5. September 2025

Die Alternative zum ausladenden Fahrradbügel

Es gibt Radbügel, und es gibt elegantere Möglichkeiten, das Fahrrad abzustellen und anzuschließen. 

An einer Hauswand nehmen diese beiden durchbrochenen Pfeiler nur wenig Platz weg und bieten Besucher:innen trotzdem die Chance, das Fahrrad ordentlich abzustellen und anzuschließen. Gesehen in Wangen im Allgäu. Steht kein Fahrrad dort und bemerkt man sie überhaupt, dann fragt man sich, wozu die da sind. Ich dachte immer, damit das dort einparkende Auto nicht die Hauswand streift. Vielleicht fast zu originell, als dass man als Radler:in von alleine darauf kommen würde, dass man das Fahrrad daran anschließen kann. 

Ebenfalls in Wangen im Allgäu findet man immer wieder Stangen, die an Häuserwänden angeschraubt sind. Sie fallen erst auf, wenn daran an Markttagen die Fahrräder angeschlossen werden. Auch eine diskrete Möglichkeit, Radparkplätze vorzuhalten, ohne dafür viel Platz zu verschwenden und das ästhetische Empfinden zu beleidigen. Da Radfahrende ohnehin ihre Räder an allem anschließen, was dazu taugt, braucht man gar nicht erst per Schild darauf hinzuweisen, dass man sie hier abstellen kann. 

Der Stuttgarter Steinmetz Heinz Blaschke bietet steinerne Varianten an, die hübsch aussehen, aber vor allem Lastenrädern ein Ankerpunkt sind. Steht kein Lastenrad dort, stört der Stein nicht weiter und nimmt auch kaum Platz weg. (Dass der Block auf dem Foto auf so etwas steht, was wie ein Gehweg aussieht, liegt daran, dass er für ein Werbefoto vorübergehend  dorthin gestellt wurde.) Ein Radzeichen auf dem Pfosten erklärt, wozu er dient. Denn von selbst versteht sich das nicht. 


Platzsparend sind auch die Stangen in Zürich, mit Bügeln, in die man die Lenker der Fahrräder einhängen kann. Damit man das Fahrrad auch anschließen kann, verfügen sie übe Kabel mit Schlaufe. Steht kein Fahrrad dort, versperren sie keinen Platz. 

Ebenfalls in Zürich gesehen habe ich diese Anlage mit zwei senkrechten Stangen und einer Kugel oben, die sie verbindet. Sie sind genauso schmal und unauffällig wie das Beispiel aus Wangen ganz oben. Man dürfte sie kaum wahrnehmen, wenn keine Räder dort stehen.  


Für michsinnlos, unpraktisch und raumgeifend sind diese Bügel hinter dem Autosymbol: Sie zeigen zwar allen, dass auf einen Autostellplatz zehn Fahrräder passen, aber für Radfahrende sind sie unpraktisch, sie können nicht von der Fahrradstraße aus angesteuert werden, man muss über den Gehweg dorthin. 

In der dänischen Stadt Aalborg hat man alte Propeller von Windkraftanlagen zu einer Überdachung von Radparkplätzen umfunktioniert. Wie das aussieht, kann man sich hier anschauen. Regenschutz ist fürs Fahrrad durchaus gut. Braucht dann aber wieder viel Platz. 



14 Kommentare:

  1. Naja.
    An die wenigsten dieser Bügel kann man ein Fahrrad mit der einzigen vernünftigen Methode anschließen: ein metallenes Bügelschloss das durch Rahmen und idR Vorderrad geführt wird. Je nach Größe des Rahmens, Dicke der Rahmenrohre und des Reifens muss dazu das Rad exakt positioniert werden können. Dies ist allermeistens nur mit der einfachsten Form der Randbügel in Form eines umgedrehten Us möglich. Umso mehr, wenn das Fahrrad mit Packtaschen beladen ist.

    Alles wo nicht Rahmen und Rad an einen festen im, im Boden verankerten Bügel angeschlossen werden kann, alles wo irgendwelche Kabel vorkommen, diese Ringe, die einem Bolzenschneider keine 10 Sekunden widerstehen dürften, all sowas ist kein Diebstahlschutz sondern höchstens eine Wegfahrsperre.

    Von meiner Forderung, Radbügel sollten rund sein, um das Risiko von Beschädigungen an Lack und Rohren zu verringern, bin ich erwas abgerückt, denn runde Rohre können mit einem Rohrschneider still und leise aufgeschnitten werden. Gegen Fahrraddiebe, die mit batteriebetriebener Flex unterwegs sind, helfen technische Einrichtungen aber nur wenig (es gibt zwar inzwischen teure Bügelschlösser, die sogar einer Flex widerstehen, aber da wird noch mehr der Radbügel zum schwachen Punkt.. Da kann dann nur eine vernünftige Postionierung der Bügel im öffentlichen Raum, kein nächtliches Draußenlassen (ja, was macht man da in einer Stadtwohnung in oberen Etagen, wenn man kein Kellerabteil oder dgl. hat) und ein Bürgersinn helfen, der nicht wegschaut, wenn diese Diebe, bisweilen ohne jede Scheu am helllichten Tage, operieren.

    AntwortenLöschen
  2. ... Alles im öffentlichen Raum ist eher Wegfahrsperre denn absoluter Diebstahlschutz. ABER: in den meisten Fällen geht es hier darum sein Rad sicher abstellen zu können während man im Büro, beim Einkaufen oder sonst wo ein paar Stunden verbringt. Das sind Situationen wo einer mit einer Accuflex auffällt der reihenweise Radbügel aufgeflext.
    Den absoluten Schutz für ein Rad das während eines Urlaubs oder sonst wie regelmäßig und länger unbewacht irgendwo steht gibt es nicht.
    Vor der Firma in der ich arbeite wurden vor Jahren immer wieder Räder geklaut, die da übers Wochenende standen: Industriegebiet in dem man Samstag keine schlafenden Hunde weckt. Dazu wurden 8cm Stahlrohrbügel aufgeschnitten, die haben sich nicht mal die Mühe gemacht zu schauen ob die Schlösser einfacher zu knacken gewesen wären.
    Die gleiche Aktion ist völlig undenkbar vor dem Schwimmbad, in der Innenstadt am Samstag abend oder auch am Bahnhof. Es geht also nur darum, dass eine Aktion die zur Befreiung eines Rades notwendig ist, so auffällig ist, dass irgendjemand auf die Idee kommt das nicht zu ignorieren. Und diese Bügel sind alle so gestaltet dass das der Fall sein kann. Dazu kommt dass wenn man Räder entfernt, die an nicht offiziellen Radbüglen angeschlossen sind, das immer wie eine offizielle Aktion ausssieht, einfach die übliche leuchtfarbene Arbeitskleidung tragen und am hellichten Tag drauf los flexen, so machen das auch die die von der Stadt beauftragt sind. Die gleiche Aktion wird an richtigen Radständern viel eher in Frage gestellt.
    Von daher taugen die meisten der Lösungen, nur die Stangen die aus der Wand ragen finde ich mehr als seltsam. die dürften bei Dunkelheit kaum auffallen und ich will da nicht dagegenlaufen / fahren weil ich z.B jemandem ausweichen will.
    Von daher bin ich dafür die Forderungen nicht zu hoch zu schrauben, denn so geht es uns wie mit den Radschnellwegen: es gibt einfach so gut wie keine denn der Aufwand die Anforderungen zu erfüllen ist zu hoch.


    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ein paar Stunden die ein Rad iwo steht reichen je nach Standort oft, wenn es ungenügend gesichert ist. Ungenügend gesichert ist ein Fahrrad mit jedem Kabelschloss, weil das in Sekunden durchgezwickt ist. Wenn daher sowas wie diese Steinpoller überhaupt nur mit einem Kabelschloss verwendet werden kann, dann sollte sowas zumindest auf einem Fahrradblog nicht postitv erwähnt werden.
      Und dass Fahrradiebe am helllichten Tag an vielbesuchten Orten mit der Flex unterwegs sind und kein Passant reagiert, kommt ebenfalls vor, und nicht ganz so selten wie man meinen sollte. Und zwar egal ob offizieller oder inoffizieller Abstellplatz.

      Die öffentliche Hand darf also durchaus darüber nachdenken, wie man möglichst effiziente und sichere Radabstellanlagen schafft, und dafür Geld in dieHand nehmen, und das gleiche darf und sollte auch von Fahrradblogs thematisiert werden.
      Denn wenn eine gute Radabstellanlage das Äquivalent eines Radschnellwegs ist, dann ist eine schlechte das Äquivalent einer Bodenmalerei : "Seht her wir tun was für den Radverkehr (der uns in Wirklichkeit aber gar nicht interessiert, sonst wären wir selbst draufgekommen, dass das hier Mist ist)."

      Löschen
    2. Fahrraddiebstahl ist ein reales Problem, das auch an offiziellen Abstellplätzen auftritt. Allerdings stellt sich grundsätzlich die Frage: Wie weit soll öffentliche Verantwortung für private Verkehrsmittel reichen?
      In verkehrspolitischen Debatten wird oft betont, dass es nicht Aufgabe der Allgemeinheit sein kann, Stellplätze für privat genutzte Autos zu finanzieren. Das Argument dahinter: Wer ein eigenes Fahrzeug besitzt, sollte auch für dessen Unterbringung und Sicherheit verantwortlich sein.
      Wendet man diesen Gedanken konsequent an, dann gilt das auch für Fahrräder. Sie sind ebenfalls private Fortbewegungsmittel – mit dem Unterschied, dass sie weniger Platz benötigen und die Umwelt weniger belasten. Das ist richtig, aber es rechtfertigt nicht automatisch, dass die Allgemeinheit die Verantwortung für sichere Unterbringung und Diebstahlschutz komplett übernehmen muss.

      Löschen
    3. Fahrraddiebstahl ist eine Straftat.

      Löschen
    4. Natürlich ist Fahrraddiebstahl eine Straftat – genauso wie der Diebstahl eines Autos. Aber daraus folgt nicht automatisch, dass die öffentliche Hand eine Rundum-sorglos-Garantie liefern muss. Wenn wir so argumentieren, müssten wir auch sichere und kostenfreie Handy-Schließfächer an jeder Bushaltestelle fordern – denn Handydiebstahl ist ebenfalls eine Straftat.

      Löschen
    5. Der Staat sollte als Garant der öffentlichen Ordnung deshalb das ihm mögliche tun, um Fahrraddiebstahl zu verhindern. Er kann dies z.B. tun, indem er vernünftige Radabstellanlagen anbietet. Den Leuten zu sagen, fahrt halt nicht Rad wäre Unsinn.
      Ein vernünftiger Radbügel kostet selten mehr und oft sogar viel weniger als der Mist, der vielfach da draußen rumsteht. Den Rest muss dann der Eigner erledigen, indem er sein Rad dort vernünftig sichert, es ist ihm nun möglich.

      Es werden Radabstellanlagen öffentlich gebaut, finanziert, gefordert, diskutiert... Wenn Handyschließfächer an Bushaltestellen eine geeignete Maßnahme zur Verhinderung von Handydiebstahl wären, dann würde man darüber diskutieren. Ist mir noch nie vorgekommen.

      Löschen
    6. Ich sage nicht, man solle nicht Rad fahren – und auch nicht, dass der Staat gar nichts tun soll. Es geht um die Verhältnismäßigkeit und die Abgrenzung der Zuständigkeiten.
      Natürlich kann der Staat durch gute Infrastruktur zur Diebstahlprävention beitragen – genauso wie er durch Straßenlaternen Einbrüche erschwert oder durch Fahrradwege Sicherheit im Straßenverkehr erhöht. Aber das entbindet den Einzelnen nicht von seiner Eigenverantwortung, insbesondere beim Schutz von privatem Eigentum im öffentlichen Raum.
      Mein Hinweis auf Handyschließfächer sollte kein konkreter Vorschlag sein, sondern ein Denkanstoß: Nur weil etwas gestohlen werden kann, folgt daraus nicht automatisch, dass der Staat für die Sicherung zuständig ist. Fahrräder sind nicht das einzige Diebesgut im öffentlichen Raum – es gibt auch keine staatlich finanzierten Parkhäuser für Motorräder oder versicherte E-Scooter-Garagen an jeder Ecke.
      Was ich kritisiere, ist die Vorstellung, dass jede suboptimale Lösung gleich einem politischen Versagen gleichkommt. Genau diese Haltung erschwert oft eine sachliche Debatte darüber, wo öffentliche Verantwortung endet und private beginnt.

      Löschen
  3. Das ist wie ein Handlauf an einer Treppe, nur auf dem Bild nicht so gut zu sehen....

    AntwortenLöschen
  4. Also ich finde diese schlichten Wangener "Poller mit Radabschließmöglichkeit" wirklich cool.
    Stellt euch mal vor, die würden statt der üblichen Poller überall an den Straßen stehen.
    Wir hätten keine Abstellprobleme mehr.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ich habe nur ein Bügelschloss, und jetzt?
      So geht es vielen die sich für die meist sicherere Variante entschieden haben.
      Durch den Klotz bekommt man wirklich nur ein langes flexibles Kabel, und die sind ansonsten eher eine schlechte Lösung. Faltschlösser Bügerschlösser und die relativ kurzen dicken Panzerkabelschlösser scheinen alle ungeeignet. D.h das sind Blöcke die dafür sorgen dass Räder wieder sonst wie abgestellt werden.

      Löschen
    2. Nicht der Klotz ist die "Wangener Lösunt", sonder die schmalen Teile ganz oben, die sich so ähnlich auch als kurze U-Bügel in Zürich finden. Die meisten Fahrräder werden übrigens - wenn ich mir das so anschaue - nicht mit den teuren und schweren Faltschlössern oder Bügelschlössern angeschlossen, sondern mit Ketten- oder Kabelschlössern. Ich habe mal gelernt, dass die Spezialisten jedes Schloss aufkriegen. Oft sind sie auf einen Typ spezialisiert. Es hilft also zwei verschiedene Schließsysteme zu nutzen (Schlüssel und Nummern). Und bei neu gekauften teuren Fahrrädern empfehle ich eine Versicherung (wo man allerdings aufs Kleingedruckte gucken sollte, damit die Versicherungsbedingungen den Abstellmöglichkeiten am Wohnort auch entsprechen).

      Löschen
    3. Ein Versicherung hilft mir gar nichts.
      Ich fahre als Hauptverlehrsmittel (95% meiner Wege) ein Rad, das so nicht im Handel zu erwerben ist, sondern nur nach einer Wartezeit von bis zu einem Jahr oder mehr bei einem Fahrradkonstrukteur.
      Ich möchte mein Rad also im öffentlichen Raum moglichst sicher abstellen, d.h. in der im ersten Kommentar beschriebenen, und von sämtlichen Sachverständigen empfohlenen Art und Weise.

      Löschen