30. Oktober 2022

Ein ganz normaler Beinahecrash mit Radbeteiligung

Manchmal sehe ich schon, was gleich passieren wird und zücke die Kamera. Eine Radlerin kommt die Gutenbergstraße Richtung Johannesstraße entlang, ein Auto fährt knapp hinter ihr, und ein Radler fährt auf beide zu. 

Der wird jetzt sicher gleich überholen, denke ich, und das wird knapp, denn der Autofahrer wird das Überholmanöver nicht abbrechen, nur weil ein Fahrrad entgegenkommt. Tat er auch nicht. Er zog hastig nach rechts und kam der Radlerin sehr nahe, die bremste. Der entgegenkommende Radfahrer musste auch bremsen. 

Eine alltägliche Situation für uns im Autostraßenverkehr. Manche Autofahrende können keine 30 Sekunden hinter einem Radfahrer bleiben, sie riskieren die Gesundheit und Leben anderer, um vorbeizukommen, und zwar sofort, am besten ungebremst. Und noch etwas Bemerkenswertes gab es dabei. 
Hinter diesem Auto fuhr ein halbes Dutzend Polizisten auf ihren Motorrädern, nicht zu übersehen, wenn man in den Rückspiegel blickt, und auch nicht zu überhören. Sie kamen für die Begleitung der Critical Mass am Oktoberfreitag. 

Dieses Überhomanöver ereignete sich vor ihren Augen, aber es interessierte sie nicht, ich glaube, sie erkannten auch gar nicht, wie kritisch das für die beiden Radfahrenden war. Sie hatten überdies einen anderen Auftrag. Schade! Wir Radfahrenden würden uns freuen, wenn solche Aktionen für solche Autolenker:innen wenigstens mit einer Ermahnung enden würden. Wenn sie also anhalten und sich 30 Sekunden lang anhören müssten, dass sowas nicht in Ordnung ist. Ist es nämlich nicht. Aber dieser Autofahrer und die Polizisten haben vermutlich nicht einmal gecheckt, was da gerade passierte, ist ja alles gut gegangen. 

Einer der Motorradpolizisgten winkte dann übrigens, nachdem sich der CM-Tross in Bewegung gesetzt hatte und in der Gutenbergstraße Richtung Schwabstraße stockte, einen zivilen Motorradfahrer über den linksseitigen Gehweg an uns allen vorbei (über 30 Meter!), nur damit der nicht warten musste. Schon befremdlich. 

13 Kommentare:

  1. Jörg
    Das sieht aus wie ein Elektroauto. E-Mobility ist scheinbar keine Lösung, sondern es ist ein reines weiter so.
    Wie kann man nur behaupten das Autofahry hätte sich nicht an die Regeln gehalten? Frechheit. Man -- und sowas in der Zone 30.
    Da wundert sich so manch bürgerlicher Volksvertreter wie gereizt die Stimmung ist. Wer gefließentlich weg schaut, wie Autos im Alltag zur Durchsetzung eigener Intressen unter Missachtung der Verkehrsregeln und des Anstands genutzt werden, wird es nicht verstehen.

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  2. Letztes Jahr wurde von der Stadt die Aktion mit den Hinweisen auf die 1,50 m Abstand beim Überholen durchgeführt, mit Aufklebern und Bannern. Das hat durchaus was gebracht, aber dann wurde es leider (!!) ersetzt mit den Bannern für die Rücksichtnahme auf die Tiere im Wald und dass die Radler immer bei Rot fahren. So ist den meisten KFZ gar nicht bewusst, wie gefährdend sie unterwegs sind, und vollzogen wird rein gar nichts, wie das obige Beispiel zeigt. Ich glaube, dass wir als Radler vereimert werden sollen, wie beim obigen Beispiel oder wie gestern, wenn eine E-Bikerin im Schwabtunnel trotz durchgezogener Linie (nach langer Diskussion) und extra aufgestellten Radüberholverbotschildern (nach langer Diskussion) und Tempobeschränkung (nach langer Diskussion) von 4 KFZ überholt wird -- man kann als KFZ auch mal 3 Sekunden hinter einem Rad herfahren! Diese ganze Diskussion um mehr Sicherheit für die Radler bringt gar nichts, wenn das Fehlverhalten der KFZler von den Vollzugsbehörden komplett ignoriert wird. Nachdem ich als Radler wegen des viel zu engen Überholens (mal wieder) angefahren wurde vom KFZ und den Polizisten um Unfallaufnahme bat, sagte der Polizist im Streifendienst: "Wegen Leuten wie Ihnen bereue ich meinen Entschluss, Polizist geworden zu sein" -- und kümmerte sich nur um den Kratzer am Tesla bei einem anderen Unfall.

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    1. Und die Polizei fährt bei der Critical Mass auch jedes Mal noch langsamer voraus damit es so wenig Behinderungen und Aufwand ist wie nur möglich. Das war auch schon mehr Demo.

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    2. Hallo Anonym: Auf dem Motorrad ist das Langsamfahren anstrengender als das zügige Fahren.

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    3. Diese Fahrradaversion ist eine Grundhaltung in unserer Gesellschaft, warum sollten also Polizist:innen da grundlegend anders sein? Ich frage mich aber schon lange, wie wir Radfahrenden aus dieser Rolle rauskommen (die der von Minderheiten ähnelt), was man also tun müsste, um von der Gesellschaft nicht mehr als Randerscheinung gesehen zu werden, gegen die man ungestraft auch mal seine Aggressionen richten kann. Übrigens wird es im Schwabtunnel vermutlich letztlich darauf hinauslaufen, dass wir uns massiv für eine Sperrung Richtung Westen für den Autoverkehr verkämpfen werden.

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    4. Kann man bei der CM nicht einfach abbiegen und den Mopped-Cop seinen Weg fahren lassen? ...ist ja keine Demo sondern nur eine gemeinsame Ausfahrt. Ich lasse mir doch nicht vorschreiben wo ich hin, bzw. wie ich dahin fahre, solange das "gewöhnliche" Straßen sind. Wenn das Polizisty :) langsam fahren möchte, bitte. Vorbei fahren könnte problematisch aufgenommen werden, aber abbiegen?!

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    5. Ja, so kenn ich die Stuttgarter Polizei "dein Freund und Helfer" - aber nur wenn du hinter einem Lenkrad sitzt!
      Bist du auf dem Rad, bist du verlassen.
      Seit 5 Jahren fahre ich konsequent Rad und seit dem habe ich ein ganz neues Bild von der Polizei und StA - kein hübsches.
      April'21 hat mein Bild nur bestätigt.
      Frustrierten Gruß, Georg

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  3. Letztlich hätte sich die Radfahrerin wohl nur durch eine andere Fahrlinie weiter links schützen können.
    Thomas

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    1. Vielleicht, aber sie sollte das nicht müssen, denn es erfordert viel Mut, nervliche Energie und Durchhaltevermögen, sich so vor einem drängelnden Auto zu halten.

      Als der entgegenkommende Radler hätte ich die Polizisten zumindest durch eine Geste auf die sich vor ihren Augen abspielende Szene aufmerksam gemacht.

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    2. Jörg
      Die Überholungen durch Kfz im Schwabtunnel gibt es immer wieder. Da kannst Du so mittig fahren wie Du willst. Vielleicht machen mal ein paar Freaks eine Doku dazu. Bevor man zu Lösungen kommt braucht es ein Problembewußtsein bei vielen nicht nur bei einer kleinen Minderheit.

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    3. Das ist richtig, aber es stresst viele Radfahrende eben, so vor einem Auto zu fahren, dass der Fahrer sich blockiert fühlt. Es wird zu einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Fahrer hinter einem, die ich beim Radfahren auch anstrengend finde. An mir ist kürzlich in einer Baustelle ein Mercedes-Fahrer so eng vorbeigefahren, dass dich seinen Rückspiegel hätte anfassen können, nur um buchstäblich 30 Meter weiter vor mir (wo die Straße wieder breit war) an den Bordstein zu fahren und anzuhalten und zu parken. Man fragt sich echt, warum so eine böse Aktion, nur um gleich anzuhalten? Und ich habe mich gefragt, ob ich noch mittiger hätte radeln müssen, und ich fuhr schon nicht am Bordstein entlang. Oft kommt man einfach gar nicht darauf, was Autofahrenden einfällt, nur um vorbeizukommen, auch wenn es völlig sinnlos ist.

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    4. Jörg
      Man kann im Schwabtunnel so mittig fahren wie man will. Einige Autofahrende überholen trotzdem. Viele Autofahrende nehmen Verkehrsregeln eben nur als Empfehlung.

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  4. das hilft leider auch nichts, das mehr mittig fahren, ich erprobe dies regelmäßig in einer Fahrradstraße, Einbahn für den MIV, Radfahrer in beiden Richtungen freigegeben, an einer Stelle wird es durch eine Kurve recht unübersichtlich, ich fahre nahezu, noch dazu mit Lastenrad fast mittig, es hält die MiVs nicht davon ab mit 10 cm Abstand zu überholen trotz Entgegenkommens weiterer Radfahrer, die auch nur mit 10 cm Abstand passiert werden, und dass obwohl die Ampel in 300 Metern Entfernung für uns naht und meistens rot ist.
    Bei der letzten Aktion gestern hatte ich Gelegenheit eine MiV FAhrerin direkt an der Ampel anzusprechen - völlige Uneinsichtigkeit...und der Zufußgehende, der das Gespräch mitverfolgte hat die Gelegenheit genutzt, mir und den Radfahrern im Allgemeinen die Daseinsberechtigung abzusprechen. Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gekommen, dass dies ganze Diskutieren und auf Verständnis hoffende nichts bringt, leider.....es geht nur genau so agressiv zu handeln wie die MiVs und auch nicht die Zufußgehenden als Partner in der Ungleichheit anzusehen. Bekämpfen werden sie uns sowieso, egal ob wir defensiv oder offensiv handeln

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