Derzeit kurven wir ja um die Tunnelbaustelle auf dem Radweg beim Leuze herum, was das Zeug hält. Diese Umleitung blieb viel zu lange, weil der Tunnelbau wegen eines Rechtsstreits stockte.
Jetzt ist ein Ende absehbar. Ab Frühjahr kommenden Jahres müssen wir keine lange Schleife (gelbe Linie) mehr fahren, sondern kriegen eine direktere Verbindung vom Brunnen zur König-Karls-Brücke (rote Linie). Ende 2023 wird die Route dann auf den ursprünglichen geraden Weg englang der König-Karl-Straße zurückverlegt (blaue Linie). Die Frage stellt sich allerdings, warum die das dann doch noch so lange dauert. Und noch ein Problem gibt es.
Ich meine, der neue gerade Radweg muss wenigstens 4 Meter, noch besser 5 Meter breit sein.
Der alte Radweg war 2.5 Meter breit. Er muss künftig breiter werden. Bevor der ursprüngliche Radweg (blaue Linie) wieder hergestellt werden kann, muss die Stützwand am Tunnel umgebaut werden, damit der Radweg dann deutlich breiter geführt werden kann. Eine zusätzliche Stützwand entlang der Straße soll deshalb gebaut werden.
Originaltrasse |
Die Radführung der Hauptradroute 1 erweist sich jetzt schon zwischen Leuze und Mercedesstraße (nicht nur dort, aber jetzt betrachte ich mal nur diese Stelle) als viel zu schmal und eng, nicht nur wegen der Kurven, die wir jetzt noch fahren müssen. Der Zweirichtungsradweg auf der König-Karls-Brücke ist nur 3 Meter breit. An Sonntagen treffen sich hier rund 7.000 Radfahrende im Gegenverkehr, die teils in kibbeligen Schlangen hintereinander fahren, dazwischen breite Lastenräder und Kinder, die ganz langsam radeln und die man nicht überholen kann. Am Sonntag, den 9. Mai kam es hier zu einem Radzusammenstoß mit einem siebenjährigen Kind, das verletzt wurde. Auch für die Radpendler, die ihr jeden Wochentag hin und her fahren, ist es zu eng.
Im Grunde läuft alles darauf hinaus, dass man den Autos auf der Brücke eine Fahrspur nehmen und den Radweg in Richtung Autofahrbahn verbreitern muss.
Ganz richtig. Selbst nach den alten ERA-Maßstäben viel zu schmal für das Verkehrsaufkommen. Die 3m auf der König-Karls-Brücke sind außerdem schöngerechnet, denn da sind die Sicherheitsstreifen zu den Betonelementen und zum Bordstein einfach eingerechnet. Und an der Zählstelle sind es noch nicht einmal 3m, oder? Außerdem muss ja die zukünftige Zunahme des Radverkehrs als Planungsgrundlage genommen werden, nicht die momentanen Zählwerte. Da krankt es auch an weiteren Punkten: der mangelnde Sicherheitsstreifen zum Bauzaun und die versperrte Sicht durch die Werbebanner am Bauzaun, eine Treppe, die am Radweg endet usw.
AntwortenLöschenDieses Brückenssystem war niemals für den Radverkehr gedacht, es sind historische Brücken von der Bundesgartenschau irgendwann in den Siebzigern. Man hat nur das Geländer erhöht, damit Radler nicht runterfallen, wie es gesetzlich vorschrieben ist, aber es war nie geplant, die Brücken neu zu bauen und dabei zu verbreitern, und das finde ich persönlich auch okay so. In den Grünanlagen müssen wir Radler:innen eben auf Fußgänger:innen achten und uns im Mischverkehr rücksichtsvoll und langsamer bewegen. Radinfrastruktur zum schnell radeln gehört auf die Fahrbahnen, nicht in Grünanlagen.
Löschen"Radinfrastruktur zum schnell radeln gehört auf die Fahrbahnen, nicht in Grünanlagen.": In dieser Hinsicht sind wir uns nicht einig und werden es wohl auch nicht. Auch und gerade für schnelle Radfahrer (schneller als der sich stauende Kfz-Verkehr und mit 40km/h "plötzlich auftauchend") ist das Fahren im Kfz-Verkehr-Seitenraum vergleichsweise gefährlich und unangenehm.
LöschenKreuzungen und Kreisverkehre sind auch für schnelle Radfahrer die gefährlichste Art von Knotenpunkten. Es geht nichts über Brücken und Unterführungen.
Und auch für viele schnelle Radfahrer ist das Fahren durch Grünanlagen attraktiver und eine Motivation, überhaupt Rad zu fahren. Fahren in den direkten Autoabgasen und um direkten Autolärm und im direkten Autodreck ist nicht "mein Ding". Ich gebe aber zu, darin besteht keine breite Übereinstimmung. Ein Indiz für einen gewissen Stimmungswandel ist allerdings das zunehmende Interesse an Gravelbikes unter bislang "überzeugten" Rennradfahrern.
Ja, so gut wie keine Verkehrsinfrastruktur wurde jemals eigentlich für Radfahrende gedacht und geplant. Die war entweder für Fußgänger entworfen oder für Autofahrer. Erst nachträglich wird dann der Radverkehr irgendwie reingewurschtelt und dazu gequetscht, mal zu den Fußgängern, mal zu den Autofahrern. Beides ist nicht ideal und von den Radfahrern als "artfremde Gäste" wird erwartet, dass sie sich anpassen und zurückstecken.
Wehrst Du Dich grundsätzlich dagegen, Infrastruktur gezielt für Radfahrende bauen zu lassen? Warum keine richtige Radfahrer-Brücke zusätzlich zum Ferdinand-Leitner-Steg? Der könnte dann den Fußgängern reserviert werden. Die zwei Hauptwege durch die Parkanlagen geben es her, eine für Radfahrer und die andere für Fußgänger zu reservieren (mindestens mal an Werktagen zu Berufsverkehrszeiten). Die Autofahrer haben ihre Infrastruktur, um weitgehend störungsfrei von anderen Verkehrsarten über die Achse "Arnulf-Klett-Platz" zu kommen. Fußgänger kommen autofrei über den Ferdinand-Leitner-Steg und Auto-und-Fahrrad-frei durch die Klettpassage. Nur die (schnellen) Radfahrer willst Du aus dem (relativ ungefährlichen) Fußgänger-Konflikt in den gefährlichen Kfz-Konflikt schicken. Das finde ich nicht ganz fair.
Dann scheinst Du mir auch im alten Denkmuster verhaftet zu sein, dass Radfahrer eben im Mischverkehr immer zurückstecken sollen. Sind sie schneller als Fußgänger, dann langsam machen. Sind sie schneller als Autofahrer, dann langsam machen (z.B. um der Gefahr zu entgehen, die von rechtsabbiegenden Autofahrern ausgeht). So positioniert man Radfahren als Alternative zum Fußverkehr. Im Zuge der Verkehrswende benötigen wir doch aber vor allem eine Infrastruktur, die eine attraktive und schnelle Alternative zum Kfz-Verkehr bietet (und m.E. auch zum ÖPNV, der abgesehen von wenigen stark frequentiert bedienten Hauptrouten als Alternative zum Individualverkehr einen prinzipbedingten Nachteil hat). Ich reime mir zusammen, dass Du grundsätzlich für Entschleunigung im Verkehr bist. Beim Autoverkehr und beim ÖPNV kommst Du da nicht richtig ran. Fußgänger sind sowieso schon langsam. Also setzt Du Dich für entschleunigten Radverkehr ein. Schnelle Radfahrer sind Dir in tiefster Seele ein Graus und für die setzt Du Dich nicht ein.
Sehe ich das richtig oder sind das unfaire Unterstellungen?
Beim Bauzaun meinte ich übrigens nicht nur die am konstruierten und mit Fahrrad-Zusammenstoß-warn-beschilderten Fahrrad-Unfallschwerpunkt beim Ferdinand-Leitner-Steg. Ich habe da vor allem auch die im Bereich der Mineralbäder-Haltestelle bis König-Karls-Brücke im Sinn.
Lieber Holger, du weißt doch, wie ich denke, warum die Unterstellungen, dass ich irgendwie alten Denkmustern verhaftet sei? Frage ich mich wirklich. Natürlich bin ich dafür, dass wir Radbrücken und Radwege bauen, und dafür wird es eines Tages auch Mehrheiten im Gemeinderat geben und, wenn man nicht mehr so viel für den Autovermehr bauen muss, auch jede Menge Geld bereit stehen (wobei Geld ohnehin meistens nicht das Problem ist, sondern der politische Wille). Momentan aber müssen Radfahrende vor allem runter von den Gehwegen und in den Massen, wie sie derzeit fahren, raus aus dem Schlossgarten. Und dafür müssen wir dem Autoverkehr Fahrspuren und Parkplätze auf den Straßen wegnehmen, schon das ist ein hartes Ringen. Ich möchte nicht, dass die Autogesellschaft zu uns Radler:innen sagt: fahrt doch durch den Park oder den Wald, da ist die Luft ja auch viel besser und ihr wollt doch sowieso nicht an Straßen entlang fahren. Das wollen wir vielleicht nicht, aber es gibt noch eine andere Gruppe in Stuttgart, die noch umweltfreundlicher unterwegs ist als wir Radelnden (sie erzeugt keinen Bremsscheibenabrieb und braucht keinen Strom für Pedelecs), nämlich die Fußgänger:innen. Und die werden durch unsere Grünralderei durch Wälder und Parks und durch unsere Gehwegradlerein wirklich gestresst, gestört, bedrängt und sogar verdrängt. Die hassen uns, die beschweren sich massenhaft über uns bei der Stadt, die haben Angst, die fühlen sich von uns gefährdet, die haben das Gefühl, niemand denkt an sie. Es stimmt ja, dass das Fahrrad bisher nie mitgedacht wurde bei den beiden Verkehrsarten Fuß und und Auto, darüber habe ich oft geschrieben, aber dass wir Radfahrende nun die Bereiche der Fußgänger:innen für uns reklamieren, ist auch verkehrt, wir müssen die Fahrbahn für uns reklamieren, der Autoverkehr ist das Problem, er muss hergeben und weniger werden, weil wir auf den Straßen sind und auch dort fahren.
LöschenJörg
AntwortenLöschenKann man ausrechnen welche volkswirtschaftlichen Gewinn die Verkürzung aus macht?
Mir ist noch Bild 2 aufgefallen - köstlich. Nehmen wir das Radfahrbot wörtlich. Dann ist alles korrekt die Dame schiebt auf dem Gehweg. Der "Mofa" Fahrer ist kein Fahrradfahrer. Dafür gehört er zur gescholtenen Minderheit der S-Pedelecer.
Super Artikel. Ich finde allgemein dass es zu wenige Übergänge über den Neckar und die B10/B14 für Fahrradfahrer vom Schlossgarten / Rosensteingarten / Bad Berg Richtung Bad Cannstatt, Wasen, Stadion etc gibt. Seit der Elefanten Steg bei der Wilhelma nicht mehr existiert, gibt es nur noch die Möglichkeit über die König-Karls Brücke zu fahren mit den bekannten Problemen. Vielleicht könnte der Berger Steg zu einem Fahrradübergang umgebaut werden? Oder aus braucht noch eine zusätzliche Fahrradbrücke, die z.B. Villa Berg mit Wasen verbindet. Auf dem Fahrradweg entlang der linken Seite des Neckar gibt es zwischen Leuze und Untertürkheim kaum vernünftige Abbiegemöglichkeiten über den Necker bzw B10/14, dementsprechend wird dieser Fahrradweg auch kaum benutzt.
AntwortenLöschenAm Gefährlichsten ist der schön geschwungen angelegte Radweg zwischen der Baustellenumfahrung und der Haltestelle Mineralbäder. Gerade jetzt, wo das Gras hoch ist, sieht man den Gegenverkehr nicht und es können auch Mal zwei nebeneinander auftauchen. Vollbremsung notwendig. Auch für zwei Lastenräder könnte es eng werden. Kurvig, eng und ohne Sicht - da kommt alles zusammen.
AntwortenLöschenIst das etwas geplant, es HRR1-tauglich zu machen? Prinzipiell würde das so nur funktionieren, wenn man beide Seiten von den grünen Inseln hat, aber dann fehlt es den Fußgängern.
Ich finde auch, dass man die Fußgänger respektieren muss, aber ich kenne nur einen, der längere Strecken (>5 km) im Alltag zu Fuß geht. Die meisten Fußgänger sind also vorher oder nachher im ÖPNV, MIV oder Radvekehr unterwegs. Zu Fuß gehen sie die ersten oder letzten Meter oder mal spazieren.
Wenn es wirklich darum geht, von A nach B zu kommen, lasse ich den Gedanken "am umweltfreundlichsten" nicht durchgehen. (Bestes Beispiel: mit dem Auto zum Parkplatz und dann 10min zum nächsten Freizeitlokal/Biergarten spazieren)
Dementsprechend muss für A nach B der Radvekehr schon gefördert werden und vielleicht (selten!) auch mal auf Kosten des Fußverkehrs. Morgens die HRR entlang durch den Park ist super und es gibt nicht viele Fußgänger - ich habe da noch keine Konflikte erlebt. Wenn die Alternative wäre, die ganze Zeit nur an der dreckigen Straße entlang, dann würde ich auch eher mit S-Bahn oder einem für diese dreckigen Straßen gebauten Fahrzeug fahren. Man sieht doch auch, wo die HRR am wenigsten funktioniert: auf der König-Karls-Brücke und zwischen Charlottenplatz und Eberhardstraße. Im ersten Fall ist der Zugang problematisch und wie schon angesprochen der Weg zu schmal. Im zweiten Fall die ewige Ampelwarterei und der ein- und Ausbiegeverkehr. Warum führt man die HRR nicht alternativ westlich vom neuen Schloss und über den Karlsplatz? Gerade morgens zur Hauptverkehrszeit hält sich der Fußverkehr hier in Grenzen.
Du hast schon Recht, ich denke mir allerdings manchmal, wir Radfahrenden sollten nicht mit der Mentalität der Autogesellschaft an Verkehrsräume in dicht besiedelten Gebieten rangehen, die ungefähr so lautet: Aus dem Weg mit den Fußgänger:innen und für mich gerade Strecken, möglichst ohne Ampeln und ohne Querungen, damit ich nicht bremsen muss. Wir müssen auch die Fußgänger:innen freundlich behandeln und ihnen ihren Raum geben und auch lassen. Den Raum, der uns Radfahrenden fehlt, müssen wir uns vom Autoverkehr nehmen, die Straßen sind schon gebaut, Radstreifen lassen sich da leicht drauf legen, und wenn wir das dann auch konsequent machen, steigen Autofahrende aufs Fahrrad um, weil sie ja sehen, dass man Fahrrad fahren kann, wo sie mit dem Auto langgurken, und dann werden die Autos auf den Straßen weniger, die Fahrräder immer mehr. Ich finde es auch super, 5 km durch den Schlossgarten ampelfrei radeln zu können, an Wochenenden allerdings radle ich über die Neckarstraße, denn da wird es mir im Schlossgaren zu eng, und dann stelle ich fest, wie schnell man auf Autostraßen durchkommt, die sind ja alle gerade und gut geregelt. Ich würde vom Neckartor auch gern auf der B27 bis vor zum Charlottenplatz radeln, habe ich vor den Baummaßnahmen auch gemacht, das ist super, und da soll auch eine Radinfrastruktur hinkommen.
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