31. Dezember 2016

Der Kessel ist voll

Das Fahrrad macht ihn wieder leerer. Fahrräder nehmen sehr viel weniger Platz im öffentlichen Raum weg als Autos. 

Unsere Städte, auch Stuttgart, leiden darunter, dass immer mehr Menschen vom Land in die Stadt ziehen und ihr Auto behalten. Die stehen dann an den Straßenrändern oder rammeln in den Kessel.

Wenn ich auf meinen Autokomputer schaue, sehe ich, dass ich durch Stuttgart selten schneller fahre als mit einem Durchschnitt von 18 bis 30 km/h. Natürlich kann ich einzelne Strecken mit 50 km/h fahren, dafür stehe ich aber auch lange herum. Räder sind in der Regel mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von 18 km/h unterwegs (über Land deutlich schneller), die Stehzeiten an Ampeln mit eingerechnet.
Als Radfahrende muss ich aber nie Parkplatz suchen, ich kann so gut wie immer von Tür zu Tür fahren, was die reine Fahrzeit gegenüber dem Auto oder den Stadtbahnen verkürzt.

Fahrradfahren und die Unterstützung der Radler durch eine Stadt sind eine nicht zu unterschätzende Lösung für unsere Verkehrsprobleme, die durchs Auto verursacht werden. Es hat für Städte enorme Vorteile, wie ich schon oft dargestellt habe.

Hier noch einmal zur Erinnerung:

Die Stadt wird attraktiver, wenn die Autos wegbleiben und stattdessen Fahrräder unterwegs sind. Mehr öffentliche Flächen werden den Fußgängern zurückgegeben, es gibt mehr Außengastronomie, Grünflächen, Bäume und entspannte Menschen. Der lokale Handel blüht auf.

Die Menschen sind gesünder. Nicht nur, weil Lärm und Abgase geringer werden, sondern auch, weil sie sich regelmäßig bewegen. Was auch der Wirtschaft nützt, den Radfahrende sind seltener krank und besser gelaunt.

Das Fahrrad verringert zudem die Instandhaltungskosten für Straßen. Es ist leicht, es zerstört kein Schmuckpflaster und gräbt keine Fahrrinnen in den Asphalt. Zudem ist das Fahrrad für den Einzelnen in Anschaffung und Unterhalt billiger als ein Auto. Und man spart Parkgebühren.

Fahrradfahren hat auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen. Eine australische Studie ergab 2013, dass eine 20-Minütige Radfahrt einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 14,50 Euro ergibt. Die European Cyclists´ Federation errechnet pro Radfahrendem und Jahr einen Nutzen von 1.000 Euro für eine Volkswirtschaft. Und zwar aus den oben genannten Gründen. (Gesundheit, lokaler Handel verdient mehr, Straßenbau kostet weniger.)

Nach Einschätzung des ADFC-Bundesvorsitzenden (und nach meiner eigenen Einschätzung auch) würden noch viel mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen, wenn die Bedingungen stimmen würden, wenn es also gefühlt bessere Radwege gäbe: breite Radspuren anstelle von Parkplätzen, bequeme und stressfreie Kreuzungslösungen  für Radfahrende, Radschnellwege - in Stuttgart überhaupt eine viel besser sichtbare Radinfrastruktur.
Wer in Stuttgart meist Auto fährt, ahnt gar nicht, wie gut man hier auch Rad fahren kann. Das ändert sich erst, wenn er  im Stau viel Zeit hat zuzuschauen, wie die Radler an ihm auf dem Radstreifen vorbeisausen. Erst dann mag die Überlegung einsetzen, den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen mal mit dem Fahrrad zu machen.

In London hat sich gezeigt, dass sich die Zahl der Radfahrenden um ein Drittel erhöht hat, seitdem es eine Radinfrastruktur gibt, die als sicher empfunden wird. Und genau deshalb brauchen wir mehr Radstreifen entlang der Hauptverkehrsachsen. Sie erhöhen das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden und sie zeigen allen Willigen, dass man die täglichen Strecken auch gut mit dem Fahrrad zurücklegen kann.



13 Kommentare:

  1. Das Rad fahren gut für die Gesundheit und Umwelt ist ist nichts hinzuzufügen. Ich fahre aber ehrlich gesagt sehr ungern entlang der B 10 von Esslingen kommend entlang nach Stuttgart. Bei der Kaltentaler Abfahrt ist das nicht so schlimm. Und die Hauptradroute 1 sowie die Fahrt durch den Schlossgarten sind wunderbare Strecken und Alternativen.

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  2. Welcher Autofahrer hat sich schon von der Logik zum Radfahren animieren lassen? In den Städten und bei den Autofahrern siegt die Unvernunft und Ignoranz. Siehe überfüllte Parkhäuser, parken in zweiter Reihe, parken auf Radwegen, wegwerfen des Weihnachtsbaumes auf den Radweg, Mülleimer auf den Radweg stellen.

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    1. So pessimistisch muss man das nicht betrachten. Heute steht in der Stuttgarter Zeitung ein Artikel über Bosch und die E-Antriebe für Elektroräder verbunden mit der Erkenntnis, dass sich viele Leute vorstellen können, mit E-Rädern zur Arbeit zu fahren. Sie lassen sich nur von der nicht so richtig sichtbaren Infrastruktur für Räder einschüchtern. Die kriegt man auf die Räder, wenn sie sehen, dass man in Stuttgart gut Rad fahren kann.

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    2. Frau Lehmann, zwischen sich vorstellen und der Tatsache liegen Welten.

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    3. "Nicht so richtig sichtbaren Infrastruktur für Räder", ja nicht sichtbar da nicht vorhanden. Im Stuttgarter Stadtverkehr mit dem Rad zu fahren ist ein Witz und im Sommer gleich doppelt so schlimm, wenn Schlossgarten und Nackarradwege voll sind mit Fußgängern. Wenn wir ehrlich sind, kann man da nicht vernünftig fahren.

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    4. Ich radle übersll hin seit über 10 Jahren und finde, dass man in Stuttgart viel besser radfahren kann, als auf den ersten Blick scheint. Und besser ist es such geworden. Die Rsdler haben sich verdreifacht. Aber es ist noch viel Luft nach oben.

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    5. Stuttgart WILL aber die Radfahrer nicht. Andere Städte geben Millionen aus für ordentliche Infrastruktur für Radfahrer sowie für den Erhalt der schon vorhandenen Infrastruktur. In Stuttgart wird weder der ÖPNV ordentlich subventioniert noch die Radinfrastruktur so ausgebaut das man gut von A nach B kommt. Der Weg durch den Schlossgarten ist indiskutabel, schlechter Fahrbahnbelag sowie bei schönem Wetter zu viele Fussgänger sind ein großes Problem für Leute die keine Freizeitradler sind. Da fahre ich lieber B27 mit dem Fahrrad.

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    6. Genau, das sehe ich auch so. Als nicht Freizeitradler eine Zumutung. Klar wenn ich mit 10 km/h rumdümpeln will, aber dann gehe ich lieber zu Fuß, ansonsten kann man Schlossgarten und Neckar praktisch nicht nutzen. Wäre das ein Traum, Fahrverbot und wir könnten mit den Rädern auf die Bundesstraßen und Autobahnen.

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  3. Bravo. !!! Wir alle brauchen die Ausarbeitung solcher Statements !!! Herzlichen Dank !!!

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  4. In Stuttgart gibt es nach wie vor viel zu viel Unterstützung für Autofahrer: perfekte Straßenreinigung und Winterdienst, bevorzugte Ampelschaltungen, breite und mehrspurige Straßen, Parkleitsystem usw. Die Hauptverbindungsstrecken für Radler sind dagegen in einem peinlichen Zustand, streckenweise kaum zu erkennen, zu schmal, unübersichtlich und mit verwirrenden Markierungen. Dann wird endlich mal eine Radstraße eingerichtet, wo man als schneller Radler auch mal überholen könnte, und schon wird man wieder ausgebremst: Tempo-20-Schilder.

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    1. Auf der Fahrradstraße ist Tempo 30.

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    2. Auf diesen sogenannten Fahrradstraßen können Radfahrer nicht überholen, denn sie werden von dem Autoverkehr der in diesen Straßen die Hölle ist ausgebremst und zum teil geschnitten. Das ist Stuttgart!

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