6. Oktober 2022

Das Problem mit dem Herdweg - Teil 1

Auf der Holzgartenstraße radelt man auf einem breiten Radstreifen auf den Hegelplatz zu. Dahinter, auf dem Herdweg, ist die Situation ungeklärt. 

Radelt man auf der Fahrbahn, wird man von Autos überholt, die von der linken auf die rechte Spur fahren müssen und das unbedingt schaffen wollen, bevor es bergauf einspurig wird und sie hinter den Radler:innen festhängen. Das erzeugt Stress bei Radfahrenden (bei Autofahrenden auch). Andere fahren bei der Bushaltestelle auf den sehr breiten Gehweg, der für Radfahrende inzwischen freigegeben ist. 

Bergauf ist das nicht so problematisch, aber Radfahrende, die hier runter kommen - auch sie dürfen auf diesem Gehweg fahren - sind schneller unterwegs, obgleich sie hier nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen, was aber unmöglich ist. Es gibt zudem - wie auf allen Gehwegen, so auch hier - eine richtige Gefahrenstelle, auf der auch schon Radfahrende - wie mir Blogleser Achim erklärte - von Autofahrern angefahren und verletzt wurden. 
Und das ist die Ein- und Ausfahrt des Katharinenhospitals. Autofahrende, die vom Hof kommen, haben hier ein Stoppschild und müssten an der weißen Haltlinie auf dem Grundstück halten und den Verkehr abwarten. Das tun jedoch sehr viele nicht (zwei von drei, als ich dort war, nur der Krankentransporter hielt an). Wie man auf dem Doppelfoto rechts sieht, parkt ein großes Auto auf einer Sperrfläche (verboten) und versperrt die Sichtachse auf den Gehweg. Vorher stand hier eine Mauer, die auf Betreiben der Bezirksvorsteherin Mitte entfernt wurde. Aber so ist es jetzt auch nicht viel besser. 
Denn wenn - wie man hier auf diesem Foto sieht - ein Kind mit einem Laufrad runter rollt und die Mutter hinterherrennt, dann ist das Kind tot, wenn ein Autofahrer hier nicht stoppt, sondern auf den Gehweg hinaus schießt oder auch nur mit Tempo 20 rollt. Und ehe man auf Mütter schimpft, die hinter einem Laufrad her rennen, bedenke man: Dies ist eine Gehwegfläche, das ist der eigentlich unantastbare Schutzraum der Fußgänger:innen und der Kinder. (Radfahrende sind schon schlimm genug!) 

Freigegebene Gehwege aus Mangel an echter Radinfrastruktur sind auch für Radfahrende immer von Nachteil. Da es unmöglich ist, Schrittgeschwindigkeit zu radeln, sind sie immer zu schnell und ihnen wird immer eine Mitschuld am Unfall zugesprochen, selbst, wenn der Pkw-Fahrer nicht angehalten hat, sondern blicklos rausfuhr und die Hauptschuld hat. Diese Stelle zeigt, wie gefährlich Autoüberfahrten auf Gehwege (die leider häufig genutzte Radrouten ausgewiesen sind) tatsächlich sind. Es kommt wirklich zu Unfällen. 

Hier radeln aber eben sehr viele bergab, weil sie so direkt zur Fußgänger- und Radampel am Hegelplatz kommen. Diese Ampel nutzen Radfahrende, wenn sie danach Richtung Stadtgarten und Innenstadt radeln wollen. Von der Autofahrbahn bergab kommt man nämlich nicht nach links auf den Weg zum Stadtgarten und zur Universität. Es gibt keine geregelte Linksabbiegeführung für Radfahrende über den Hegelplatz zu diesem Weg. 


Hier noch noch die Karte dazu. Die beiden roten Kreis bezeichnen die kritischen und/oder gefährlichen Stellen für Radfahrende. Sie entstehen im Grunde nur dadurch, dass Autofahrende es eilig haben und nicht hinter Radle:innen bleiben oder nicht mal kurz anhalten wollen, um zu schauen, ob jemand auf dem Gehweg unterwegs ist. 






5 Kommentare:

  1. Gehweg - „unantastbarer Schutzraum der Fußgänger:innen und Kinder“, wo gibt es den in Stuttgart? Wo gibt es dieses Verständnis in welchen städtischen Ämtern oder Behörden? Bei der Polizei oder der Verkehrsüberwachung wird gegen unerlaubte Gehwegnutzung oder unerlaubtes Eckenparken i.d. Regel nicht eingeschritten - Erfahrung! Wann startet eine überfällige Kampagne gegen das flächendeckende, legale Gehwegparken?

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    1. Bitte, wenn du so draufhaust auf Städte und Behörden, dann untezeichne mit deinem Namen. Anonyme Kommentare finde ich ohnehin nicht schön, aber wenn je kritischer sie sind, desto eher brauchen sie einen Namen. Sei also so nett.

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    2. In der Sache hat er/sie nicht unrecht. Wie du selbst hier alle zwei Tage berichtest, stehen Gehwege und andere Verkehrsflächen für aktive Transportarten mangels Kontrolle, mangels Interesse, mangels politischer Vorstellungskraft, mangels politischen Willens (vielfach gelähmt durch eine viel zu große Nähe zur Autoindustrie und zur Wirtschaft allgemein) zur freien Verfügung des motorisierten Verkehrs und aller möglicher anderer Interessen.

      Wie sollen wir jemals zu einem Funktionieren im Interesse unseres Gemeinwohls kommen, wenn nicht einmal ein Zehntel der aktuell bereits existierenden entsprechenden Regeln auch durchgesetzt werden? Durch die Leute, die dafür gewählt, eingestellt, bezahlt werden?

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  2. Wir sind inzwischen bwi 49 Millionen PKW in Deutschland. Die stehen halt irgendwo rum, im Zweifelsfall da wo's nicht erlaubt ist. Solange das Übel nicht an der Wurzel angegangen wird, solange das Auto nicht gesellschaftlich und politisch unerwünscht wird, wird es nur noch immer schlimmer werden.

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  3. Jörg
    Die Geschichte am Herdweg ist nicht einfach. Es nicht meine Ecke von Stuttgart wo ich häufiger bin. Und die Radverbindungen sind so schlecht, dass man da nicht zum Spaß lang fährt.
    Das Katharinenhospital ist ein großer Block im Weg. Eine geregelte Durchfahrt durch die Jägerstraße würde schon etliche Radfahrende versorgen. Damit wäre schonmal der Teil Heilbronner Straße zum oberen West abgevespert.
    Der Herdweg wird von oben kommend von einigen Radfahrenden auf der Straße bewältigt. Leider kommen da viele Autos runter. So entkommt der Radler mangels Radspur dem Stau nur auf dem Gehweg. Nicht gut!
    Laut Strava heatmap fahren doch einige den Herdweg. Strava Metro verrät uns, dass S-West der Teil von Stuttgart ist wo die meisten Radfahrten starten und enden. Da wird es Zeit Straßen wie den Herdweg mit durchgängigen Radspuren aus zu statten. Was machen die Parkplätze da? Lieber nicht ganz so übige Gehweg, dafür aber ohne Radfahrys, wäre da mein Motto.
    Die Entscheidungen in dieser Stadt muss man nicht verstehen. Der heilige kostenlose Parkplatz auf öffentlichen Grund wird erfolgreich eingefordert. Der Doppel Linksabbieger auf die überdimensionierte später radfreie Kriegsbergs-Autobahn steht wohl auch nicht zur Disposition. Schade schade.

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