13. September 2024

Sicher längs über Gleise radeln

In der Schweiz werden seit langem Füllungen für Straßenbahngleise im Asphalt getestet, damit Radfahrende nicht mit dem Vorderrad in sie geraten und stürzen. 

Auf langen Strecken scheint das am Material zu scheitern. Deshalb denkt man jetzt in Basel über eine weitere Variante nach. Vor und nach einer Straßenbahnhaltestelle mit vorgezogenem Bordstein, der Radler:innen zwingt, in die Mitte der Gleise zu wechseln, werden die Schienen mit einem Gummi verfüllt, der unter Bahnreifen nachgibt, aber nicht unter einem Fahrrad. So kann man nach links zwischen die Schienen radeln und danach wieder zurück an die rechte Fahrbahnseite. Die Stellen, wo man die Schienen überfahren kann, ohne einen stumpfen Winkel wählen zu müssen, sind farblich markiert. 

Ich habe immer wieder berichtet über den Sturzschutz in Straßenbahngleisen. Getestet wird da viel, dauerhaft eingebaut wird er selten, denn der verwendete Gummi muss viel aushalten und auch im Winter elastisch bleiben. Kürzere Strecken an den Stellen, wo Radfahrende vom rechten Straßenrand in die Mitte der Gleise wechseln müssen, sind ein Kompromiss, der mehr Sicherheit schafft, ohne dass die Kosten zu hoch werden.


In Stuttgart müssen Radfahrende unter anderem auf der Landhausstraße Richtung Stuttgart-Wangen zwischen die Gleise wechseln, wenn sie nicht in der Dooring-Zone radeln wollen. Auch in Stammheim muss man auf der Freihofstraße Richtung Norden über die Gleise wechseln. Und wer die Alexanderstraße zur Uhlandshöhe rauf oder runter radelt, tut das auf der Alexanderstraße und der Gänsheide zur Gerokstraße (Foto oben) entweder selbstbewusst immer zwischen den Gleisen oder muss immer wieder über ein Gleis nach rechts oder links wechseln, auf jedem Fall aber an der Haltestelle Eugensplatz. Nicht alle schweren Stürze in den Rillen der Schienen finden den Weg in die polizeilichen Pressemitteilungen. Am Berliner Platz sind die Straßenbahnschienen im Asphalt in so viele Richtungen verlegt, dass man höllisch aufpassen muss. Ich weiß von einem Sturz dort. 

Eigentlich sollten Radrouten überhaupt nicht auf solche Straßen gelegt werden. Oder die Gleise müssten eben so präpariert werden, dass Radfahrende mit ihren Vorderreifen nicht in die Rille geraten können. Autofahrenden würde man eine solche Gefahr auf ihrem Fahrweg niemals zumuten. Das wäre ungefähr so, als würde man von Autofahrenden erwarten, dass sie mit ihren vier Rädern immer wieder auf ihren Strecken zwei befahrbare Balken mit Abgrund dazwischen treffen. 


11 Kommentare:

  1. Wobei bei Meterspur, wie in Basel, das Fahren zwischen den Gleisen deutlich unangenehmer ist wie bei Normalspur

    AntwortenLöschen
  2. ... müssen zwischen die Gleise wechseln, wenn sie nicht in der Dooring Zone ...
    Dann wäre die günstige und wirksame Maßnahme, dort das Parken am Fahrbahnrand zu verbieten. Seit ich viel Fahrrad in Städten fahre werde ich immer mehr ein Gegner des Parkens im Straßenraum. In vielen Deutschen Städten ist dem ruhenden KFZ Verkehr mehr Fläche gewidmet als dem Radverkehr. Diese Fläche dient aber nicht der Versorgung des Gebietes durch Lieferanten, Handwerker Gäste, .... sondern der Kosteneinsparung der Anwohner. Wenn Anwohner genau wie Besucher stundenweise für einen Parkplatz zahlen müssten, gäbe es zu jedem Wohnhaus außreichend Parkraum auf privatem Grund. Da sie Wohnungspreise in Metropolen eh eher durch die hohe Nachfrage bei begrenztem Angebot entstehen, und nicht durch die tatsächlichen Baukosten, glaube ich, dass das die tatsächlichen Kosten für Wohnraum nur geringfügig beeinflussen würde. Aber: die Investoren sparen sich den Aufwand jetzt. Dadurch ist der öffentliche Raum zum Abstellplatz für Privateigentum degradiert, und steht eben nicht mehr als Infrastruktur zur Verfügung.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da stimme ich dir zu. Der Paradigmenwechsel hin zu immer bezahlten Parken im öffentlichen Raum wird ja diskutiert, ist aber ein schwieriger Prozess, wie du wahrscheinlich auch weißt.

      Löschen
    2. Hallo,
      Ich kenne leider genau so viele Diskussionen, dass Parklizenz ausgeweitet werden soll. und möglichst entfallende Parkplätze für Anwohner kostenfrei ersetzt werden soll. Das Recht aufs eigene Auto scheint inzwischen Verfassungsstatus zu haben, ohne dass das jemals im Parlament zur Abstimmung stand. Das sind halt Punkte mit denen man bei jeder Bürgerversammlung punkten kann. Bei uns in der Gemeinde soll ein neues Wohngebiet entstehen, für das die Stellplatzverordnung nicht gelten soll. Leider gibt es keine Beschränkungen für Parken im Straßenraum. Ich denke man kann sich ausmahlen dass "der Parkdruck" für die umliegenden Straßen zunehmen wird.
      Da muss sich doch jeder leicht veräppelt vorkommen, der auf der anderen Seite der Straße zusätzlich zur Wohnung nochmal 20 000€ oder mehr für einen verpflichtend zu nehmenden Stellplatz hinblättern musste.

      Löschen
  3. Es gibt doch auch geeignete Fahrräder für diese Situation: Fat Bikes
    https://www.taylor-wheels.de/blog/fatbikes-mit-dicken-reifen/

    Grüße
    Mercedes Testa Rossa

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. jetzt wollen mir die da oben nicht nur mein schnitzel sondern auch noch mein rennrad wegnehmen!

      alice g. fahr

      Löschen
    2. Das hat aber nicht jeder und es können sich auch nicht alle neue Fahrräder kaufen. Außerdem ist der Rollwiderstand größer und auch das wollen nicht alle.

      Löschen
    3. MTR hat doch zu allem eine "Lösung", die darauf hinausläuft, alles beim Alten, d.h. den Autofahrern ihre Privilegien, zu lassen und den Radfahrern die Schuld/Folgen/Kosten aufzuladen.

      Löschen
    4. Rollwiederstand ist wichtiger als Sicherheit? Ernsthaft? Suchen Radfahrer aktiv das Riskio? Das verstört mich.

      Grüße
      Mercedes Testa Rossa

      Löschen
    5. soll ich jetzt also auch nicht mehr schnell fahren dürfen?

      die menschen haben anspruch auf freiheit UND sicherheit!

      volker g. fahr

      Löschen
    6. Fatbikes lösen das Problem nicht wirklich, sobald es nass ist, rutscht man auf dem Metall der Schienen aus. In der Statt geht es nicht um Freiheit so schnell zu fahren wie man will. Da die Verkehrsleistung eines Straßenabschnitts und die gesamte Reisezeit durch eine Stadt nicht maßgeblich verbessert wird, wenn die individuelle Geschwindigkeit auf einigen Abschnitten erhöht wird. ist es oft durchaus sinnvoll die Geschwindigkeit zu begrenzen. Ihre Freiheit zu rasen muss hinter der Sicherheit anderer zurückstehen. Diese Freiheit ist auch nicht das was das GG unter Freiheit versteht.

      Löschen