1. August 2017

Risiken des Radfahrens - meist falsch eingeschätzt

Die Gefahren des Radfahrens werden meist überschätzt, vor allem von Autofahrenden. 

Das Risiko, einen Unfall mit dem Fahrrad zu erleiden, hängt von Erfahrung und Alter ab. Übrigens auch beim Autofahren.

Der ADFC hat sich des Themas ausführlich angenommen. Demzufolge und den Statistiken zufolge liegt das Unfallrisiko von Autofahrenden, Radfahrenden und zu Fuß Gehenden bezogen auf im Straßenverkehr verbrachte Zeit etwa gleich hoch. Eine wichtige Rolle spielt das Alter. So haben junge Autofahrer (18-24 Jahre) eine fünf Mal höhere Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu bauen als gleichaltrige Radfahrer. Bei zwischen 40 und 50-Jährigen ist das Risiko gleich hoch. Dann kehrt sich das Verhältnis um. Das Unfallrisiko nimmt für ältere Radler Vergleich zu dem bei Autofahrten zu.
Wobei Radler, die mit 50 nach zwanzig Jahren Abstinenz aufs Pedelec steigen und sich das Radfahren wieder aneignen, vermutlich ein deutlich höheres Unfallrisiko haben als geübte und Trainierte Radler im selben Alter. Koordinantion, Abschätzung, Reaktionszeit und Fitness spielen beim Radeln durchaus eine Rolle. Und man hat keinen Autopanzer um sich. Allerdings ist das kein Grund, es sein zu lassen. Man sollte nur vorsichtiger und vorausschauender, auch langsamer radeln als man das in der Jugend getan hat. 

Denn Radfahrende leben gesünder und im Durchschnitt länger als Menschen mit weniger Bewegung, was auch das Altersunfallrisiko aufwiegt. Ihr Bewegungsapparat bleibt länger flexibel, das Herzkreislaufsystem ist stärker. Und vermutlich hat noch niemand das Risiko verglichen, als Nichtradfahrer und unsportlicher Mensch im Alter auf einer Treppe oder im Haushalt zu stürzen mit dem, einen Radunfall zu erleiden, dafür aber im Alter fester auf den Beinen zu stehen. 

Die Verhältnisse, unter denen wir radeln, sind auch wesentlich ungeordneter und hindernisreicher als die Verhältnisse für Autofahrer. Autofahrer haben immer die gleichen Ampelsysteme und geregelte Kreuzungen, sie müssen immer rechts fahren, sie haben Überholspuren. 

Möhringen, Abbiegehaken für Kenner
Radler haben viele verschiedene Ampelsysteme, müssen mal auf Fahrbahnen, mal auf Gehwegen fahren, haben mal Radwege, mal keine, müssen über Bordsteine rauf und runter, haben unter ihren zwei Rädern wackelnde Pflastersteine, können auf einer überfrorenen Pfütze ausrutschen, sehen sich auf allen Seiten und von allen Seiten kommenden Radlern gegenüber, weichen mal nach links, mal nach rechts aus, haben überraschende Abbiegespuren, schlängeln sich durch Fußgänger, hoppeln über wüstestes Kopfsteinpflaster in Grünanlagen, haben Poller, Masten, geparkte Fahrzeuge an Engstellen vor sich, Autos stehen auf Radwegen oder in zweiter Reihe, Gebüsch wuchert den Radweg zu ...  Und dann geht plötzlich eine Autotür auf

Radwege, auf denen manche Radler sich sicher fühlen, sind eng, führen an Ein- und Ausfahrten vorbei, liegen zu nah ab geparkten Autos. Und das höchste Unfallrisiko liegt immer noch auf Radwegen an Kreuzungen, wo Lkw einbiegen. Ein Problem, dass Autofahrer überhaupt nie haben. 

Das Gesundheitsrisiko, das von Luftschadstoffen (Feinstaub, Stickoxiden und Co.) ausgeht,  ist übrigens für Autofahrer in ihrer Kabine sechs Mal höher als für Radler


2 Kommentare:

  1. Bei Diskussionen über das Unfallrisiko im Strassenverkehr sollte man auch nie unterschlagen, das Motorradfahrer das höchste Unfallrisiko haben, deutlich höher als das aller anderen Verkehrsteilnehmer.
    D.h. wenn aus "Sicherheitsgründen" die Rechte von Verkehrsteilnehmern eingeschränkt werden und Motorradfahrer nicht nicht davon betroffen sind, sollte der Verantwortliche dafür anhand von Unfallstatistiken erklären können warum nicht.

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  2. In Stuttgart und Umgebung (Fellbach, Waiblingen, Winnenden) läuft meine persönliche Bilanz auf das Gegenteil hinaus:

    0 Unfälle als Autofahrer
    1 Unfall als Fußgänger bzw. ÖPNV-Nutzer (Sturz beim Aussteigen aus dem Bus beim Tritt auf die Bordsteinkante)
    8 Unfälle als Radfahrer (Dooring-Unfall, Kreuzungs-Unfall (mir wurde die Vorfahr genommen), Zusammenstoß mit einem Rennradfahrer-Verein im verkehrsberuhigten Bereich (ich war Schuld, rechts-vor-links missachtet), von einem Schüler umgerannt, und diverse Stürze wegen schlechtem Radrouten-Zustand, z.B auf nassem Laub ausgerutscht).

    Dazu 1-2 mal im Jahr eine lebensgefährliche Situation an Kreuzungen durch unaufmerksam oder aggressive Autofahrer an Kreuzungen Z.B. beim Rosensteinbunker und auf Kreisverkehren.
    Auf gerader Strecke (Landstraße) 2 mal durch entgegenkommendes überholendes Auto auf meiner Fahrbahn.

    Dazu regelmäßig vorhersehbare, also nicht lebensgefährliche Situationen an Kreuzungen, wo ich reagieren konnte, also z.B. eben unfreiwillig nach rechts abgebogen bin, weil der abbiegenden Autofahrer mich sonst umgenietet hätte.

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