Dem Autoverkehr hat man eine Spur genommen, damit die Radspur ordentlich um die Baustelle geführt werden kann. Der Gegenverkehr in dieser Straße wird durch eine Seitenstrecke umgeleitet. Vorbildlich, obgleich Berlin ja nicht immer so vorbildlich bei der Sicherheit von Radfahrern ist.
Sowas habe ich in Stuttgart noch nie gesehen.
n der Olgastraße müssen sich Radler bergauf seit Monaten von der versiegenden Radstreifen mit deutlich winkenden linken Armen in den Autoverkehr drängen.
In Karlsruhe habe ich auch schon solche gelb markierten Umleitungsspuren für Radler gesehen.
Fotos von Blogleser Armin |
Was könnte man hier für eine schöne gelbe Radspur legen!
Gut gelöst hingegen war in den letzten Tagen die Umleitung für Radler in der Tübinger Straße an der Autosperrung Feinstraße. Dahinter wurde der Asphalt neu gemacht. Radler wurden über die Mittelfläche nach links geleitet. Der Gegenverkehr (Gerberwärts) war davon nicht beeinträchtigt.
Nachdem wir dort schon abenteuerliche Vollsperrungen der Stadtauswärtsspur hatten, ist das erfreulich.
Nunja, ob das da in Berlin wirklich so toll ist? Wie man auf dem Foto sieht, reicht der Platz in der Engstelle nur dann für Radfahrer und Auto, wenn man auf die nötigen Sicherheitsabstände verzichtet. Sprich, dort wird durch die Anlage des Schutzstreifens (wie so oft) suggeriert, dass man Radfahrer ohne weiteres überholen kann - es hat ja schließlich jeder seine eigene "Spur". In diesem speziellen Fall fällt mir zudem auf, dass dort ja vor der Baustelle eigentlich gar keine Radinfrastruktur existiert. Wenn dort viel Radverkehr stattfindet und man Sorge hatte, dass die Verengung zu Problemen führt (wer hat Vorrang beim Einfädeln) - da fallen mir noch ein paar andere Lösungen ein.
AntwortenLöschenViele Schutzstreifen schützen die Falschen, nämlich Autofahrer. Und zwar vor den lästigen Radlern, die ihnen sonst vorm Kühler rumfahren.
AntwortenLöschenGerne werden diese Schutzstreifen in der Dooring-Zone parkender Autos angelegt.
Diese "Berliner Lösung" zeigt mal wieder, dass der Begriff "Schutzstreifen" ein Euphemismus ist.
Die Österreicher sagen deshalb Mischverkehrsstreifen. Und du hast Recht, Schutzsstreifen sind das oftmals nicht, sondern Bedrängungsstreifen. Allerdings ist es so, dass sie helfen, den Radverkehr zu etablieren, und zwar in den Augen der Autofahrer und der Radfahrer. Und die Berliner Umleitung finde ich dennoch besser als den Wegfall aller Radinfrastruktur vor Baustellen, den wir in Stuttgart betreiben. Das schreckt dich nicht ab, aber leider viele andere, die sonst mehr Fahrrad fahren würden.
LöschenNur weil Stuttgart den Radverkehr bei Baustellen gerne mal völlig blockiert, wie z.B. binnen eines Jahres zweimal auf der Hauptradroute 2, muss die Berliner Lösung nicht besser sein. Ich teile die Bedenken, und finde es gefährlich.
LöschenMartin
Richtig, die Verkehrsführung im Bereich von Baustellen ist oft richtig mies bis nicht vorhanden. Aber diese Lösung hier ist bestenfalls gut gemeint.
AntwortenLöschenDer freundliche Autofahrer im Bild fährt mit seiner rechten Spur fast auf der gestrichelten Linie. Am rechten Rand des Gefährdungsstreifen finden sich Warnbaken. Vor was muss die Baustelle denn geschützt werden? Vor wild gewordenen Radlern?
Der Radler auf dem Bild schlängelt sich durch. Wir breit ist der Streifen, 1m? Und wie breit ist der Lenker eines Rades? Dem Radler bleibt links und rechts zu wenig Platz, um möglichen Gefahren (Split, Scherben, ...) auszuweichen. Der Autofahrer kann ungehindert mit viel zu geringem Sicherheitsabstand zum Radler durch die Baustelle fahren. Oder wie ein Autofahrer mir nach einer ähnlichen Situation mal direkt ins Gesicht gesagt hat: "Du fährst auf deiner Spur, ich auf meiner, dann gibt es keine Probleme." Der Radverkehr wird durch diese Streifen nicht etabliert, sondern wird dorthin gedrängt, wo er immer noch in den Augen vieler hingehört. An den äußersten Rand.
Ja, ich stimme deiner Analyse und Kritik völlig zu. Trotzdem ist es nach meiner Einschätzung ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich das Fahrrad als gleichberechtigtes Fahrzeug sichtbar und relevant zu machen. Wir starten momentan den Prozess des aneinander Gewöhnens zwischen Auto- und Radverkher, glaube ich, fürchte ich und hoffe ich.
AntwortenLöschenGleichberechtigt, das ist genau das richtige Wort. Fahrräder sind Fahrzeuge und gehören somit auf die Straße, genauer: auf die Fahrbahn. Es sei denn, es gibt Gründe für Radwege oder ähnliches. Wozu dann die Aufspaltung, wenn doch zusammenwachsen soll, was zusammengehört?
LöschenAlso liebe Radler, traut euch, beansprucht den Platz, den ihr braucht und der euch zusteht. Ein zu schmaler Schutzstreifen ist gefährlicher als die Fahrbahn.
Ja, lieber Kollege, deiner grundsätzlichen Haltung stimme ich völlig zu. Aber: Die politischen und strategischen Entscheidungen zur Integration der Radfahrenden in den Alltagsverkehr sind längst gefallen, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und darüber hinaus, z.B. in den USA. Und diese Entscheidung lautet, kurz formuliert: Getrennte Netze. Hintergrund dieser Philosophie ist, dass nur eine für viele/alle akzeptable Fahrradinfrastruktur im Sinne einer „Angebotspolitik“ die Zahl der Radfahrer in den Städten dauerhaft erhöhen wird. Und diese Argumentation der „praktischen Politik“ hat auch ihre Rationalität.
LöschenGetrennte Netze, von mir aus gerne. Dass die funktionieren, beweisen andere ja.
LöschenWir haben in Deutschland alle Voraussetzungen geschaffen, um getrennte Netze zu etablieren. Zum Beispiel gibt es ein umfassendes Werk mit dem schönen Namen ERA2010. Oder VwV. Letzteres sogar unterschrieben von einem Bundesminister für Verkehr. Werden halt nicht angewendet. Dieses Beispiel aus Berlin belegt dies nur zu deutlich.
Als Ergebnis bekommen wir Radler-gefährdende Konstrukte angeboten, die uns als sicher verkauft werden.
Seit mittlerweile 20 Jahren geht diese Debatte "wohin mit den Radlern" schon. Damals wurde die StVO an entsprechenden Stellen geändert, die bis dahin allgemeine Radwege-Benutzungspflicht wurde aufgehoben und neu geregelt. Aber das ist immer noch nicht in allen Behörden angekommen.
Bei uns werden getrennte Netze etabliert, die darauf zielen, Radfahren unattraktiv zu machen. Radwege werden unübersichtlich, gefährlich, viel zu schmal, ... gestaltet. Das folgt auch einer gewissen Rationalität, nämlich "schlechte und unattraktive Angebote werden nicht angenommen".