28. Juni 2022

Schilderblödsinn

Könnte man die Verkehrszeichen nicht so aufstellen, dass sie widerspruchsfrei sind? Sollte man es nicht eigentlich tun? 

Als am Wochenende das Heusteigviertelfest stattfand, standen an der Mozartstraße diese Schilder. Lassen wir mal die Halteverbotsschilder beiseite, die vor allem links auch nicht besonders sinnvoll herumstehen, und betrachten die beiden auf der Fahrbahn links und rechts der Schranke. Das eine, links, verbietet die Durchfahrt für jegliches Fahrzeug, das Räder hat (ausgenommen einem Leiterwagen). Rechts von der Schranke steht ein Achtungsschild mit dem Zusatzschild "Achtung Fußgänger, Schrittgeschwindigkeit". 

Ja, was denn nun? Wenn ich rechts zwischen Bordstein und Straßengastronomie reinradle, dann muss ich nur Schrittgeschwindigkeit fahren, wenn ich aber links von der Schranke einbiege, dann muss ich absteigen. Oder wie? Und wie erkläre ich das der Polizei, falls sie mich vom Fahrrad holt? 

Das ist hier nur ein Beispiel von oftmals widersprüchlich aufgestellten Verkehrszeichen bei Veranstaltungen. Es sieht hier und woanders dann oft so aus, als hätten die Trupps, die solche Schilder aufstellen, einfach mal ein paar aus dem Fundus mitgenommen und hingestellt, was irgendwas mit Fahrrad zu tun hat. Ich weiß, die städtischen Beamt:innen können nicht überall hin, wo an so einem sonnigen Samstag Feste stattfinden, und nachschauen, ob alles stimmt, aber so geht das auch nicht. 

Verkehrszeichen müssen stimmig stehen, sonst überlasst man ihre Deutung den Verkehrsteilnehmer:innen, und die deuten sie so, wie es ihnen passt. Und noch schlimmer: Wir gewöhnen uns an, dass Verkehrszeichen, die eine Durchfahrt verbieten oder Parkplätze beschränken, gar nichts bedeuten. Und wenn wir schon dabei sind. Es fehlten wie üblich Radabstellanlagen, weshalb die Fahrräder überall standen, auf Gehwegen, an Schildermasten, sogar an den Pollern, wo man sie ja gar nicht sicher anschließen kann. Das dürfen die allerdings, solange sie niemanden behindern. Anders als die Autos, deren Fahrer:innen zum Flohmarkt gekommen sind, die parken dick und fett entlang der Immenhofer Straße im Halteverbot. 

Das ist alles schon ziemlich wenig gut überlegt. So eine Art Schilder- und Fahrzeug-Anarchie.  

6 Kommentare:

  1. Irgendwie passen heute die Bilder nicht zu dem Text

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  2. Dass es zu wenig Radabstellplätze gibt ist mir auch aufgefallen. Im Heusteigviertel ist das allgemein ein Problem. Fast keine Radbügel und auch nur wenige Schilderpfosten, wo man das Rad anbinden kann. Irgendwie hat die Stadt noch nicht wirklich rausgekriegt wo Radbügel dringend gebraucht werden und wo nicht. Zum Beispiel haben sie an der Rotenwaldstrasse an allen unmöglichen Orten auf dem Geheweg Radbügel montiert, die gar niemand benutzt, z.B. auf Höher Lepziger Platz wo es gar keine Wohnhäuser gibt. Immerhin haben die Radbügel hier den netten Nebeneffekt, dass die Autos nicht mehr auf dem Gehweg parken können, was ja auch ganz gut ist. Grüsse, Andreas

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  3. Ralph Gutschmidt28. Juni 2022 um 10:41

    Die Beschilderung ist doch klar.
    Das Verbot für Fahrzeuge gilt für die gesamte Fahrbahn. Rechts das Warnschild gilt also nur für Fußgänger. Es warnt davor, dass andere Fußgänger hier teils nur mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sind. Es kann also zu Behinderungen kommen. Sehr wichtig z. B. für Jogger, sie sollten die Straße meiden.

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  4. also das ist doch das normal in stuttgart.
    schon immer.
    ich habe damals mit schultes schuster, der es auch nicht konnte, vereinbart, dass wenn keine rechte, dann auch keine pflichten.
    mag heißen: bevor ich als radfahrer an jeder ecke kriminalisiert werde, wird für mich die stvo einfach in gänze ausser kraft gesetzt.

    bis heute wurde seitens der stadt dem nicht widersprochen.

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  5. Besonders interessant an solchen Festen ist die Schilderwanderung, die auch hier offenbar mal wieder stattfand. Am Samstag habe ich das rechte Schild noch an der Immenhofer Straße gesehen, wo es sinnvollerweise die Autofahrenden auf das Straßenfest hinwies und sie zu einem zahmen Fahrstil mahnte. Offenbar waren dann des Nächtens mehr oder weniger lustige Gesellinnen und Gesellen unterwegs, die sich mit Schilder-Rochaden verlustierten.

    Dazu passen auch Beobachtungen vom Sonntag entlang der Partymeile. Da wurde z.B. an der Kreuzung Weißenburgstraße ein am Halteverbotsschild festgeschlossenes Fahrrad einfach mal bis zum Schild hochgehoben und aufgehängt. Sah aus wie Kunst, hat den Besitzer des Herren-Rennrads aber vermutlich nur mittelmäßig inspiriert.

    Übrigens ist mittlerweile verbrieft, dass Meldungen zum Bedarf an Radbügeln durchaus gehört werden. Im Lehen- und Heusteigviertel sind ein paar Bügel-Standorte in den letzten Monaten auf die vielen Anträge im Bezirksbeirat der letzten Jahren und zahlreiche Anfragen über gelbe Karten hin umgesetzt worden. Leider geht das alles ziemlich langsam. Man muss schon mit einem Jahr und länger rechnen, bis sichtbar etwas passiert.
    Reinhard

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    1. Ja, Reinhard, das ist auch eine gute Erklärung: Die Schilderwanderung. Ich vermute, dass man auch die Halteverbotsschilder zusammengestellt hat, stören ja beim Aufbau der Stände. Allerdings wundert mich, wie ein "Achtung Fußgänger"-Schild, das ganz rechts an der Immenhofer gestanden haben muss, ganz rüber kommt. Oder stand es bergab? Na ja, wir haben halt nicht so das Verhältnis zu Verkehrszeichen, gell?

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