In Deutschland sind S-Pedelecs selten. Bei ihnen wird die Kraftzugabe erst ab 45 km/h blockiert, nicht schon bei 25 km/h. Unsere Verkehrsregeln stehen der Nutzung des S-Pedelecs aber entgegen.
Sie dürfen bei uns nur dort fahren, wo auch Autos erlaubt sind (ausgenommen Kraftfahrstraßen), also auf Fahrbahnen, nicht etwa auf Radwegen oder Feldwegen (es sei denn die sind für Autos freigegeben) oder Waldwegen. Sie werden wie Mofas behandelt. Da sie aber nicht so aussehen, sondern wie Fahrräder, werden S-Pedelec-Fahrende von Autofahrenden oftmals angehupt und knapp überholt, weil sie meinen, die müssten auf dem Radweg fahren.
In Deutschland sind deshalb nur 0,5 Prozent der E-Fahrräder Speed-Pedelecs, in der Schweiz ist der Anteil bereits auf 25 Prozent gestiegen. Dort dürfen sie nicht nur, sondern müssen - wo vorhanden - auf Velowegen fahren. Mit abgestelltem Motor dürfen sie auch durch freigegebene Fußgängerzonen (oder Wege mit Mofa-Verbot) gefahren werden. In der Schweiz sieht Pro Velo in den S-Pedelecs das Potenzial, Autofahrten und Fahrten mit Bus und Bahn zu ersetzen, denn vielfach bieten sie die schnellste Möglichkeit von einem Punkt zum anderen zu kommen.
Die Stuttgarter Zeitung hat das Thema auch aufgegriffen. Denn auch bei uns ist das Potenzial auf Strecken bis 30 km riesengroß, das Auto oder Bahnfahrten zu ersetzen. Wobei die 45 km/h seltenst ausgefahren werden (allein wegen des Gegenwinds verbraucht man viel Akkuenergie). 30 km fährt man mit dem S-Pedelec üblicherweise in einer Stunde. Das Potenzial liegt aber brach, weil der deutsche Gesetzgeber nicht daran denkt, die Bedingungen für S-Pedelec-Fahrende zu erleichtern. In Stuttgart beispielsweise ist es unmöglich, den direkten Weg zwischen Stuttgart und Cannstatt über die Cannstatter Straße und durch den Tunnel mit dem S-Pedelec zu fahren, weil das Kraftfahrstraßen sind. Der Radweg obendrüber am Leuze vorbei, ist aber auch verboten. Man muss über den Pragsattel oder über Stuttgart Ost radeln. Radwege kann man auch per Zusatzschild für S-Pedelecs freigeben, aber das hat man bisher nur in Tübingen und Konstanz getan, in Tübingen, weil OB Palmer selber so ein schnelles E-Rad fährt. Dort wurden 80 km an Rad- und Wirtschaftswegen für S-Pedelecs freigeben. Offensichtlich fehlt in Deutschland, in Baden-Württemberg und allemal in Stuttgart so gut wie allen Entscheidungstragenden in der Verwaltung und Politik völlig die Erfahrung mit S-Pedelecs und sie lassen das Potenzial ungenutzt.
Die Schweizer:innen sind eigentlich keine Radfahrernation, sie identifizieren sich übers Wandern. Sie haben als Nation der Fußgänger:innen (und ÖV-Nutzer:innen) dennoch offensichtlich weniger Angst vor Radfahrenden als wir in Deutschland. Obgleich wir gleichmütig bleiben bei dem Gedanken, dass ein Porschefahrer, der mit seinem Auto über 200 km/h fahren kann, durch unsere Wohngebiete kurvt, haben wir große Angst davor, dass Menschen auf S-Pedelecs ständig mit Höchstgeschwindigkeit radeln. Das tun sie aber nicht. Eine Österreichische Studie hat gezeigt, dass S-Pedelcs nicht so schnell gefahren werden, wie sie können, sondern in der Stadt mit durchschnittlich mit 28.7 km/h und außerorts mit durchschnittlich 31,7 km/h. Für Pedelecs lagen die Werte bei 23,9 bzw. 24,6 km/h. Im vielerorts auf 30 km/h gedeckelten Stadtverkehr (was dann auch für Fahrräder gilt) ist es für Autofahrende wahrscheinlich leichter, hinter einem S-Pedelec herzufahren, dass 30 km/h fährt, als hinter einem, das mit 25 km/h unterwegs ist. Es kommt zu weniger gefährlichen Überholmanövern. S-Pedelecs kommen auch schneller einen Berg hoch, was ebenfalls bei Autofahrenden den Überholdruck mildert. S-Pedelecs sind Pendler-Räder für weitere Strecken. Abgesehen davon, dass Stuttgart für S-Pedelecs die direkte Verbindung zischen Stuttgart und Cannstatt freigeben müsste (also die Radwege über den Neckar), bräuchte es Freigaben für alle Radwege innerhalb der Region Stuttgart, die von Radpendler:innen genutzt werden. Denn auf einer Straße zu radeln, auf der Autofahrende 80 bis 100 km/h fahren dürfen, ist auch für S-Pedelec-Fahrende eine Mutprobe. Sie sind in der Regel ja auch nur mit etwas über 30 km/h unterwegs.
Aber wir machen in Deutschland Verkehrspolitik noch nicht wirklich nach rationalen Gesichtspunkten, sondern voller Panik, dass das Auto an Bedeutung verlieren könnte.
Tatsächlich spricht nichts gegen S-Pedelecs auf Radwegen. Ich habe mich auch geärgert, dass es die 25km/h-Beschränkung für Pedelecs gab. Damit kann im Kfz-Verkehr nicht mit Schwimmen. S-Pedelecs sind dafür ideal. Leider sind die Ausführungen mit Mittelmotor mit zuwenig Leistung versehen, um am Berg genügend Unterstützung zu bieten, um auch da an die 30km/h heranzukommen. Die Schweizer haben oft Hinterradnabenantrieb, der ist stärker, bei steilen Bergen andererseits jedoch wenig effektiv wg. hoher Wärmeentwicklung aufgrund nicht passendem Drehmoment, wenn der Fahrer nicht mit hoher Trittfrequenz pedaliert. Daher eher für sportliche Fahrerinnen geeignet. Ich bin vor vielen Jahren jeden Tag 25km durch den Kraichgau mit einem einzel zugelassenen Sonderbau mit einem Go Swiss-Drive zur Arbeit gefahren, viel durch den Wald, das ist in Bawü erlaubt, das war toll und ich hatte nie Auseinandersetzungen wg. zu hoher Geschwindigkeit.
AntwortenLöschenDie Waldwege sind auch nicht freigegeben für S-Pedelecs, oder? In Stuttgart gibt es viele angenehme Wege durch den Wald, die die Stadtteile verbinden (z.B. Vaihingen <-> S-West, Vaihingen <-> Botnang, Degerloch <-> S-Süd, etc). Also die müssten dann auch für S-Pedelec freigegeben werden, aber das wird wohl schwierig....
AntwortenLöschenGrüsse, Andreas S
Mit Mopeds darf man ja auch nicht durch den Wald fahren. Und S-Pedelecs werden meines Wissens wie Mofas und Mopeds behandelt. Leider. (Aber ich werde das bei Gelegenheit noch mal recherchieren.)
LöschenHöher-schneller-weiter: Ein S-Pedelec hat absolut nichts mehr einem Fahrrad zu tun. Eine Kollision mit so einem Ding auf dem Radweg- der blanke Horror. S-Pedelecs gehören ausnahmslos auf die Fahrbahn. Wir entfernen uns insgesamt immer mehr vom ursprünglichen Fahrrad. Dieses technische Hochrüsten erinnert mich sehr an die Autoindustrie und ist eine komplette Fehlentwicklung. Mit all seinen begleitenden Nebenwirkungen die wir zuhauf kennen. Anja Krause
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LöschenIst doch immer noch besser, die Leute fahren ihre 30 km zur Arbeit mit dem S-Pedelec als mit dem Auto.
LöschenIch sehe es wie Prof. Knoflacher, der in einem Interview mal meinte:
Löschen„Frage:
Geben Pedelecs dem Radverkehr nicht zusätzlichen Aufwind?
Prof. Knoflacher:
Das sind im Wesentlichen individuell motorisierte Verkehrsteilnehmer. Sie sind okay, wenn man das Auto ersetzen will, und auch für ältere oder weniger sportliche Menschen, die Höhenunterschiede überwinden wollen. Als allgemeines Verkehrsmittel sind diese Räder aber nicht besser als alle anderen Verkehrsmittel, die durch zusätzliche Energie angetrieben werden. Alles, was unserer Bequemlichkeit dient im Verkehr, belastet meistens die Umwelt oder andere Menschen. Ich weiß, das wird die Pedelec- und E-Bike-Freunde nicht gerade begeistern.“
Wenn man „Auto“ bzw. „S-Pedelec“ durch Geschwindigkeit ersetz, dann beschreibt man ein wesentliches Phänomen ganz gut, warum die Menschen gerne Auto-/ S-Pedelec fahren. Es ist die Geschwindigkeit. Alle mir persönlich bekannten Pedelec – Nutzer finden die Möglichkeit lange und schnell zu fahren toll. Kaum einer „gondelt“ mit 20 km/h durch die Gegend; sondern nur „Kette rechts“. Ich bin sicher, das trifft auch für die S-Pedelec Fahrer zu.
Joachim aus Köln
https://www.manager-magazin.de/lifestyle/auto/hermann-knoflacher-warum-das-auto-die-welt-furchtbar-macht-a-1254305.html
Ich kann mir S-Pedelecs auf Radschnellwegen vorstellen- aber die kommen ja auch nicht. Übrigens: In Uhingen (Landkreis Göppingen) läuft gerade eine Petition: https://goeppingen.adfc.de/artikel/stimme-mit-ja-fuer-den-radschnellweg-rs-14-durch-uhingen
AntwortenLöschenIch kann mir S Pedelecs auf Radwegen genau so gut vorstellen wie Porsches in der Stadt. Was es dazu bräuchte wären Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Radwegen, und wenn die Radwege nicht für mindestens 25 km/h ausgelegt sind sehr hohe Hürden die benutzungspflichtig für alle und nutzbar für S Pedelecs zu machen.
AntwortenLöschenÜBerlandradwege sollten mindestens für 35 km/h geeignet sein, dann gäbe es auch weniger Konflikte mit Rennradlern.
Ein Pedelec macht für mich keinen Sinn da ich mit dem normalen Rad schneller bin, ein S Pedelec macht für mich keinen Sinn, da mein Weg in die Arbeit mit dem KFZ über Kraftfahrstraßen führt und mit dem Rad durch den Olympiapark. Mit einem S Pedelc dürfte ich weder noch nutzen und müsste irgendwie quer durch die Stadt, und das mit einer Höchstgeschwindigkeit die einem zum Opfer macht.
Das S im Pedelec könnte ich für die hälfte meiner Strecke nutzen um etwas schneller zu sein, aber eben nur wenn ich den Rest so fahren dürfte wie mit dem normalen Rad.
Die Freigabe und mittelfristig die Planung von Radwegen, dass die für Geschwindigkeiten um die 30 geeinget sind, inklusive der Möglichkeiten langsamere Radler zu überholen ohne dass es eng werden muss, hätte für sportliche Alltagsfahrer auch große Vorteile, schon allein weil es weniger Autofahrer meinen, dass sie links abbiegen können wenn man doch noch immerhin fast 10m von der Kreuzung weg ist.
Flotte Alltagsradler sind deutlich näher am S Pedelec als an "auch Radlern" die nur zum Bäcker oder am Wochenende mal ein bisschen durch den Wald fahren.
Wie so vieles heutzutage kreieren diese Dinger ein Machtgefälle, welches dann zwangsläufig auch ausgenutzt wird.
AntwortenLöschenBei Tempo 30 auf der Fahrbahn reduziert das S-Pedelec das Machtgefälle. Auf dem Gehweg sind auch Rennräder "mächtiger". Das Pedelec per se ist dem Fahrrad bereits üverlegen. Wie wollen wir eine Verkehrswende mit relati geringem Material- und Energieaufwand schaffen, wenn wir nicht verschiedene Alternativen bereithalten?
LöschenDie Antwort auf die alltägliche automobile Gewalt auf den Straßen ist nicht die Motorisierung aller Anderen.
LöschenJa o.k. es stimmt natürlich, dass s-pedelecs ein 'Verkehrshindernis' auf der Fahrbahn darstellen, und sich die Reisezeiten des MIV bei steigender s-pedelec Nutzung auf den ehemals 'allgemeinen' Fahrbahnen tendenziell verschlechtern. Ebenso stimmt es, dass sich auf den Fahrbahnen sukzessive von einer rel. kleinen Minderheit ausgeübte automobile Gewalt, häufig unter Duldung von Staatsanwaltschaften und Polizei, etabliert hat.
AntwortenLöschenOb aber die immer weitergehende 'Autobahnisierung' unseres ehemals allgemeinen Fahrbahnnetzes bis hinunter auf die Ebene von Bundes- Landes- und Kreisstraßen da einer Rückeroberung des allgemeinen Straßennetzes für den umweltverträglichen Radverkehr die Bahn ebnen kann, darf bezweifelt werden.
Das Gegenteil ist der Fall: ein Exklusivrecht des MIV und Straßengüterverkehrs wird nach und nach auf alle Fahrbahnen abseits der Wohnquartiere ausgedehnt, während die ökologischen Alternativen, welche von CDU bis Grün in Sonntagsreden ja stets bedacht werden, auf die dritt- oder viertklassigen Randwegelchen verbannt werden, während ein größer werdender Teil der e-bike Revolution mit SUV an den Waldrand gekarrt wird, und sich sodann mit Stollenreifen und immer höheren PS-Zahlen bzw. Drehmomenten durch die Waldböden fräst.
Für Bosch und Co. (Palmers Wahlkreis!) ist das ein perfekter deal: doppelt verbesserte Bedingungen sowohl für den Autoabsatz, als auch für die >4000€ fressenden renditestarken s-pedelecs.
Ja, s-pedelecs hätten durchaus das Potential die Erreichbarkeitsradien des (motorisierten) Radverkehrs in den Bereich des MIV zu verschieben (ca. 25km +- x), diese allerdings auf die eh schon unterdimensionierten Radwegelchen zu schicken macht das Potential eher zunichte als es abzuschöpfen, da mit solchen Entscheidungen zugleich der 'automobile Pfad' gestärkt/verfestigt, statt erodiert wird.
Sowas gehört m.E. eher in die Rubrik 'Planung für den Misserfolg', da im Erfolgsfall Kapazitätsengpässe (Verschlechterung bei obj.&subj. Sicherheit und Reisezeit), sowie Verdrängungseffekte (langsame Bio-Radler:innen zurück ins Auto) einträten.
Die üblichen 250cm Zweiichtungs Rad/Fußwegelchen sind auch ohne Pedalmotorräder stark unterdimensioniert, für Planungen, die auch im Erfolgsfall (hohe Nutzung) funktionieren braucht es halt 400cm ohne Fußverkehr, was dann wieder, zu Ende gedacht, in der Fläche erhebliche Auswirkungen im Problemfeld 'Versiegelung' mit sich brächte. Zudem braucht es stets eine praktikable parallele Option im Umweltverbund, da ansonsten ja weiterhin Auto(s) für den Fall von Erkältung, Hagel, etc. vorgehalten werden müssen.
Alternativen?
Generelle Aufhebung der Fahrbahnverbote für den Radverkehr Pedelec auf 30kmh anheben oder T30 -> T25, wirksame Sanktionen bei 'Automobiler Gewalt', Rückbau der MIV Kapazitäten und Senkung der Erreichbarkeitsradien des MIV bei gleichzeitigem Ausbau des ÖPV(!). Regulierung der Immobilienrenditen, Aufbau eines sozialen Wohnungsbaus / Einschränkung der Zersiedelung, gesetzliches Verbot der Versiegelungsausweitung ohne das Schlupfloch zurechtgemogelter Pseudo-Ausgleichsflächen, Wiederherstellung der Sektorziele (Ampel hat's abgeschafft), etc. etc.
Unter real existierenden Bedingungen ist das derzeit unrealistisch, aber dann besser nicht halbgare unwirksame oder gar kontraproduktive 'Lösungen' als Beitrag zur 'Verkehrswende' verkaufen?
Was die Rad-Erreichbakeitsradien angeht: besser nicht (nur) bei der Fahrgeschwindigkeit ansetzen, sondern bei der Reisezeit, also kürzeste Verbindungen, beste Oberflächen, zukunftssichere Kapazitäten (alles auf Fahrbahnen weitgehend vorhanden!), konsequente Priorisierung des Umweltverbundes an Knotenpunkten, etc.
Alfons Krückmann
Volle Zustimmung - danke!
LöschenDie schleichend sich ausbreitende "automobile Gewalt" kann man allerdings auch in Form von, mit vollem Tempo hautnah überholenden, S-Pedelecs auf dem Radweg erleben: etliche verhalten sich wie Autofahrer.
Wie viele S-Pedelc-Fahrende kennst du denn und hast du bereits erlebt? Ich bin noch nie von einem S-Pedelec überholt worden. Ich habe in Stuttgart erst zwei gesehen. Dass viele, die Rad fahren auch mit der Mentalität von Autofahrenden utnerwegs sind (schnell, möglichst nicht bremsen müssen), ist etwas, das auch ich nicht so gut finde, aber das ist nicht an die Fahrradart gekoppelt.
LöschenIch kenne und erlebe bei uns auf viel genutzten, umgebauten Bahntrassenradwegen mehrere S-Pedelec-Fahrende, die "anonym" - d. h. ohne Nummernschild - auf für sie verbotenen Wegen unterwegs sind: Ausschließlich männlich, immer zu schnell und gefährdend für andere, zwei davon Funktionsträger in meinem örtlichen ADFC. Nummernschild in der Tasche: "Ist mir gerade eben abgefallen."
LöschenMuss ich da nicht haben, und in allen anderen alltäglichen Situationen sehe ich überwiegend die beschriebenen Nachteile.
Zusätzlich erlebe ich immer mehr "Normal"-Pedelec-Fahrende, die ihr Gerät offensichtlich getuned haben. Auch da nähern sich viele der "Mentalität von Autofahrenden" an. Schade!
Wolfgang
Die Schweizer Lösung funktioniert dort offensichtlich, warum nicht auch bei uns? Zu viele Verkehrsteilnehmer auf kleiner Fläche ist immer schwierig. Z.B. in Utrecht um den Bahnhof herum ist für mich ein Alptraum. Die Infrastruktur muss stimmen, daher bin ich für S-Pedelc auf Straßen mit Tempo 30, aber der Freiheit auch auf breiten! Fahrradwegen zu fahren. Herr Koflacher kennt ja Stuttgart etwas, daher spricht er auch von Höhenüberwinden als Motivation. Pendler haben auch andere Anforderungen als der Gelegenheitsfahrer, das sollten wir auch verstehen.
LöschenUnsere derzeitige Fahrradinfrastruktur ist kaum geeignet für die Nutzung durch S-Pedelecs. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sinnvoll ist mit mehr als 25km/h auf einem Zweirichtungsgemischrad-fussweg zu fahren. Dann kommen zudem die übrigen, bis 50 km/h KFZ auf die Idee, sie könnten auch noch dort fahren, weil sie müssten ja sonst im Stau stehen.
AntwortenLöschenAlso, wenn man eventuell Außerorts Feldwege mit einem S-Pedelc nutzen kann, gerne, aber innerorts möchte ich so einem schnellen Gefährt nicht auf der Mini-Radinfrastruktur begegnen, weder als Radfahrer noch als Fußgänger im Mischverkehr. Irgendwann/-wo muss eine Grenze gezogen werden.
Ich sehe doch heute schon wer sich wo wie oder nicht an Verkehrsregeln hält. Mit der Freigabe von Radwegen für S-Pedelecs wird das nur noch schlimmer.
Wir hatten hier das Thema S-Pedelecs schonmal. Da hat ein mutmaßlicher S-Pedelecnutzer auf einen Post von mir sogar zugegeben, dass es sich schon heute nicht an die Spielregeln hält. Kann er ja, aber er ist dann wenigstens auch noch voll verantwortlich, wenn etwas an einer Stelle passiert, wo er nichts zu suchen hat. Darf er sich aber legal dort bewegen, wirds so ähnlich wie auf der Fahrbahn. Dem Radfahrer wird regelmäßig MItschuld zugesprochen, weil er sich nicht dreimal soviel wie alle anderen davon überzeugt hat, dass sich die anderen auch den Verkehrsregeln halten und ihm nichts passieren kann und dass er sich nicht als grellleuchtender Weihnachtsbaum verkleidet hat, damit er vielleicht gesehen wird.
Entschuldigung für die Polemik, mir stinkts langsam zu den Diskussionen. Vielleicht sollten Radfahrer mal fordern, dass sie auch der Autobahn auf dem Standstreifen fahren dürfen. Die Strecken sind in der Regel kürzer, besser in Schuss gehalten und deutlich bequemer als der Rest der zur Verfügung gestellten Infrastruktur. Das ist jetzt der Gegenentwurf zum Vorschlag S-Pedelecs auf Radwege. Radfahrer sollen immer nur weiter Platz machen/abgeben, dmit schnellere so richtig mehr schneller sind.
Karin
Genau das Gleiche könnte man über die Freigabe unserer Wohnstraßen für Porsche- oder AMG-Fahrende sagen. Ich kenne einige S-Pedelec-Fahrende aus München, die mir erzählen, dass es weder ihnen selbst noch anderen darum geht, mit 45 km/h überall durchzuheizen, auch sie fahren in der Regel nur so schnell, wie es die Gegebenheiten erlauben (oder Geschwindigkeitsbegrenzungen), Warum Radfahrenden misstrauen? Gegen Regeln verstoßen alle und der Zusammenstoß von einem S-Pedelec mit anderen ist weniger schwerwiegend als der Zusammenstoß eines Autos mit anderen.
LöschenHallo Karin,
LöschenIch kann nachvollziehen, dass Du keine Lust hast schmale RAdwege mit S Pedlec fahrern zu teilen, aber das ist ein Problem der Radinfrastruktur.
Als normaler Radfahrer muss ich auf genau den Wegen fahren und würde in sehr vielen Fällen lieber auf der Fahrbahn fahren, da ich als Alltagsradler (also 200 Tage im Jahr mit fast 50 km / Tag) in der Regel schneller fahren kann als die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit normaler Pedlecs.
Ich bin auch nicht für eine generelle Freigabe aber dafür dass eine Freigabe erfolgen kann (ggf mit einer dort geltenden Geschwindigkeitsbegrenzung) und gleichzeitig darüber nachgedacht wird ob die Benutzungspflicht für alle anderen Radfahrer gerechtfertigt ist. Denn wenn Radwege nur dann sicher sind, wenn man sich an die Geschwindigkeit der langsameren anpassen muss, sind die für sportliche Pendler genau so ungeeignet wie für S Pedelec Fahrer. Klar kann man auch als Radfahrer mal langsam machen, aber eine Infrastruktur die angeblich für Radfahrer gebaut wird, die Radfahrer nutzen müssen um dann 30% längere Fahrzeiten zu haben ist einfach Käse, und die 30% sind tagsüber bei innerstädtischen Radwegen auf keine Fall zu hoch gegriffen. Sobald der Anspruch besteht auch S Pedelecs von der KFZ Fahrbahn zu holen, braucht es einen Standard über dessen Einhaltung
Vermutlich bin ich der S-Ped-Fahrer, den Karin meint.
LöschenIch verstehe die ganze Diskussion hier nicht. Wie ich damals schon gesagt hab, gilt für S-Ped-Fahrende wie für Pedelec-Fahrende, als auch alle anderen Radfahrenden der Paragraf 1 der StVO, nämlich die gegenseitige Rücksichtnahme.
Mehr braucht es eigentlich nicht, denn das heisst, dass wir alle auf ungenügender Infrastruktur auch nur so langsam fahren, dass wir niemand anderen gefährden. Und deshalb fahre ich auch guten Gewissens auf Radinfra, weil ich dort genau so korrekt unterwegs bin wie alle anderen es sein sollten.
Das S-Ped ausfahren kann ich eher auf Feldwegen oder im Mischverkehr. Dort ist es sehr angenehm, im innerstädtischen Verkehr mitzuschwimmen, natürlich muss man immer mit Zeitgenossen rechnen, die meine Geschwindigkeit unterschätzen.
Das Nummernschild habe ich deswegen nur in meiner Tasche dabei und zeige es nicht, weil ich sonst
a. von ignoranten Radfahrenden von Radwegen weggemobbt werde und
b. von ignoranten Autofahrenden von Straßen weggemobbt werde.
Klar ist die rechtliche Situation nicht toll, aber ich lebe seit Jahren gut damit und ehrlich gesagt unterscheidet mich gar nichts von einem "normalen" Pedelec-Fahrenden oder einem Rennrad-Fahrenden. Ausser dass ich - wenn ich will - auch mal legal auf 45 km/h beschleunigen kann, ohne dass ich in den strafrechtlichen Bereich gerate, den ich mit einem getunten Fahrzeug riskieren würde.
Man kann also sehr vernünftig S-Ped fahren, ohne den anderen Verkehr zu stören oder zu gefährden. Warum dann bittschön die Emotion hier?
Für das S-Pedelec benötigt man wie für das Auto eine Fahrerlaubnis.
AntwortenLöschenAutofahrern traut man zu ihre mehrere Tonnen schweren KFZ die mehr als 200km/h Höchstgeschwindigkeit haben auch auf Straßen mit Schritgeschwindigkeit als maximaler Höchstgeschwindigkeit ("Spielstrasse") zu bewegen.
Aber auf dem S-Pedelec ist derselbe Fahrer plötzlich zu unzuverlässig um ihm angepasste Geschwindigkeiten zuzutrauen und darf daher erst gar nicht auf Radwege etc.
Mit derselben Logik dürften Autos nur auf den Teilen der Autobahnen bewegt werden auf denen keine maximale Höchstgeschwindigkeit gilt.
Meine Erfahrung in Sachen S-Pedelec:
AntwortenLöschenBin 5 Jahre mit einem S-Pedelec zwischen Tübingen und Reutlingen (ca. 14 km einfach) gependelt. Als mir bei dem S-Pedelec der Rahmen gebrochen ist und es keinen Ersatz gab habe ich mir wieder ein normales Pedelec zugelegt.
Wieso? Deshalb:
Das Problem waren auf der Strecke gar nicht mal die nicht freigegebenen Radwege. Denn entlang den Schnellstraßen (B27, B28) gibt es eigentlich immer solche Ausweichrouten für Fahrzeuge <60 km/h bauartbedingt, die auch im Winter geräumt werden. Auf kleineren Radwegabschnitten meiner Pendelstrecke habe ich (trotz Nummernschild) eigentlich nie Ärger bekommen.
Richtig positiv am S-Pedelec war eigentlich nur, dass einen die Autos durch das Nummernschild auf der Fahrbahn akzeptierten und nicht versuchten, mich auf den für Radverkehr freigegebenen Gehweg abzudrängen. (Fun Fact: Habe mir überlegt, auf mein jetziges normales Pedelec einfach ein Mofanummernschild zu montieren.)
Mit dem S-Pedelec brauchte ich im Schnitt 25 Minuten für meine Pendlerstrecke, jetzt mit dem normalen Pedelec 30-35 Minuten. Der Zeitgewinn bei 14 km ist also nicht signifikant.
Zum Glück gibt es immer mehr Ortsdurchfahrten mit 30 km/h Tempolimit: Dort kann man mit einem normalen Pedelec auch recht gut mitschwimmen, da diese meist bis 27 km/h unterstützen und die Autotachos oft einige km/h vor gehen.
Insbesondere bei ausparkenden Autos habe ich mit dem S-Pdelec wesentlich öfters Vollbremsungen hinlegen müssen, da die Autos meine Geschwindigkeit unterschätzten. Das Unfallrisiko mit einem S-Pedelec finde ich persönlich deshalb wesentlich höher.
Ein großer Nachteil von S-Pedelecs ist, dass man die offiziell nicht im Zug mitnehmen darf. Wenn man ein Deutschlandticket hat, dann ist das meiner Ansicht nach ein großer Nachteil.
Einen Kinder- oder Lastenanhänger darf man bei einem S-Pedelec auch nicht ohne Weiteres nutzen.
Inzwischen gibt es einige leichte Pedelecs mit Vollausstattung, die nur ca. 18-21 kg wiegen. S-Pedelecs wiegen oft 30 kg und mehr und kosten teils 1-2 Tausend Euro mehr.
Fazit: Für meine Pendlerstrecke und für Einkaufen/Freizeit macht ein normales Pedelec unter dem Strich mehr Sinn.