20. Dezember 2024

Schilderhopping - Böblinger und Rottweiler Straße nach Vaihingen

Wenn wir die Böblinger Straße ab Haltestelle Engelboldstraße hochradeln, sieht das aus wie ein reiner Radweg. Doch die Verkehrszeichen wechseln munter durch.  

Bis zur ersten Kehre befinden wir uns auf einem Radfahrstreifen. Der ist nur bergauf erlaubt, aber mir sind auf ihm auch schon Radler entgegen gekommen.  An dem Abzweig Feldbergstraße wird aus dem Streifen ein Zweirichtungsradweg (bergab muss man hier nach links in die Feldbergstraße abbiegen). Ab hier können mir also legal Radler:innen entgegenkommen. Der per Bordstein von der Fahrbahn getrennte Radweg geht hoch bis nach Vaihingen, wo er sich an einer Staffel in einen Radfahrstreifen umwandelt, der nur bergauf befahren werden darf. Mir ist auf diesem Radstreifen aber auch schon ein armer Fußgänger entgegengekommen, der ortsunkundig bergab wanderte. 

Kein Wunder, denn für sie gibt es ab der Haltestelle Fauststraße bergab keinen Gehweg mehr. Sie müssen sich auskennen und oben die Paradiesstraße entlang bis zur Fuggerstraße laufen. Dort führt eine Staffel runter zur Rottweiler Straße (wie die Böblinger Straße hier heißt). Die Situation ändert sich hier auch für mich. Mir als Bergaufradlerin können Fußgänger:innen auf meinem Radweg begegnen. Irgendwo - schon viel weiter unten - muss ein Verkehrzeichen gestanden haben, das mich darauf hinweist, das ich aber nicht gesehen habe. Am Radweg gegenüber der Brücke, über die man vom Fanny-Leicht-Gymnasium her kommt, hängt ein Verkehrszeichen, dass den Weg (rauf und runter) als gemeinsamen Geh- und Radweg ausweist. Und erst ab hier darf ich (über die Brücke kommend) als Radlerin auch den Radweg linksseitig benutzen und ihn runter düsen. 

Wenn wir das tun und an das Gebäude Böblinger Straße 79 kommen, sehen wir ein Verkehrszeichen, das einen reinen Radweg ausweist. Fußgänger:innen, die hier unterwegs gewesen sein mögen, müssen von Radweg runterspringen und auf der Fläche vor dem Haus weitergehen, die aber meist vollständig von Autos zugeparkt ist (wo man also nicht gehen kann). Nach einem kurzen (ebenfalls zugeparkten) Gehwegstück endet der Weg. Fußgänger:innen müssen jetzt die Fahrbahn überqueren und den sehr schmalen Gehweg auf der anderen Seite benutzen, wenn sie nicht auf dem reinen Radweg weiterwandern wollen, was sie nicht dürfen.

Die gleiche Separation haben ich aber kurioserweise noch einmal etwas weiter unten bei Haus 570. Obgleich auf dem Radweg gar keine Fußgänger:innen entlang gekommen sein können, wird der Fußgängerbereich wieder vom Radweg getrennt (per Verkehrszeichen), und wieder ist der Gehweg absolut nicht begehbar, weil da Autos parken. Das Verkehrszeichen ist übrigens wegen der Äste des Baums auch nicht erkennbar (Foto ganz oben). Es steht wohl eher wegen der Bergabradler:innen dort, damit wir ja nicht vom Radweg abkommen und uns zwischen den Gehweparkern verfransen. Übrigens steht kein Verkerszeichen dort, dass das Parken auf diesem Gehweg erlaubt. 

Letztlich ist uns beim Radeln der Verkehrszeichen- und Infrastrukturwechsel egal. Mir ist das nur aufgefallen, weil ich mich fragte wieso die Anwohnenden diese Gehwegabschnitte so selbstverständlich als ihre Parkplätze verwenden. 



9 Kommentare:

  1. Wer sich so etwas ausdenkt, muss beim Planen betrunken gewesen sein.
    Karin

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    1. Hmm, vielleicht eher:
      'Wer sich sowas ausdenkt muss wohl seine berufliche Karriere vor das Gemeinwohl zu stellen bereit sein.' ?

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  2. Ganz schön viel Aufwand, diese infrastrukturelle Version von "Leck mich am Arsch'".

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  3. Ein Wahnsinn was da abläuft. Ich habe 36 Jahre in Vaihingen gewohnt. Jetzt lebe ich wieder in meiner Heimat dem Niederrhein., 4 km von der niederländischen Grenze entfernt. Bitte schickt diese Verkehrsplanerchaoten mal in einer der dichtbesiedelsten Länder der Welt, den Niederlanden. Eines der Farradwegeparadiese in Europa. Radwege weg vom Straßenverkehr, elektrisch geschaltete Fahrradampeln, Fahrradtunnels sehr gute Radwegemarkierungen. Und ein tolles partnerschaftliches Verhältnis zwischen Autofahrern und Radfahrern.


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    1. Man kann doch keinen Planer zum Lernen ins AUSLAND schicken. Wir können hier doch alles viel viel besser als die im AUSLAND. Wir können doch nicht einfach Ideen aus dem AUSLAND übernehmen. Da brauchts zumindest eine absolute Verschlimmbesserung. 1:1 geht garnicht. (Ironie off)
      Deswegen wird nix besser.
      Karin

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    2. Ja, in den Niederlanden wird die systematische und stetige Ausweitung des Autoverkehrs mit immer mehr Spuren auf dem dichten Autobahnnetz und immer mehr Verkehr auf den konsequent vom 'Hindernis Radverkehr' befreiten überregionalen Straßenverbindungen seit Jahrzehnten durch den Aufbau eines zusätzlichen separaten Radnetzes verziert.
      In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Aufbau eines solchen Separationsnetzes ja von Einigen mit der Hoffnung verbunden, dass der Autoverkehr bei steigender Radnutzung einen entsprechenden Rückgang erführe, aber, wie eigentlich vorherzusehen, ist das Gegenteil eingetreten, Autodichte und Autofahrleistung sind Jahr für Jahr weiter angestiegen, die Flächenversiegelung durch den steigenden Straßenverkehr nahm weiter zu, etc.
      Die NL-Agenda ist nach wie vor:
      mit Radwegebau und Benutzungspflicht gegen den Autostau, der sich ja, wie überall, nicht beseitigen lässt, wenn die Kapazitäten des Straßennetzes für den Autoverkehr stetig ausgebaut werden.
      Mich würde mal interessieren, warum wir im 21.Jhd mit seinen immer drängenderen Umwelt- und Klimaproblemen solche Agenden kopieren sollen?
      Das macht vonehmlich Sinn aus der Sicht von autobesitzenden 'Auch-Radfahrer:innen', die mit beiden Verkehrsmitteln stressarm unterwegs sein wollen. Ebenfalls Sinn macht das für Unternehmen wie den Nr.1 Automobilindustrie-Zulieferer Bosch, der dann durch Steigerungen beim Autoverkehr und Motorisierung beim Radverkehr gleich doppelt profitiert.
      O.k.: dafür mag das ein gangbarer Weg sein, der allerdings Zeit braucht, mit Kosten und mit weiteren Eingriffen in Natur/Böden verbunden ist.
      Gleichzeitig ist mit diesem 'lets go dutch' verbunden die ökologische Verkehrswende endgültig in die Tonne zu kloppen, was in der Diskussion gern mal 'übersehen' wird.
      Alfons Krückmann

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  4. Ich bin auch schon dort auf dem Radweg hochgelaufen bis zur Treppe an der Fauststr. Es ist die einzig beleuchtete und für mich als Frau als sicher empfundene Strecke in der Dunkelheit rauf nach Vaihingen. Den linksseitigen schmalen Fußweg kann man lediglich als Stolperfalle sehen. Wäre für Tipps zu legalen Laufstrecken sehr dankbar.

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    1. Liebe Anonyma, anders kommst du da nicht rauf. Und letztlich macht es auch nichts, wenn du mal auf dem reinen Radweg gehst, denn wir Radfahrenden sehen dich ja.

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    2. Seit der Baustelle durch den Brückenabriss sehe ich da leider auch keine andere Möglichkeit. Und ich bin ja, wenn denn mal, zu Zeiten unterwegs, wo auch noch nicht viele Radler fahren und halte mich schön an der Seite, dass sie problemlos vorbei kommen.

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