11. Mai 2022

Hilfe, ihr könnt doch die Fahrradparkplätze nicht wegnehmen!

Ein Zielkonflikt. Der Gehweg für die Fußgänger:innen. Motorräder müssen runter auf extra ausgewiesene Plätze. Die fehlen dann aber den Radfahrenden. 

Auf diesem Motorradparkplatz auf dem erweiterten Gehweg stehen Unmengen Fahrräder zwischen den Motorrädern. 

Längs zum Bordstein sind, was man vor lauter Fahrrädern kaum sieht, Bügel angebracht, die üblicherweise als Radbügel verwendet werden. Vermutlich, damit Autofahrer ihre Autos hier nicht auf den Gehweg stellen. Die Anwohnerschaft hat sich aber nun inzwischen Räder und städtisch geförderte Lastenräder angeschafft, die gut längs an die Bügel passen. Viele andere Fahrräder sind da ebenfalls angekettet. 

Ein Verkehrszeichen weist diese Stelle hinter den Bügeln as Motorradparkplatz aus. Nun hat die Stadt festgestellt, dass es für Motorradfahrende schwierig ist, zwischen den von Fahrrädern zugeparkten Bügeln auf den Abstellplatz hochzukommen, und für vergangenen Freitag angekündigt, dass die Bügel entfernt werden. Anwohner:innen waren entsetzt. Wohin mit den Rädern und Lastenrädern? 

Die Stadt weist freundlich und grundsätzlich aufmerksam und hilfsbereit darauf hin, dass hier nur die Ordnung wieder hergestellt werden solle und müsse: nämlich ein Motorradparkplatz. Man sehe ja auch, dass das keine Fahrradbügel sind. Für die Anwohner:innen sahen die Bügel allerdings immer nach Fahrradbügeln aus, und die Stadt selbst bezeichnet sie in der Mitteilung für den Abbau ebenfalls als "Fahrradständer". 

Als Ersatz wurden außerdem bereits ein paar Meter weiter in der ausgewiesenen Fußgängerzone bei einem Spielplatz (auf dem oberen Foto hinter dem Fußgängerzonenschild) bereits neue Radbügel aufgestellt, die aber - wie der Blick zeigt (Bild 3) - bereits komplett vollgestellt sind. Da passt weder ein Lastenrad noch überhaupt irgendein weiteres Fahrrad mehr rein. Motorräder und E-Scooter sammeln sich hier natürlich außerdem auch noch an. (Und die Autos parken mit ihren Hecks und Auspüffen senkrecht bis auf den Gehweg hoch, das nur nebenbei bemerkt.) 

Wo das genau ist, sage ich heute absichtlich nicht. Denn der Abbau wurde erst einmal gestoppt und am Freitag findet eine Begehung mit Vertreter:innen der Politik und der Stadt statt, damit eine Lösung gefunden wird. 

Es ist überdeutlich, dass der Parkplatz für die zweirädrigen Fahrzeuge in dieser Straße überhaupt nicht ausreicht. Viele Leute haben sich umweltfreundliche (und benzinsparende) Fahrräder zugelegt, aber sie wissen langsam nicht mehr, wo man sie abstellen kann. Die Mobilitätswende entscheidet sich in Wohngebieten, an solchen Ecken, und zwar mit der Frage, wo das Fahrrad abgestellt und diebstahlgeschützt angeschlossen werden kann. Die städtischen Behörden müssen also dringend und schnell mehr Fahrradbügel bereitstellen, vor allem in solchen Gegenden. Ein Rückbau zugunsten von Kraftfahrzeugen (also auch Krafträdern) kann und darf es nicht geben. 

Und wenn Autofahrende sich Autos anschaffen und auf die Straße stellen dürfen, ohne einen privaten Stellplatz nachweisen zu müssen, dürfen sich natürlich Menschen Fahrräder und Motorräder und Mopeds anschaffen, ohne einen Platz im Hinterhof oder im Keller dafür zu haben. Das versteht sich von selbst. Man braucht auch gar nicht die Radfahrenden zu beschimpfen, weil sie ihre Räder auf Mopedplätzen abstellen, denn sehr oft werden Mopeds auch zwischen Radbügeln abgestellt, die dann Radfahrende nicht mehr nutzen können. Im Gegensatz zu Fahrrädern dürfen Krafträder übrigens nicht auf dem Gehweg abgestellt werden, es sei denn, die Stellen sind entsprechend ausgewiesen. Ich finde aber, sie (und übrigens auch Fahrräder) sollten wie Autos am Straßenrand auf reservierten Flächen stehen. 

Die einzige Lösung ist hier wie an vielen anderen Stellen auch: Man widme drei oder vier  Straßenrandparkplätze um und richte auf dieser Fläche Radbügel für mehrere Lastenräder, viele Fahrräder und für Mopeds und Motorräder ein. 

4 Kommentare:

  1. "Man widme drei oder vier Straßenrandparkplätze um und richte auf dieser Fläche Radbügel für mehrere Lastenräder, viele Fahrräder und für Mopeds und Motorräder ein."

    Und vehindere, was nur dur Kontrolle und Ahndung geht, dass Motorrad oder -rollerfahrer die Radbügel missbrauchen.

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  2. erst wenn der letzte radweg nicht mehr einfach so aufhört,
    die letzte ampelschaltung nicht mehr zu kurz ist,
    der letzte zug mit ordentlichem radabteil ausgestattet ist,
    und das letzte handygespräch am steuer beendet ist,

    werden wir unsere räder da abstellen, wo sie niemanden stören.

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  3. Jörg
    Wann kann ich endlich stundenweise gegen Geld in den vielen Tiefgaragen in S-West oder S-Süd ein Auto oder ein Fahrrad parken?
    Wenn es die Möglichkeit gibt das ein Mieter seinen TG Platz für Auto, Motorrad oder Fahrrad über eine App ein paar Stunden vermietet, gibt es wahrlich keinen Platzmangel mehr.
    Parkplätze werden wie Klopapier und Sonnenblumenöl gebunkert. Gebt sie wieder in den Markt.

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  4. Im letzten Bild sieht man ein wichtiges (und an diesem Platz leider typisches) Detail im Hintergrund: die Autos nehmen sich einfach auch noch den halben Fußweg.

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