8. August 2017

Tür zu!

Auf den Radstreifen der Kaltentaler Abfahrt bergauf sind diese Zeichen aufgetaucht. Sie warnen Radler vor Dooring-Unfällen.

Sie warnen vermutlich auch Autofahrer. Und sie erinnern uns alle daran, dass es nicht gut ist, Radler so dicht entlang geparkter Fahrzeuge entlang zu führen.

Ich habe sie am Sonntag gesehen. Wer die da hingesprüht hat, verraten die Zeichen nicht. Offizielle Zeichen sind  es jedenfalls nicht.

Dooring-Unfälle sind bei Radfahrenden häufig. Uns sie gehen fast immer mit schweren Verletzungen einher.
Stößt ein Autofahrer oder Beifahrer (die achten noch weniger auf Räder) die Autotür auf, muss ein Radfahrer bei 20 km/h noch mindestens 11 Meter Abstand haben, um noch anhalten zu können. Bergauf haben die meisten Radler diese Geschwindigkeit nicht. Deshalb mag es gerade noch angehen, dass man eine sogenannte Sicherheitsspur so unmittelbar an der Parkspur entlang führt. Aber das Gefühl der Enge ist für Radler hier überhaupt nicht schön.

Bergab sind die Spuren - auch weil auf der Fahrbahn mehr Platz ist - meistens (ich weiß gerade nicht ob überall) mit dem nötigen Sicherheitsabstand zu geparkten Fahrzeugen angelegt. Aber ein bergab sausender Radler sollte auch auf dieser Spur nicht rechts, sondern eher links fahren, denn Autotüren sind heute groß und der Schreck kommt noch hinzu. Das bedeutet aber für Autofahrer, dass sie auch weiter links fahren müssen, wenn sie überholen wollen, denn der Sicherheitsabstand von 1.5 Meter gilt halt eben immer, auch bei gestrichelten Linien.

Manche schwärmen heute vom "holländischen Griff" beim auszusteigen. Der Fahrer greift nämlich mit der rechten Hand über sich nach dem Türöffner, was ihn zwingt, sich nach hinten umzudrehen. Dabei kann er, wenn er will, einen Radfahrer sehen. Sich immer nach Radlern umschauen, bevor man die Autotür öffnet, geht natürlich auch. Es setzt voraus, dass man sich gern bewusst macht, dass auf unseren Straßen überall Radfahrer unterwegs sind, auf die wir achten müssen.

Nachtrag: Jetzt wissen wir auch, dass die Aktion aus dem Alternativen Radforum kommt. Die Bildzeitung hat darüber berichtet.

28 Kommentare:

  1. Auch bergauf kann man dort mit 20 km/h fahren, gerade mit einem Pedelec. Dass es da bergauf geht ist kein Grund auf den Sicherheitsabstand zu verzichten!

    Wenn eine Autotür aufgeht, dann versuche ich immer nach links auszuweichen. Dumm nur, wenn dann hinter mir ein Auto mit 50-60km/h und viel zu wenig Seitenabstand angeschossen kommt.

    Für mich ist diese Stelle der Grund, warum ich nicht mit dem Fahrrad von Stuttgart nach Vaihingen hochfahre. Ich würde es auch keinem anderen empfehlen. Dabei ist die Steigung moderat und die restlichen Abschnitte gut bis akzeptabel.

    Wenn wir als Stadt den Radverkehrsanteil auf dieser Relation erhöhen möchten, dann muss der Abschnitt zwischen Waldeck und Kaltental entschärft werden.

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    1. Ja, es stimmt schon, mit dem Pedelec kann man auch bergauf so schnell fahren. Ich fahre - wie man an den Fotos sieht - die Strecke immer wieder mal rauf und runter. Und sooooo gefährlich ist es dort nun auch wieder nicht. Grundsätzlich sehen Autofahrer einen ja vor sich und können langsam machen. Radwege sind da gefährlicher, weil man an Kreuzungen für Autofahrer ´plötzlich auftaucht. Dooring-Unfälle passieren in der Fahrradstraße häufiger als hier auf dieser Strecke. Man schätzt die Risiken des Radfahrens oft sehr falsch ein. Also fahr dort ruhig wieder mit dem Fahrrad, würde ich dir empfehlen.

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    2. Links ist zu gefährlich. Ich halte immer drauf. Wenn Zeit ist, noch irgendwie zu reagieren, ist es besser, aus dem Sattel zu gehen und über die Türkante fliegen zu können als links in den überholenden Verkehr (oder die Straßenbahn!) auszuweichen. Hab so schonmal einen am Arm erwischt, der die Türe gerade geöffnet hat (der hat mich natürlich angebäfft, was das soll).

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    3. Also, mal ehrlich, ein Salto über die Tür ist auch nicht so ohne. Da wäre dann ein Helm ganz gut. Wie überhaupt bei Kollisionen mit dem Auto Helme doch helfen sollen, den Tod zu vermeiden. Am besten ist es, die Kaltentaler Abfahrt auf der Fahrbahn (nicht auf diesem Streifen) runter zu sausen, wenn man schon schnell fahren möchte. Es sind ja nur Abschnitte, die so gefährlich sind, nicht die ganze Strecke, und man kann dann wieder auf den Streifen einschwenken.

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    4. Wenn man aus dem Sattel geht und den Schwerpunkt nach hinten verlagert, bekommt man sehr viel Bremsmoment aufs Vorderrad. Und man ist in der richtigen Position über die Türe zu gehen.

      Salto ist aber immer ungefährlicher als die Türkante. Einen Salto kann man gut abrollen. Zwischen meinem 15. und 20. Lebensjahr bin ich viel MTB-Rennen gefahren (besonders Downhill), da lernt man, zu stürzen. Ja, kann man nicht von jedem erwarten, aber IMHO sollte jeder, der Rad fährt, ein paar typische Standardsituationen üben. Beim Klettern übt man ja auch das Ins-Seil-Fallen und Abstoßen von der Wand. Beim PKW macht man ein Sicherheitstraining, um richtig zu reagieren, wenn ein Reh vor einem steht usw.

      PS: http://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/48-jaehrige-Radfahrerin-verunglueckt-toedlich-bei-Unfall-in-der-Goethestrasse

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    5. Klar, kommt Dooring auch anderswo vor. In der Tübinger Str. ist halt deutlich mehr Radverkehr. Da ist es nicht überraschend, dass dort mehr Unfälle passieren. Dem Dooring-Unfall kann ich in der Tübinger aber einfach aus dem Weg gehen indem ich Abstand halte. Radwege auf denen man von der Seite umgefahren wird haben wir in Stuttgart zum Glück nur sehr wenige. Selbst dort kann man durch Aufmerksamkeit und reduzierte Geschwindigkeit Fehler der Autofahrer kompensieren, wenn man sich der Risiken von Radwegen bewusst ist.

      Dass das Risiko objektiv gering ist, selbst an dieser Stelle in Kaltental, das weiß ich. Trotzdem stresst es mich wahnsinnig hier zu fahren.

      Rechts muss ich versuchen zu erkennen ob jemand im Auto sitzt und die Türe aufmacht, links wird man mit relativ großer Geschwindigkeitsdifferenz ziemlich knapp überholt. Viele Autofahrer machen hier nicht langsam, der Radler hat ja seine eigene Spur. Da muss ich aufpassen, dass ich beim bergauffahren gut das Gleichgewicht halte und möglichst keine Schlenker mache. Schlenker lassen sich aber an Steigungen kaum vermeiden. Sonst kommen mir schnell die Außenspiegel der Autos rechts oder links gefährlich nahe. LKWs fahren hier zwar nicht viele, aber wenn einer kommt wird es noch enger.

      Nichts für Ungeübte, Kinder, Senioren. Es fordert viel Konzentration hier zu fahren. Solch eine Infrastruktur verzeiht so gut wie keine Fehler. Damit überzeugen wir kaum jemanden auf das Fahrrad umzusteigen. Wir sehen ja, dass viele Leute mit ihrem Fahrrad schon an einfacheren Stellen auf dem Gehweg fahren um dem Stress auf der Fahrbahn auszuweichen.

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  2. Ich finde, es ist eine prima Aktion von Mister oder Misses Unbekannt. Wir brauchen mehr davon. Vielen Dank und Grüße an die Aktivisten.

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  3. Die meisten der Schutzstreifen ignoriere ich sowieso, weil sie sinnlos angelegt wurden. Ich setze da zu allererst auf meinen Sicherheitsabstand zu den Türen bzw. rechten Hindernissen.
    Demnach sher gute Aktion um die vielleicht neu hinzugekommen Radler auf diese Gefahr hinzuweisen!

    Wenn die Radwegeplanung meint man kann hier zwischen die parkenden Autos noch eine Hauptradroute reinquetschen und ggf. nichmal den Gehweg bergauf freigegeben, dann habe ich persönlich auch kein Problem damit den restlichen Verkehr auszubremsen - ist ja bei Mopeds oder Traktoren auch akzeptiert.
    Wenn sich seltenst mal eine Lücke bei den parkenden Autos ergibt, fahre ich auch gerne kurz rüber um die schnelleren Mitmenschen sicher passieren zu lassen ;-)

    Passend zu Dooring-Unfällen noch die Situation am vergangen Sonntag in Berlin: gleich 3 Radler gegen Türen geprallt: 1#
    Mehrere Radfahrer durch geöffnete Autotüren verletzt, RBB|24 07.08.17 | 08:41 und 2#
    Wie Unfallforscher Radfahren sicherer machen wollen, Tagesspiegel 07.08.2017 18:23 Uhr

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  4. Da bei einigen dooring Unfällen schon Radfahrer eine Teilschuld zugesprochen wurde, bleibt uns nur außerhalb der dooring Zone zu fahren. Links an der gestrichelten Linie geht nicht, weil wir dann superknapp überholt werden und dazu noch abgehupt. Uns bleibt nur, mitten auf der Fahrspur zu fahren und sie für Autos zu blockieren. Ich stimme Anonym von ganz oben zu: so erhöhen wir den Radverkehrsanteil nicht.

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  5. Eine nachahmenswerte Aktion, auch auf den Fahrradstraßen. Auf der Marktstraße hat ein unaufmerksamer Falschparker einen Radler mit seiner Tür vom Rad ins Krankenhaus geschickt.

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  6. Wann wird der erste Planer solcher Schmalstreifen nach einem Unfall mit vor Gericht gestellt ? Nur dadurch wird man erreichen, das dieser gefährliche Unsinn nicht weiter wuchert.

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    1. Leider nein. Die gesellen gesetzlichen Rahmenbedingungen wurden letztes Jahr im Herbst gelockert. Ziel war, den Kommunen das Ausweisen von Schutzstreifen zu erleichtern.

      Der ADFC begrüßt diese Änderung in einer Pressemitteilung ausdrücklich.

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    2. Und jetzt sind wir alle mal ehrlich mit uns selber: Wie viele Radler würden wohl die Kaltentaler Abfahrt hochradeln, wenn es dort keine sogeannten Sicherheitstreifen gäbe? Die meisten würden sich nicht trauen. So aber trauen sie es sich. Ich empfinde die Strecke nicht als so furchtbar stressig, da kenne ich andere. Der Radstreifen umfängt uns zwar nicht mit einem Sicherheitspolster, das es uns erlauben würde träumend vor uns hin zu radeln, aber er macht uns und den Autofahrern klar, dass hier Radler hoch fahren können. Und eigentlich müsste man die Parkplätze dort sämtlich einziehen, denn da stehen eh nur Firmenwagen drauf und dafür ist der öffentliche Raum nicht gedacht.

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    3. Ich fahre sie fast nur mit leerem Akku hoch, oder nachts. Sonst gibt es schönere Wege die mir aber mit dem schweren E-Bike ohne Strom zu steil sind.
      Die Parkplätze könnten durch einen ordentlichen Radweg in beide Richtungen ersetzt werden, so wie er an anderer Stelle der HRR1 existiert. Und ja, ganz ehrlich, es gibt schon schlimmere stellen in Stuttgart.

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    4. Da kann ich Christine nur zustimmen,die Kaltentaler hoch fahre ich auch regelmässig. Und vermutlich nur auf Grund dieser gestrichelten Sicherheitsstreifen, ansonsten würde ich es tatsächlich eher nicht aufwärts fahren wollen (auch wenn eigentlich nichts dagegen spricht)

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    5. Stimmt, der Schutzstreifen ist besser als nichts. Ohne ihn würden sicher noch weniger Leute nach Vaihingen hochfahren. Das gilt aber auch für andere schlechte Radverkehrsinfrastruktur. Nur weil es ohne noch schlechter wäre, müssen wir den Status Quo nicht gut finden. Es geht hier doch darum den Radverkehr zu fördern!

      Lasst uns doch überlegen, wie wir die Situation in Kaltental verbessern könnten. Gibt es eine Lösung ohne das Parken am Straßenrand zu verbieten? Ich fürchte nicht, dafür müssten die Parkplätze weg, das sehe ich wie Christine. Zumindest auf einem großen Teil der Strecke werden sie nur von anliegenden Firmen genutzt. Der öffentliche Raum wird kostenlos zur de-facto ausschließlichen Nutzung durch ein Privatunternehmen hergegeben. Das muss nicht sein. Es ist unfair gegenüber anderen Firmen, welche eigene Flächen für ihre Fahrzeuge vorhalten und diese bezahlen müssen. Wenn hier stattdessen eine breite Radspur entstehen könnte, wäre das ein Schritt in die richtige Richtung. Dann gäbe es bergauf nur noch zwei kurze Schutzstreifen nahe der Bahnhaltestellen.

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  7. Schutzstreifen sind nicht dazu da, Autofahrern irgendetwas klarzumachen, sondern um Menschen zu schützen.

    Diese Streifen in Dooring-Zonen sind ein Widerspruch in sich.

    Der Unterschied ist: Ohne Schutzstreifen kann ich den Abstand nach rechts frei wählen. Mit Schutz begebe ich mich in Gefahr, egal wie ich mich verhalte.

    Diese unterdimensionierten Gefährdungsstreifen werden viele Autofahrer von einem Umstieg aufs Rad abhalten. Und Eltern schicken ihre Kinder eben nicht mit dem Rad in die Schule etc., sondern spielen halt Taxi.

    Gelebte Radler-Politik eben.

    Welches Gesetz erlaubt es eigentlich Politik und Verwaltung, mich vorsätzlich in (lebens-)gefährliche Situationen zu schicken? Nichts anderes sind Schutzstreifen in Dooring-Zonen.

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  8. Die Schutzstreifen sind sowieso die Pest. Erstens weil sie in der Dooringzone führen, zweitens, hält man Abstand zur Tür, fährt man in der Regel links daneben, dann wird man con Autofahrern behupt, genötigt, geschnitten, weil man "ja nicht auf dem Radweg fährt". Weg mit den Dingern, entweder Radweg, entsprechend breit oder nix. Ich wurde auch schon geschnitten, "weil ich nicht rechts fuhr". Ich fuhr etwas 50cm vom Bordstein weg.
    Das Problem liegt eindeutig und nur auf Seiten der Autofahrer, von denen mindestens 75% keinerlei Ahnung von Verkehrsregeln haben und für die Rücksichtnahme ein Fremdwort ist.
    Übrigens Dooringzone. Mein Bruder wurde auch schon gedoort. Er hat einen Salto gemacht, abgerollt und außer ein paar Schrammen ist nichts weiter passiert. Das kann aber auch nicht jeder. Er fuhr auf einem offiziellen Radweg.
    @Matthias: Ich fahre zur Eigensicherung immer mit Abstand und mich interessiert es mittlerweile auch nicht mehr, wenn dann das Hupkonzert losgeht. Mir ist meine Gesundheit wichtiger. Ich lasse mich nicht mehr durch andere gefährden. Und wer hupt macht nur lauthals auf seine eigene Unkenntnis aufmerksam.
    Grüße
    Karin

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    1. Ich teile eure Kritik an den „Schutzstreifen“ entlang parkender Autos, zumal es sich um eine innerstädtische Hauptradroute handeln soll.

      Andererseits finde ich es mit dem heutigen Schutzstreifen besser als vorher ohne. Es signalisiert der Teilgruppe der vernünftigen Autofahrer, dass hier Radfahrer unterwegs sind – oder unterwegs sein dürfen - und diese sogar einen minimalen Verkehrsraum außerhalb von Gehwegen beanspruchen dürfen - sorry für diese tatsächlich vollkommen unerträgliche Formulierung. Aber so ´ne Formulierung spiegelt leider den politischen Konfliktgegenstand wider.

      Ich persönlich finde den Schutzstreifen hilfreich und er wirkt auch deshalb, weil die Belastung dieser Strecke mit Autoverkehr insgesamt ziemlich gering ist. Der Schutzstreifen ist ein kleiner Schritt, vielleicht ein zu kleiner Schritt, aber trotzdem immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.

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    2. Ich verlasse mittlerweile Schutzstreifen konsequent, wenn es eng wird. Ich habe einschlägige Erfahrungen gemacht, glücklicherweise ohne Folgen.

      Und ich fürchte, es ist mal wieder so, da erst richtig was passieren muss, bevor sich was ändert.

      Mir kommt es manchmal so vor, als würde dieses "Spiel" so ablaufen: Eine Stadt möchte fortschrittlich erscheinen und beschließt, etwas für den Radverkehr zu machen.

      Dann baut sie eine unzureichende Infrastruktur.

      Dann sieht sie, dass diese nicht angenommen wird. Sie lehnt sich zurück und fühlt sich bestätigt. "Das habe ich von vornherein gewusst, die Menschen wollen Auto fahren."

      Und kümmert sich wieder um den motorisierten Verkehr.

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  10. Zum Thema Dooring passend:
    POL-MA: Dossenheim: Unachtsam Autotüre geöffnet - Radfahrer kracht dagegen
    09.08.2017 – 12:18
    Dossenheim/Rhein-Neckar-Kreis (ots) - Schwere Verletzungen zog sich eine 55-jährige Radfahrerin bei einem Unfall am Dienstag kurz nach 17 Uhr in der Friedrichstraße zu. Eine 62-Jährige hatte in Höhe dem Anwesen Nr. 18 unachtsam die Fahrertüre geöffnet, was zur Folge hatte, dass die Radfahrerin dagegen stieß und stürzte. Nach der Erstversorgung an der Unfallstelle wurde sie in einem Heidelberger stationär aufgenommen. Am Auto dürfte ein Schaden von 1.000 Euro entstanden sein. Um das Fahrrad, an dem nur geringer Schaden entstanden sein dürfte, kümmerte sich deren Ehemann.

    Rückfragen bitte an:

    Polizeipräsidium Mannheim
    Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
    Ulrike Mathes
    Telefon: 0621 174-1106
    E-Mail: mannheim.pp.stab.oe@polizei.bwl.de
    http://www.polizei-bw.de/

    Grüße
    Karin

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    1. Nochmal: die Angebotsstreifen (ich mag die irreführende Bezeichnung Schutzstreifen nicht) sind Teil der Fahrbahn. Als Radfahrer muss man nicht darauf fahren und als Autofahrer darf man den rechten Teil der Fahrbahn ebenfalls mitnutzen. Nur deshalb sind die vorgeschriebenen Sicherheitstrennstreifen/Sicherheitsräume zu längs parkenden Autos geringer als bei Radfahrstreifen (0,25m bis 0,50m gegenüber 0,5m bis 0,75m). Man muss und darf schließlich den Abstand zur dooring-Zone halten, der der eigenen Sicherheit dient. Juristisch macht man sich als Radfahrer dazu bekanntlich strafbar, wenn man durch zu geringen Abstand Unfälle provoziert, weil man schließlich mit unaufmerksamen Verkehrspartnern rechnen muss: Die Teilschuld-Gerichtsurteile wurden ja schon angesprochen.

      Warum in Stuttgart nicht einmal die vorgeschriebenen Mindestmaße der Führungsformen von neu eingerichteten Radverkehrsanlagen eingehalten werden, ist mir völlig unverständlich. Stuttgart hat mit Herrn Köhnlein einen ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet angestellt. Er ist Coautor der einschlägigen Vorschriften (ERA 2010), die in Baden-Württemberg verpflichtend gelten.

      Nebenbei: warum lesen die Verantwortlichen in den Behörden den Blog nur stillschweigend mit? Immer wenn es um Themen unklarer/unübersichtlicher, gefährlicher und falsch gemachter Radverkehrsanlagen geht, erwarte ich entsprechende Beiträge mit Erläuterungen, Klarstellungen und Terminen, wann das bereinigt wird.

      Es gibt schließlich seit 2010 eine offizielle Aufstellung der Gefahrenstellen, die aber bisher nicht publiziert wurde - zumindest habe ich sie im städtischen Internetauftritt nicht gefunden - und in den vergangenen 7 Jahren dürfte doch schon ein Plan mit Gegenmaßnahmen gereift sein.

      @ Matthias: Gilt die ERA 2010 nicht mehr und es gibt eine neue Version? Du schreibst von gelockerten Vorschriften. Da habe ich noch nichts von gehört.

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    2. Die Bezeichnung "Schutzstreifen" ist in der Tat irreführend, findet sich aber in offiziellen Texten, z.B. in der VwV. Auch in Wikipedia findet sich dieser Begriff unter Radverkehrsanlagen.

      Die ERA 2010 ist meines Wissens nach wie vor gültig. Die Quelle meiner Aussage kommt hier (Aus der Pressemitteilung des ADFC vom September 2016):

      "StVO-Novelle bringt Verbesserungen für Radverkehr

      Bisher mussten Kommunen erst das erhöhte Unfallpotenzial eines Straßenzuges („besondere örtliche Gefahrenlage“) nachweisen, bevor sie dort einen benutzungspflichtigen Radfahrstreifen anlegen konnten. Das führte häufig dazu, dass gar keine oder nur unzureichende Radinfrastruktur geschaffen wurde. Durch die Neuregelung ist es künftig auch ohne Nachweis einer örtlichen Gefahrenlage möglich, Radfahrstreifen innerhalb geschlossener Ortschaften anzulegen.

      Diese Regelung begrüßt der ADFC als Fortschritt für Städte, die den Radverkehr ernsthaft fördern wollen. Falls die gleichlautende Regelung für Radwege außerorts in der Praxis dazu führt, dass mehr mangelhafte Wege als benutzungspflichtige Radwege ausgewiesen werden, wird der ADFC dagegen vorgehen."

      Interessant ist hier auch, dass der ADFC gegen mangelhafte Wege außerhalb geschlossener Ortschaften ggf. vorgehen wird. Dass mangelhafte Wege innerhalb geschlossener Ortschaften ausgewiesen werden, ist im Weltbild dieses Vereins nicht vorgesehen.

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  11. Ich selbst bin zwiespältig, was ich von Angebotsstreifen halten soll.

    Sie sind durchaus eine nette Marketingmaßnahme ("hallo Leute, wir wollen, dass es hier Radfahrer gibt"), der Effekt unerwünschter Nachteile ist aber bekannt:

    a) wo weder Radfahrstreifen noch Angebotsstreifen auf der Fahrbahn markiert sind, denken viele Verkehrsteilnehmer intuitiv aber falsch, dass die Straße nicht von Radfahrern genutzt werden darf. Dort nehmen Aggressivität und gefährliche Situationen zu.

    b) Welcher Autofahrer kennt schon die subtilen Unterschiede zwischen Schutzstreifen und Radfahrstreifen?

    Das simple Denkschema ist doch:

    1. Wenn da irgendwas schmales aufgemalt ist, was zu schmal für ein ganzes Auto ist, dann ist das ein Radweg. Radfahrer müssen unbedingt auf dem bleiben, denn dann stören sie den Autoverkehr nicht.

    2. Der Rest der Straße gehört mir als Autofahrer, wenn ich also minimal links von der Markierung bleibe, erfülle ich alle Anforderungen an Sicherheitsabstand und Geschwindigkeit und bin fein raus.

    3. Als Autofahrer kann man den schmalen Raum natürlich nutzen. Er sieht sowieso fast aus wie eine Parkplatzmarkierung und ist ja ganz praktisch zum Parken, Rangieren, Ausweichen usw., weil man die anderen wichtigen Verkehrsteilnehmer (die Autofahrer) nicht so sehr beeinträchtigt.

    3. Ein wenig aufpassen sollte man auf diesen merkwürdig markierten und gelegentlich hübsch bunten Streifen allerdings schon. Nicht auf die Radfahrer, die müssen schon selbst aus Eigeninteresse dafür sorgen, dass sie vorsichtig sind und nicht umkommen. Aber die Stadt stellt da gerne diverse Hindernisse drauf, die Beulen ins Auto machen, wenn man gegenfährt, z.B. Schilderpfosten, Ampelmasten, Poller, Umlaufsperren. Baustellen sind da auch nicht abgesichert, wie man das von Auto-Straßen gewohnt ist. Dazu war meist ein anderer Autofahrer schon schneller und hat den bequemen Platz belegt. Und manchmal sind sie auch so kurz, dass man mit dem Auto gar nicht in ganzer Länge draufpasst.

    4. Dann gibt es noch so was wie "Sicherheitsstreifen". Neues Zeugs, habe ich auch schon mal gesehen. Die Dinger sind super. Wenn ich rechts davon parke, kann ich einfach die Tür weit aufmachen und bin sicher, dass mir kein vorbeifahrendes Auto dagegen fährt und sie abreißt.

    5. Etwas vorsichtiger muss man sein, wenn es einen Bordstein hochgeht, um an den Streifen ranzukommen. Da oben sind nämlich Fußgänger, die alles dürfen und nicht auf sich selbst aufpassen müssen. Wenn man Fußgänger gefährdet oder gar verletzt und tötet, reagieren Polizei und Gerichte wesentlich humorloser, als wenn man nur einen Radfahrer erwischt.

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  12. Florian Hoffmann16. August 2017 um 15:00

    Ich halte den Streckenabschnitt für höchstproblematisch und gefährlich. Ich meide ihn so gut es geht, obwohl ich täglich nach S-Vaihingen fahre. Mit Pedelec gibt es zum Glück etliche gute Alternativen. Mit Familie und Anhänger leider nicht.

    Ich selbst hatte schon so einige angsterfüllte Situationen mit SUV / Transportern, die ohne hinreichenden Sicherheitsabstand überholt haben (Sogwirkung der Luftmassen sind nicht zu unterschätzen) als auch mit PKW / SUV, die hupend und drängelnd Druck aufgebaut haben, als ich mir der Sicherheit wegen den nötigen Sicherheitsabstand nach rechts und links proaktiv genommen habe. Auch ein Kinderanhänger ist da kein Garant für Rücksichtnahme, wie ich leidvoll erleben musste.

    In der aktuellen Zeitschrift ADFC-Radwelt wurde erneut auf das Sicherheitsproblem eines mangelnden Abstands eindrücklich hingewiesen: "Expertentipp: Rad+Recht. Dicht dran. Sicherheitsabstand beim Überholen von Radfahrern - Wer als Radfahrer den Sog des vorbeirauschenden Lkws oder sogar den Außenspiegel am Ellenbogen spürt, fragt sich zu Recht: Gibt es eigentlich keinen verbindlichen einzuhaltenden Seitenabstand beim Überholen?" https://www.adfc.de/adfc-magazin-radwelt/radwelt-ausgaben/radwelt-4-2017/radwelt-ausgabe-042017

    Ich lebe seit etwa 2 Jahren in Stuttgart und fahre derzeit 7000 Km p.a. Das "Verkehrsklima" in Stuttgart ist sehr rau im Vergleich zu Bremen und Karlsruhe, wo ich zuvor 36 Jahre lang sehr viel Raderfahrung habe sammeln können.

    Ich habe gegenüber der Stadt auf die m.E. bestehende Gefährdung hingewiesen. Siehe https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/41896 sowie in einem Mailverkehr mit einem Mitarbeitenden der Stadt, Abteilung Straßen und Verkehr - Planungsbezirk Radverkehr und Sonderaufgaben, als dieser mich wegen eines anderen radbezogenen Sachverhaltes anschrieb.

    Ich hoffe sehr auf Besserung, gerade auch für die Situationen mit (meinen) Kindern auf dem eigenen Rad bzw. dem Kinderanhänger.

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