21. Februar 2022

Bei jedem Wetter

Es stimmt schon lange nicht mehr, dass Radfahren eine Schönwetter-Mobilität ist. In Stuttgart wird bei Regen und Schnee auch geradelt. Nicht ganz so viel wie im Sommer, aber sichtbar viel. 

Dabei nehmen Berufsradpendler:innen eine ganze Menge Unwirtlichkeit in Kauf, wie man an den Radspuren eines Morgens im Februar an den Waldstrecken sieht, die am Birkenkopf vorbei führen. Die Radfahrenden kommen die Geißeichstraße hoch und fahren Richtung Südheim, Heslach, Dachswald oder Vaihingen weiter oder umgekehrt. 


Während die Autostraßen von Schnee und Eis freigeräumt sind, müssen die Radfahrenden am frühen Morgen die verschneiten und gefrorenen Gehwege und Fußgängerüberwege nehmen. Und sie tun es. 

Es ist ein Manko unserer Stuttgarter Streckenführung, dass die Tangentialstrecken (also die die am Rand von Stuttgart verlaufen, nicht durch den Kessel hindurch) nur für den Autoverkehr ausgebaut sind, nicht aber für den Radverkehr. Auf der Geißeichstarße und auf der Rotenwaldstraße braust der Autoverkehr, während sich Radfahrende mit unvollständigen Radwegen, fregegebenen und natürlich nicht vom Schnee befreiten Gehwegen oder eben mit Waldwegen begnügen müssen, die weder ausgeschildert sind, noch direkt zum Ziel führen, sondern sich durch den Wald winden. 

Rotenwaldstr. Ecke Hasenberg. vor einem Jahr

Die wirklich große Menge an Radfahrenden, die täglich morgens und abends in den geschlossenen Waldflächen unterwegs sind, sieht man nicht. Sie werden vor allem von Autofahrenden nicht gesehen, die darum gen behaupten, im bei schlechtem Wetter, radle niemand, oder in Suttgart könne man gar nicht Rad fahren wegen der Hügel. 

Viele Waldradpendler:innen wünschen sich asphaltierte Verbindungsstrecken von West nach Süd. Aber im Wald asphaltieren macht man nur für breite Autostraßen, nicht für Radfahrende. Es schmerzt zwar jede Flächenversiegelung, aber vielleicht wird Stuttgart eines Tages doch einmal so liebevoll an seine unermüdlichen Allwetter-Radler:innen denken, dass man über ein paar Waldradwege aus wasserdurchlässigem Asphalt nachdenkt. Dann würden sich auch mehr Leute überlegen, statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zu fahren. 

Allerdings nicht nachts. Deshalb sind Waldwege zwar schön, wenn das Wetter und Tageslicht passt, aber keine echte Alternative für durchgehende und geschützte Radinfrastruktur entlang sämtlicher Autostraßen, die die Stadtteile miteinander verbinden. 

14 Kommentare:

  1. Waldweg ist so ein Thema.
    In erster Linie dient er der Waldbewirtschaftung. Alle übrigen Nutzer sind quasi Beifang. Wem die Qualität nicht passt, Pech gehabt.
    Der Wegbau liegt am Waldbesitzer und warum soll der etwas tun für Leute, die er in seinem Wald dulden muss. Daher habe ich wenig Hoffnung, dass sich hier für Radfahrer zum Besseren wendet. Man wird hier immer nur Gast sein und sich mit dem zufrieden geben müssen, was einem vorgestzt wird.
    Karin

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    1. Jörg
      Der Stuttgarter Wald ist weitgehend im Besitz von Land und Stadt. Wenn aus dem Radetat wichtige Wege befestigt würden, müsste das Forstamt diese nur weiter unterhalten. Was billiger wäre wie der aktuelle Aufwand.

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  2. Um ehrlich zu sein, wäre ich nicht für noch mehr asphaltierte Waldwege. Solange die Schotterwege gut in Schuss gehalten werden und sich nicht nach den ersten Tropfen in Schlammwüsten verwandeln, fahre ich gerne darauf. Ich brauche nicht noch mehr grau in Wald.

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  3. Jörg
    Die Behauptung die Schotterwege mit wassergebundener Oberfläche sind gut für den Boden / die Umwelt ist wissenschaftlich nicht haltbar. Es wurde bereits nachgewiesen, dass es zu tiefgründiger Bodenversiegelung kommt wenn man diese Wege im feuchten Zustad mit schweren Fahrzeugen befährt. Gerade im Winter fahren die schweren Forstmaschinen durch den Wald. Pfützen auf dem Weg zeigen an, dass er nicht Wasser und Luft durchlässg ist.
    Es gibt einfache technische Lösungen. Den Boden vor Verdichtung zu schützen und eine radfahregerechte Oberfläche her zu stellen. Ich denke am Geld soll es nicht scheitern.

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    1. Hier nun der Link zur technischen Lösung. https://www.klimaphalt.de/ Es sind einige Informationen vorhanden.

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    2. Jörg
      Es gibt die Mär vom giftigen Aspahlt, der nicht in die Umwelt darf. Dazu der Beitrag (seit 30 Jahren wird kein Teer verwendet. Früher gab es wirklich giftige Kohlenwasserstoffe): https://www.asphalt.de/themen/aktuelles/details/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=279&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=90a73cd25557f1fddced9e25578c8a91

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    3. Jörg
      Aspahlt sollte man wenn die Flächen nicht braucht weg räumen. So wie man das mit unnötigen Häusern, Schuppen und Fabriken tun soll. Asphalt lässt sich gut recyclen. Die Asphaltwege können nach der Nutzung gut aufgeräumt werden. https://www.asphalt.de/themen/umwelt/

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    4. Bisher habe ich mehr Rückmeldungen von Wald-Rad-Pendler:innen bekommen, die sich wenigstens eine Tangentialstrecke mit glatterem Untergrund wünschen. Schotterwege verdichten den Boden genauso, wie alle anderen Wege, die man auf den Boden legt, insofern könnte man überlegen, ob man einen davon mit einem wasserdurchlässigem Asphalt belegt. ich vermute aber, der würde durch die schweren Forstfahrzeuge auch zerstört werden. Waldradeln ist außerdem für Frauen nachts nichts. Trotzdem, denke ich, muss sich eine Stadt Gedanken machen, wie sie Radfahrende bequem und sicher entlang der Peripherien des Kessels von A nach B bringt. Zu bevorzugen wären nach meiner Einschätzung Radwege entlang von Autostraßen, die auch ein gewisses Maß an sozialer Sicherheit garantieren könnten.

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  4. Asphalt schein mir wegen Verwerfungen durch Wurzeln eher ungeeignet, man sieht es an
    einigen Radwegen, dass das auf Dauer kaum in Schuss zu halten ist. Geschottert mit ab und zu etwas Splitt zum Auffüllen von Senkungen halte ich IM WALD für ausreichend.

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    1. Wenn ein Weg eine Pendler-/Radverkehrsverbindung sein/werden soll, ist Schotter keine Option. Zu schwierig in Schuss zu halten, echter Winterdienst nicht möglich.

      Gegen Wurzeln hilft nur Beton.

      Aber all das setzt erstmal eine vernünftige Verkehrs- und Strukturpolitik voraus, die ganz grundsätzlich überlegt, wer wann wohin muss, will oder sollte. Darauf können wir noch lange warten.

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  5. Hier hätten wir einen geeigneten Belag für Waldwege, aber auch andere Radwege: https://www.klimaphalt.de/klimaphalt%20kühlt%20staedte.html

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  6. Meine Erfahrung ist, dass Waldwege oft besser in Schuss sind als geteerte Wirtschaftswege. Auf letzteren bildet sich oft eine dicke Matschschicht, wenn nebendran die Äcker bewirtschaftet werden.
    Der Aufwand einen Schotterweg in Schuss zu halten, ist sicher recht gering. Im Schönbuch sind z.B. die Wege immer gut in Schuss. Die haben meines Wissens nicht eine riesen Armada an Straßenbauarbeitern.
    Und selbst der Schotterweg entlang der Schönbuchbahn von Holzgerlingen nach Böblingen und weiter zur Panzerkaserne ist eigentlich auch immer gut mit dem Rad nutzbar.

    Ich bevorzuge besonders Waldwege gegenüber Radwegen entlang stark befahrenen Straßen. Besonders im Winter wird man dort (mit nicht mehr ganz so jungen Augen) extrem von den modernen Autoscheinwerfern geblendet...

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    1. "Meine Erfahrung ist, dass Waldwege oft besser in Schuss sind als geteerte Wirtschaftswege. Auf letzteren bildet sich oft eine dicke Matschschicht, wenn nebendran die Äcker bewirtschaftet werden."

      Das stimmt allerdings, ist einer der vielen Gründe, warum ich auf der Straße fahre, denn Radwege sind eben auf vielfältige weise immer minderwertig. Aber wegen dem Dreck mag ich auch keine geschotterten Wege, wo ich dann bei Regen trotz guter Schutzbleche (kein so modernes Glump sondern lang, breit, aus Metall mit gerollten Rändern) Sand an Rad, Hosen, Schuhen und Taschen habe.

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  7. Schotterwege sind für Rennradfahrer*innen ein Graus :/ Als ich noch Rennrad gefahren bin, habe ich Schotterwege immer gemieden. Da kriegt man oft Platten. Auch mit dem Velomobil fahre ich nicht drauf, wenn das geht. Ich mache mir halt Sorgen um die Carbon-Karosserie. Geht es auch anderen so, wenn sie mit einem Carbon-Rad auf einem Schotterweg fahren?

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