Eine ganz typische Situation für einen Radfahrer haben wir hier am Ende der Fahrradstraße Eberhardstraße. Da steht eine Ampel nur für Radler. Der stellt sich hier wie ein Auto auf und kann bei Grün zur Tübinger Straße hoch radeln. Fein.
Aber, was, wenn ich nach links Richtung Wilhelmsplatz (Heutsteig) will? So sieht die Situation aus, wenn man hinradelt (Foto oben). Man sieht die Ampel, die Fußgänger, links die Verkehrsinsel. Für den, der sich auskennt, kein Problem. Für jemanden, der hier zum ersten Mal radelt, schon: Es gibt keine Wegweiser, und der Radfahrer sieht nicht, ob er mit dem Rad auf die Verkehrsinsel darf.
Das erkennt er erst, wenn er an der Ampel mal angehalten hat und schaut. Hier tut sich ein neues kleines Rätsel auf. Man sieht erst hier (beim Heranfahren nicht) das blaue Schild für Radweg geteilt mit Fußgängerweg. Und zwar sollen die Radler hier linksseitig fahren, die Fußgänger rechts gehen. Eine entsprechende Markierung auf dem Boden fehlt, die Radzeichen auf den Fußgängerampeln auch. Und weil Fußgänger nicht auf Radwegzeichen achten, mischt sich hier natürlich alles an den Aufstelllinien.
Wer zum Wilhelmsplatz will, fährt bei Fußgängergrün los, aber nicht rüber auf die alte rote Radspur, die auf dem Gehweg durch ein Straßencafé führt, sondern vorher auf die Fahrbahn. (Auf den alten roten Radweg fährt man erst später drauf.)
Von der Insel weiterfahren ist relativ unproblematisch, auch wenn der Übergang vom Fußgängerbereich auf die Fahrbahn wie üblich nicht geregelt ist. Aber wie kommt man aus der Eberhardstraße eigentlich auf diese Fußgängerinsel?
Natürlich fährt man einfach drauf. Aber wann fahre ich denn von meiner rechten Straßenseite hinüber auf die linksseitige Insel? Wenn meine Radlerampel Grün hat? Vorsicht! Da habe ich von oben aus Richtung Rotebühlplatz Gegenverkehr. Also nicht bei Radlerampel-Grün. Sondern bei Fußgänger-Grün? Dazu müsste ich die Fußgängerampel aber beim Heranfahren sehen können. Aber ich sehe nur, ob Fußgänger queren oder nicht. (Die gehen allerdings auch gern bei Rot.)
Die wenigsten Radler werden sich darüber jemals Gedanken gemacht haben, denn sie sind es ja gewohnt, die Verkehrssituation selbst abzuschätzen und sich rasch durchzuschlängeln. Man guckt halt, ob von oben was kommt, und fährt einfach rüber auf die Verkehrsinsel, egal, was welche Ampel anzeigt oder was für Schilder da stehen.
Aber genau das ist der Punkt: Die Verkehrssituation ist hier für Radler nur teilweise und sehr rudimentär vorbereitet und geregelt. Den Rest muss der Radler für sich selbst entscheiden und irgendwie durchführen. Das sind diese Situationen, die kein anderer Verkehrsteilnehmer bewältigen muss: Konzeptwechsel und schnelles Abschätzen einer Situation, die für andere Verkehrsteilnehmer geregelt ist, aber nicht für mich. Solche Stellen fördern das Schlängler- und Kampfradlerverhalten von Radfahrern.
Wo keine Regeln sind, kann sich der Radler auch nicht an die Regeln halten.
Da hab ich mal ein nettes Statement gehört: "Wenn ich über eine Rote Ampel fahre bedeutet das für mich, dass vielleicht jemand anders vorrang hat. Bei Grün muss ich nicht ganz so vorsichtig sein." Das beschreibt das Verhalten einiger Radler u.A. begünstigt durch unklare Verkehrssituationen.
AntwortenLöschenNa ja, über eine rote Ampel sollte man überhaupt nicht radeln. Das kostet 100 Euro, wenn die Polizei zuschaut. Und wenn ich an der hier beschriebenen Stelle auf die Verkehrsinsel radle, dann fahre ich ja auch nicht über eine rote Ampel (weder über die Fußgänger- noch über die Radlerampel). Ich biege vorher nach links ab.
LöschenIch kenn' auch die Ecke, hab' mir ehrlich gesagt noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Wenn ich mir das erste Bild allerdings so anschaue, ergibt sich für mich folgende Situation: Da weder bei der Radfahrerampel noch auf dem Boden die Fahrtrichtungen beschränkt sind (durch Verkehrszeichen/Pfeile), biege ich nach links einfach ab wie an jeder normalen Straßenkreuzung auch, und zwar nicht indem ich auf den Fußgängerweg und die Verkehrsinsel ausweiche, sondern ganz normal auf der Straße bleibe, bei Grün dem Gegenverkehr Vorrang gewähre und abbiege, wenn frei ist. So, wie ich es mit dem Auto an der Stelle eben auch machen würde. Im Prinzip ist die Lage also nicht so mehrdeutig wie man denkt, verwirrend allerdings schon.
AntwortenLöschenInteressant ist hier allerdings, Florian, dass Autos die Straße in dieser Richtung nicht befahren dürfen. Sie ist Einbahnstraße für Autos in Gegenrichtung. Nur Radfahrer dürfen hier in dieser Richtung rausfahren. Einem Auto wäre es verboten, überhaupt hier links abzubiegen, den Radlern ist es auch nicht erlaubt. Es geht also nur über die Fußgängerinsel. Und es geht, ja - und man grübelt auch nicht groß - aber geregelt ist es nicht. Es ist weder legal noch illegal. Eine unserer häufigsten Situationen als Radler.
AntwortenLöschenIch bin kein Stuttgarter, habe deshalb eine Frage: Ist das eine "echte" Fahrradstraße? Oder dürfen Kraftfahrzeuge dort weiterhin fahren? Was hier meiner Meinung nach in jedem Falle fehlt, ist eine Beschränkung der Fahrtrichtungen, wenn man dort als Radfahrer auf die Insel fahren soll - eigentlich so, wie es noch bei Streetview zu sehen ist. So wie die Beschilderung dort jetzt ist, muss man als Radfahrer ganz normal direkt links abbiegen (auch wenn das offensichtlich durch die "Planer" nicht beabsichtigt, siehe Fahrbahnmarkierungen). Sprich hinter der Insel. Es wird schließlich nirgends verboten.
AntwortenLöschenLieber Anoymus. Das ist zwar eine Fahrradstraße, aber Anlieger dürfen hier noch rein. Rin Teil ist für die Durchfahrt in eine Richtung gesperrt, nämlich auf die Radampel und die Verkehrsinsel hin. Das schreckt Autofahrer aber nicht ab, trotzdem da raus zu fahren. Und wenn die Radampel grün ist, kommt der Gegenverkehr von recihts vorn in die Fahrradstraße rein, auch Autos. Deshalb biegt man hier besser nicht links ab, sondern tut das über die Verkehrsinsel. Dort haben die Fußgänger nämlich auch dann Grün, wenn die Radlerampel grün hat. Böge man aus der Radstr. links ab, würde man Fußgänger kreuzen. Das ist hier also rundherum schlecht organisiert für Radfahrer.
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