7. Dezember 2015

Menschen sind keine Autos

Wo Autos fahren, fehlen Fußgänger und Konsumenten
Der Radverkehr ist in Städten dem Autoverkehr, was die Auswirkungen betrifft, überlegen. Schließlich sind Menschen und alles andere, was transportiert wird, keine Autos.

Klingt komisch, ist aber wahr. Das Auto ist ein Panzer, der den Menschen, den es transportiert, von der Umgebung isoliert. Autofahrer sehen nichts außer ihrem Ziel. Fußgänger und Radfahrer sehen dagegen ihre Umgebung und treten mit ihr in Interaktion: Sie bleiben stehen und gehen in Läden am Wegesrand, setzen sich in Café oder kaufen sich ein Eis.


1,5 Tonnen Auto transportiern 120 kg Menschen (Mutter mit Kind) oder vielleicht 20 kg Kleider als Lieferung für eine Boutique. Für diese überdimensionierten Tranportmittel von meist geringen Gewichten halten Staädte enorme Tansportanlagen vorrätig, die vom öffentlichen Raum etwa 70 Prozent Platz beansprucht und von Stadthaushalten Millionen Euro Unterhalt verlangt. Maßnahmen fürs Radfahren sind billig und bringen sogar noch Gewinne. Radler sind gute Einkäufer, sie beleben den innerstädtischen Handel. Nimmt man einen Parkplatz weg und macht dorhin Radbügel, kann der umliegende Handel mit etwa vier Einkäufer/innen mehr rechnen, die den Laden betreten.

Eigentlich müssten die Ladenbesitzer in unseren Straßen wie Eberhardstraße, Tübinger Straße, Calwer Str, Lautenschlager Straße, Epplestraße (Degerloch) und allen Hauptstraßen, die ruch Vororte führen, Petitionen unterschreiben und unermüdlich forden, die Parkplatze entlang der Straßen wenigstens um ein Viertel zu reduzieren und durch Radbügel zu ersetzen. Zudem müssten sie eine gute Radinfrastruktuer fordern. Das würde den Konsumverkehr deutlich erhöhen. (In den USA gab es bei Sperrung von zentralen Plätzen für den Autoverkehr teils eine Steigerung von über 40 Prozent für Einzelhändler).

Maßenahmen für den Radverkehr kosten vergleichsweise wenig und bringen viel für eine Belebung der Innenstadäte und Vorortzentren. Mal sehen, wann die Ladeninhaber in Stuttgart das kapieren. Wo keine Autos fahren, wird deutlich mehr eingekauft und konsumiert als dort, wo Autos fahren. Sehen wir ja eigentlich überdeutlich an der Königstraße. In der Tübinger  und in der Eberhardstraße könnten deutlich mehr Einkäufer unterwegs sein, wenn man sie für den Autoverkehr sperren würde.

Die Innenstädte, die auf Radverkehr setzen, gewinnen. Die anderen verlieren.

6 Kommentare:

  1. Haha - deswegen gibt grün-schwarz im Gemeinderat von Stuttgart ja auch das ok für extra Millionen für Autostraßen. Na, dafür mitgestimmt beim Haushalt?

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    1. Blödsinn. Die so genannten Extramillionen sind für den Abbau von Barrieren für Fußgänger mit Gehbehinderungen gedacht. Straße ist ja nicht nur Fahrbahn für Autos, sondern auch Plätze, Gehwege, Überwege, Bordsteine und so weiter.

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    2. Schau Dir doch mal die Anträge der CDU zum Thema Autoverkehr in Stuttgart an, da geht es insgesamt wirklich um ca. 5 Millionen. Das hat nichts mit Fußgänger oder Radfahrer zu tun. Euer Grün/Schwarzer Deal beim Haushalt 2016/2017 bedeutet in der Konsequenz, dass Ihr diesen Anträgen zustimmen werdet. Und das wiederum hat mit ökologischer Poitik GAR NICHTS zu tun. Bin gespannt auf den 18.12.2015 :-)

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    3. Lieber Anoymus, die fünf Millionen sind ja nicht für Großprojekte und neue Straßen eingestellt, sondern beispielsweise dafür, dass das Hoppel- und Schlaglochpflaster in Nebenstraßen erneuert wird. Glatte Nebenstraßen sind durchaus auch gut für Radler, die in Schlaglöcher mehr reinhageln als ein Auto. Also für Instandhaltung und Reparatur der städtischen Fahrbahnen. Dabei sind übrigens auch Fußgängerüberwege, Zebrastreifen und niedrigere Bordsteine, was für Fußgänger auch nützlich ist. Insofern kann man nicht sagen, dass das alles gar nichts mit ökologischer Politik zu tun hat. Auf verlotterten Fahrbahnen fahren auch Radler schlecht. Beispielsweise fände ich es gut, wenn man die Außenspuren der B27 glatt machen würde, damit wir Radler dort entlang fahren können. Das sind derzeit Asphaltwellen, auf denen man sich vorkommt wie in einem Boot.

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  2. Ganz ehrlich, es gibt doch wohl bessere Gründe für mehr Radverkehr als nur den innerstädtischen Konsum. Wenn ich mich mit dem Fahrrad durch die Stadt bewege, möchte ich dies ja nicht nur zum Konsumieren tun, sondern zuerst einmal einfach nur gefahrlos und unbedrängt von A nach B kommen, ohne dabei vom Feinstaub verpestete Luft atmen zu müssen. Daher, die Umwelt- und Gesundheitsaspekte liegen eigentlich viel schwerer als das Wohl der Einzelhändler im Stadtkern. Ich meine, die Leute fahren ja auch nicht nur mit dem Auto in die Stadt um einzukaufen. Daher, obwohl ich dir in allem Recht gebe, sollte es doch vorerst darum gehen, ein besseres Stadtklima anstatt Konsumklima zu schaffen.

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    1. Da hast du schon Recht, FS. Für uns Radfahrer/innen gibt es bessere Gründe, nicht das Auto zu nehmen. Allerdings gibt es eine große Mehrheit an Stadtpolitiker/innen, die immer noch meinen, der Kofferraum sei die größte Einkaufstasche, und die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, Parkplätze auf der Straße zu reduzieren. Sie argumentieren meist mit wirtschaftlichen Gründen, sie scheinen zu meinen, dass nur Autofahrer in Läden Geld ausgeben. Deshalb betone ich das immer wieder auch. Über gesundheitliche Aspekte und Umweltschutzgründe habe ich an anderer Stelle geschrieben.

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