Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat vor einem Jahr eine Bürgerbeteiligung zum Thema Verkehrswegeplan 2025 angestoßen, bei der es um Fahrradfahren geht.
In allen vier Regierungsbezirken fanden Treffen derer statt, die sich vorher an einer online-Befragung beteiligt hatten. Über das Treffen in Stuttgart habe ich berichtet. Weitere gab es in Karlsruhe, in Tübingen und Freiburg.
Die spannende Frage heute: Wie bringt man mehr Menschen dazu, vom Auto aufs Rad umzusteigen?
Das Umweltforschungsinstitut ufit sah nach der Auswertung der Ergebnisse der vier Teffen in den Regierungsbezirken Vertiefungsbedarf in den Aspekten, der Öffentlichkeitsarbeit. Wie also bewegt man Menschen, aufs Rad umzusteigen, welche Kampagnen sind denkbar, wie erreicht man alle Altersgruppen und Schichten? Wie kriegt man es hin, dass ins allgemeine Bewusstsein dringt, dass Rücksichtnahme ein guter Verhaltensgrundsatz im Straßenverkehr ist? Und so weiter.
Bevor ich zu den einzelnen Themen komme, eines vorneweg: Am besten bewegt man Leute, vom Auto aufs Rad umzusteigen, wenn man ihnen sicher befahrbare Radrouten anbietet. Eine gute Radinfrastruktur ist die beste Radförderung. Darum ging es aber heute nicht. Denn das ist bereits allen Politikern klar. Im Umkehrschluss auch, dass unsere Radverkehrsführung sehr oft noch sehr viel zu wünschen übrig lässt.
Ein Thema: Mehr Rücksicht im Straßenverkehr. Was ärgert Radler an Autofahrern: dass sie drängeln. Was ärgert Fußgänger und Autofahrer an Radlern: dass sie sich nicht an die Regeln halten. Was ärgert Radler an Fußgängern: dass sie nicht gucken und Radler nicht sehen. Wie ändert man das: Man bittet, sich in die jeweils anderen Verkehrsteilnehmer zu versetzen und sich klar zu machen, was denen Stress bereitet. Man sieht im Radler vor sich, der einen nervt, den Doktor oder Lehrer oder die Apothekerin, also eine Person mit Leben und Geschichte. Zusammengefasst in Werben für "Mitmenschlichkeit und Miteinander".
Und wo stellt man viele Räder am Verkehrsministerium ab? Gar nicht man muss sie reinstellen. Tja. |
All dies in Kampagnen gefasst: Werbung mit Plakaten für ein besseres Miteinander. Und überhaupt fürs Radfahren. In Konstanz habe ich Plakate gesehen, die fürs Radfahren werben. Leider habe ich keines fotografiert: Darauf ein Frauenbein im Schuh mit hohem Absatz auf einem Radpedal. Was halt Männern so einfällt, wenn sie Radfahren als "sexy" darstellen wollen. (Gääähn.)
Minister Hermann meinte dann, er habe beim Zuhören gedacht, im Prinzip wüsste er das alle schon, und es werde auch gemacht, allerdings eben nur von wenigen Städten. Das Land unterstützt Kampagnen zur Hälfte der Kosten, es unterstützt auch Städte, so Hermann, beim Bau von Radwegen, aber nur, wenn die Stadt auch ein Radkonzept vorlegt. Nach seinen Worten darf man nicht so tun, als sei Radfahren nicht ziemlich gefährlich. Er ist ein Verfechter der Helmpflicht, aber momentan hat er keine politische Mehrheit dafür. Ich bin ja bekanntermaßen eine Gegnerin der Helmpflicht, aber wir hatten noch nie so viele ältere Wiedereinsteiger beim Radlen wie jetzt, und nicht bei allen ist am Anfang die Fitness, Geschicklichkeit und die Übung in unseren engen Verkehrsverhältnissen vorhanden. Da wäre ein Helm schon nicht schlecht zum Schutz bei Stürzen. (Merke: Die meisten schweren Unfälle erzeugt der Radler mit sich allein.)
Und hier noch mal die Kilometerpauschale fürs Fahrrad:
Und für alle, die der Diskussion darüber gelauscht haben, ob die Kilometerpauschale fürs Fahrrad von 5 Cent jetzt vom Gesetzgeber gestrichen wurde, hier der Link, auf dem diese Information vermutlich beruht. Ob der Autor das Gesetz richtig interpretiert, kann ich nicht beurteilen. Verkehrsminister Hermann meinte, er habe davon nichts gehört, dass Radfahrer keine Fahrtkosten mehr abbrechnen könnten, und auch andere Fachleute seines Ministeriums konnten das nicht bestätigen. In diesem Artikel und Gesetz ist übrigens von "motorisiertem" Verkehrsmitteln die Rede. Und da kann man jetzt mit einem Pedelec (das einen Motor hat) wieder neu zu diskutieren anfangen. Ohnehin sind 5 Cent pro Kilometer für einen Radler nicht der Rede wert, weil er meistens nicht wirklich mehr als 20 km Wegstrecke zurücklegt. Dafür bekommt er dann einen stolzen Euro. Die meisten Strecken betragen aber rund 5 km, also 25 Cent.
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