31. März 2022

Wilhelmsbrücke in Cannstatt ist Fahrradbrücke geworden

Seit Montagabend ist die Wilhelmsbrücke in Cannstatt für den Autoverkehr gesperrt. Die Fahrbahn ist jetzt der Radweg. 

Auf dem Gehweg durfte man ja nie mit dem Rad über die Brücke fahren, genau das haben aber viele gemacht, weil die Fahrbahn eng ist und man zwischen den Autos radelte, die sich dann an den Ampeln stauten. Wie sich das so entwickelt, werde ich weiter beobachten.  

Es zeichnet sich allerdings schon mal ab, dass der Poller so steht, dass Autofahrende sich trotzdem durchdrängeln können. Gestern Abend wurde der modale Filter so gestaltet, dass das nicht mehr möglich ist. Und wieder wird das, was Autofahrende an absolut illegalem Verhalten hindern soll, auch zum Hindernis für den Radverkehr. Das Foto (unten) wurde vom Zweirat auf Twitter gepostet. 

Das Ganze ist vorerst eine Verkehrsversuch für ein Jahr. Allerdings war die Wilhelmsbrücke ja immer wieder mal für den Autoverkehr gesperrt, ohne dass das zu größeren Verwerfungen geführt hat. Gefährlich war es für den Rad- und Fußverkehr hier durchaus auch. Erst kürzlich kam ein Autofahrer aus der Fußgängerzone gegenüber der Brücke geschossen (wo er auch nichts zu suchen hatte) und wollte geradeaus auf der Wilhelmsbrücke weiterfahren, nur dass die Fußgänger und Radfahrer gerade Grün hatten. Er machte eine Notbremsung, ich auf meinem Fahrrad auch. So was kann jetzt nicht mehr passieren. 

Und letztlich dürfte auch die Fußgängerampel unnötig werden und könnte durch einen Zebrastreifen ersetzt werden. Warum sollen hier Fußgänger:innen herumstehen und Radfahrende abwarten, und warum sollen die Radfahrenden herumstehen, wenn gar keine Fußgänger:innen kommen? Langfristig wird der ganze Bereich verkehrsberuhigt und auch umgestaltet werden müssen. Das ist ein Versprechen der Politik und der Stadt für die Zeit nach Fertigstellung des Rosensteintunnels für den Autoverkehr. 


13 Kommentare:

  1. Mal die verkehrstechnische Notwendigkeit des modalen Filters beiseite gelassen:
    Es nervt mich als Stuttgarter Bürger immer mehr, dass 'unsere' Stadt durch solche Absperrmaßnahmen immer hässlicher wird.
    Maßnahmen, die nur erforderlich sind, weil sich "der Autofahrer" partout nicht mehr an die StVo halten will. Jetzt die Wilhelmsbrücke, davor am HBF die Busspuren mit hunderten Mini-Absperrbaken, Russische Kirsche ebenso. Weitere Beispiele gibt es sicherlich wie Sand am Meer.
    Das unendliche Orange/Rot/Gelb/Weiss an gefühlt jeder Ecke verwandelt Stuttgart in eine Art optische Dauerbaustelle, in der man sich wirklich nicht mehr gerne aufhält - von den Kosten ganz zu schweigen.

    Ganz offensichtlich kapituliert die Stadt (Polizei/Ordnungsamt) vor dem scheinbar rechtsfreien MIV in Stuttgart und weiß sich nicht mehr anders zu helfen.

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    1. Es geht mir ähnlich. Nur eine Lösung weiß ich nicht. Soviel Polizei kann es gar nicht geben, um all die vielen Verstöße (übrigens auch von Radfahrenden) zu ahnden. Dass wir alle die Regeln gerne nur dann einhalten, wenn sie uns gerade passen, ist schon eine Entwicklung von Jahrzehnten, in denen wir der Leit-Mobilität, den Autoverkehr, sehr viel haben durchgehen lassen. Es gäbe natürlich Lösungen, nämlich eine Kamera-Überwachung dort, wo Durchfahrten verboten sind, aber das will unsere Gesellschaft halt auch nicht, denn dann würden wirklich alle Regelverstöße von Autofahrenden erfasst. Und die Diskussion würde verstärkt beginnen, wie man Radfahrende erfasst, die ja auch Regelverstöße begehen.

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    2. Die modalen Filter kann man ja auch in schön machen. Und die Verengung der Fahrbahn oben muss man auch nicht nur als Hindernis sehen, finde ich, aber das hängt natürlich von der Umsetzung ab.

      Auf der Brücke oben kann ich mir zum Beispiel statt der Baken eine Verengung durch Blumenkübel oder ähnliche stabile Gestaltung gut vorstellen. Macht man das links und rechts, ergibt sich ein Schutzraum für FußgängerInnen mit guten Sichtbeziehung und die zu querende Fahrbahn wird schmaler. Kommt es in die Mitte ergibt sich dort der Schutz, gleichzeitig bekommen die beiden Fahrrichtungen der RadfahrerInnen etwas Abstand voneinander.

      Eine Kamera fände ich hier eher eine Anti-Lösung. Statt einen echten Schutz zu bieten, werden Verstöße hinterher (vielleicht) sanktioniert. Beim Durchfahrtsverbot mit Bußgeldern, die noch wesentlich unterhalb denen für zu schnelles Fahren und oft sogar unter denen für Falschparken liegen. Da geht dann bei vielen die Kosten-Nutzen-Rechnung gegen den Wert der Abkürzung auf. Auch, weil ich erwarten würde, dass Sanktionierung nur in den Fällen mit Unfallfolge überhaupt passiert, weil auch die regelmäßige Auswertung der Kameras laufende Kosten erzeugt.

      Man stelle sich mal vor, es gäbe auf Straßen gelegentlich "Filter", die die Höchstgeschwindigkeit genauso hart durchsetzen wie es ein Poller für die Durchfahrt tut.

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    3. Okay. Zunächst ist das ja ein Versuch für ein Jahr, also ein Provisorium. Da wird man noch Möglichkeiten finden ,das schöner zu machen.

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  2. Durch das VErsagen der Behörden werden unsere Städte immer hässlicher. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass der modale Filter in seiner jetzigen Form zu keinen Unfällen führen wird- wobei der Radverkehr ja so einiges gewohnt ist. Positiv hingegen ist, dass in so kurzer Zeit die Brücke wie vereinbart gesperrt wurde. Weitere Begleitmaßnahmen werden da wohl noch Jahre auf sich warten lassen- z.B. der katastrophale Radweg Pragstraße.

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  3. Ralph Gutschmidt1. April 2022 um 16:46

    Ich habe ja schon hier erzählt, dass ich in Berlin kaum Autos sehe, die auf Radfahrstreifen parken oder halten. Es ist offenbar doch möglich, Verkehrsregeln durchzusetzen.

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  4. Apropos Wilhemsbrücke: Hat eigentlich jemand eine Ahnung, wie ich als Radfahrer von der Neckartalstraße von Münster kommend auf die Wilhelmsbrücke kommen soll? Es gibt keinen Linksabbieger, und der Autoverkehr wird auf die B10 gelenkt, auf der ich ja partout nicht landen will.

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  5. So: Auf dem Radweg auf der Neckarseite der Neckartalstr.fahren und dann links abbiegen auf die Wilhelmsbrücke ...

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    1. Anonym - dann muss man als Geisterfahrer auf dem linksseitigen Radweg und Gehweg fahren, beides ist nicht wirklich erstrebenswert für Radfahrer, so werden wir erzogen uns als "Kampfradler" über alle Regeln hinweg zu setzen.

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    2. Das stimmt so nicht ganz: auf der Neckarseite ist in der Tat ein Zweirichtungsradweg. Allerdings muss man sich durch die rumpelige Neckarstrecke am Kraftwerk um Fußgänger herum gekämpft haben, um dort raus zu kommen. Auf dem Rennrad fährt es sich besser über die Neckartalstraße, und auch dort gibt es einen Radstreifen südwärts (irgendjemand hat kurz an uns gedacht), der aber einen Block vor der Wilhelmsbrücke im Nirgendwo verschwindet. Wie Radfahrer dort weitergeführt werden sollen, ist mir ein Rätsel.

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    3. Insgesamt bleibt es leider Stückwerk, bei dem Abschnitte für Räder gelungen sind und dann steht man immer wieder vor großen Rätseln ... Im Zweifelsfall wird das Auto immer noch bevorzugt. Gleichbehandlung der Fortbewegungsmittel sieht anders aus ...

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  6. Gestern 06.05 von Rosensteinbrücke kommend Richtung Pragstrasse entlang gefahren, ein spring rechts Radweg, Stau ohne Ende kein einziger Radfahrer in 30min. Wohne nahe der Wilchelmsbrücke sehe seit der Sperrung selten ein Radfahrer der in der Mitte fährt aber viele auf Gehweg. Wenn mann die warnt schreien sie aggressiv zurück.

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  7. Lieber Anonymus, liebe Anonyma, man muss allen etwas Zeit lassen. Ich sehe auch viele Autofahrende, die sich auf der Radspur zum Rechtsabbiegen aufstellen und dann zur Wilhelmsbrücke einbiegen, ungeachtet aller überdeutlicher Schilder und Bodenmarkierungen. Sie müssen dann zum Glück umdrehen und können nicht einfach weiter fahren. Es dauert immer einige Monate, bis sich alle Verkehrsteilnehmenden an geänderte Verkehrsführungen gewöhnt haben. Wir sind ja alle miteinander nicht so großartig im Sehen von Verkehrszeichen.

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