10. Dezember 2020

Schulweg ohne Radführung, aber mit Gefahren

Kinder und Lehrer:innen, die zur Torwiesenschule am Vogelrain radeln wollen, müssen die Böblinger Straße überqueren, und zwar hier an dieser Ampelanlage. 

Blogleser Stephan hat hier schon mehrfach gefährliche Situationen beobachtet. Eine Radführung vom Radweg der HRR1 über Straße und Schienen in die Vogelrainstraße ist nicht vorhanden. Die Ampel zeigt keine Radzeichen auf der Streuscheibe. Eine Litfaßsäule verstellt die freie Sicht auf den Autoverkehr. (Foto von Blogleser Stephan.) Und man sieht keine Ampel, die anzeigt, dass Straßenbahnen kommen.

Bis zur Verkehrsinsel mit der Säule kommt man noch verhältnismäßig leicht. Man richtet sich nach der Fußgängerampel. Allerdings sind die Wartezeiten lang, weshalb einige radeln, wenn die Straße frei ist. Das dürfen sie auch, denn reine Fußgängerampeln gelten nicht fur Radfahrende (was die Polizei und das Ordnungsamt entweder nicht wissen oder sich nicht klar machen). 

Das Problem beginnt dahinter. Ich sehe eine Fahrbahn. Manchmal warten Autos, weil sie eine Ampel sehen, die für sie Rot zeigt. Dann radle ich los und schwenke nach links auf die Fahrbahn, radle über die Schienen und biege nacht rechts in die Vogelrainstraße ab. (Geradaus über die Fugängerfurt über die Schienen radle ich ich eher nicht, denn dahinter muss ich rechtwinklig herumwinkeln.) Aber die Autofahrenden haben nicht ohne Grund Rot. Es kommt nämlich eine Straßenbahn, entweder von rechts oder von links. Natürlich muss ich als Radler:in darauf achten, aber viele unterschätzen die Startgeschwindigkeit von Stadtbahnen, die an der Haltestelle rechts los fahren. 

Als Radfahrer:in sehe ich auch nicht, ob die Autos Grün oder Rot haben. Manchmal steht da auch ein Bus, den die Autofahrenden überholen. Auf der Straße gilt Tempo 50. Nun sind Radfahrende, manchmal im Pulk teils hinter der Litfapssäule versteckt, damit beschäftigt, rüber zu kommen und alles abzuschätzen, und Autofahrende sind damit beschäftigt, den Bus zu überholen. Dabei kommt es zu gegenseitigen Überraschungsmomenten. Autofgahrende haben wegen der Säule nicht alle Radler:inenn gesehen, die Radler:innen im Schülerpulk haben das schnell herannahende Auto falsch eingeschätzt. Alles bremst. Alles brüllt. 

Außerdem gibt es Autofahrende, die aus der Vogelrainstraße nach rechts auf die Böblinger Straße abbiegen, was verboten ist. Die Ampel für die Autos stadtauswärts befindet sich aber vor dieser kleinen Stichstraße, sodass die illegalen Einbieger nicht sehen, ob Autos Rot und Fußgänger:innen gerade Grün haben. Und wenn Radler Fußgänger-Grün sehen und hinter der Litfaßsäule hervorschießen, dann gibt es wieder Gebremse und Geschrei.

Ich radle da auch oft, wenn ich Richtung Heslacher Wald und Bärenseen will. Für mich ist diese System aus Fußgängerüberweg, Einbiegen in die Fahrbahn und Straßenbahnschinen durch große Aufmerksamkeit und Vorsicht bewältigbar, für Kinder allerdings nicht. So dürfen Schulwege für radfahrende Kinder nicht aussehen. 

Was unsere Straßenverkehrsbehörden und Planer noch nicht gelernt haben ist, dass wir Radfahrende oft aus einer Fußgänger-/Radfuhrt nach links auf eine Fahrbahn hinaus biegen, so wie hier auch. Es fehlen dann aber alle Ampeln und Verkehrszeichen, denn die sind ausschließlich so aufgestellt, dass man sie vom Autositz aus sieht. Auch diese Stelle hier ist nicht mit den Augen von Radfahrenden geplant und organisiert, sondern nur aus Sicht von Fußgänger:innen und Autofahrenden.

Weil hier Schüler:innen radlen muss es Hilfestellungen geben

  • Zum einen müssen Ampelanlagen, die mit Fahrrädern gequert werden, ein Radzeichen in der Streuscheibe haben, auch damit Kinder und Jugendliche Ampeln und Schilder als für sie gültig und zuverlässig erleben. 
  • Zum andern würde ein  für Radfahrende sichtbares Rotzeichen bei Straßenbahnverkehr (die Schwarzampel gedreht oder direkt an den Schienen aufgestellt) helfen, gefährliche Situationen zu vermeiden. 
  • Zum dritten wäre diese Stelle eine schöne und durchaus verzwickte Stelle, um endlich mal eine Radverkehrsführung zu entwickeln, die berücksichtigt, dass Radfahrende von einer Verkehrsinsel oder einem Straßenteiler nach links auf eine Fahrbahn einbiegen und dann auf der Fahrbahn weiterfahren. 
  • Zum vierten könnte eine Rad-/Fußgängerampel die Einfahrt von der Ferkehrsinsel in die Vogelsangstaße sichern.  (Ein Zebrastreifen geht dort nicht, er würde zwar Fußgänger:innen nützen, nicht aber Radfahrenden, denn die sind auf ihm nicht geschützt. Auch mit paralleler Radspur geht es nicht, denn die wirkt nicht wie ein Zebrastreifen.) Oder es muss hier Tempo-30 ausgewiesen werden (was aber auch nicht geht, weil es hier kein erhöhtes Unfallaufkommen gibt). 
  • Und die Litfaßsäule muss woandes hin. Sie macht Radfahrende für Autofahrende unsichtbar.

Das Problem, was wir hier typischerweise wieder einmal haben, ist, dass der Straßenverkehr grundsätzlich nicht für Radfahrende organisiert ist und die sich ihre Wege mit Pfadfindersinn suchen müssen und dabei über alle Infrastrukturen hoppen, die jeweils eigene Regeln haben: Vom Radweg über eine reine Fußgängerfurt ohne Radzeichen, halb über eine Fahrbahn, auf die Straße einbiegen, Schienen queren. Unsere Straßenverkehrsordnung gibt hier keine Lösungen vor und hiflt auch nicht dabei, eine kreative Lösung zu finden, die allen klar macht, wo und wie die Fahrräder fahren. 

 

18 Kommentare:

  1. Failed City Stuttgart

    Mein Vorschlag: Bagger mieten und weg damit! Wie hirnverbrannt muss man eigentlich sein, um dort eine Litfaßsäule hinzustellen?

    Schulwege müssen 100%ig sichere Schutzräume für Kinder sein. Und dem, haben sich ALLE unterzuordnen. Ohne Wenn und Aber...Claudia Schmidt

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Werbetafeln stehen zu Hauf auf Stuttgarter Gehwehen rum und blockieren die Sicht. Frau Lehmann könnte im Gemeinderat den Abbau dieser Tafeln beantragen, die Zustimmung dürfte aus den Nicht-Nazi-Lagern gesichert sein.

      Löschen
    2. Eine Neueordnung der Werbung im öffentlichen Raum ist vom Gemeinderat schon beschlossen, und wird nun von Fachleuten verhandelt. Dabei geht es auch darum, wo Litfaßsäulen stehen (und wo man Werbeplakate sonst noch so aufhängt). Litfaßsäulen sind billig für Werbende, deshalb sind sie auch wichtig. Auf ihnen können lokale Veranstalter für einen Euro pro Tag auf kleine Veranstaltungen, Theaterstücke, Konzerte etc. hinweisen. Wir werden aber eben darüber verhandeln msüsen, dass sie so stehen, dass sie keine Sichtachsen im Fußgänger- Rad- und Autoverkehr verstellen.

      Löschen
    3. Entlang/direkt an Autobahnen gibt es selbstverständlich keine Werbung- aus Sicherheitsgründen.

      Dagegen wird für den Fuß-/Radverkehr 'erst mit der Werbewirtschaft verhandelt' und die Sicherheit mit finanziellen Interessen abgewogen. Wow. Mega verstörend... Claudi

      Löschen
    4. Ich glaube, das ist jetzt etwas zu extrem formuliert. Ich kenne diese Ecke, die ich beschrieben habe, auch ganz gut. Ohnehin wartet man ja auf der Verkehrsinsel, wo die Litfaßsäule steht und guckt, ob die Autos gerade Rot haben oder nicht, und dabei kann man auch von Autofahrenden gesehen werden. Es ist nicht so, dass man beim Warten hinter ihr versteckt wäre. Und beim Überqueren einer Fahrbahn muss man ja sowieso immer warten, bis sie frei ist.

      Löschen
    5. Liebe Christine, ich bin entsetzt über Dich. Was ist denn in Dich gefahren mit dieser Einschätzung? Willst Du Dich beim neuen OB anbiedern? Warum willst Du auf Sicherheit verzichten? Warum willst Du das Befolgen von Verwaltungsvorschriften, die der Sicherheit dienen zur Diskussion stellen zugunsten billiger Werbung? Warum billigst Du, dass Werbung für 1€ wichtiger sein kann als ein verletztes oder getötetes Kind? Ich fasse es nicht.

      Im Artikel schreibst Du selbst: "Autofgahrende haben wegen der Säule nicht alle Radler:inenn gesehen". Du findest es also in Ordnung und verhandelbar, dass Sichtachsen versperrt werden, und zwar baulich und dauerhaft und so gestaltet, dass Ablenkung vom Verkehrsgeschehen beabsichtigt ist?!

      Du weißt nur zu gut, dass Autofahrer, die beim Abbiegen auf Kreuzungen Radfahrer übersehen, die häufigste Todesursache von Radfahrern sind. An anderer Stelle sprichst Du Dich generell gegen Radwege aus, weil es Kreuzungen gibt, wo die Sichtachsen nicht frei gehalten sind. Du wetterst gegen Autos, die im Kreuzungsbereich parken und die Sichtachsen versperren (bei PKW weniger als eine Litfaßsäule). Und dann willst Du noch verhandeln? Mit wem denn und mit welchen Argumenten? Du willst die Diskussion zulassen, ob Vision Zero zurückstecken soll hinter dem Interesse, für eine kleine, unbedeutende Veranstaltung genau an den Stellen werben zu können, wo die größten Gefahren für ungeschützte Verkehrsteilnehmer lauern und wo Autofahrer regelmäßig überfordert sind und alles vergessen, was ihnen in der Fahrschule eingebleut wurde wie Schulterblick und Blinken?

      Claudias Sicht ist vollkommen angemessen und Deine Antwort empfinde ich als extrem verstörend.

      Löschen
    6. @Holger, interessant was du in Christines Antwort alles reininterpretierst. Bei mir kommt das nicht so an. Das steht doch ganz klar: "Wir werden aber eben darüber verhandeln müssen, dass sie so stehen, dass sie keine Sichtachsen im Fußgänger- Rad- und Autoverkehr verstellen.". Dass da überhaupt verhandelt werden muss ist kritikwürdig, ja, aber die Ursache dafür dürfte wohl eher bei den Freien Wählern und der CDU liegen.

      Löschen
    7. Ja, tatsächlich, das Wort "verhandeln" hat mich die Wand hochgehen lassen. Wozu verhandeln, wenn es um Sicherheit und Unfallvermeidung geht und wenn sich das Problem durch einfachen Verweis auf die Verwaltungsvorschriften beheben lassen sollte. Egal welche Parteizugehörigkeit, alle Politiker haben sich eben auch an die Vorschriften zu halten. Innerhalb dieser Grenzen bleibt noch genügend Raum für politische Verhandlungen.

      Das habe ich dann "zusammengemischt" damit, dass Christine mehrfach Radwege an sich und grundsätzlich schlechtgeredet. Radwege, die bei ordnungsgemäßer Ausführung durchaus sicher und schnell zu befahren sind.

      Nach mehreren Unfällen, für die unzureichende und vorschriftswidrige Verkehrsinfrastruktur mit ursächlich waren, stinkt's mir halt gewaltig und ich werde ungeduldig (und gelegentlich auch ungerecht). Ich hoffe dennoch, die überdeutliche Positionierung rüttelt mehr auf und verdeutlicht die Sachlage, als dass es Widerstand und Trotz hervorruft.

      Löschen
  2. Ein Menschenleben ist in Deutschland nichts mehr wert und bewegt sich mittlerweile auf dem ALDI-Discounter-Niveau, von 300 Euro Strafe. Skandalös!

    Der jetzige Fall in Frankfurt zeigt- wo ein 60jähriger Radfahrer totgefahren wurde, dass nicht einmal mehr eine freie Rundumsicht bei LKW-Fahrern eingefordert wird. Und eine deutsche Richterin dies auch noch amtlich bestätigt und als 'tragischen Zusammenstoß' abtut. Was stimmt in diesem Land nicht?

    Hartmut

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Doch, Hartmut, genau deshalb wurde der LKW Fahrer bestraft. Wegen der fehlenden Rundumsicht.

      Löschen
    2. 300,- sind keine Strafe!

      Löschen
  3. Jörg
    Das ist eine Stelle wo die Autofahrenden auf Kosten der Sicherheit und anderer schwächerer Verkehrsteilnehmer durch die StVO übervorteilt werden. Eine einfache Vorfahrtsregelung für die Radfahrer, die ja nur in den seltenen kurzen Grünphasen kommen, sollte drin sein. Ist aber nicht - wegen der aktuellen StVO Interpretation möglich.

    Das sollte doch in einen Antrag im BB Süd münden. Ganz klar die Litfaßsäule muss da weg. Werbung zu Lasten von Sicherheit ist eher böse. Zone 30 oder Tempo 20 löst das Problem mit der Weiterfahrt nach dem Überqueren der Straße nicht. Am einfachsten wäre es die Ampel über die Vogelrainstraße zu "verlängern". Wer bei Grün von der HRR1 kommt könnte sicher weiterfahren.
    Zur Straße, sie führt zu ein paar Parkplätzen, dort sollte Zone 30 möglich sein. Es gibt keinen Durchgangsverkehr. Heute wird schon so langsam gefahren.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nur eine kleine sprachliche Randbemerkung. Jemanden übervorteilen heißt sich auf dessen Kosten einen unlauteren Vorteil verschaffen, übervorteilt werden hier also die Radfahrer.

      Löschen
  4. Die STVO ist m.E. nicht das Problem, denn sie unterscheidet schon seit über 20 Jahren nicht mehr zwischen KfZ und anderen Fahrzeugen. Die Benutzung der Fahrbahn ist jedermanns Recht und darf nur in einzeln begründeten Ausnahmefällen untersagt werden, egal wem. Und die Sicherheit hat oberste Priorität, egal für wen.

    Die Implikationen für die Gestaltung von Straßen in Städten und Ortschaften in ganz D sind dadurch eigentlich glasklar. Fahrbahnverbote für Radfahrer z.B. dürfte es so gut wie nirgends geben, ihnen ist statt dessen überall ausreichender und sicherer Raum auf der Fahrbahn zuzusprechen.

    Ich wundere mich, dass die Grünen nicht schon vor Jahren deswegen vors Bundesverwaltungsgericht und zur Not vors Bundesverfassungsgericht gezogen sind.

    S. Schwager, Fürstenfeldbruck

    AntwortenLöschen
  5. Zur Randbemerkung "was die Polizei und das Ordnungsamt entweder nicht wissen oder sich nicht klar machen":
    Nach Gesprächen und e-Mails mit Mitarbeiter:innen vom Ordnungsamt sowie Gesprächen und mehreren Unfallaufnahmen durch mehrere Polizisten muss ich Dich korrigieren. Ordnungsamt und Polizei wissen perfekt Bescheid, auf jeden Fall die Mitarbeiter "auf Arbeitsebene".

    Eine Einschränkung muss ich anbringen: Wie es mit der Kompetenz der jeweiligen Vorgesetzten und auf der Leitungsebene aussieht, entzieht sich meiner persönlichen Kenntnis.

    Aus den Schilderungen meiner Gesprächspartner ergibt sich folgendes Bild: Den Mitarbeitern sind die Unfälle peinlich, die die unzureichende Infrastruktur provoziert. Die Mitarbeiter würden gerne schon seit Jahren aktiv werden.

    Sie dürfen aber nicht.

    Ihre Vorgesetzten geben ihnen Jahr für Jahr andere Prioritäten. Vorrang hat beispielsweise, sich um die Bewachung von "Stuttgart leuchtet" zu kümmern. Unbestritten ästhetisch, aber ob Ästhetik wirklich Vorrang vor Sicherheit erhalten soll, darf man durchaus hinterfragen.

    Die Verwaltungsspitze ist wiederum gebunden an die politischen Entscheidungen.

    Sie darf nur Geld für Maßnahmen ausgeben, für die sie von Gemeinderat und den politischen Stadtteilgremien die Genehmigung erhalten haben. Sie dürfen kein Geld ausgeben, um Fakten zusammenzutragen, die sie als Planungsgrundlage benötigen (z.B. hinsichtlich Verkehrsstärke, Verkehrsströme, Fahrgeschwindigkeiten). Das hast Du, Christine, mehrfach bestätigt.

    Der Oberbürgermeister als Vorsitzender des Gemeinderats und Verwaltungs-Chef kann meines Wissens kompetente Behörden-Mitarbeiter im Gemeinderat Details der Verwaltungsvorschriften erläutern lassen. Das scheint nicht in ausreichendem Maß zu geschehen, schließe ich aus mancherlei naiven und sachlich falschen Argumenten diverser Gemeinderatsmitglieder und Fraktionsvorsitzenden.

    Dem Gemeinderat ist es offensichtlich aus politischem Kalkül, Koalitionskompromissen und wahltaktischen Überlegungen wichtiger, Litfaßsäulen aufstellen zu lassen als gefährlich gestaltete Kreuzungen zu entschärfen oder Ampelanlagen an die 46. Änderungsverordnung der StVO von 2012 anzupassen (konkret § 37 Abs. 2 Nr. 6) oder den Zwang, die Radwegebenutzungspflicht aufzuheben auf Radwegen mit Qualitätsmängeln (oder alternativ regelkonform sichere Radwege bauen zu lassen - siehe entsprechende Gerichtsurteile) - eine Aufgabe, die die Volksvertreter in enger Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern in den Behörden entgegen den Sicherheitsbedürfnissen der Bevölkerung mit penetranter Ignoranz aussitzen ebenfalls seit ungefähr 2009 bis 2012 aussitzen.

    Nicht einmal einen Überblick über den Ist-Zustand gibt es, der den Reifegrad der Radinfrastruktur in Stuttgart beschreibt anhand Messungen und Zählungen, zusammengefasst in ein Paar Kennzahlen. Geschweige denn eine Zielgröße und ein Fortschrittsbericht.

    Ich halte es für ein Trauerspiel, wie hier Verkehrspolitik im Blindflug betrieben wird.

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Christine,
    herzlichen Dank dass Du die Situation hier beleuchtest. Man muss sich im Sommer morgens durchaus 6-8 Radfahrer*innen aller Alters und Erfahrungsgruppen vorstellt, die sich nach ewiger Wartezeit an der Ampel auf der Insel mit der Werbesäule drängeln. Dort sind sie dann mit heranrauschenden Elterntaxis und Mitarbeiter*innen von SSB und Cubus konfrontiert die nicht alle die Größe haben mal kurz zu warten bis alle Radfahrer rüber sind. Ein bei Rot an der Haltelinie stoppendes Auto ist die Einladung loszufahren.

    Wer die Situation nicht kennt und mitfährt fährt dann durchaus auch mal richtung Schienen.

    Die Situation führt übrigens dazu dass viele aus Richtung Stadt nicht über den Radweg fahren sondern bereits an der Haltestelle Südheimer Platz kreuzen und dann auf dem engen Weg hinter dem SSB Depot radeln, was Fussgänger behindert und 20 Meter Gehwegradeln bedingt.

    Mit wenig Aufwand könnte man die Situation zumindest entschärfen ( Tempo 40 wie auf der Hauptstrasse davor, kürzere Ampelschaltung, dann ist weniger los auf der Insel, die Ampel um eine Leuchte in Richtung Übergang erweitern oder ganz pragmatisch die Blendscheibe öfnnen).

    Die Antwort auf meine gelbe Karte möchte ich hier nicht vorenthalten, sie ist symptomatisch dafür wie in Stuttgart mit Chancen für eine Entwicklung umgegangen wird. Leider ist das nicht die Ausnahme sondern ein Muster dass sich durch viele Antworten auf Vorschläge zieht.

    ... Herr Kuhn hat mich gebeten, Ihnen direkt zu antworten.

    Wir dürfen Ihnen versichern, dass die Sicherheit im Straßenverkehr für alle beteiligten Stellen ein wichtiges Anliegen ist.

    Die stetige Vorsicht und Rücksichtnahme im Straßenverkehr stellt einen rechtlichen Grundsatz der Straßenverkehrsordnung dar. Demnach sind alle Verkehrsteilnehmer darangehalten, sich so zu verhalten, dass es zu keiner Gefährdung oder Behinderung anderer Personen kommt.

    Das Überqueren eines Straßenabschnitts trotz roter Ampel, ist auf ein vorsätzliches Verhalten zurückzuführen. Die querende Person nimmt eine drohende Gefahr billigend in Kauf. Ein derartiges Verhalten ist nicht durch lange Wartezeiten zu rechtfertigen.
    Ihren Hinweis hinsichtlich der bei Rot querenden Personen, wurde an das Tiefbauamt weitergeleitet.

    Zudem werden wir Ihre Anregung, die Litfaßsäule zu versetzen, ebenfalls an das Tiefbauamt weitergeben.

    Bei Bahnübergängen haben gemäß § 19 Abs. 1 Nr. 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO) Schienenfahrzeuge Vorrang. Alle anderen Verkehrsteilnehmer müssen, mit Vorsicht und vollster Aufmerksamkeit den Übergang queren.

    Die Einrichtung eines Fußgängerüberweges ist an verschiedene Voraussetzungen gebunden. Der Fußgängerüberweg kann allein schon aus Gründen der Sichtbeziehung zwischen Fußgängern und Kfz-Verkehr nicht an der von Ihnen beschriebenen Stelle realisiert werden. Es befindet sich unmittelbar vor der Querung eine Bushaltestelle. Hier einen Fußgängerübergang einzurichten, würde ein erhöhtes Gefahrenrisiko für alle Verkehrsteilnehmer bedeuten und ist nicht mit den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung vereinbar.

    Der Straßenabschnitt Vogelrainstraße fungiert als Nebenstraße, dementsprechend ist von einer vergleichsweisen geringen Verkehrsdichte auszugehen. Das Verkehrsaufkommen würde die Einrichtung einer Lichtsignalanlage nicht rechtfertigen.

    Für eine Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h müsste eine konkrete Gefahr vorliegen, die eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30km/h rechtfertigt. Etwaige Rechtfertigungsgründe, wie beispielsweise ein erhöhtes Unfallaufkommen, liegen hier nicht vor. Daraus resultierend liegen keine verkehrsrechtlichen oder verkehrssicherheitlichen Gründe vor, die eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h begründen.

    Wir bedauern, Ihnen keine günstigere Mitteilung machen zu können und hoffen, Sie können dafür Verständnis aufbringen.

    Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne an verkehrsregelung@stuttgart.de wenden.

    Mit freundlichen Grüßen
    XXXX

    Landeshauptstadt Stuttgart
    Amt für öffentliche Ordnung
    32-31 Straßenverkehrsbehörde
    XXXX
    Auszubildende

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Stephan, Du brauchst nicht zu erwarten, dass die Antworten anders ausfallen, wenn ein Unfall passiert ist. Dann wird gesagt, es müssten mehrere Unfälle in einem Jahr sein. Sind es mehrere Unfälle, dann wird Wert darauf gelegt, dass die Unfälle alle identisch verlaufen sein müssen.

      Löschen
  7. hallo stephan,
    die sitation im bereich vogelrain ist ja insgesamt eine katastrophe. gehwege enden plötzlich oder werden so schmal, dass sich menschen zwischen parkenden autos auf die straße drängen müssen. bis runter zum südheimer platz gibt es nicht eine einzige querung der straße/schienen für fussgänger. usw. vor zwei jahren hab ich auch mal eine gelbe karte geschrieben, die dauer der ampelschaltung bis zum fussgängergrün betreffend. die antwort des tiefbauamts abtl lichtsignalsteuerung ist so kompliziert, dass ich fürchte, sie hat methode:

    Sehr geehrter Herr,

    im Namen von Herrn Oberbürgermeister Kuhn danke ich Ihnen für Ihre Gelbe Karte vom 02.05.2018. Ich wurde gebeten, Ihnen direkt zu antworten. Leider hat sich die Antwort wegen zahlreicher vorrangiger Baustellen verzögert. Hierfür bitte ich um Nachsicht.

    Der benannte Überweg ist technisch und verkehrlich in die Steuerung der benachbarten Einmündung eingebunden und kann daher nicht, wie an vielen anderen Überwegen, kurzfristig nach einer Anforderung umschalten.

    Das Fußgängergrün sollte eigentlich aus Gründen der Verkehrssicherheit nur dann erscheinen, wenn von der Einmündung her kein Fahrzeug kommt. Und auch dem Stadteinwärtsverkehr sollte am Hauptknoten kein Grün angezeigt werden, denn ein selten schaltender Überweg wird bei einem "lockenden" Grün in nicht allzu weiter Entfernung gerne übersehen. Bereits hier konnten nicht alle Vorstellungen erfüllt werden, vielmehr mussten schon mehrere Kompromisse eingegangen werden. Eine komplette Aufhebung der Koordinierung wäre daher aus sicherheitlichen Überlegungen heraus nicht zielführend.

    Es wäre natürlich möglich, den Autoverkehr mit Hilfe zusätzlicher Detektoren zu erfassen und somit die Grünzeiten des Autoverkehrs bedarfsabhängig besser anzupassen. Angesichts des hohen technischen Aufwands sowie zahlreicher vordringlicher Projekte zur Verbesserung des Nahverkehrs und zur Luftreinhaltung sowie einer extrem hohen Auslastung der Signalbaufirmen sehe ich jedoch keine Möglichkeit, eine solche Maßnahme kurzfristig umzusetzen.

    Freundliche Grüße

    erstaunlich finde ich, wie wenig passiert. für 2019 hat mir das TBA eine versetzung der ampelmasten um 5 meter bei der matthäuskirche versprochen, damit die intelligenzbestien am autosteuer nicht immer den radweg blockieren zu den stoßzeiten - bis heute ist nix passiert. vor drei jahren war ich mal bei einer sitzung des bezirksbeirats, bei der eine angestellte des TBA fast geheult hat bei ihrer beteuerung, dass UNBEDINGT SEHR SEHR bald mindestens ein warnblinklicht am fussgängerstreifen auf dem bypass von der böheimstraße auf die kloss-straße kommen müsse, da sie "sich nie verzeihen würde, wenn da ein kind angefahren wird." heute ist gegenüber eine kita, der bypass ist wie seit jahrzehnten.

    ich werde den eindruck nicht los, dass stuttgart nicht mehr funktioniert. dass die verwaltung sich gegenseitig blockiert oder zu faul oder was auch immer ist, die verhältnisse zu ändern. wahrscheinlich sind sie stumpf oder haben keinen horizont oder sind allgemein verblödet, ich weiß es nicht.

    ich weiß lansgam nicht mehr, wie und für was man sich noch engagieren soll in dieser stadt. failed city, ja. vielleicht gehen die vernünftigen ja auch einfach weg.

    schöne grüsse!
    m.

    AntwortenLöschen