8. Juni 2021

Aufs Gas und ab durch die Radwegschleuse!

Ich musste mich gestern, Montag, nur fünf Minuten hinstellen, um zwei Autofahrer zu sehen, die frech durch die Radwegschleuse an der Feinstraße fuhren. 

Es war 17:28 Uhr. Der auf meinem ersten Bild zögerte nur kurz, sah diesen Radfahrer ihm entgegenkommen, trat aufs Gas und beschleunigte sogar noch in die Radschleuse hinein. Der Radler bremste zum Stillstand, machte eine missbilligende Geste, wich ihm dann aber aus. (Ich wäre nicht ausgewichen.)

So machen sich also unsre Autofahrenden in Stuttgart über die Stadt ihre Verkehrsanordnungen lustig. 

Der zweite fuhr ohne groß zu zögern hinein. Von der anderen Seite, wo ich stand, war bereits ein Auto gekommen, dessen Fahrer sich auf den Radstreifen stellte und offensichtlich überlegte, ob er da jetzt auch geradeaus durchfahren kann, es aber dann doch unterließ, vielleicht auch, weil er sah, dass ihm dieses Auto auf dem zweiten Foto entgegenkam. 

Wie gesagt, ich stand nur fünf Minuten, um das zu sehen. Am Samstag, dem 29. Mai standen zwischen 15:37 und 15:44 Uhr andere auch nur sieben Minuten und filmten erschüttert den doch sehr regen Autoverkehr, der sich da durch presste. Fängt einer an, folgen gleich ganz viele andere. Das Video wurde mir freundlicherweise durch Vermittlung des Zweirats zur Verfügung gestellt und ich habe die untere Hälfte verpixelt, damit man die Kennzeichen nicht entziffern kann, obgleich man das eigentlich gar nicht muss. (Kaum noch der Rede wert, die Motorradfahrer, die hier regelmäßig durchbrummen.)


Das Schild "Radweg" ist unübersehbar, auch fahren hier ja reichlich Radler:innen. Aber das ist den Lenker:innen dieser Autos ganz egal. Sie wollen nur nicht umkehren, obgleich sie wissen müssten, dass dies eine Sackgasse ist, denn die Schilder an der Silberburgstraße sagen ihnen das. Am Anfang stand hier ein Radwegschild genau auf der Mittellinie zwischen den beiden Radstreifen (auch nicht lustig für Radfahrende). Da konnte man nicht mit dem Auto durchfahren. Aber womöglich haben es Bustellenarbeiter entfernt, weil sei ihrerseits selbst mit Fahrzeugen da durch wollten, ich weiß es nicht. 

So machen sich Autofahrende über die Stadt und ihre Radverkehrsmaßnahmen lustig. Das würde ich mir nicht gefallen lassen. 

Nachtrag (11. Juni): Noch am selben Vormittag stand ein Polizeiauto mit einer Besatzung dort, die geschaut hat, was da so passiert, am folgenden Tag sind vom Tiefbauamt dort Poller (Pfosten) gesetzt worden, zwei auf die Linie zwischen den Richtungsradstreifen, einer leider dann auch noch so halb in einen Radfahrstreifen hinein. Die Critical Mass hat das in einem Facebookpost gezeigt, die Radlercommunity hat sich beömmelt, und der Pfosten war bereits am Vormittag (also heute) wieder entfernt. Sehr gut, schnell reagiert, die Stadt nimmt uns Radfahrende sehr ernst. Danke. 

21 Kommentare:

  1. Das ist ein allgemeiner Trend, dass man sich an Anordnungen nicht oder nicht mehr hält. Baustelleneinrichtungen, plötzliche Einbahnstraßenregelungen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, wird alles vollkommen ignoriert. Da sind zum Teil aber auch die Kommunen selbst dran schuld. Ich habe ja schonmal über unsinnige, sich wiedersprechende oder schlichtweg falsche Beschilderungen geschrieben.
    In Deinem Photo ist die Regelung erstmal klar, alle Linksrum, Ausnahme Radfahrer. Nur, für wen steht da das Stoppschild? Und wo ist die zugehörige Haltelinie? Das wäre meine Frage bei der Situation.
    Karin

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    1. Das Stoppschild steht für die, die dem Straßenverlauf nach links folgen, und den Radfahrern nicht nur Vorfahrt gewähren, sondern tatsächlich anhalten müssen.
      So wíe es steht, führt es tatsächlich zur Verwirrung, wenn man von dieser Seite kommt (auch wenn das Linksabbiegerschild vorher eigentlich eindeutig ist). Es sollte links vom Geradeaus-Fahrradstreifen stehen und leicht schräg. Oder kann man unter das Stoppschild noch einen nach links weisenden Pfeil machen?
      Müssten eigentlich Radler hier auch anhalten wegen des Stoppschilds?

      Man sieht, dass gerade im Bereich Radverkehrsführung ganz viele Schilder nicht funktionieren. Würde man Autos auch so leiten, dann gäbe es hunderte zusätzliche Schilder für alle möglichen Situationen. Radfahrer lernen halt, zu improvisieren.

      In Schweden habe ich einmal eine interessante Straßensperre gesehen, die relativ niedrig war und so eine geringe Behinderung für Radfahrer. Trotzdem so, dass sich Autofahrer nicht trauen würden, da durchzufahren.
      Prinzipiell könnte man auch einen Blitzer installieren, der immer losgeht, wenn jemand durchfährt (wie bei roten Ampeln). Wo die Software kein Kennzeichen erkennt, wird das Bild umgehend verworfen. Aber das wäre ja geradezu innovativ...

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    2. Dieses Stoppschild ist tatsächlich hier kein Problem. Die Haltelinie ist da, und die meisten Autofahrenden halten hier auch. Eine kritische Situation habe ich hier noch nie gesehen, auch nicht erlebt, obgleich es sie geben mag, aber sie sind eher selten. Der Punkt ist hier nicht der, dass etwas missverständlich wäre, sondern der, dass es ganz klar ist, aber von doch etlichen Autofahrenden missachtet wird (oft übrigens solchen mit auswärtigen Kennzeichen).

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    3. Ralph Gutschmidt9. Juni 2021 um 13:45

      Das Stoppschild ist sehr wohl ein Problem. Was soll es denn bedeuten?

      Die Radfahrer die geradeaus fahren, haben keinen Verkehr, mit dem sie kollidieren könnten. Wer links abbiegt erst recht nicht. Die entgegen kommenden Radfahrer haben Vorrang, also ist eine Beschilderung hier gar nicht möglich.

      Das Stopp Schild darf also getrost ignoriert werden. Wieder einer der vielen Fälle, wo Beschilderung so gravierend falsch ist, dass sie nichtig ist (§44 VwVfG). Schon ein Kunststück.

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  2. Wundert mich, dass Sie die Gruppe Polizisten nicht bemerkt haben, die neban gerade die Obdachlosen unter Einsatz körperlicher Zwangsmaßnahmen personalkontrollierten.
    Ach so, die waren verdeckt von den Falschparkern am Zebrastreifen.

    Mobilität modern denken.

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  3. Jörg
    Komisch noch hat keiner eine Baake auf die Mittellinie gezogen. Wer weiß, vielleicht seht das sogar so im Verkehrszeichenplan.

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  4. Übrigens stand gleich heute gegen 12:30 Uhr die Polizei mit eine, Fahrzeug dort.

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  5. das mit dem Kennzeichen ist übrigens nicht so 100% klar.
    Logisch, "Persönlichkeitsrechte" haben KFZ-Kennzeichen nicht. Aber es gibt durchaus schon Urteile (auch des BGHs), die davon ausgehen, dass:
    "Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung umfasse auch Kfz-Kennzeichen als personenbezogene Daten. Die Aufzeichnung verletze das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Beklagten...." (S. 5)
    Dies ist z.B. eines davon:
    --> https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&nr=85141&pos=0&anz=1

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    1. So wie ich das verstehe, geht es um eine anlasslose Daueraufzeichnung. Ein Dashcam ist dennoch als Beweis in einem Verfahren bei einem Unfall zulässig. Ansonsten darf man Auto fotografieren und filmen, solange die Insassen nicht erkennbar sind und es nicht vor dem Haus steht oder gar im eigenen Grundstück. Siehe:
      https://www.autozeitung.de/autokennzeichen-unkenntlich-machen-134012.html

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    2. dies angesprochene Urteil ist von 2007 und behandelt lediglich die Persönlichkeitsrechte.
      Seit der DSGVO ein paar Jahre später gibt es eben die Idee, dass Kennzeichen "personenbezogene Daten" sein können, so wie z.B. eine IP-Adresse auch - diese dürfen auch nicht einfach so veröffentlicht werden. Das ist für mich auch nicht so ganz schlüssig, solange jede:r Autofahrer:in sich ständig rausreden kann, dass er/sie ja nur Halter:in aber in dem Fall gar nicht Fahrer:in war. Auch gilt der Datenschutz "nur" für natürliche Personen, keine juristischen. Sind somit Geschäftswagen davon ausgenommen, weil sie auf Firmen angemeldet sind? Da sind noch offene Fragen - und scheinbar willst Du auch nicht die Person sein, die diese in langen und aufwändigen/teuren Prozessen höchstrichterlich klären lassen will. ;-)

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  6. Hmm, ich muss Pascal hier recht geben. Die Schilderflut ist verwirrend, alles wirkt improvisiert. Ein blaues Radwegschild wird nicht automatisch als Verbotsschild interpretiert, schließlich gibt's eine Menge davon in der Stadt neben Straßen. Falsch ist das natürlich, aber ich würde nicht automatisch absichtsvolle Verhöhnung unterstellen. Aber ich habe ja eh eine "Leben und Leben lassen" - Mentalität gegenüber individuellen MIV. Klar, ich will als Radfahrer ein größeres Stück vom Asphaltkuchen. Das geht aber nur über einen Wandel in Politik und Mentalität und nicht mittels Ärger über einzelne Verfehlungen.

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    1. "Das geht aber nur über einen Wandel in Politik und Mentalität und nicht mittels Ärger über einzelne Verfehlungen."
      Es handelt sich aber nicht um "einzelne Verfehlungen", sondern alle 2 Minuten, das heißt ständig und systematisch fahren da irgendwelche Autos durch. Und dieser Ort ist ja nur typisch fûr unzählige andere, wo es ähnlich läuft. Das ist die Mentalität der großen Mehrheit der Autofahrer, jedes Stück Asphalt gehört ihnen, und Politik, Verwaltung und Justiz geben ihnen recht, wieder und wieder und wieder.

      Es existiert nach wie vor gar kein Problembewusstsein!

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    2. Ich glaube, Box, du kennst diesen Ort nicht aus eigener Anschauung. Am anderen Ende, wo die meisten reinfahren, steht kein Stoppschild, es ist eine Sackgasse und neben der Schleuse steht das blaue Radwegschild. Autofahrende, die nicht wissen, dass man nicht mit dem Auto auf Radwegen fährt, müssten den Führerschein eigentlich sofort abgeben. Sie kennen die Grundlagen nicht. Die, die hier durchfahren, fahren absichtlich und sehr genau wissend, dass sie hier nicht fahren dürfen.

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    3. Ich kenne die Stelle ja nur als Radfahrer, aber wenn direkt vor dem Stoppschild ein Radwegschild steht, dann würde ich das als Autofahrer, der sowieso nach links abbiegt, nicht unbedingt wahrnehmen. Sinnvoll finde ich es schon an der Stelle, einfach, weil ein Vorfahrtschild erfahrungsgemäß von den Autofahrern doch nicht so eingehalten würde (weil die Radfahrer ja immer so urplötzlich aus dem Nichts auftauchen...)
      Leben und Leben lassen ist in Ordnung, wenn in Ausnahmefällen mal etwas passiert, was zudem die Sicherheit nicht gefährdet. Hier sind wir auf der einzigen Radroute und wenn ein Auto durchfährt, ist die Durchfahrt für Radfahrer erst einmal komplett blockiert.

      Ich denke, das Problem ist halt eine komplexe, ungewohnte Situation mit vielen Schildern, mit der man dann sein Fehlverhalten rechtfertigen kann, weil es ja schon ein bisschen verwirrend ist. Machen wir Radfahrer ja auch so an Stellen, wo Schilder nicht wirklich Sinn ergeben.

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  7. Das Stoppschild ist ein Ärgernis;(

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    1. Für wen? Radler:innen betrifft es nicht. Autofahrende müssen anhalten, damit die Radfahrenden hier weiter fahren können, sie haben nämlich Vorfahrt. Falls sich ein Autofahrer darüber ärgert, taugt er nicht für den Stadtverkehr und sollte lieber Straßenbahn fahren.

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    2. also ich würde schon gerne nochmal über den betrunkenen obdachlosen sprechen. der trägt sicher auch MASSIV zum klimawandel bei!!1!

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    3. Wo steht dass das Stoppschild nicht für Radfahrer gilt die geradeaus fahren?

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  8. Heute waren wieder Poller drin...
    Hatte mich schon gewundert, warum der Autofahrer stadteinwärts es sich anders überlegt hatte mit der Durchfahrt.

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    1. Ja, die Stadt hat Poller gesetzt, einer stand dann mitten auf dem Radstreifen, das wurde moniert, er wurde sehr schnell wieder entfernt. Jetzt stehen zwei Poller so, dass man mit dem Auto nicht mehr durchkommt. Schnell reagiert. Sehr gut.

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  9. Wieder so ein Fall, wo Hardware (Poller) notwendig ist, weil Software (Regeln) schnöde ignoriert wird. Ein Lob an die Stadt für die schnelle Reaktion. Aber es ist traurig, dass das notwendig ist.

    Fragt mal die Dänen in Kopenhagen, wie es dort mit der Regeltreue aussieht. Die Radler stehen alle brav im Fahrradstau vor der roten Ampel, genauso tun das die Autofahrer auch. Selbstverständlich.

    Regeltreue hat etwas mit Gerechtigkeit zu tun, mit Verabredungen, die man im Gemeinwesen trifft, um das Leben für alle erträglich zu gestalten. Nur ticken wir in Deutschland heute im Egoismus-Modus; gutes Leben heißt hier, einen Vorteil auf Kosten anderer ergattert zu haben. Muss das so sein, kommt es auf die 30 Sekunden an?

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