5. Januar 2018

Gefährliche Fallen für Radfahrer

In Heidelberg ist auf abschüssiger Strecke ein Radfahrer tödlich verunglückt, weil sich auf der Fahrbahn sogenannte Kölner Teller befanden, die Autos ausbremsen sollen.

Das berichten die Rhein-Neckar-Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten uns stellen die Frage: "Wird nun gegen die Stadt wegen fahrlässiger Tötung ermittelt?" Weil Autofahrer sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h hielten, wollte die Stadt die Sicherheit erhöhen. Leider hat man wieder einmal nicht an Radfahrer gedacht, für die die Schwellen gefährlich werden können. Ein Radfahrer stürzte, prallte gegen eine Hauswand und starb eine Woche später an seinen Kopfverletzungen. Kurz darauf rutschte ein Radler auf den Noppen weg, stürzte und zog sich zum Glück nur Prellungen zu. Die Kölner Teller sind bei Nacht und Regen schwer zu erkennen.

Wie sich der rasenden Autofahrer erwehren? Städte pflanzen dann gern Hindernisse auf die Fahrbahn. Bei uns sind es Berliner Kissen in den Bolzstraße. In Heidelberg waren es die kreisrunden Silberteller, die man in Stuttgart auf der Autoeinfahrt in die Tiefgarage des Dorotheequuartiers über den Radweg Holzstraße hinweg besichtigen kann (siehe Foto ganz oben). Über die hinweg fahren aber definitiv nur Autos. In Heidelberg lagen sie doppelreihig auf einer abschüssigen Straße. Bei Tag gut zu erkennen, bei Nacht und Nässe nicht.

Hindernisse auf Fahrbahnen bringen Autos und Autofahrer nicht in Gefahr, Radfahrende aber schon. Denn sie rollen auf nur zwei Rädern. Hindernisse sind sehr häufig und vielfältig auf allen Straßen, wo man Autofahrern signalisieren will, dass sie nicht durchbrettern dürfen, etwa in der Tübinger Straße zur Torstraße hin, oder an vielen Einfahrten in Wohnviertel, etwa ins Lehenviertel oder an der Böblinger Straße. Ich selber habe an den besonders häufigen 3-cm-Bordsteinen schon Radfahrer stürzen sehen, wenn sie zu schräg drauf gefahren sind. Sogar erfahrenen Radlern passiert das bei Ausweichmanövern. In Stuttgart greift schon lange eine Verbordsteinung um sich, die den Radverkehr unbequem macht.

Ein Ausweg wären Flachbordsteine mit so genannter Sinuskurve. Sie sind nach unten konkav geschwungen, statt konvex nach oben gewölbt. Sehr gut sind übrigens auch abgeschrägte Bordsteine, sie dürfen dann sogar recht hoch sein. Die kommt man als Radler unfallfrei und sanft rauf und runter. Man kann sie überall dort einsetzen, wo Radler einen hohen Bordstein hoch sollen. Sie sind viel besser als aufgeschütteter Asphalt. So ein abgeschrägter Bordstein befindet sich an der König-Karls-Brücke beim Abzweig zur Rampe auf den Wasen hinunter, wenn auch leider immer noch mit leichtem Hopser, aber durchaus gut zu befahren.

Das Argument gegen Sinus-Bordsteine, das ich gehört habe, ist, Blinde könnten diese Bordsteine mit dem Stock nicht mehr ertasten. Ob das wirklich so ist, käme auf einen Versuch an. Und: Diese 3-cm-Borsteine verlaufen ja fast immer quer über die Fahrbahn, und Fahrbahnen sind eigentlich nicht der Weg, den Blinde nehmen. Für sie gibt es vielerorts bereits Leitsteine im Boden, die übrigens für Radfahrende auch nicht ohne sind. Doch Radfahrer haben auf Gehwegen ja auch nichts zu suchen.


5 Kommentare:

  1. Stellt sich grundsätzlich die Frage, was die Aufgabe von Bordsteinen ist. Wenn ich mich an meine eigene "Verkehrserziehung" erinnere: Bordsteine sind Grenzen, an denen ich stehen bleiben und aufmerksam schauen muss, wenn ich sie überschreiten will.

    So oft es auch ins Hirn der KFZler eingebrannt: "Die anderen müssen aufpassen."

    Blöd nur, dass zu den anderen auch Radler gehören, die meist auf Radwegen Vorfahrt haben - trotz zu querender Bordsteine.

    Diese Hindernisse (Teller, Kissen) auf Fahrbahnen sind einfach nur gefährlich und gedankenlos. Und natürlich wird erwähnt, dass der Radler vermutlich zu schnell war und er ja sowieso nach StVO angehalten ist, äußerst rechts zu fahren. Ganz rechts ist nämlich eine tellerfreie Zone. Also direkt am Bordstein, wo gerne Schmutz und Scherben liegen und natürlich auch Gullys als Fallen zu beachten sind.

    Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen.

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  2. Diese im verlinkten Artikel abgebildeten Kölner Teller sind so hoch, dass es einen ungeübten oder unachtsamen Radfahrer schon bei mäßigen Geschwindigkeiten um 15km/h aus dem Sattel heben kann. Natürlich war da der Radfahrer zu schnell: Jede Geschwindigkeit oberhalb von 10km/h ist da mit dem Rad zu schnell. Unverantwortlich, dass die Teller dazu noch so versetzt angeordnet sind, dass man nicht auf zwei Rädern zwischendurch fahren kann.

    Ähnlich gefährlich wie für Radfahrer dürften diese Teller auch für Motorrollerfahrer sein.

    Es ist kein Problem, die Kurve eines längeren Kissens so zu entwerfen, dass es bei Geschwindigkeiten um 20km/h mit jedem Fahrzeug sanft und geräuschlos zu überqueren ist und darüber einen PKW hart nahe an den Anschlag der Federung bringt.

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    1. Ortskundige kennen in der Regel die Hindernisse, schwierig wird es für ortsunkundige, solche, die zum ersten Mal eine Strecke fahren und in der Dunkelheit die Teller vielleicht nicht rechtzeitig gesehen haben. Radfahrer müssen sich immer extrem gut auskennen oder sehr langsam radeln, wenn sie eine Strecke zum ersten Mal fahren. Das kann's irgendwie auch nicht sein.

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  3. In Bruneck im Pustertal gibt es einen zweistöckigen Kreisverkehr. Die Radfahrer fahren nach unten, haben dort ihren eigenen Kreisverkehr und die Autos oben. So macht man Radverkehr!
    Ohne Stopp und Risiko in die Stadt.
    Blanke und rutschige Teller haben auf oder neben Radwegen jedenfalls nichts verlohren!

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  4. Auf dem Fahrrad-/Fußgängerweg entlang der Heilbronnerstraße/ Ecke Krailenshaldenstraße sind die Leitsteine für Sehbehinderte auch mitten auf dem abschüssigen (Fahrrad-) Weg verlegt.
    Diese sind selbst für Fußgänger fast schon lebensgefährlich, wenn diese feucht sind. Mir sind zwei Fußgängerinnen bekannt, die dort schon ausgerutscht und gestürzt sind. Eine hat sich dabei einen schweren Bruch zugezogen.


    Viele Grüße

    Tobias

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