16. Dezember 2020

Die Theo bekommt moderne Radwege

Der Gemeinderat hat Hochbordradwege entlang der Theodor-Heuss-Straße auf den Weg gebracht. 

Sie sind drei Meter breit und verlaufen nicht irgendwo zwischen Häuswand, Gehweg und Parkplätzen, sondern entlang der Fahrbahn. So soll es dann nicht mehr zugehen, wie hier auf dem Foto.

Die fahrbahnbegleitenden Radwege haben den Vorteil, dass das Party-Meilen-Publikum am Abend dem Radweg nicht nahe kommt, nicht auf ihm herumsten kann und keine Glasscherben hinterlässt. Für mich persönlich ist es sehr wichtig, nicht Freitag- oder Samstagabend durch halbbetrunkene Leute radeln zu müssen. Der Nachteil ist, dass es nahe dem Rote-Bühl-Platz je einen Taxistand gibt und die Taxis bei der An- und Abfahrt den Radweg kreuzen. 

Der Bus hingegen kreuzt den Radweg nicht, die Radwege werden hinter der Bushaltestelle durchgeführt. Ob das ein Vorteil ist, weiß ich noch nicht. Das werden wir noch disktuieren. Es sieht ja auf den ersten Blick gut aus, allerdings mischen sich dann Fußgänger:innen, die aus dem Bus aussteigen oder einsteigen wollen mit den Radfahrenden beim Überqueren des Radwegs.

Der ADFC und der Zweirat haben sich kritisch zu der Planung geäußert. In einzelnen Punkten, etwa, wie viele Brodsteine wir brauchen, auf welchem Niveau der Radweg verläuft, wie die Ampeln geschaltet werden, und ob man an der Bolzstraße einen Auslauf Richtung Kriegsbergstraße macht, damit klar ist, nicht alle biegen in die Bolzstraße ein, ob man hier und dort sinnvollerweise Zweirichtungsradwege anlegt, ob die Elektroautoparkplätze noch sein müssen, und wie der Tiefgaragenautoverkehr den Radweg kreuzt und vieles mehr, können
wir in der detaillierten Planungsphase, die jetzt beginnt und sicher über ein Jahr dauert, noch ausführlich auch im Unterausschuss Mobilität reden.

Der BUND lehnt die Radwege dort ganz ab, er ist der Auffassung, dass die Theo insgesamt neu und autoreduziert geplant werden muss.

Ich bin auch der Meinung, dass die Theo mittel- bis langfristig zu einem Boulevard werden muss, am besten ganz autofrei. Zumindest muss der Autoverkehr hier halbiert werden, die Autoschneise muss verschwinden, damit sich Hospital- und Börsenviertel mit dem Innenstadtbereich verbinden. Das steht außer Frage. Ein Ideenwettbewerb dazu wird im kommenden Jahr ausgeschrieben (finanziert ist er schon), er deckt die B27 zwischen Wolframstraße und Rotebühlplatz ab, also einen ziemlich großen Raum. Das heißt aber noch nicht, dass der Vorschlag, auf den sich der Gemeinderat vielleicht im übernächsten Jahr einigt, gleich darauf umgesetzt wird, denn dann muss das ja noch in die sehr detaillierte Planung gehen, womöglich über einen Planungswettbewerb. Das alles ist ein langwieriger Prozess.

Aber wir können auch zeitnah schon was aus der Theo machen: Wenn wir bis zu einer endgültigen Neugestaltung der Theo noch zwei Autospuren in jede Richtung haben, hat das den Vorteil, dass wir dort in einem nächsten Schritt eine Busspur einrichten können, die den Autoverkehr auf eine Fahrspur begrenzt. Dann hätten wir das, was moderne Städte haben: Einen Radweg, eine Buspsur und nur noch eine Autospur und alle drei gleich breit. Der Fußgängerbereich ist hingegen jetzt schon und auch dann noch stellenweise doppelt bis dreifach so breit.

Bis dahin will ich hier anständige Radwege liegen haben, die für uns die Konflikte mit dem Autoverkehr und die mit dem Fußverkehr verringen. Und das bin nicht nur ich, die Planung wurde im STA gestern bei einer Stimmenthaltung (AfD) von allen so angenommen, und zwar mit den Anmerkungen und ergänzenden Forderungen, die bei der ersten Diskusssion im STA von mir geäußert wurden und die der Bezirksbeirat Innenstadt ebenso gemacht hat: Die Sachkundigen sollen im UA-Mobilität mitreden, die E-Auto-Ladeplätze sollen woanders hin, wenn es geht, die Einfbiegekurvenradien sollen enger gestaltet werden, damit der Autoverkehr langsamer abbiegt, und die Verwaltung soll einen Antrag auf Aufnahme ins Programm zur Förderung von Planungsleitungen für Radschnellwege stellen.

16 Kommentare:

  1. Da höre ich schon gar nicht mehr hin- alles Absichtserklärungen die noch unzählige Jahre dauern werden. Mit taktischen Sinnlos-Endlosdebatten die in Stuttgart kein Ende finden. Und am Ende kommt doch nichts oder ein riesen Murks.

    Als ich gestern las, dass bei VM Hermanns einzigem Schnellradweg S-BB in 10 Jahren Amtszeit um 20 Uhr die Lichter manuell ausgeschaltet werden, hat's mir wirklich die Sprache verschlagen. Angeblich wegen dem Wild. Meines Wissens sind die Straßenlaternen dort mit Sensoren ausgestattet. Auf die Idee muss man erst kommen, das Straßenlaternen nachts nicht brennen sollen. Was sind sind in diesem Zusammenhang eigentlich die Machbarkeitsstudien wert, wenn solche Probleme am Ende auf den Tisch kommen? Und jetzt wird gestritten, diskutiert und debattiert auf allen Seiten. Sinnlos und Endlos.

    Deutschland 2020/21. Klaus Riegert

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    1. Lieber Klaus, man merkt halt, dass wir gerade eine ziemlich aufgeregte Gesellschaft sind, wo jeder und jede Einzelne mitreden möchte und meint er oder sie habe die Lösung und das müsse jetzt so gemacht werden. Wenn wir uns schneller auf pragmatische Lösungen verständigen könnten, würden solche Prozesse auch schneller laufen, denke ich mir manchmal

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    2. Einige haben kapiert, dass uns verdammt nochmal der Hut brennt, Andere (und offensicht ein Großteil derer, die politische Verantwortung tragen) nicht.

      Es klingt ein bisschen so, als wolltest du verneinen, dass einige Dinge sonnenklar so und nicht anders gemacht werden müssen, allem voran die Rückführung des MIV auf ein absolutes Mindestmaß.

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    3. Es ist immerhin eine recht konkret dargestellte Absichtserklärung. Die Planung sieht für mich vom Grundsatz her vernünftig aus.

      Bei so einer Planungsskizze und Diskussionsgrundlage im früher Phase stimmen viele Details noch nicht. Kann ja mal passieren. Erschrocken oder entsetzt muss man jetzt deswegen noch nicht sein. Wenn die Profis draufschauen, wird das alles sicher noch ausgeräumt und korrigiert. Mindestabstand von den Schrägparkplätzen nur 2/3 der vorgeschriebenen Breite. Ladeplätze, d.h. Parkplätze mit hoher Wechselfrequenz. Taxi-Plätze, d.h. Parkplätze mit hoher Wechselfrequenz, und das alles auf Radschnellweg-Route, dauerndes Auf und Ab, widerspricht den Vorschriften. Die 60cm Sicherheitsstreifen auf beiden Seiten vermisse ich auch noch.

      Aber - um Himmels willen - warum wurde die ziemlich vernünftige kombinierte Bus/Rad-Spur wieder zurückgebaut zu dem Provisorium mit reihenweise gefährlichen Details und unstetiger Führung des Radverkehrs, teils auf Radfahrstreifen, teils gemischt mit Fußgängern, teils im Kfz-Mischverkehr? Das widerspricht Planungsgrundsätzen und den technischen Regelwerken und den einschlägigen Gerichtsurteilen.
      Das Provisorium wird uns jetzt doch noch mehrere Jahre erhalten bleiben
      Wer ist denn für den Verwaltungsakt verantwortlich, diese Radwegeführung anzuordnen (Amt und Name)?!

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    4. @Holger,
      Du bist sehr optimistisch. Eigentlich hätte man sagen müssen,"wovon träumst Du nachts". Erfahrung hier in Heidelberg. Umbau einer Straße mit Straßenbahn. Sieht schön aus, aber: Radweg durch Bushaltestellen, mutiert dort zu Gehweg mit Radfreigabe, keine Ab- oder Auffahrt für Schrittgeschwindigkeitsunwillige. Kreuzung mit Radübergang auf der falschen Seite, hat man die Straße überquert, kann man legal nur zurückfahren, ansonsten landet man auf einem Gehweg oder man steht vor einer Fußgängerampel. Murks hoch drei. Beschwerde bei der Stadt, hochtrabende Erklärung von wegen "noch nicht fertig", blablabla. Aber der Hammer (betrifft vorzugsweise Motorisierte.) Man hat die Straßenbahn verlegt und dabei hat man vergessen!!, dass und wie man die Straße geradeaus weiterführt (früherer Verlauf). Jetzt denkt man seit mindestens 2 Jahren nach, was man da so machen könnte. Derzeit muss der ganze motorisierte Verkehr links abbiegen, dann rechts abbiegen, dann eine gefühlte 100% Rampe runter und 90° nach links fahren. Dann ist man wieder auf der alten Trasse. Übrigens auch Fußgänger und Radfahrer müssen diese Rampe rauf und runter und Radfahrer natürlich wieder auf einem freigegebenen Gehweg (Qualität Trampelpfad").
      Am besten Du mischst Dich da ganz schnell ein. Von sich aus, werden die Ihre Planungsfehler nicht erkennen und sicherlich auch nicht ändern. (Entschuldigung, aber ich erwarte nach meinen Erfahrungen da nichts mehr)
      Karin

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    5. @Karin,
      gleichartige Erfahrungen machen wir in Stuttgart auch wie das, was Du von Heidelberg schilderst. Genau so etwas passierte gerade ja auch bei der Theo. Die ganz akzeptable Popup-Lösung wurde gerade erst durch etwas ersetzt, was einen üblen Rückschritt darstellt, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Genau die Ausrede und Vertröstungs-Taktik, die Du beschreibst, "Es ist ja noch nicht fertig".

      Ich schreibe tatsächlich gerade etwas zusammen. 16 offensichtliche Verstöße und Fragen umfasst meine vorläufige Sammlung über das, was da jetzt hingeschludert wurde.

      Dennoch, die Planungsskizzen für die Theo, die Christine in diesem Blogbeitrag aufgreift, stimmen mich tatsächlich optimistisch. Hier sind sie übrigens in groß, wo die Details besser zu erkennen sind als auf Christines Screenshot-Bildchen: https://www.domino1.stuttgart.de/web/ksd/KSDRedSystem.nsf/0/35E3B3663E73E875C1258630002C1885/$File/Anlage%201.pdf?OpenElement .

      Die Skizzen enthalten *wirklich* vielversprechende Ansätze, wenn auch die ewiggestrigen Kräfte im Gemeinderat offensichtlich wieder die Schnelligkeit und Leichtigkeit des Radverkehrs einzuschränken versuchen und nicht die des Kfz-Verkehrs, und sich damit stockvoll über die Vorschriften hinwegsetzen.

      Was sollen z.B. die 3cm-Schwellen/Bordsteinkanten auf dem Radweg. Die gehören - wenn schon - auf die Kfz-Spur, um die Kfz-Poser und Kfz-Raser und ignoranten Kfz-Abbieger auszubremsen. Die meisten Räte haben es halt immer noch nicht kapiert. (Es klingt zumindest so, als ob sie hier nur den Radverkehr einschränken wollen, stett die Autofahrer, die über 80% der Verletzten und toten im Straßenverkehr auf dem Gewissen haben: "Oberstes Ziel ist die Verkehrssicherheit des Radverkehrs, dem die Schnelligkeit bzw. die Leichtigkeit ggf. untergeordnet wird." in https://www.domino1.stuttgart.de/web/ksd/ksdRedSystem.nsf/0/35E3B3663E73E875C1258630002C1885/$File/9028EDD480F10572C1258617001E8619.pdf?OpenElement ). Warum so einfach mal so willkürlich nur 3m Breite vorgegeben wurden und nicht über 4m, was dem Stand der Technik beim erwarteten Verkehrsaufkommen entsprechen würde, wurde auch nicht begründet. Weiterhin muss man natürlich kritisieren, dass die Kreuzung am Rotebühlplatz aus der Planung ausgeschlossen wird - unverständlich angesichts der Tatsache, dass gerade an veraltet konstruierten Kreuzungen und Einmündungen Autofahrer die meiseten und die schwersten Unfälle verursachen.

      Mein Optimismus gilt konkret allein für das Nachdenken über diesen knappen Kilometer (der sich - machen wir uns nichts vor - über ein paar Jahre hinziehen wird) aus folgenden Gründen.

      - Die Planung steht unter Beobachtung der Öffentlichkeit, einschließlich Presse und Christines Blog, und könnte so etwas wie ein Prestige- und Vorzeigeobjekt werden, bei dem sich die Stadt nicht blamieren will ("Wir können alles außer Verkehrspolitik").

      - Die Planung wird aktiv mit fachkundigen, praxiserfahrenen Leuten diskutiert und auf deren Know-how zurückgegriffen (ADFC, Zweirat).

      - Es steht eine super-breite Schneise mit riesig viel Verkehrsfläche zur Verfügung, die es neu zu verteilen gilt. Da besteht die Chance, etwas vernünftiges draus zu machen - und zwar auch ohne viele Bäume fällen zu müssen, was dann auch den Grünen gefallen dürfte.

      - Die Stadt hat sich im Vorfeld überhaupt schon mal mit dem Radverkehr beschäftigt. (Ich suche zwar noch nach den veröffentlichen Detail-Fakten aus den Messungen und Analysen, die während der Evaluierung der Popup-Bus-und-Radspur gewonnen wurden - die werden aber auch noch irgendwo auftauchen.)

      - Stuttgart hat als Vereinsmitglied Zugriff auf die Ausarbeitungen und Musterlösungen der AGFK-BW e.V., sowie kostenfreie Profi-Unterstützung bei der Planung.

      Ich denke, unter diesen Rahmenbedingungen besteht noch Hoffnung.

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  2. Die Sensoren sind, soweit ich das beobachte bis 22 Uhr aktiv, danach, wohl auf betreiben der Autoparteien, ausgeschaltet.

    Gruss Frank

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    1. Jörg
      Das Licht auf dem RSV in Böbblingen ist von 5:00 bis 22:00 betriebsbereit. In dieser Zeit wird es mit Sensoren geschaltet. Danach kommt der Nachtwächter, auf dem Land gibt es sowas noch, und schaltet das Licht aus. Er trägt eine Strumpfhose, führt eine Barde mit sich und sinkt mitteralterliche Lieder. Scheinbar ist er technisch gut ausgestattet, das Licht schaltet er auf die Sekunde genau.
      Stuttgart kann für diesen Radschenllweg nichts. Der wurde vom Landkreis Böbblingen mit Unterstützung vom Land gebaut. Stuttgarter haben fleißig kritisiert, falsche Trasse, das gute historische Pflaster wird versteckt, die armen Fußgänger, das Wild, das viele Geld (10 m Autobahn hätte man dafür bauen können) usw.. Eine vernünftigen Anschluß auf Stuttgarter Seite müssen wir uns noch erkämpfen.

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    2. Das Licht wird von 5?-20:00 geschaltet, wie es auch an den Schildern steht, jedoch habe ich seit kurzer Zeit das Gefühl, daß der Teil zwischen Sprengplatz und Bahnbrück defekt ist und dauerhaft an ist. Auf jeden Fall werden die Lichter pünktlich um 2000 ausgeschaltet (Stand letzter Woche, mittlerweile ist ja eine Ausgangssperre um die Zeit).

      Überraschenderweise werden die Radschnellwege in Böblingen (S-BB und BB-Ehningen) schnell gereinigt und sehr stark gesalzen. So stark, dass sich Salzkristalle auf meinen Reifen bilden und der Reifen für Tage nicht trocknet.

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  3. Jörg
    Es stellte mal einer die Frage wozu führt die Börsenstraße über den Börsenplatz. Dort ist kein Ziel. Diese Einfahrt kann doch weg. Die Einfahrt ist sehr dynamisch geformt, das ist gefährlich. Die Einfahrten ins Uni-Gebiet müssten sowieso anders geregelt werden.
    Die Frage kann man an der Gymnasiumstraße genauso stellen. Eine Sackgasse von der Hospitalstraße ermöglicht die Zufahrt mit dem Automobil. Es verhindert die Abkürzung durch das Viertel.

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  4. Die gesamte Planung ist für die Tonne. Die Stadtautobahn spaltet weiterhin den Verkehrsraum wie eine Mauer und genau das sollte eigentlich geändert werden. Alles nur Schminke auf Kosten der Nicht-Autofahrer.

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  5. Jörg
    ich kenne eine andere Definition für Autobahn. "Alles doof" kann man sagen, man kann auch sagen: "Rom wurde nicht einem Tag gebaut".
    Tatsache ist, es gibt Pläne, im I-Gebiet Wallgraben werden zumindest 68 Parkplätze, die den Radverkehr behindert haben entfernt (llaut StZ). Es wird neutral über einen Vorschlag im BB-Süd in der StZ zur Entflechtung von Fuß und Rad berichtet. Das soll natürlich niemanden abhalten mehr zu fordern. Es sollten nur nicht die mässig umgesetzen Maßnahmen komplett in Frage gestellt werden. Oder kann mir jemand den Weg aufzeigen wie man so in Richtung Verkehrswende kommt?
    Eine gewisse Beharrlichkeit zahlt sich aus. Wenn mehr Leute positiv mitarbeiten erreichen wir den Kipppunkt wo es ein Selbstläufer wird eher. Ich zähl auf Euch.

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    1. zum Wallgraben: Wenn das der Kompromiss aufgrund enger Platzverhältnisse ist, bei dem allen Verkehrsarten gleichermaßen nur Mindest-Flächen zur Verfügung gestellt werden, und das Verkehrsaufkommen entsprechend Zielbeschluss berücksichtigt wurde (also ungefähr gleich viele Radfahrer wie Autos, d.h. 25% Radfahrer und 25% MIV), dann ist es in Ordnung. Ob das gegeben ist, weiß ich nicht. Wenn nicht, dann ist das weniger als für die Verkehrswende notwendig wäre.

      Zum Argument "Rom wurde nicht an einem Tag erbaut": ich fordere nicht, dass alle Änderungen gleichzeitig umgesetzt wird. Aber bei jeder einzelnen Änderung, jeder Erweiterung und jedem Neubau müssen eben grundsätzlich die notwendigen Qualitätsmerkmale und der Stand der Technik eingehalten werden. Abstriche einseitig beim Kfz-Verkehr oder wenigstens gleichmäßig für alle.

      "Einhalten von Vorschriften und Gesetzen" kann doch keine Forderung sein, wegen der einem vorgeworfen wird, man würde Verhinderungspolitik betreiben, oder siehst Du das ernsthaft anders?

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  6. Mich amüsiert gerade ein Artikel in den StN. Selbst die StN kann sich ein "Grinsen" über den "Arbeitseifer" der Stuttgarter Stadtplaner bezüglich des Radwegs an der Theo nicht verkneifen. "Radplanung in Stuttgart, Mindestens sechs Jahre für 670 Meter Radweg" titelt sie und ist so frech mal nachzuschauen, wie lange die Amerikaner zum Mond gebraucht haben. 8 Jahre! Radwegplanung in Stuttgart scheint eben doch fast so kompliziert zu sein wie Rocket Science! Köstlich!

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    1. Wir Radfahrer, einschließlich Christine, lassen uns verarschen und hinhalten. Manche von uns, einschließlich Christine, scheinen es nicht einmal zu merken.

      Vergleichen wir doch mal,
      wie schnell die Planer in der Verkehrsbehörde planen können,
      wie schnell das Tiefbauamt arbeitet,
      wie schnell Baufirmen gefunden werden und
      wie schnell Baufirmen Asphalt verlegen und Markierungen aufbringen können,
      wenn nur ein wenig Zug dahinter ist, am Beispiel der X1-Schnellbuslinie:

      Beschluss des GR im Juni 2017.
      Eröffnung Oktober 2018.

      Geht doch.

      Einfach war's sicher auch nicht (sicher nicht schwieriger, als eine Radverkehrstrasse auszurollen):

      Viele beteiligte Behörden, städtische Tochtergesellschaften und Planungsbüros.
      Mehrere Kilometer lang.
      Einschließlich zusätzlicher, neu angelegter Spur und kreativer Routenführung,
      einschließlich gefällter Bäume,
      einschließlich neu aufgestellter Ampeln,
      einschließlich neu angeschaffter Busse,
      einschließlich neu geordneter Verkehrsführung auf der König-Karls-Brücke,
      einschließlich neu gestalteter Haltestellen,
      einschließlich neu eingerichteter Warte- und Pufferbereiche für die Busse,
      einschließlich Werbung, Flyer, Pressearbeit,
      einschließlich zusätzlicher Busfahrer,
      einschließlich Fahrplan-Entwurf,
      einschließlich Abstimmung mit allen Interessensgruppen,
      einschließlich neuem grafischen Design.

      Mehrere Millionen Baukosten für die Trasse von X1,
      mehrere Millionen Anschaffungskosten für die Busse für X1,
      eine Million (?) jährliche Betriebskosten, um viel MIV auf die Öffis zu verlagern (wie viele eigentlich genau?).

      Der Bus muss sich nicht über Schotterpisten quälen.
      Der Bus muss auf keiner Kreuzung über mehrere Bordsteinkanten rumpeln.
      Der Bus muss sich nicht gequält durch mehrere Umlaufsperren schlängeln.
      Der Bus muss nur eine Ampel beachten, um am Stück in einem Schwung ohne Zwischenhalt über die Kreuzung zu kommen.

      Geht alles. Die Verwaltung kann durchaus, wenn Druck gemacht wird.

      Beim Radverkehr:
      2009 hat sich die Stadt einen Plan mit den Hauptrouten (aka Radschnelltrassen) erstellen lassen und ihn in den Entwurf des VEK2030 aufgenommen.
      Radvekehrskonzept 2010 publiziert.
      2010-2014 sind die Zielvorgaben im VEK2030 abgestimmt und verabschiedet worden, u.a. mit einem Modal Mix, der vorgibt: "in 2020 gleich viel Radverkehrsanteil wir Kfz-Verkehrsanteil".
      Februar 2019 Zielbeschluss des GR zum Radverkehr.

      Die Zwischenbilanz: Wo stehen wir Ende 2020?

      2020 hat sich die Stadt einen Plan mit den Radschnelltrassen (aka Hauptradrouten) erstellen lassen.
      Die Theo, die auf einer der Radschnelltrassen liegt, wurde für ein paar Monate einigermaßen komfortabel ausgebaut (mal abgesehen von der Pförtner-Baustelle am Rotebühlplatz, die Lastenräder aussperrte) und wieder auf einen schlechteren, unsichereren "Standard" zurückgebaut und ein Diskussionspapier zur Vorplanung wurde erstellt.
      Es sieht also danach aus, dass in 6 Jahren vielleicht immerhin mal 1 km von über 100km Radschnelltrasse ausgebaut sein wird.

      Die Prognose:

      Setzen wir mal einfach "kompletter Ausbau der Radschnelltrassen" gleich mit "Stuttgart tut alles für die Verkehrswende", unterschlagen, dass vielleicht 10% der Radinfra heute schon schnelltrassentauglich sind, und rechnen hoch:

      6 Jahre, um Stuttgart fit zu machen für 1% Verkehrswende
      60 Jahre, um Stuttgart fit zu machen für 10% Verkehrswende
      600 Jahre, um Stuttgart fit zu machen für 100% Verkehrswende

      Christine, wenn das Dein nicht-literarisches Lebenswerk werden soll, empfehle ich, ein wenig mehr Druck im Kessel zu machen. ;-)

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  7. Zu den erwähnten 8 Jahren, die seitens US für das Erreichen des Mondes benötigt wurden, wäre realistischerweise auch die vorangegangene Raketenforschung der Deutschen Wehrmacht hinzuhzuzählen. Dort wurden wichtige Grundlagen erarbeitet, die später 1:1 und unter Einbeziehung persönlicher Expertise deutscher Konstruktuere in die NASA-Entwicklungen einflossen.

    An dieser Stelle sei auf den Panzerjäger "Ferdinand" aus der selben Zeit hingewiesen. Hier wurden moderne elektro-Hybridantriebe eingesetzt, lange bevor Toyota überhaupt wusste, wie man das schreibt.
    Ebenso gab es personelle Kontinuitäten: der Namesgeber gründete einen wirtschaftlich erfolgreichen Sportwagenbauer, der heute übergroße PS-Giganten ohne durchdachtes Nachhaltigkeitskonzept anbietet.

    Eine weitere Parallele zum Ferdinand: trotz seiner monströsen High-tech kamen viele der Fahrzeuge bereits vor Feindeinwirkung auf Grund nicht zu behebender Konzeptionsfehler zu Schaden.
    Um den Bezug zum Erfinder zu verschleiern, wurde aus PR-Gründen das Fahrzeug kurzerhand in "Elefant" umbenannt.

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