28. Juli 2013

Radfahrende haben die Seele eines Fußgängers

Autofahren lernt man in einer Schule, Radfahren nicht. Es ist wie beim Lesen und Schreiben. Viele glauben, sie könnten mal schnell ein Buch schreiben, nur weil sie schreiben können. 

Wir wachsen als Kinder in die Fertigkeit hinein, Rad zu fahren. Dass es irgendwelche Regeln gibt, wird uns manchmal mitgeteilt, manchmal nicht. Ich bin vielen Radler:innen begegnet, die ein nur sehr ungefähres Wissen über die Regeln für den Radverkehr besitzen. "Ach, das ist kein Radweg?" - "Nein, das ist ein Gehweg, der für Radler nur freigeben ist. Und ab hier dürfen Sie überhaupt nicht mehr auf dem Gehweg fahren." (Foto oben an der Neckarstraße beim SWR, sehr beliebt) - "Aber auf der Straße ist es mir zu gefährlich." 
Gibt es ein Recht des Schwächeren auf Illegalität? Beim Radfahren anscheinend. 
Aber ist das wirklich die Lösung?  Gehweg statt Fahrbahn? Warum tun so viele Radfahrende sich das an. Auf der Neckarstraße kann man ganz bequem radeln. Später beginnt sogar ein Schutztstreifen. Dieser Radler kommt auf der Fahrbahn genauso schnell dorthin, wo er hinwill. Er ist ja nicht, wie so oft, linksseitig gegen die Fahrbahnrichtung unterwegs.

Ich denke manchmal, die Vorliebe vieler Radfahrer:innen in Stuttgart, auf dem Gehweg zu fahren, egal, ob sie dürfen oder nicht, hängt nicht nur damit zusammen, dass Stuttgart die Radler:innen halt auch sehr gern auf den Gehweg schickt, sondern auch damit dass manche so radeln wie zur Schulzeit: irgendwie durchkommen, möglichst Gehweg fahren, Ampeln ignorieren, ein bisschen jugendliche Anarchie zelebrieren, ein bisschen Trotz zeigen (für uns tut ja keiner was). Und auf der Fahrbahn ist es sowieso zu gefährlich: all die Autos. So richtig als Fahrzeugführende und Fahrende sehen sich viele Radfahrende nicht. Sie radeln mit der Mentalität von Fußgänger:innen. Denen fühlen sie sich eher verwandt, denn beide - Radfahrende und Fußgänger:innen - haben kein Blech um sich herum und werden von schweren Autos in ihrer Gesundheit bedroht. 

Dieser Radler hier macht es richtig. Er nutzt die breiten Flächen der Zu- und Abfahrten auf die Konrad-Adenauer-Straße, für sich als Radfahrer. 

Und dieser Liegerradfahrer fühlt sich total als Auto. Er hat sich, auf dem Österreichischen Platz auf der linken Spur eingeordnet. Er ist nicht einmal auf der rechten Spur geblieben, wo man abbiegen, aber auch geradeaus fahren kann. Alle Achtung. Ob es so ganz erlaubt ist, ist eine andere Frage. Denn Radler dürfen ihre Spur am rechten Bordstein im Grunde nicht verlassen, es sei denn, es geht nicht anders. Was auch ein ziemlich alter Hut ist.


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