18. Mai 2023

Gruselig und gefährlich - Busse aus der Kleemannstraße

Ich bin sparsam mit dem Wort "gefährlich", aber bei dem was gerade an der Kleemannstraße in Cannstatt abgeht, kann ich nicht anders. 

Am Dienstag, dem 16. Mai, am zweiten Tag des Schienenersatzverkehrs nach Waiblingen, hat es dort am Mittag den Zusammenstoß eines Busses mit einem Fahrrad gegeben. Der Fahrer eines der Ersatzverkehrsbusse wollte aus der Kleemannstraße auf die König-Karl-Straße unter den Bahntunnel einbiegen. Offenbar kam ein Radfahrer aus seiner Sicht von rechts. Den hat er nicht gesehen und angefahren. Das belegt ein Foto. (Hier der Bericht der Stuttgarter Nachrichten mit dem Foto, leider hinter der Bezahlschranke.) Und ich selber konnte gestern (Mittwoch) sehen, wie so ein Unfall mit einer Fußgängerin zustande kommt; zum Glück hatte sie einen Schutzengel, der Busfahrer hätte sie nicht gesehen. 

Der Gehweg unter der Brücke ist Richtung Wilhelmsplatz für Radfahrende freigegeben. In Gegenrichtung ist er ausdrücklich für Radfahrende per Schild verboten. Der Radfahrer kam also aus der falschen Richtung auf einem verbotenen Weg. Allerdings kann der Busfahrer diese Regelung nicht kennen, er sieht nur einen Radfahrstreifen und muss den Fahrverkehr entlang der Hauptstraße passieren lassen, so auch den Radfahrender, der illegal von rechts vom Gehweg kommt (eine deutliche Mitschuld wird dem Radfahrer aber sicher gegeben werden). Wie gefährlich solche Situationen für Radfahrende sind (auch wenn sie völlig legal so fahren müssen), habe ich am eigenen Leib erlebt, als mich ein Autofahrer in einer ähnlichen Situation anfuhr. Da man mit dem Fahrrad Richtung Stuttgart nur schwer über den Wihelmsplatz oder aber durch die Daimlerstraße kommt, dürften einige Radfahrende den Gehweg unter der Bahnbrücke falsch benutzen (E-Scooter-Fahrer sowieso (doppelt verboten)). Einen Radfahrer habe ich auch gesehen, der da lang kam, dann aber auf dem Gehweg in die Kleemannstraße abbog (Foto). 

Die Busse des Ersatzverkehrs kommen dort im Minutentakt am Radfahrstreifen an, teils innerhalb weniger Sekunden oder direkt hintereinander. Alle Busfahrer gucken angestrengt nach links auf den Autoverkehr, um für sich eine Lücke zu finden. Radfahrende, die aus ihrer Sicht von links auf dem Radstreifen kommen, sehen sie, falls sie sie sehen wollen. Kein einziger aber hat, bevor er losfuhr nach rechts geschaut, auch kein einziger nach vorn vor seinen Bus, solange er noch stand, alle rollten bereits, bevor sie den Kopf wendeten. 

Das hätte beinahe eine Fußgängerin mindestens die Gesundheit gekostet. Ich war so erschrocken, dass ich die Situation nicht fotografiert habe. Während der zweite oder dritte rausfahrende Bus noch stand, der bis an den roten Radstreifen rangefahren war, entschloss sich eine ältere Fußgängerin, unmittelbar vor dem Bus auf dem Radstreifen die Straße zu überqueren. Ich habe dem Busfahrer zugewinkt und Zeichen gemacht, damit er, bevor er losfährt,  nach vorn schaut. Zum Glück war gerade keine Lücke im Autoverkehr, denn gesehen hat er mich nicht vor lauter Starren auf den Autoverkehr. Die Frau kam unbeschadet vor ihm rüber, bevor er losfuhr. Das war reines Glück. 

Teils kommen die Busse so dicht hintereinander, dass sie komplett den Radfahrstreifen versperren, so wie auf dem dritten Bild von oben zu sehen. Der weiße Bus ist so stehen  geblieben, wie man ihn auf dem oberen Foto sieht, weil auf der Fahrbahn Stau ist, der zweite Busfahrer fuhr hinter ihn und blieb dann auch so stehen, bis der Autoverkehr wieder floss. 

Das ist hier ohnehin eine der gefährlicheren Stellen für Radfahrende in Cannstatt. Die Idee, die Ersatzbusse die Kleemannstraße rausfahren zu lassen, ist gewagt und passt gar nicht zum Sicherheitsbewusstsein, dass das Ordnungsamt sonst an den Tag legt. Die Kleemannstraße ist auch gar nicht auf den Busverkehr vorbereitet. Da parken links und rechts Autos und machen die Fahrbahn so schmal, dass einbiegende Autofahrer warten müssen, bis die Busse raus sind (siehe Foto ganz oben). 

Auch sollte man die Busfahrenden trainieren. Nur einen habe ich gesehen, der nicht bis an den Radstreifen ranfuhr oder halb auf ihm zum Stehen kam, sondern zwei Meter davor. Und zwar diesen hier. Denn auch von dieser Position aus, hat der Fahrer einen guten Überblick über die König-Karl-Straße und den Autoverkehr, der von der König-Karls-Brücke her kommt. Und er sieht Fußgänger:innen und Geisterradler:innen, die von rechts kommen. 

Die Busse versperren übrigens auch die offizielle Hauptradroute 1 stadteinwärts Richtung König-Karls-Brücke über die Daimlerstraße. 

An gestrigen Mittwochvormittag gegen elf Uhr standen hier die Busse im Rückstau des Kreisverkehrs, und da die Fahrbahn den Fahrern offenbar für den Autoverkehr in Gegenrichtung zu schmal erscheint, stehen sie auf meinem sogenannten Schutzstreifen, was sie nicht dürfen, wenn sie dabei den Radverkehr behindern, was sie so tun. Der Busfahrer des Busses oben im Doppelbild bemerkte irgendwann, dass ich hinter ihm wartete, und fuhr etwas weiter nach links auf seine Fahrbahn, sodass ich vorbei konnte, aber schon dem Busfahrer vor ihm (Doppelbild unten) war das schnurz-piep-egal. Egal war ihm auch die Fußgängerin, die über den Zabrastreifen am Kreisverkehr wollte, denn er stand dick und lang auf dem Zebrastreifen und wartet auf seine Lücke im Autoverkehr auf dem Kreisverkehr. Erst als er endlich weg war, konnte die Fußgängerin gehen und ich mit dem Rad weiterfahren. 

DAS GEHT SO NICHT!

Warum lässt man die Busfahrer:innen nicht vom Bahnhof über die Mercedesstraße rausfahren und stressfrei per temporärer Busspur und Ampelanlage auf die König-Karl-Straße abbiegen? Und damit sie nicht im Autostau unter der Bahnbrücke stehen, kann man auf der König-Karl-Straße endlich mal, wenigstens temporär (und zum Testen) auf einer der beiden Fahrstreifen eine Busspur markieren, die man für den Radverkehr frei gibt. Dann drängeln sich Rad- und Fußverkehr auch nicht mehr auf dem engen Gehweg. 



6 Kommentare:

  1. es passt nicht ganz, nach einer Trennung des Radverkehrs vom Ersatzbusverkehr zu rufen, wenn man gleichzeitig für eine temporäre Busspur in FR Wilhelmsplatz ist auf der dann auch Radfahrer fahren dürfen...
    Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht ganz, warum man dort (verbotswidrig hin oder her) entgegen der FR unter der Brücke durch muss.
    Wenn ich die Waiblinger Straße runterfahre, dann biege ich immer schon an der ARAL links in die Daimlerstraße ab. Zwar auch nicht gerade wenig Verkehr, aber den hat man dann zumindest besser im Blick und kann besser reagieren. Ab Ecke Bahnhofzugang wirds ruhiger, ich bin dann später gleich aufm Radwegstreifen. Und - ich bin dann auf der richtigen Seite (also am Leuze) auf der Brücke Richtung Mineralbäder.
    JA, der Busfahrer hätte richtig schauen müssen, aber wenn man aus einer nicht einsehbaren Richtung herangefahren kommt, muss man damit rechnen, dass der andere Verkehr mich nicht rechtzeitig sehen kann. (Egal ob verboten oder nicht!) Und dann passe ich ja schon automatisch auf. Ich verlasse mich nicht auf andere, ob sie mich sehen oder nicht und ob sie mich umfahren oder nicht. Das will ich schon noch selbst in der Hand haben.

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    1. Jörg
      Was ist mit der Fussgängerin die in Richtung Süd ging? Ist die auch in die falsche Richtung unterwegs? Es ist schon komisch, die richtige Richtung wird über die Autos definiert. Dann ist da eine Sperre wie die Schienen in der Mitte, Querungen sind weit weg. Damit ist für mich nur noch die holländische Version richtig. Auf beiden Seiten dieser "natürlichen" Sperre kann man in beiden Richtungen unterwegs sein.

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  2. Im Längsverkehr ist die Sache wesentlich unproblematischer als bei einer Überquerung des Radsteifens durch Autos oder Busse. Ich radle auch nicht in falscher Richtung auf diesem Gehweg. Ich sehe aber, dass es manche tun, vermutlich, weil ihnen unklar ist, wie der Weg geht oder weil sie halt einfach - was leider bei Radfahrenden auch sehr üblich ist - nicht diesen langen Umweg radeln wollen. Es ist schon schräg, Radfahrende auf Umwege zu schicken, nur damit der Autoverkehr so viel Platz wie irgend möglich hat. Ich finde übrigens auch, dass man vorsichtig damit sein sollte, verunglückten Radfahrenden schnell die Alleinschuld zu geben, es gibt diese Momente, wo man sich falsch entscheidet - kleine Fehler mit großen Folgen. Die Radinfrastruktur muss so sein, dass sie Fehler verzeiht oder gar nicht erst herausfordert.

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  3. Jörg
    SEV ist für Kunden immer doof. Wenn dieser eingerichtet werden muss, sollte die Stadt alles tun, dass er gut abgewickelt werden kann. Also Busspuren her! Die immer Autofahrenden dürfen sich auch freuen wenn die S-Bahn wieder vernünftig fährt.
    Was mir immer wieder auffällt, es werden wirklich sinnvolle Haltestellen für den SEV einfach ausgelassen und es wird an vorhandenen Haltstellen um ca. 10 Sekunden zu sparen vorbei gefahren. Da sollte mehr im Gesamtsystem ÖV gedacht werden. Und nicht nur die S-Bahn Haltestellen angefahren werden.

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  4. ...und an der Nürbergerstr. stadteinwärts wurde der Radweg zugunsten der SEV Haltestelle gesperrt. Nichts mit Ordnungsamt welches so auf unsere Sicherheit bedacht wäre wie du schreibst. Und was es auch nicht tut.

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