Viele wünschen sich stärkere Kontrollen im Straßenverkehr. Die meisten dürften aber selbst nicht erwischt werden wollen.
Das gilt sicherlich auch für uns Radfahrende. Wobei von uns für den Autoverkehr eine sehr viel geringere Gefahr ausgeht als umgekehrt. Und auch für den Fußverkehr sind wir erheblich weniger gefährlich. Es sind Autofahrende, die hauptsächlich im Straßenverkehr Menschen verletzen und töten. Der Autoverkehr ist schnell und bewegt tonnenschwere Fahrzeuge. Autofahrende sollten sich deshalb an die Regeln halten: vor allem an Geschwindigkeitsbegrenzungen und das Handyverbot am Steuer. Zu schnelles Autofahren und Ablenkung sind die häufigsten Unfallursachen mit teils schwersten Folgen für andere, vor allem Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern.
Die Mehrheit der Deutschen, die Auto fahren, wünscht sich sogar selbst stärkere Kontrollen.
Das hat eine repräsentative Umfrage von Forsa ergeben, die der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Auftrag gegeben hat. Jede:r zweite wünscht sich, dass Handynutzung und Alkohol am Steuer öfter überprüft werden. Wobei mehr Frauen als Männer bessere Kontrollen fordern. Die Hälfte der Befragten ist auch für höhere Bußgelder und Fahrverbote, Frauen zu 57 Prozent, Männer zu 47 Prozent.Es lässt tief blicken, dass nur jede/r Zweite fürchtet, beim zu schnellen Fahren erwischt zu werden. Noch geringer scheint die Gefahr, betrunken oder mit dem Handy in der Hand erwischt zu werden. 21 Prozent sagten, dass sie noch nie für einen Regelverstoß bestraft worden seien, darunter besonders viele Frauen. 28 Prozent gaben an, ihr Fahrverhalten nach einer Sanktion infolge eines Regelverstoßes dauerhaft geändert zu haben, 21 Prozent waren danach etwas vorsichtiger und 27 sagten, sie hätten ihr Fahrverhalten nicht geändert, nachdem sie sanktioniert wurden. (Direktlink zur Studie)
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat appelliert an das Verkehrsministerium, den Verkehr durch mehr Kontrollen sicherer zu machen. Die Unfallstatistiken aus Ländern, wo stärker kontrolliert und schärfer bestraft wird, zeigt übrigens, dass die Zahl der Verkehrstoten deutlich zurückgeht. Allerdings sind für mehr Sicherheit auch eine gut gestaltete Infrastruktur und Tempolimits und ein absolutes Alkoholverbot am Steuer verantwortlich.
Interessanterweise wurde nicht nach verstärkten Kontrollen von Falschparkenden auf Gehwegen gefragt. Diese Verstöße behindern vor allem Menschen zu Fuß. Auch andere Verstöße, bei denen Radfahrende und Fußgänger:innen die Folgen tragen, wurden nicht abgefragt, beispielsweise das Abbiegen (über Radwege und Fußgängerfurten), ohne richtig zu gucken. Hier dürfte die Quote, erwischt zu werden, bei Null liegen. Die Folgen für Radfahrende können aber gravierend sein, oft sind sie tödlich.
Der DVR sieht sich als unabhängiger Vorreiter und Kompetenzträger in allen Belangen der Straßenverkehrssicherheit und setzt sich für die gemeinsame Verantwortung aller Gesellschaftsgruppen ein, um den Straßenverkehr sicherer zu machen. Klar, dass er sich auch mit dem Radfahren beschäftigt, aber in der leider üblichen Weise. Er bietet vor allem Tipps und Präventionstrainings für Radfahrende an, bei denen es darum geht, wie man sich als Radelnder besser schützt, also vor den Fehlern Autofahrender. Das Präventionstraining für Autofahrende habe ich vergeblich gesucht, das ihnen erklärt, wie sie es vermeiden können, Radfahrende und Fußgänger:innen zu verletzen oder zu töten. Wenn es um Gefahren durch Autofahrende für andere geht, beschäftigt sich der DVR hautptsächlich mit alten Leuten und deren Fahrtüchtigkeit. Beim Thema Sicherheit auf Landstraßen werden Radfahrende überhaupt nicht erwähnt, es geht nur um Crashs unter Autofahrenden.
Ich bin für mehr Kontrollen, von allen. Ist man als Fußgänger unterwegs hat man das Problem mit Parkenden, mit Radfahrern und E-Scooter-Fahrern oder man wird auch mal fast vom Auto auf den Gehweg angefahren. Zebrastreifen sind mittlerweile auch unbekannt, da muss auch dringend mehr kontrolliert werden. Mit den Rad kann man sich mit allen anderen rumärgern. Fußgänger sind übrigens auch nicht gerade ungefährlich. Ich muss immer wieder schreien, wenn wieder ohne zu kucken auf die Fahrbahn oder den Radweg gelaufen wird, besonders von Smartphonezombies und Ohrstöpseltauben. Andere Radfahrer kommen einem als Geisterfahrer entgegen, auch wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Besonders gefährlich finde ich Radfahrer, die im Dunkeln ohne Beleuchtung und/oder Reflektoren unterwegs sind. Das muss unbedingt viel häufiger kontrolliert werden. Im Auto bin ich auf Spiegel angewiesen, das sind optische Geräte, die auch einen Wirkungsgrad haben, d.h. Es wird nur ein Teil des ankommenden Lichts zurückgehen. Und da sieht man einen unbeleuchteten Radfahrer überhaupt nicht, und da hilft anschließend auch kein Schulterblick, denn der sichert nur den Bereich bis zum Autoende ab. Das sollte sich aber jeder Unbeleuchtete mal klar machen.
AntwortenLöschenIch bin für mehr Kontrolle, von allen, gleichberechtigt, denn jeder hat Verantwortung, für sich und für andere.
Karin
Ich bin bei dem Thema etwas frustriert und glaube nicht, dass Justiz und Polizei sich für sicheren Radverkehr einsetzen wollen.
AntwortenLöschenEin Autofahrer hatte mich vor einer Engstelle überholt und unter Berührung zur Seite geschoben um vor mir in die Engstelle einzufahren.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart konnte in dem Verhalten weder Gefährdung noch Rücksichtslosigkeit erkennen, nur einen Verstoß gegen den Mindestüberholabstand.
In der Waldburgstr., die für Gegenverkehr trotz geparkter Autos breit genug für Autos ist kam mir ein Autofahrer entgegen. Er überholte einen anderen Radfahrer trotz mir im Gegenverkehr. Es wurde eng. Das Poizeirevier Möhringen bescheinigte dem Autofahrer, dass er fehlerfrei fuhr, warf mir Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot vor, da ich nicht mit 40 km/h in der Dooringzone fuhr und erinnerte mich daran, dass die geparkten Autos auf meiner Seite standen und ich deshalb die Fahrbahn zu verlassen habe, um dem Gegenverkehr das sichere Überholen zu ermöglichen.
Ich weiß jetzt nicht, was da mehr Kontrollen bringen sollen.
Ja, exakt so ist das in Pforzheim ebenfalls. Die StA neigt dazu, den Radfahrern kein Recht zu geben und darüber hinaus noch mit Nötigung zu drohen.
LöschenKlingt ehrlich gesagt nach Bedarf für 2x Dienstaufsichtsbeschwerde, insbesondere wenn du das schriftlich hast.
Löschenleider stimmt das, die Behörden haben einfach wenig Lust sich um so etwas richtig zu kümmern. Thomas
LöschenEine Gesellschaft die ganz grundlegend auf dem Recht des Stärkeren aufgebaut ist (das ist das Grundprinzip des Kapitalismus), interessiert sich nicht wirklich für den Schutz der Rechte von Schwächeren, Out-groups und Minderheiten.
AntwortenLöschenDas Problem bei den StA ist die Überlastung. Man macht mit den abstrusesten Begründungen Verfahren tot, weil man wegen fehlenden Personals total überlastet ist sodass man überall wo "nichts passiert" ist, einfach das Verfahren beendet, um sich auf "richtig wichtige" Verfahren zu konzentrieren. Dass man bei "nichts passiert Betroffenen", die nur knapp einen schweren Verletzung entgangen sind, einen verheerenden Eindruck hinterlässt, wird entweder nicht verstanden oder billigend in Kauf genommen. Besser wirds dadurch nicht, weil die Gegenseite gelernt hst, dass ihnen nichts passiert und sie einfach so weitermachen können.
AntwortenLöschenDa hilft nur Prävention von Polizeiseite aus, aber denen fehlen genauso die Kapazitäten. Lösung leider nicht in Sicht.
Karin
Das steht aber im Widerspruch zu der Tatsache, dass bei, auch sehr leichten, Beschädigungen oder billigender Inkaufnahme von Beschädigungen gegen Autos, sowie bei Anzeigen wegen Nötigung (falls Radfahrende nach Gewaltdelikten der Autofahrer diese anhalten und an der Weiterfahrt hindern bis die Polizei da ist) die Staatsanwaltschaften plötzlich sehr aktiv werden.
LöschenDas hat System.
#Autojustiz
Alfons Krückmann
Radfahrende haben es in der Justiz generell schwerer als Autofahrende. Das ist auch mein Eindruck, und auch der eines Menschen, der in einer Versicherung arbeitet. Aber diese Aussage mit statistisch validen Daten zu untermauern, ist schwierig.
LöschenDeshalb müssen wohl generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen her, 30 km/h in der Stadt, aber auch 80 auf Landstraßen und 130 auf Autobahnen. Die kann man mit Blitzern immerhin überwachen.
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