5. August 2020

Wegweiser contra Straßenschild

Wer sich nicht auskennt, guckt hier Fragezeichen. Man darf nur rechts abbiegen. Aber die Radwegweiser für Radfahrende bieten munter sehr viele schöne weitere Richtungen an. 

Das Kuriosum befindet sich in Leinfelden-Echterdingen am Ende der Schulstraße, wo sie über die Stadtbahnschienen auf die Max-Lang-Straße geht. Geradeaus ins Wohngebiet dürfen Autos nicht. Die sollen alle rechts abbiegen. Das Gebot ist überdeutlich, eine Ausnahme für Radfahrende ist hier nicht vorgesehen. Also ab nach rechts, ganz egal, was die schönen grünen Wegweiser, die hinter der Kreuzung stehen so alles an Zielen vorschlagen.


Wer sich auskennt findet die Wege vermutlich trotzdem, wer sich nicht auskennt, guckt, dass er/sie das Fahrrad geradeaus über die Straße kriegt. Zur Not über den links gelegenen Bahnübergang für Fußgänger:innen. Dafür muss man aber von der Fahrspur nach links hinüber kommen.

Warum Leinfelden-Echterdingen das so gemacht hat, ist nachvollziebar. Es dürfen unter keinem  Umständen Fahrzeuge auf den Schienen stehen und die Stadtbahn blockieren, nur weil ein Depp den Gegenverkehr abwarten muss, weil er nach links abbiegen oder geradaus fahren will. Hier muss zügig die Gleisüberfahrt geräumt werden. Und auch Radfahrende befinden sich hier in einer Gefahrenzone, wenn sie auf den Gleisen warten, bis der von rechts kommende Verkehr durch ist. Aber dann sollte man vielleicht die Wegweiser so aufstellen, dass Radfahrende auch erkennen können, wie sie auf die Strecke kommen, die sie anzeigen. Von hier aus jedenfalls nicht. Von wo aus aber dann?



10 Kommentare:

  1. Wichtig zu wissen: Wenn es zu einem Unfall kommt, zählen für Polizei und Staatsanwaltschaft die Wegweiser nichts. Sie heben keine Gebots- und Verbotsschilder auf.

    Also eine der vielen klaren Bruchstellen im "Radverkehrsnetz". Ein schiebender Radfahrer ist ein Fußgänger. Gerade für schnelle umweltfreundliche Radfahrer, die rein mit Muskelkraft fahren und für höhere Effizienz Klickpedale benutzen, ist eine Schiebestrecke ein fieses Hindernis.

    Wie viele Radfahrer würden hier denn geradeaus fahren oder links abbiegen müssen, d.h. was sagen die Pläne für die vorgesehenen Verkehrsströme beim Radverkehrsanteil von 20-25% gemäß Zielbeschluss und VEK2030?

    An welcher Stelle in der Prioritätenliste der Stadt ist die Verbesserung der Routenführung an dieser Stelle? Findet die Radverkehrsbeauftragte der Stadt auch diese Stelle für gut gelungen, ist sie begeistert davon oder hält sie die Kreuzung für verbesserungsbedürftig?

    Ich vermute mal, die ebenso kuriose Beschilderung auf der HRR1 auf der König-Karls-Brücke dürfte Priorität haben. Die ist seit über 2 Jahren öffentlich bekannt und dort ist auch noch nichts passiert.

    Ich drücke die Daumen, dass Dein Weg, im Blog solche Stellen bekannt zu machen, um somit politischen Einfluss auf die Behörden zu nehmen, Wirkung zeigt und zu einer schnellen Verbesserung führt.

    Wäre Deiner Meinung nach hier eine Sofortmaßnahme, entsprechende Wegweiser zu ergänzen und/oder eine Fahrradweiche nach links, um auf regelkonformer Radinfrastruktur zum Bahnübergang zu gelangen?

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    1. Für Leinfelden-Echterdingen ist nicht die Stadt Stuttgart zuständig.

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  2. An genau dieser Stelle landete ich letzten Herbst ziemlich hilflos, als mein Navi mich über die Kreuzung geradeaus schickte. Die nächsten Tage wusste ich dann, dass ich besser vorher auf die linke Seite wechsle und dann den Überweg nutze. Selbsterklärend ist anders, ob das von den Machern so gewollt war keine Ahnung. Mittlerweile ist mir auch egal, was irgendwelche Planer am Schreibtisch auswürfeln, ich wähle den für mich besten Weg aus größtmöglicher Sicherheit und StVO - Konformität. Abstriche mache ich ggf bei letzterem.
    Ute

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    1. Genau, Ute. Deshalb sage ich ja immer: Radfahrende kommen nur mit Pfadfindersinn durch, und dabei kann schon mal eine rote Ampel als nicht gültig eingeschätt werden.

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  3. Wie wurde John Forester für sein Vehicular Cycling gegeißelt...
    50 Jahre später gilt immer noch, im Zweifel ist der Radfahrer (angesichts solcher und Tausender ähnlicher Stellen, die insgesamt einem gestreckten Mittelfinger der Politik, der Verwaltung und der Gesellschaft insgesamt entsprechen) auf der Straße und in primary position immer noch am besten und sichersten unterwegs.
    Falls die Autofahrer euch zu nahe kommen, Badenudel auf den Gepäckträger (hab' ich selber noch nicht gewagt, aber bald tu ich's).

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    1. Heißt an dieser Stelle konkret, sch... auf diese Radwege, man folgt halt der Autoverkehrsstrecke, oder fährt von vornherein auf ganz anderen Straße zum jenseitigen Ziel.

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  4. Das ist gerade das generelle Problem der neuen Radwegweiser: diese wurden schon vor Jahren geplant und nun stehen plötzlich nagelneue WW auch an Stellen, an denen sich die Infrastruktur zwischenzeitlich geändert hat. Die vom Landkreis ES haben einen QR-Code, der sich mit etwas Glück auch einlesen lässt und auf ein Eingabeformular verlinkt. Ob und von wem das mal evtl. gelesen wird konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen: es gibt kein Feedback und die von mir gemeldeten Mängel bestehen nachwievor.

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  5. Eins ist klar: in dieser widersprüchlichen und chaotischen Situation gegenüber Radfahrern, die sich möglicherweise irrtümlich falsch einordnen, die ganze Härte der StVO anzuwenden wäre absolut unverhältnismäßig.

    Die Verantwortlichen sollten nun schnellstens, im Zuge der nun anstehenden Überarbeitung kürzlich zurückgezogenen, formfehlerbehafteten Regelungen, Lösungen finden, die nicht gegen jeden Menschenverstand verstoßen.

    Jetzt.

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  6. Wie ist das eigentlich in der Innenstadt bei der (immerhin, löblich!) ausgeschilderten Umleitung um die Baustelle auf der Kronprinzstraße? Da wird man über den Gehweg an der Theo in die Kienestraße geleitet, um zurück zur Kronprinzstraße zu fahren. Ich habe in der Kienestr kein "Radfahrer frei" unter den blauen Lollis gesehen. Kann das mal jemand überprüfen? Wäre ja nicht die erste Radfahrer-Umleitung in Stuttgart, die man gar nicht mit dem Rad fahren darf.

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