Die Technische Uni Dresden hat eine Umfrage unter Radfahrenden gemacht, um die Frage zu klären, wo sie eigentlich in Städten radeln und warum manche den Gehweg vorziehen, andere die Radstreifen und wieder andere die Fahrbahn.
Die Umfrage lief von Mitte Frebruar bis Mitte April. Viele von euch dürften daran teilgenommen haben. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.Ausgwertet wurden die Daten von knapp 5.600 Radfahrenden, ein Drittel davon Frauen. Das Durchschnittsahlter war Mitte Vierzig mit überdurchschnittlicher Bildung. Fast ziebzig Prozent davon wohnen und radeln in Städten. Die meisten von ihnen radeln an mindestens vier Tagen einer Woche, die Hälfte fährt auch im Winter Fahrrad.
Wie oft jemand das Fahrrad nimmt hat durchaus Einfluss darauf, ob er oder sie liebe Fahrbahn radelt oder den Gehweg nimmt.
Für alle ist Sicherheit das Wichtigste, wobei das was Leute als sicher oder gefährlich empfinden, wiederum unterschiedlich ist. Es gibt zwei große Bedürfnisse unterschiedlicher Radlertypen, die auch hier immer wieder diskutiert werden. Für die einen ist es wichtig, dass der Weg bequem ist, also glatt, nicht zu kurvenreich und ohne Hindernisse. Für die anderen ist wichtig, dass er möglichst weit weg von Autos verläuft, für sie also stressfrei ist. (Ein Kombi ist vermutlich das Ideal: Radfahren ohne groß mit Autos in Kontakt zu kommen.)
Der typische KfZ-Fahrban-Radler ist männlich, zwischen 35 und 54 Jahre alt, radelt auch im Winter fast täglich.
Wer wält welchen Weg wann?
Ist ein Schutzstrreifen vorhanden, benutzen in 95 Prozent der Befragten. Der Rest fährt entweder auf dem Gehweg (eher die Frauen, Ältere, Jugendliche oder Unsichere) oder auf der KfZ-Fahrbahn (eher Männer mittleren Alters). Je seltener eine Person Rad fährt, desto seltener mischt sie sich unter die Autos.
Radfahrstreifen werden von 99 Prozent benutzt.
Nicht benutzungsplfichte Radwege werden nur noch von 78 Prozent der Befragten benutzt. 12 Prozent nehmen dann die Fahrbahn. Auf dem Gehweg fährt in diesem Fall praktisch niemand.
Wenn der Gehweg freigegeben ist (und sonst nix für Räder), dann radeln gut 30 Prozent der Befragten auf dem Geheweg. Unter den Frauen wählt die Hälfte den Gehweg, unter den Männern ein Viertel. Die Über-64-Jährigen und die unter 24-Jährigen neigen ebenfalls hälftig zum Gehweg. Fahren die Leute eher selten Rad, nehmen zwei Drittel von ihnen den Gehweg.
ist der Gehweg nicht freigegeben benutzen ihn von den Befragten noch zehn Prozent.
Der Grund, warum die einen Radfahrenden lieber Fahrbahn fahren liegt für die Befragten darin, dass sie andere Radler überholen und zügig unterwegs sein können und wollen.Viele wollen auch Fußgänger nicht stressen. Die anderen fahren lieber Gehweg, weil sie nicht mit Autos zusammen radeln wollen, auch weil sie sie nicht behindern möchten, sie wollen aber auch nicht auf Autos achten müssen.
Aber auch Fahrbahnradler wechseln zuweilen auf Gehwege, und zwar, wenn sie bei Nacht ohne Licht unterweg sind (72%), wenn die Straße Kopfsteinpflaster hat (50%), wenn sich die Autos auf der Fahrbahn stauen und man nicht vorbeikommt (37%). Auch auf Straßen, wo Autos über 70 km/h fahren oder wo viele LkW und Busse unterweg sind, flüchten sogar Fahrbahnradler mal auf den Gehweg (27%).
Dieses Drittel hartgesottener Radler, die auf Gehwege wechseln, sind ein wichtiger Indikator für "unerträgliche Bedingungen" auf Fahrbahnen für Radfahrende: schnelle und breite Autos, Autostau, an dem man nicht vorbeikommt, und Kopfsteinpflaster (also schlechte Fahrbahn).
Eine Frage alledings wurde nicht gestellt, die für viele ein Grund
ist, auf den Gehweg und Fußgängerübrewege zu wechseln. Amelschaltungen,
die Radfahrende zu langesm Warten zwingen.
Die Radler, die von Radstreifen, Radwegen oder Schutzstreifen auf die Fahrbahn wechseln, weil die Radinfrastruktur nicht befahrbar ist (zugeparkt, verdreckt, zugewachsen etc.) muss man nicht extra analysieren. Von den Gehwegradler/innen wechseln immerhin 88 Prozent auf die Fahrbahn, wenn viele Fußgänger unterwegs sind oder Autos auf dem Gehweg parken.
Einen Link zur pdf-Datei der TU Dresden kann ich noch nicht bieten.
Falls jemand von euch ein Hörgerät trägt, dann freut sich die TU über eine Teilnahme an dieser Umfrage.
Endlich mal eine Untersuchung, deren Ergebnisse ich aus den Erfahrungen in der Alltagspraxis bestätigen kann.
AntwortenLöschenDie Umfrage ist nicht repräsentativ, es können also u.a. keine Schlüsse daraus gezogen werden ob Frauen anders als Männer Rad fahren.
AntwortenLöschenInteressante Diskussion darüber unter https://groups.google.com/forum/#!topic/de.rec.fahrrad/8LhCkG6B1MA
Aber so einfach abtun kann man sie ja auch nicht. Immerhin haben sich Männer und Frauen geäußert. Und man kann ja nicht sagen, dass nur diejenigen Frauen vermehrt an der Umfrage teilgenommen haben, die lieber Gehweg radeln. Eine Tendenz kann man daraus schon ablesen. Sie deckt sich auch mit dem, was ich beobachte. Und was ich aus Gesprächen mit Radlerinnen und Radlern weiß.
LöschenDie Umfrage wurde meines Wissens nicht von der "TU-Dresden" durchgeführt, etwa im Rahmen eines Forschungsprojekts, sondern von einem Diplomanden für eine Diplomarbeit.
AntwortenLöschenBei allem persönlichen Ehrgeiz der Autoren, derartige Arbeiten dienen nicht dazu, wie eine Doktorarbeit wissenschaftlichen Mehrwert in Form von neuen Erkenntnissen zu schaffen.
Die Ansprüche sind geringer. Der Verfasser/die Verfasserin soll zeigen, dass er/sie in der Lage ist, ein wissenschaftliches Problem selbständig nach wissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten und darzustellen.
Es kommt auf die Anwendung der Methoden an, nicht auf die wissenschaftliche Aussagekraft.
Die TU Dresden als Verkehrsforschungstandort ist in hohem Maße von dem größten Drittmittelgeber in der bundesdeutschen Verkehrsforschung, der Kfz-Versicherungs-finanzierten UDV abhängig. Diese Finanzierung beeinflusst Lehre und Forschung.
Die Online Umfrage dieser Diplomarbeit war an Radfahrende ab 18 gerichtet. Der Bevölkerungsteil, in dem Radfahren am verbreitetsten ist, die Alterskohorte von 10 - 18, ist aus unerfindlichen Gründen ausgeschlossen worden.
Die Online-Umfrage wurde vor allem in Radpolitik-affinen Umgebungen platziert. Dort überwiegen - im krassen Unterschied zum allgemeinen Radverkehr - in Deutschland nach wie vor sogenannte VCs
(zum großen Teil sportliche Männer, aber auch sich als Radfahrer ausgebende Einpeitscher, die in den sozialen Medien zugunsten der Kfz-Industrie manipulieren).
Sie ist also, selbst nach Online-Umfrage Maßstäben ("quick and dirty")in keiner Hinsicht repräsentativ.
Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse erstaunlich. Sie zeigen, dass die VC-Ideologie, die, obwohl behördlicherseits seit 20 Jahren verordnet, in der deutschen Verkehrs-Realität noch nie eine zahlenmässig nennenswerte Rolle spielte, selbst in der bisher von ihr beherrschten Welt der sozialen Medien auf dem Rückzug ist.
Und das ist doch mal ein erfreuliches Ergebnis.
Ach Wissenschaft und repräsentativ und Doktorarbeiten oder nicht ... wird sowieso alles überschätzt und leider als Ersatz für Religion und die Vermeidung der Nutzung des eigenen Verstand (sapere aude etc) herangezogen. So nach dem Motto: Die Wissenschaft hat festgestellt. Außerhalb eindeutiger Wissenschaften in Form von Physik, Chemie, Mathematik und kleineren Teilen der Biologie hat Wissenschaft fast überhaupt nichts festgestellt. Kluge Professoren leiten ihre Stellungnahme ein mit: "Was wir derzeit zu wissen glauben, ist ..." Aber weshalb ich das hier schreibe: Was ist denn VC?
LöschenZu Vorstadt Strizzi am 13. Oktober 2016 um 12:43:
AntwortenLöschen»Die Online-Umfrage wurde vor allem in Radpolitik-affinen Umgebungen platziert. Dort überwiegen - im krassen Unterschied zum allgemeinen Radverkehr - in Deutschland nach wie vor sogenannte VCs (zum großen Teil sportliche Männer, aber auch sich als Radfahrer ausgebende Einpeitscher, die in den sozialen Medien zugunsten der Kfz-Industrie manipulieren).«
Nein. Dort überwiegen solche Personen, die das Fahrrad zu ihrem Alltagsverkehrsmittel gemacht haben. Mag sein, dass man durch Alltagsradfahren zwangsweise sportlicher wird. Bei mir allerdings hält sich die Sportlichkeit sehr in Grenzen. Nach einer Fahrt beispielsweise von Stuttgart nach Backnang‐Heiningen und zurück am selben Tag habe ich noch zwei Tage lang Muskelkater gehabt. Sportlich ist was Anderes.
Und von wegen Manipulation zu Gunsten der KFZ‐Industrie: Nehmen wir als Beispiel mal die Studie Fahrradunfälle sind häufig, schwer und oft vermeidbar – Abbiegende Pkw besondere Gefahr (ausführliche Fassung) der Unfallforschung der Versicherer:
Manipulation wäre, zu verschweigen, dass die Abbiegeunfälle fast immer von Autofahrern verursacht werden, und statt dessen nur zu verlautbaren: »Radfahrer, passt auf!«. Dagegen nennt Siegfried Brockmann, der Leiter der UDV, deutlich Ross und Reiter.
Aus dieser Studie entnehme ich, dass ich gut daran täte, mit dem Fahrrad diese gefährlichen Radverkehrsführungen zu meiden und auf den Autofahrstreifen wie mit einem Fahrzeug (vehicular) zu fahren.
Und ja, dieses Risiko auf Radverkehrsführungen erlebe ich regelmäßig, z. B. in Stuttgart auf dem rechtsseitigen Radweg entlang der Heilbronner Straße in nordwestlicher Richtung vom Pragsattel nach Zuffenhausen hinunter an der Kreuzung mit der Siegle‐ (von links) und Krailenshaldenstraße (nach rechts) (Google‐Maps). Der benutzungspflichtige Radweg ist durch einen Grünstreifen von der Fahrbahn abgesetzt, und Radfahrer haben dort gleichzeitig mit den geradeausfahrenden und rechtsabbiegen Kraftfahrzeugen Grün. Wenn ich bei Grün an die Kreuzung herankomme, muss ich, obwohl ich nicht schneller fahre als die Kraftfahrzeuge, bremsen, weil ich darauf gefasst sein muss, dass mir ein Rechtsabbieger, vor dem ich doch Vorrang habe, in die Quere kommt. Deshalb schaue ich dann nach links. Obendrein riskiere ich, mit einem auf dem Radfahrstreifen der Krailenshaldenstraße in falscher Richtung heranradelnden Geisterfahrer zusammenzustoßen.
Radfahrer, die auf die Fahrbahn wollen (vehicular cyclists), um dieser Gefährdung und Behinderung ihres Verkehrsflusses zu entkommen, sind dann »Einpeitscher«?
Friedhelm Waitzmann, Stuttgart, <publicJJJJMM.fwnsp@spamgourmet.com>
Bitte JJJJ durch das Jahr und MM durch den Monat des Datums der Kontaktaufnahme ersetzen.
Zu Vorstadt Strizzi am 13. Oktober 2016 um 12:43:
AntwortenLöschen»VC‐Ideologie«:
Weil einige Verkehrsteilnehmer sich nicht der StVO gemäß verhalten wollen (Seitenabstand beim Überholen, Schulterblick beim Abbiegen, als Abbieger Geradeausfahrenden Vorrang zu gewähren usw.), sollen die Gefährdeten an den Rand des Straßenraums gedrängt werden, wo trotz langsamen Fahrens diese Risiken noch zunehmen.
Und wenn diese Gefährdeten dann anfangen, dagegen zu protestieren und gleiche Rechte einzufordern, die sie ja eigentlich schon haben gemäß StVO § 49 (9) S. 2 und dem Rechtsgrundsatz, dass zur Vermeidung von Gefährdung notfalls der Störer der Ordnung in seiner Freiheit eingeschränkt werden muss und nicht das potentielle Opfer, ist das keine Ideologie sondern ein gerechtes Anliegen.
Im Übrigen: Niemand hindert Dich daran, auch ohne Benutzungspflicht Radverkehrsführungen zu benutzen.
Friedhelm Waitzmann, Stuttgart, <publicJJJJMM.fwnsp@spamgourmet.com>
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»Was ist denn VC?«(Stefan K. am 20. Oktober 2016 um 15:07)
AntwortenLöschenVehicular Cycling (siehe auch Wikipedia) meint, das Rad zu fahren wie ein Fahrzeug: 1. der StVO gemäß: kein Geisterfahren, nicht auf nicht freigegebenen Gehwegen fahren, Fahrstreifenwechsel und Abbiegevorgänge anzeigen, 2. nötige Fahrstreifenwechsel nicht scheuen, also, auf dem Fahrstreifen fahren, der für die Richtung vorgesehen ist, in die man abbiegen, bzw. geradeaus weiter fahren will, also zum Geradeausfahren nicht auf einem Fahrstreifen nur für Rechtsabbieger und zum Linksabbiegen auf dem Linksabbiegefahrstreifen bzw. nahe zum Gegenverkehr eingeordnet, falls kein solcher Fahrstreifen vorhanden ist.
Das habe ich im Verkehrsunterricht in der Schule noch so gelernt.
Vehicular Cyclist ist jemand, der sich so verhält.
Friedhelm Waitzmann, Stuttgart, <publicJJJJMM.fwnsp@spamgourmet.com>
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