9. Mai 2022

Ein Rad-Highway entlang der Cannstatter Straße

Ein Schweizer Unternehmen hat ein Stecksystem für Fahrradhochbahnen aus Holz entwickelt, deren Boden sogar beheizbar ist. 

Mit dem BikeHighway von URB-X kann man den Radverkehr in fünf Metern Höhe über dem Autoverkehr durch eine Stadt oder über Land führen, zweispurig und kreuzungsfrei. So kann man eine extrem leistungsfähige Radinfrastruktur schaffen, die den Radfahrenden vermutlich auch noch tierisch Spaß macht. Die Baden-Württembergische Landesregierung sieht darin eine Chance für Radschnellwege, die in die Städte hineingeführt werden müssen. Holzbau ist umweltfreundlicher und billiger als Stahlbau. Die Brücke kann auch Strom produzieren, wenn man Solarpanels verbaut, und im Winter gibt es dann auch Strom für eine Bodenheizung, die Schnee und Eis beseitigt. 

Die Idee gefällt mir. Wäre das nicht was für Stuttgart? 

Quelle URB-X
Ich fürchte allerdings, die Aufregung wird enorm sein, wenn sich unsere gemütlich konservative Stuttgarter Stadtgesellschaft mit einer solchen optischen Veränderung des Stadtbilds auseinandersetzen muss. Radwege auf Stelzen, beispielsweise zwischen Vaihingen und Heslach oder oberhalb der gesamten B14 (Hauptstätterstraße bis Neckartor) und auf der Cannstatter Straße bis zum Leuze, das dürfte Bürgerproteste in ungeahntem Ausmaß hervorrufen. Übrgens nur, weil es anders aussieht, nicht weil ernsthaft etwas dagegen spräche. Außerdem muss man sich mit allgemeiner Skepsis herumschlagen, wie der Frage, wie lange so eine Holzbrücke hält oder ob sie bald wegfrault oder schimmelt. (Insgeheim glaube ich ja, dass uns heutzutage techniste Möglichkeiten zur Verfügung stehen müssten, Holzbauten wetterfest zu machen.)

Wir haben in Stuttgart einige reine Autohochbahanen auf Höhe des ersten oder zweiten Stockwerks, etwa die Paulinenstraße zwischen Österreichischem Platz und Rotebühlstraße oder das Autobahnohr an der Friedrichswal mit anschließender Schnellstraßenbrücke durch Feuerbach. Generell spricht also nichts dagegen, den Radverkehr, der leise ist, ebenfalls hier und dort in die Höhe zu legen. Das würde das Problem lösen, dass der Autoverkehr für den Radverkehr unten keinen Raum hergeben möchte.

Das wäre beispielsweise eine gute Lösung für den übervollen Schlossgarten. Eine solche Fahrradbrücke über der Cannstatter Straße würde den Park entlasten, einfach auch deshalb, weil es Spaß macht, auf so einer Fahrradbahn lang zu sausen. So ein Radhighway würde sicher viele neue Leute aufs Rad bringen, sichtbarer kann man kaum das Vergnügen des Radfahrens aufzeigen. Einer Simulation der Firma zufolge könnte man fast die Hälfte aller Pendlerwege aufs Rad bringen. Da entlang der Cannstatter Straße nicht so viele Leute wohnen, dürften auch die optischen Irritationen nicht so groß ausfallen. 

Auch für die Neue Weinsteige wäre das eine schöne Lösung, wenn die Autoverkehrsverteiger:innen darauf bestehen, dass man ebenerdig keine zwei von vier Fahrspuren für Radwege wegnehmen kann oder darf oder soll. Dann eben eine Brücke. Ich könnte mir auch entlang des Neckars zwischen Esslingen und Cannstatt einen solchen Radhighway gut vorstellen. 

Und für den Charlottenplatz nehmen wir den großen Kreisel. Dann braucht der Autoverkehr keinen Millimeter hergeben und wir kommen endlich zügig über die Kreuzung. 

Über die verschiedenen Arten von Streckenführung kann man sich hier informieren. Die Varianten sind vielfältig. 

In der Schweiz ist man schon weiter, wie man sich hier in diesem Link anschauen kann. 

Nachtrag: Ich ergänze hier mal, wie ich meine, wie man den Highway entlang der Cannstatter Straße anlegen könnte. 

Für einen Aufgang auf 5 Meter Höhe braucht man bei 6 Prozent Steigung ungefähr 85 Meter. Das passt genau, wenn man die Rampe dort beginnen oder enden lassen würde, wo heute am Neckartor der Schlossgartenradweg beginnt. 

Der Highway wäre dann fast 1,5 Kilometer lang und würde links neben dem Tunnelmund im Rosensteinpark an einem der dort bereits liegenden Parkwege enden. 

Man könnte ihn allerdings auch noch über die Stadtbahnlinie hinweg führen, sodass uns die Kurverei durch das Flora und Fauna erspart würde. Die Rampe rauf oder runter würde dann neben der Stadtbahnhaltestelle Leuze verlaufen. 



21 Kommentare:

  1. Dann hoffen wir nur das Ersatzteile schneller geliefert werden als für die Spielplätze in Stuttgart… Teile des Spielplatzes an der Elisabethenanlage in West sind seit 2 Jahren gesperrt…

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  2. Jörg
    Das sind ebenso die Ideen die wir z.B. von Herrn Lapp (Lapp Kabel) hören. Er möchte gerne, dass seine Firma weiterhin mit großen Lastern angefahren werden und gleichzeitig Menschen sicher radfahren können.
    Der ein oder andere Steg würden den Radfahrenden in Stuttgart wirklich helfen. Vergessen wir dabei bitte die Fußgänger nicht. Stege und Tunnel über großen Straßen und Kreuzungen brauchen ebenso getrennte Fußwege.

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  3. Hallo Christine, die Sache hat ohne Zweifel ihren Charm. Zwei Dinge lassen mich jedoch etwas zweifeln, ob dies wirklich im Moment zur Lösung der Probleme beitragen kann:
    - Zur Auffahrt auf 5 Meter Höhe benötigt man Rampen, die > 80 m sind um die Steigung radverträglich zu gestalten. Auf Seite am Leuze wäre dies weniger ein Problem - da muss man heute schon die Höhe erklimmen. Der Anschluss zum Hauptbahnhof/Schillerstraße bzw. Innenstadt/Planie wäre da schon aufwendiger.
    - Von der politischen Grundsatzentscheidung über die Planung bis zur Ausführung vergeht unendlich viel Zeit. Die haben wir m.E. nicht - insbesondere was die Verbindung Cannstatt/Mitte anbetrifft. Hier brauchen wir eine PBL entlang der Cannstatter Straße -jetzt. Dass so etwas schnell gehen kann, zeigt die Planung/Umsetzung der X1-Linie.
    Gruß Cornelius

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    1. Ich glaube, dass die Politik in Stuttgart sich noch ganz lange nicht dazu durchringt, auch nur eine einzige Brücke für Radfahrende zu bauen. Dabei schauen wir mit Neid auf die Radbrücken in Kopenhagen. Ich bin ziemlich sicher, dass eine Solche Brücke an der Cannstatter Straße angenommen wird und dass sie vor allem viele Autofahrende interessiert, die werden da radeln wollen. Am Leuzeende bracht man keine Rampe, aus dem Park hinterm Innenministerium wird man eine brauchen, das ist ja klar. Aber wie gesagt, ich fände es schön, aber dass wir das in absehbarer Zeit täten, glaube ich nicht .Dabei würde genau diese Brücke an dieser Stelle viele Probleme lösen, die wir mit einem Pop-up-Radwege dort haben werden: Ampeln am Neckartor und vermutlich wieder welche am Schwanenplatztunnel-Ende, wo man die Radler irgendwie auch hoch kriegen muss.

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  4. Ich kann sowas nicht mehr verstehen. Wenn ich sehe was an Planungsgeldern für 'Radautobahnen' ausgegeben wird und wir hier bei uns im Ort (Walzbachtal) keine fahrbare Verbindungen in die Nachbarortschaften Gondelsheim, Stein, Königsbach, Wöschbach haben dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Wege Richtung Berghausen, Weingarten und Obergrombach sind zwar befestigst (Teer, Betonplatten) aber bei Dunkelheit will man die auch nicht unbedingt fahren (man muss die Stellen schon kennen wo man lieber aus dem Sattel geht).

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    1. Lieber Joachim, noch werden gar keine Planungsgelder ausgegeben. Es ist ja nur eine Idee von mir. Freut mich, dass sie so plausibel klingt. Andererseits haben wir in Stuttgart einen guten Radetat, aus dem so was bezahlt werden könnte. Die Wege woanders sind ja Sache der jeweiligen Kommunen. Und dort natürlich auch eine Frage, wie aktiv die Radlergemeinde ist und wie sie die Politik dazu bringen kann, mehr fürs Rad zu tun.

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  5. Aus der Rubrik "Dinge, die die Welt nicht braucht"...

    Bis man die Akzeptanz für sowas herbringt, kann man sich auch gleich für ein vernünftige Verteilung des Straßenraums einsetzen.

    Wir brauchen vor allem nicht so sehr eine (durch sowas sowieso allenfalls minimale) Erhöhung des Radvetkehrsanteils als vielmehr eine drastische Reduzierung des Autoverkehrs. Die erreicht man direkt und unverzüglich durch eine vernünftige Umverteilung des Straßenraums.

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    1. Ich sehe auch eher das Problem, dass (A) damit die ganze Aufmerksamkeit in Richtung einer technisch aufwändigen (und sicher nicht billigen) Lösung kanalisiert wird und damit eh schon schleppend verlaufende Planungen auf Höhe Null inklusive der nötigen Umverteilung des öffentlichen Raumes damit zusätzlich verschleppt werden. (B) wird es massive Gegenwehr aus unterschiedlichen Richtungen geben: Anwohner im 1.OG, denen die Radfahrer jetzt in die Wohnstube schauen können; Anwohner und Gewerbetreibende, denen wegen der Pfeiler jetzt ein paar Parkplätze abhanden kommen könnten; ansonsten natürlich auch Leute, die Angst vor Schlagschatten haben oder einfach nur eine Verschandelung des Stadtbildes bzw. den Wertverlust ihrer Eigentumswohnungen befürchten... Und falls es doch Straßenbäume geben sollte passen die dann auch nicht mehr unter den Highway... Und was ist, wenn nachts jemand im Vollrausch seinen PS-Boliden gegen den Pfeiler setzt ? Ja - es wäre einfacher wenn es bereits Referenzprojekte gäbe. Aber bislang existiert dieser Highway nur auf dem Papier bzw. in schönen Präsentationen und Animationen....

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  6. Gute Sache! Bei Holz bin ich einerseits gerne dafür. Andererseits sind hier zwei Probleme zu beachten: 1. Holz ist vandalismusgefährdet. 2. Holz ist brandgefährdet. Es müsste also zumindest in den unteren Teilbereichen mit Blechen verkleidet werden.

    Die 5 m Höhe von Cornelius werden wir sicher hinbekommen. Entweder gemütlich vom Schlossgarten aus oder aus Richtung Urbanstraße. Ansonsten hätte ich kein Problem mit einer 80 m langen Rampe.

    Joachim beweint eine fehlende Radverkehrsverbindung im Walzbachtal. Es wird immer und ewig weltweit Strecken ohne Radverkehrswege geben. Das ist anders finanziell und klimaschonend nicht drin. Das heißt aber auch Tempo 70 auf Fahrbahnen, breitere Fahrbahnen, enormen Schutz der Justiz Radfahrern gegenüber (mit einem Bein im Gefängnis bei Gefährdung - wirkt in Spanien bestens) und die Vorsehung breiter Seitenstreifen, v.a. bergauf. Letzteres gibt es weltweit und es fährt sich dort hervorragend. Man benötigt nur eine Beschilderung, findet immer ans Ziel, ist "sozial gesichert" und auch die Wartungs- und Reinigungsmöglichkeiten sind optimal. Aber bzgl. den Radautobahnen: Hier pendeln halt zigtausende Kfz und die möchte man reduzieren, damit die Bundesstraßen nicht noch weiter ausgebaut werden müssen (B10, B27, B313...).

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  7. 6-spurig, bereits asphaltiert und zwischen Stuttgart und Bad Canstatt verlaufend, fast ohne Kurven, ohne jede Steigung. Warum sollten wir hier so viel Geld ausgeben, wenn es eine viel günstigere und schnellere Lösung gibt, die innerhalb kürzester Zeit realisiert werden kann? Mit dem Rest des Geldes können wir so etwas gerne woanders bauen, wo es keine Alternative gibt.

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    1. Na, dann schauen wir mal, wie das mit dem Pop-Up-Radweg auf der Cannstatter Straße klappt, schließlich wird es Ampelstopps am Neckartor und am anderen Ende für Radfahrende geben, die es derzeit im Schlossgarten nicht gibt. Und wenn wir das dann doch blöd finden, dann krame ich die Idee mit dem Highway wieder aus. 😊

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  8. Ach ja, wie war das doch gleich: Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.

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    1. Naja, das ist jetzt doch ein bisschen billig.
      Niemand sagt, dass das nicht punktuell mal wo eingesetzt werden könnte, aber eine Lösung in großem Stil ist das sicher nicht, und lenkt halt auch vom wirklich Wichtigen, eine Veränderung der Mentalität (unter anderem eben auch weg von diesen endlosen technischen "Lösungen") ab.

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    2. Ich denke, punktuell könnte man so einen Highway wirklich gut entlang der Cannstatter Straße einsetzen. Man kommt als Radler:in ampelfrei drauf und wieder runter, und nur am Neckartor selbst wohnen Leute, die das optisch stören könnte, wobei die Straße eigentlich schlimmer ist. Wir werden ja bei den Kanalbauarbeiten auf der Cannstatter Straße sehen, was mit dem Autoverkehr passiert, wenn zwei oder drei Spuren gesperrt sind. Wenn er verpufft, um so besser. Ich sehe aber immer noch das Problem bei ebenerdiger Radführung auf der Cannstatter Straße, dass Radler:innen an Ampeln warten müssen. Und der Aufgang in den Rosensteinpark zum Leuze muss ja auch geklärt bzw. gebaut werden. Ich finde halt, es lohnt sich schon, auch mal über so eine Variante nachdzudenken, die auch mal ein spektakuläres Bild fürs Radfahren schafft. Um so mehr, als, wie man schon hier unter uns Radler:innen merkt, offenbar die Widerstände groß sind und die Aussicht, dass wir so was wagen, leider noch gering.

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  9. Jörg
    Guckt mal nicht so auf das Geld. Das tut Minister Wissing nicht, der A.Scheuer achtete schon gar nicht drauf. Der Rosensteintunnel kostet was er kostet usw. . Jeder Fahrrad Euro kann nicht als Autoeuro ausgegeben werden.
    Schauen wir lieber was die reichen Schweizer bauen: https://www.srf.ch/news/schweiz/bruecken-und-tunnels-fuer-velos-die-schweiz-baut-fuer-velofahrende-das-spektakel

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  10. Das Konzept, einfach über den Schimmel zu streichen, funktioniert halt nur so semi-gut.

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  11. Ich mag es. Was ich nicht mag ist Autoabgase einzuatmen. Ich glaube, ich würde dann trotzdem durch den Park fahren.

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  12. Was machen wir eigentlich mit dem Fußgängersteg aus dem Park in den Osten auf halber Strecke? Oben drüber, Kopf einfach einziehen oder abreißen? Alles nicht so einfach wie es auf den ersten Blick scheint.

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  13. Was machen wir eigentlich mit dem Fußgängersteg aus dem Park in den Osten auf halber Strecke? Oben drüber, Kopf einfach einziehen oder abreißen? Alles nicht so einfach wie es auf den ersten Blick scheint.

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  14. Ist es eigentlich typisch Stuttgarterisch oder Schwäbisch, dass man immer zuerst die Probleme sucht? Ich finde die Idee eigentlich immer besser. 😊

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