16. Dezember 2024

Ausweglos - als ob es keinen Radverkehr gäbe

Seit ein paar Tagen steht dieses Schild samt Bake auf dem Radstreifen an der Gutenbergstraße, wo es über die Schwabstraße geht. 

Diese Furt war immer schon kurios. Einer meiner ersten Blogartikel hat sich damit beschäftigt. Warum sollen wir hier nicht, wie an anderen Straßen auch, ohne Sperrgitter auf unserer Richtungsfahrbahn rüber fahren können. In Gegenrichtung geht das ja auch. 

Noch am Samstag blockieren nun auch noch Verkehrszeichen die Radausfahrt, die einzig und allein den Autoverkehr darüber informieren, dass der Schwabtunnel gesperrt ist. Man hätte sie auch ans Sperrgitter stellen können. Aber nein, man stellt sie genau auf den Radstreifen und macht die Ausfahrt komplett dicht. Einen legalen Ausweg gibt es für uns nicht. 

Wie sollen wir jetzt radeln? Auf die Gehwegecke rauf zwischen die Fußgänger:innen und dort über die Fußgängerampel? (Der Gehweg ist hier nicht freigegeben.) Oder links von der Schranke auf der Gegenfahrbahn warten und rüber. Unsere Radampel steht aber ganz rechts am Bordstein, die sieht man dann nicht mehr. Warte ich vor der Fußgängerfurt und starte bei Grün, dann kommt mir vielleicht der Fahrverkehr von Gegenüber auf der Fahrspur entgegen.  

Wer denkt sich so was aus? Wer genehmigt so was? Und warum wurden diese Schilder nicht schleunigst entfernt, nachdem der ADFC am Freitag (zumindest in den Sozialen Meiden) darauf hingewiesen hatte?  Wie kann so etwas heute noch in Stuttgart passieren? Einfach mal so einen Radweg dicht machen, übrigens natürlich ohne Hinweis und Umleitung. Sind wir dem Ordnungsamt gar nichts wert? Kein richtige Verkehr, nur Radfahrende? Die halten sich ja eh an keine Regeln und fahren, wo sie wollen. Kunststück an dieser Stelle. Wo sollen wir radeln, wenn nicht regelwidrig? 

Wollen wir hoffen, dass dieses Ensemble heute, Montag, von dort verschwindet. 

17 Kommentare:

  1. Wir sind eine Minderheit. Und Minderheit werden in unserer Gesellschaft systematisch diskriminiert. Die verschimmelten Brosamen der Radinfra sind ja schon eine Diskriminierung an sich, abet wenn man da noch einen draufsetzen kann, dann tut man es.

    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1369847816302388

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Radfahrer sind eigentlich keine wirkliche Minderheit, sondern eine ziemlich große Gruppe, die allerdings zu großen Teilen aus sehr leidensfähigen Menschen besteht, die einfach nur irgendwie in die Arbeit oder zu ihrem sonstigen Ziel wollen. Autofahrer in der Stadt tun immer so als wären sie eine Gruppe die zig mal größer ist als die der Radfahrer, aber das liegt nur daran, dass man von einem Radverkehrsanteil von weniger als 10% spricht und im Kopf die restlichen 90% den KFZ zuordnet. Die machen aber auch nur 30% der Wege in einer Metropole wie München oder Stuttgart, d.h das Verhältnis ist eben nicht 9 zu 1. In Städten wie München, dürfte das Verhältnis der Fahrten bald bei 1 zu 1 liegen, der Rest der Wege wird öffentlich oder zu Fuß zurückgelegt.

      Löschen
    2. Darum geht es im Paper ja: "Although cyclists differ from other minorities in important respects, they manifest many of the characteristics by which minority groups are defined.", daher zahlenmäßige Minderheit ist nicht unbedingt entscheidend, es geht auch um Dinge wie Gefälle von Macht usw.

      Löschen
  2. Wer jetzt den Fehler gemacht hat, ist anhand der Aufstellsituation nicht zu erkennen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Behörden schon richtig anordnen, die Ausführenden aber dann von der Vorgabe abweichen. Vielleicht ist das hier auch der Fall.
    Die Behörde wird doch einen Plan von der Fahrbahnsituation haben und dort das Schild eingezeichnet haben. Wenn dann die das Schild Aufstellenden das Schild anders platzieren als vorgesehen, fällt es auf die Behörde zurück. Eigentlich fehlt die Kontrolle der Aufstellung.
    Ich habe das auch schon beobachtet. Da rückt ein Trupp Arbeiter an, der Vorarbeiter gibt an, wo was hinsoll; es wird "was" aufgestellt und dann abgerückt.
    Anschließend habe ich dann dagestanden und mich nur gewundert, was da für ein Unsinn beschildert worden ist. Der Planer hat es sicherlich richtig gemacht, aber die Ausführenden machen halt was. Viele scheint es auch nicht zu interessieren, ob es richtig ist, was sie da tun.
    Am besten die Behörde informieren, die weisen dann den Ausführenden an, das Schild richtig hinzustellen. Wenn sich nichts tut, hilft vielleicht auch mal Eigeninitiative.
    Karin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. kenn ich auch aus München. Ich hab wegen eines Schildes dass einen benutzungspflichtigen Radweg mit dem Fuß halb zugestellt und mit dem Blechschild den Kopfraum gefährlich eingeengt hat, das Ordnungsamt informiert. Ich war der Überzeugung dass nichts passieren würde, aber als am nächsten Tag da vorbei gefahren bin standen die Schilder ordnungsgemäß. (ich glaube ein heiliger Parkplatz musste weichen)
      Es wäre schön wenn die Behörden am Tag der Arbeiten mal einen zur Kontrolle vorbei schicken, aber das kann an einer zu dünnen Personaldecke scheitern. Wenn ein Hinweis auf eine behindernd oder gefährdende Aufstellung eingeht, erwarte ich schon, dass mal einer vorbei schaut, und dann auch gleich handelt.

      Löschen
  3. von "Eigeninitiative" kann man nur abraten:
    sowohl strafrechtlich wie auch haftungsrechtlich problematisch.

    Ich möchte ungern derjenige sein, der als letzter irgendwie die Begebenheiten vor Ort beeinflusst hatte, wenn an diesem Ort dann Menschen verletzt würden.
    Egal wie gut ich die Situation "verbessere", am Ende würde dem ersten Anschein nach mir die gesamte Verantwortung zufallen, somit auch das komplette Haftungsrisiko.

    Kessel

    AntwortenLöschen
  4. Wieso? Da wird durch ein Schild eine Durchfahrt zugestellt. Das kann ja nur ein Versehen sein. Autofahrer räumen ganze Strassensperrungen beiseite, wenn es ihnen nicht passt. Hier gibt es noch nichteinmal eine Umleitung, und auch keine Richtige Sperrung. Das Schild blockiert einfach die Ausfahrt. 2m weiter vorne, neben den "Schranken" (oder wie die Teile heißen), so hingerückt, dass der Fuß auf der Sperrfläche steht und die Warnbake davor und gut ist.
    Wer haftet denn für die Schilder, die so blöd aufgestellt werden, dass man als Radfahrer mit dem Kopf dran hängen bleibt. So ein bisschen gesunder Menschenverstand kann doch nicht verkehrt sein. Oder sind wir jetzt ein Volk der "bin ich nicht zuständig"? Was ist denn mit Radritter in Berlin, der immer die von Autos verschobenen Warnbaken zurückstellt? Der ist kein "bin ich nicht zuständig".
    Karin

    AntwortenLöschen
  5. Da sind bei Planung und Ausführung Profis am Werk. Deshalb ist eine solche Verkehrsblockade ganz sicher kein Versehen.
    Thomas

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe demletzt die "Profis" am Werk gesehen. Das Ergebnisse hat bei mir Gelächter ausgelöst. Die hatten weder Ahnung von Verkehrsschildern noch von Verkehrsregeln, aber vermutlich hatten alle einen Führerschein.
      Wenn ich sehe, was hier bei uns bei Baustellen beschildert wird, frage ich mich ob es überhaupt "Profis" im Amt und/oder bei den Ausführenden gibt. Bei mir verfestigt sich mittlerweile die Meinung, dass weder noch.
      Karin

      Löschen
    2. Sowohl die Planer/Auftraggeber als auch die Ausführenden/Auftragnehmer bekommen Geld für das, wa sie da tun. Damit sind sie professionell tätig, auch ohne die nötige Eignung. Wobei ich vermute, dass es bei den Planern Vorsatz ist. Sonst würden sie die Rechnungen für die derartige Beschilderungen nicht bezahlen.
      Thomas

      Löschen
  6. Verrücken unmöglich, schau dir die schweren Ständer an.

    AntwortenLöschen
  7. Nö, das sind die normalen Ständerfüße, die kann man einzeln rausnehmen und verrücken.
    Hinter den Baken wäre doch ein perfekter Platz für das Schild. Warum die Baufirma nicht selber auf die Idee gekommen ist?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist echte Arbeit: Bake beiseite schieben, Gewichte vom Schildständer runter nehmen, entweder Schild rauswuchten (sicher schwer auch wegen Übergewicht oben) und beiseite legen oder das Ganze teil gebückt ein paar Meter weiter ziehen (sicher auch schwer), die beiden Gewichte wieder drauflegen, womöglich Schild wieder hocheben und reinstecken. Und alle gucken zu. Nee, nee.

      Löschen
  8. #keinerechtekeinepflichten

    karl g. fahr

    AntwortenLöschen
  9. Heute früh Mail der Stadt (Amt für öffentliche Ordnung) an den ADFC:
    Sehr geehrter Herr Xxxxxx,
    vielen Dank für Ihre Mail und den Hinweis.
    Die Info-Tafel gehört selbstverständlich nicht auf die Radschleuse und wurde so natürlich nicht angeordnet.
    Ich habe den Bauleiter sowie den Verkehrssicherer bereits kontaktiert.
    Die Tafel wird schnellstmöglich versetzt.
    Freundliche Grüße
    Xxxxxx Xxxxxx

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Frank, danke für die Info. Dann schauen wir mal, wann die Tafel versetzt wird.

      Löschen
  10. Was spricht dagegen (oder dafür) sowas einmal mit einer (Straf-)Anzeige durchzuspielen und z.B. den 315bStGB (Hindernisse bereiten) zu bemühen? Im Dunklen ist das Beispiel ja schon recht gefährlich.

    AntwortenLöschen