19. Februar 2014

Innenstadt entstressen - Bericht vom Radforum mit OB Kuhn

Gestern war Plenumssitzung des Stuttgarter Radforums im Rathaus. Oberbürgermeister Kuhn war dabei. Er hat erzählt, dass Stau, Stress und Feinstaub die größten Probleme der Autostadt Stuttgart sind. 

Um die Innenstadt zu entstessen bräuchten wir eigentlich zwanzig Prozent weniger Autoverkehr. Aber eine nachhaltige Mobilität bekommt man nicht von jetzt auf nachher, das sind sehr lange Prozesse. Um das zu erreichen müssen Stadtbahnen und Busse gestärkt werden. Wenn mehr Leute öffentlich fahren, wird der Autoverkehr entlastet, was - so Kuhn - auch dem Radverkehr nütze. Mit gestaffelten Tempolimits will Kuhn mehr Ruhe in den Verkehr bringen und ihn verflüssigen. Der Versuch auf der Hohenheimer Straße mit Tempo 40 habe gezeigt, dass sich damit Feinstaub nennenswert reduzieren lasse. Deshalb soll es an den Steigungsstrecken Tempo 40 geben. In Wohnvierteln Tempo 30. Auf allen Straßen, wo das geht, wird weiterhin Tempo 50 gefahren. Der Punkt sei nicht das Temposchild, sondern dass die Leute sich an die Geschwindigkeit auch halten.

"Eine moderne Großstadt, mit sieben Prozent Fahrradanteil, das kann's nicht sein", sagte Kuhn.
20 Prozent wären nötig, das zeige der Blick in andere entschleunigte Großstädte. Aber er wäre schon froh, wir könnten erst einmal 9 oder 10 Prozent erreichen. Klar ist auch - und das haben wir alle beobachtet - dass jede größere sichtbare Maßnahme zu einer heftigen Diskussion in den Stadtteilen führt: siehe Radweg Waiblinger Straße oder die Sperrung der Hofener Straße für den Autoverkehr im Sommer an nur anderthalb Tagen in der Woche.

Critical Mass
Die Fragen offenbarten Kritik an der Langsamkeit und Fehlerhaftigkeit der Umsetzung. So fehlt immer noch der Radweg, der vor dem Hauptbahnhof vorbeiführt. Im Veielbrunnenweg steht die Drückerampel für Radler hinter einem Autoparkplatz, sodass man nicht hinkommt.

Kuhn dazu: Ein Problem unserer Verwaltung sei, dass die Dinge schneller geregelt werden. Er werde Bürgermeister Hahn bitten, die Dinge aufzulisten, die noch in der Pipeline seien. Dann werde man auch über Geld reden. Er lasse sich aber auch nicht verantwortlich machen für die Probleme, die die Konsumneubauten des Gerber für den Verkehr in der Tübinger Straße bedeute.

Außerdem herrscht das große Bedürfnis, Räder in Bussen und Bahnen mitzunehmen. Kuhn ist wegen dieses Themas im Gespräch mit den Verkehrsbetrieben. Derzeit sei der Betriebsrat der Busfahrer noch dagegen. Man müsse hören, warum, und dann eine Lösung finden.

Baustellen schießen wie Pilze aus dem Boden, und man weiß nicht, wie lange die bestehen bleiben, beispielsweise am Leutze. Dazu der Fahrradbeauftragte der Stadtverwaltung, Köhnlein: Es werde wegen des Rosensteintunnels gebaut. Der Ersatzweg bestehe noch einen Monat, dann werde ein vom Radweg getrennter Gehweg gebaut.

Dass wir so wenig erfahren über die Hauptrouten, die Möglichkeiten, aber auch die Baustellen und ihre Dauer, war ein weiterer Kritikpunkt. Warum behandelt die Stadt ihre Fahrradpolitik wie eine Geheimsache? Die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit sieht viele Bemühungen, Informationen ins Amtsblatt oder auf die stadteigene Internetseite zu bekommen, scheitern.

Das Radforum besteht aus einzelnen Arbeitstruppen, die sich Herrn Kuhn vorstellen wollten und vorstellten, darunter das Projekt Rad und Schulen, Tandemtouren für Blinde und Mountainbiker. Stuttgart ist bereits eine Hochburg des Montainbikens. Um die Strecken zu erreichen, muss man nicht einmal ins Auto steigen.

Hier der Bericht der Stuttgarter Zeitung
Und so sieht Critical Mass die Veranstaltung

3 Kommentare:

  1. Solange sich niemand traut, dem bisherigen Straßenverkehr zumindest einzelne Fahrspuren und Nebenstraßen zu entreißen und dem Fahrrad-, Pedelec- und S-Pedelec-Verkehr zu widmen, wird sich nicht wirklich etwas ändern.

    Problem: diesen Gedanken traut man sich innerhalb der Stadtverwaltung nicht einmal zu denken!

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  2. ich schließe mich "anonym" an

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  3. Das ist mal wieder typisch, Schuld wird an andere abegegeben und es wird trotzdem weiterhin nichts gemacht. Fahrradfahrer sind halt nunmal Verkehsteilnehmer zweiter Klasse, ich sehs ja jeden Tag.

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