Radfahrer wie auf Fahrradstraßen, Radfahrer dürften nicht überholt werden ...

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  7. Es ist halt schon traurig, dass der Oehler so etwas durchdrückt und Pätzold ihn schützt. Und trotz klarer Sachlage und trotz Protesten nichts verändert wird. Genau wie früher in den CDU Seilschaften.

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    1. Hallo tom, ja so ist es. Es ist sehr traurig wie es war und wie es ist. Wen soll man da noch wählen, bald ist es wieder soweit? Die Verwaltung macht was sie will, und die jeweiligen Chefs lassen sie gewähren. Untätigkeit der Politik. Eine tätige und tatkräftige fahrradfreundiche Partei müsste man finden können?

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  8. Wenn man ehrlich ist gibt es keine einzige Stelle an der Radfahrer die Hauptstätter Str. legal und ohne lange Wartezeiten überqueren können. Und einige Wege wie dieser sind dazu noch gefährlich.

    Ich fahre sehr viel Fahrrad in Stuttgart und das schon lange aber ich kenne keine einzige angenehm zufahrende Verbindung von Süd nach West.

    Es gibt meinem Kenntnisstand nach keine durchgängige Strecke ohne viel Verkehr, lange Wartezeiten und Gefahrenstellen.

    Die Hauptstätte Str. trennt diese Stadt.

    Vom Marienplatz bis zu den Mineralbädern gibt es keinen durchgängigen und angenehm zu beachtenden Weg um dieses Hindernisse zu überqueren.

    Die beste Lösung. Deckel drauf.

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