Damit werden auch Radfahrer ausgebremst. Für Radfahrer sind Bordsteine gefährlicher als für Autofahrer. Fahren sie schräg an, etwa beim Abbiegen, kann es ihnen das Vorderrad verreißen und sie stürzen. Das passiert gar nicht so selten, vor allem unerfahrenen Radlern.
Will man den Autoverkehr bremsen und gleichzeitig den Radverkehr fördern, muss man auf solche Absätze auf Fahrbahnen nicht verzichten. Sie sollte nur anders gestaltet werden.
Sie sind auch für Senior/innen mit Rollator viel leichter zu bewältigen, weil sie das Gerät nicht anheben müssen. Ich kenne Rollatoren-Nutzer, die bei gemischten Übergängen den abgeflachten Fahrradteil nehmen. Wir müssen uns schon überlegen, wie viele Borsteine wir wirklich brauchen!
Ich höre oft, Blinde brauchten drei Zentimeter hohe Bordsteine, um die Begrenzung mit dem Stock zu erkennen. Ich vermute, konkave Bordsteine wäre ebenso zu erkennen.
Das hat man allerdings in Stuttgart noch nie so gemacht, und wird es in absehbarer Zeit wohl auch nicht so machen. Eine Abfuhr habe ich mir im Bezirksbeirat Süd beim Bauamt schon geholt.
Und womit hat das Bauamt seine Ablehnung begründet?
AntwortenLöschenIch weiß nicht, ob ich mich genau genug erinnere. Aber es herrschte urplötzlich eine etwas aggressive Stimmung, und die Idee, dass man es Radlern leichter machen könnte, statt sie auszubremsen, hatte da keine Chance mehr. Und damit war mein Vorschlag, den sich das Bauamt notiert hatte, plötzlich nicht mehr interessant. Wir müssen erst überall konvexe Bordsteine verbauen, bis wir entdecken, dass konkave besser sind und weniger Radler zum Sturz bringen. Ist halt so.
LöschenAlso braucht es mindestens einen Radler der schon gestürzt ist aufgrund dieser Gegebenheiten und der dann gegen die Stadt klagt. Wahrscheinlich kann man gar nicht schnell genug alle Bordsteine auswechseln...
AntwortenLöschenStürze hat es schon gegeben. Von einem weiß ich sicher, und zwar am so genannten Mischverkehrsweg Tübinger Straße vor ein oder zwei Jahren. Aber geklagt hat wohl noch niemand.
LöschenWahre Geschichte:
AntwortenLöschenWenn man versucht, in Stuttgart halbwegs legal Rad zu Fahren wird man immer wieder Bordsteine hoch und runter gejagt. Ich bin mit dem Tourenrad hier zu zu oft dran hängen geblieben und hab dadurch einen Durchschlag (Platten) bekommen, und bin auch mal gestürzt.
Daher hab ich einen Fahrtechnik-Kurs gemacht, damit ich die Bordsteine Springen kann.
Habe dadurch an der Fahrtechnik Gefallen gefunden, ein gescheites MTB gekauft und fahre nun bei jeder Gelegenheit (selbstverständlich 100% illegal) die "richtigen" Sprünge auf den Trails an den Stuttgarter Steilhängen :-)
Dann bist du das, den ich immer die Borsteine rauf springen sehe. :-) Mit dem schweren Pedelec nicht so leicht.
LöschenSachargumente hätten mich in der Sache auch gewundert. Weggerutscht bin ich an diesen Kanten schon häufiger. Inzwischen greife ich auch mir dem Citybike auf MTB-Fahrtechniken zurück. Das ist für mich sicherer und schont das Material. Eine Lösung ist das natürlich nicht.
AntwortenLöschenHallo zusammen, ich habe gestern mal einen "Blindenstock" ausprobiert und es gibt da diverse Unterschiede. Die Tastkugeln sind unterschiedlich groß, je größer desto weniger sensibel auf Unebenheiten. Gerne werden große Kugeln oder drehbar gelagerte Teller genutzt, da sich die kleine Kugel im Kopfsteinpflaster nicht wirklich anbietet. Selbst mit dem großen Teller kann man problemlos eine auf dem Boden liegende Fliesse ca. 1 cm erkennen. Im Suchmodus ist auch das auffinden eines aufgemalten Zebrastreifens möglich, bedarf aber übung und die kleine Kugel.
AntwortenLöschen→ Siehe Friedhelm Waitzmann, 11. April 2015 um 00:24.
LöschenHallo, Dirk, das ist sehr interessant. Vielen Dank. Ich vermute auch, dass Blinde einen konkaven Bordstein erkennen.
AntwortenLöschen»Selbst mit dem großen Teller kann man problemlos eine auf dem Boden liegende Fliesse ca. 1 cm erkennen« (Dirk, 9. März 2015 um 10:49)
AntwortenLöschenWas passiert physikalisch gesehen? Der Teller samt dem Stab, an dem er gelagert ist, bewegen sich waagrecht auf die Fliese zu. Wenn der Teller die Fliese erreicht hat, also sie berührt, muss abrupt seine Bewegungsrichtung geändert werden: Der Mittelpunkt des Tellers bewegt sich nicht mehr waagrecht sondern entlang eines Kreisbogens, dessen Radius der Tellerradius ist und dessen Mittelpunkt auf der Kante der Fliese liegt, an die der Teller stößt. Wenn die Höhe der Fliese gleich dem Tellerradius wäre, müsste diese kreisförmige Bewegung senkrecht nach oben beginnen. Wahrscheinlich ist die Fliese aber niedriger, so dass die Bewegung nicht senkrecht sondern schräg nach oben beginnt.
Jedenfalls geschieht diese Änderung der Bewegungsrichtung innerhalb sehr kurzer Zeit (der Teller ist ja praktisch nicht knautschbar und die Fliese auch nicht) mit einer Komponente nach oben und einer Komponente, die der waagrechten Bewegung des Heranrollens entgegengesetzt ist. (Die waagrechte Komponente der Bewegung wird verringert, weil zum Aufsteigen des Tellers ein Teil des waagrechten Schwungs verbraucht wird.) Weil die Hand, die den Stab führt, auf diese abrupte Bewegungsänderung nicht vorbereitet ist, sondern sich gleichförmig waagrecht weiterbewegt, wird die Bewegungsänderung als ein kleiner Schlag spürbar.
Zum Vergleich bei einem Sinusprofil: Der heranrollende Teller muss seine Bewegungsrichtung nur allmählich ändern, weil das Profil waagrecht beginnt und erst allmählich steiler wird. Die Hand, die den Stab führt, fühlt einen allmählich sich steigernden Druck, der auch lange nicht so hoch wird wie beim oben genannten Schlag, und zwar deshalb, weil sich die Änderung der Bewegungsrichtung des Tellers über eine vergleichsweise lange Zeit hinzieht.
Ich möchte vermuten, dass niemand ein Sinusprofil ertasten könnte; erschwerend kommt hinzu, dass das Heranrollen des Tellers auf der Straße üblicherweise nicht auf wirklich ebener Fläche passiert, sondern eine gewisse Rauheit spüren lässt. Und in dieser Abfolge kleinster Schläge dann eine allmähliche Änderung der Geschwindigkeit herausfühlen? Hm.
Langer Rede kurzer Sinn: Falls meine Überlegungen stimmen, kommt es nicht nur auf die Höhe der Schwelle an sondern auch darauf, wie scharf die Kante ist, und deshalb kommt leider überhaupt nichts anderes in Frage, als die Bordsteinkanten so scharf zu lassen, wie sie sind. Sich als Blinder im öffentlichen Raum zu bewegen, braucht ein Vielfaches der üblichen Aufmerksamkeit, die ein Sehender an den Tag legen muss. Und das kann ja wohl nicht sein, dass Blinden das Zurechtfinden weiter erschwert wird, nur damit ich als Radfahrer es etwas bequemer habe.
Friedhelm Waitzmann, Stuttgart, <publicJJJJMM.fwnsp@spamgourmet.com>
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