Das ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit über die Kosten von Mobilität für den Steuerzahler, die der Kasseler Verkehrswissenschaftler Carsten Sommer bereits 2015 unternommen hat. Er liefert zugleich eine Grundlage für die Berechnung der realen Kosten in jeder einzelnen Stadt für die verschiedenen Verkehrsarten. Wird ein Radweg gebaut, redet die Öffentlichkeit vor allem über die Kosten. Auch der Öffentliche Nahverkehr wird bei uns in der Regel als Kostenfaktor wahrgenommen, doch die eigentlichen Kosten werden von Autos und Lastwagen verursacht, wobei die Schäden durch den Lkw-Verkehr für die Gemeinschaft am teuersten sind. Das wissen wir eigentlich schon lange.
Viele Kommunen wissen allerdings gar nicht so genau, welche Straßenarten sie eigentlich haben. In Stuttgart ist anscheinend gar nicht exakt kannt, welche Arten von Radinfrastruktur wir haben. Die Stadt führt vieles als Radweg auf, was gar keiner ist. Bei Untersuchungen in Kassel, Bremen und Kiel hat sich gezeigt, dass der Radverkehr am wenigsten Geld bekommt. Zugleich tragen die Nutzer des Öffentlichen Verkehrs am meisten von allen anderen zur Kostendeckung bei, sie zahlen vergleichsweise hohe Ticketpreise. Autofahrende dagegen bezahlen kaum etwas für die Infrastruktur, die sie nutzen, Straßen, Ampeln, Parkplatzflächen. Dazu kommen die so genannten externen Kosten wie Luftverschmutzung, Krankheit durch Lärmbelastungen oder Unfälle, für die die Allgemeinheit bezahlt. Der Pkw-Verkehr erzeugt die höchsten Kosten, die von den Nutzern nicht selbst gezahlt werden, der Fußverkehr die geringsten. Wobei die Hälfte der Kosten, die er Autoverkehr verursacht, auf Unfallkosten entfallen, also vom Gesundheitssystem und der Wirtschaft getragen werden.
Im Autoverkehr stecken so viele versteckte Kosten, dass der VCD schätzt, dass wir alle - jeder Einwohner von Deutschland - 150 Euro im Jahr nur für den Autoverkehr und seine Folgen bezahlen. Würden wir 150 Euro im Jahr für den Öffentlichen Nahverkehr bezahlen, könnte der vermutlich überall kostenlos angeboten werden. 150 Euro im Jahr sind übrigens für jemanden, der ein Auto unterhält, nicht viel Geld. Das Auto ist nämlich auch für seinen Besitzer das teuerste Alltagsverkehrsmittel. Würde beispielsweise Kassel die Autofahrenden an den Kosten beteiligen, die sie verursachen, müssten Autofahrer 12,2 Cent pro gefahrenem Kilometer an die Stadt bezahlen (Lkw 55,9 Cent).
Mit dem Rad zum Markt Wangen im Allgäu |
Viele und durchgehende Radwege bringen viele Menschen aufs Fahrrad und senken Kosten für eine Gemeinde.
Straßenrandparkplätze sind teuer |
So ein Radweg ist billig. Er verläuft parallel zur vielspurigen Straße vom Foto ganz oben. |
Radfahrende beschenken die Autogesellschaft mit unendlich viel Nachsicht, Rücksicht und Geduld, wenn ich beispielsweise an die weitgehend verhinderte Radverkehrspolitik in Stuttgart und sonstwo denke. Darüber hinaus beschenken wir die PS-gierigen Monster mit unendlich viel Vorsicht im Straßenverkehr, um nicht sinnlos über den Haufen gemäht zu werden. Und wir schenken ihnen große Teile des Straßenraums, den sie beispielsweise zum Parken zweckentfremden und damit die Anlage von Radverkehrswegen unterbinden. Ich finde, das Geld, das wir ihnen in all der Malaise auch noch hinterher werfen, sollten wir von den Steuerbehörden zurückfordern. :-)
AntwortenLöschenAuf einem Parkplatz quer zur Fahrtrichtung werden hier vier Leipziger Bügel aufgestellt, also Platz für acht Räder, mit etwas Kreativität auch zwölf. Auf einem Längsparkplatz sind es meist fünf Bügel, wenn mehrere dieser 6m-Parkplätze mit Bügeln versehen werden, sehr sechs Bügle.
AntwortenLöschenZu den Kosten für Fahrten innerhalb der City: In Skandinavien dürfte es eher auf 50¢ bis 1,5€ je Kilometer hinauslaufen, dabei ist allerdings zu berücksichtigen, das meist der Großteil der Stadtfläche kostenlos ist, Maut nur für die Innenstadt erhoben wird.
12 bis 15¢ pro PKW-Kilometer, bitte flexibel nach Tageszeit (Rushhour teurer) und Luftbelastung (SMOG-wetterlagen kosten doppelt) gestalten, hielte ich für super. Liese sich sicher von findigen Entwicklern auch Datenschutzkonform umsetzen (ich hätte da einige Ideen für Systeme mit Falltür).
"Würden wir 150 Euro im Jahr für den Öffentlichen Nahverkehr bezahlen, könnte der vermutlich überall kostenlos angeboten werden."
AntwortenLöschenAn meiner alten Uni (Kaiserslautern) enthält der Sozialbeitrag pro Semester (!) einen Anteil von 136 Euro, dank dem jeder Studierende freie Fahrt im gesamten Verkehrsverbund (VRN) hat. Umgerechnet auf den Monat sind das gerade mal 23 Euro. Da ist deine Schätzung von 150 Euro pro Monat schon recht hoch gegriffen.
Und dass Pflastersteine (beliebt sind heutzutage sandhelle, quadratische Betonsteine) anfangen zu "kippeln", sobald viele Autos darüberfahren, sollte man als Planer oder Bauingenieur eigentlich wissen. Aber nein, die Stadtplaner wollen sie der Optik wegen, wohl weil sie hell und freundlich aussehen. Hinweise werden in der Haltung abgebügelt, bei uns passiert das doch nicht, bei uns wird anständig gearbeitet!
Pustekuchen! Als vor einigen Jahren unsere Innenstadt aufgehübscht wurde, wurde eine Straße mit einigem Busverkehr auch mit diesen Steinen belegt, im Betonbett. Es hat kein Dreivierteljahr gedauert, da war an den Kurven und an den regelmäßigen Bremsstellen (Haltestellen, Ampeln, Zebrastreifen) alles lose.
Carsten
Hallo Carsten, das mit der freien Fahrt im gesamten VRN stimmt so nicht. Denn es gibt da immer noch eine quer durch jenes Verbundsgebiet verlaufende Grenze, die das Ganze sehr unüberschaubar macht. Das ist bspw. grade für Studierende aus der Westpfalz, die in Landau eingeschrieben sind, extrem ärgerlich!
LöschenÖPNV ist eine Staatsaufgabe, eigentlich sollte das aus allgemeinen Steuermitteln finanziert werden - und somit auch kostenfrei sein. Dann könnte aber ja niemand mehr daran Geld verdienen. Ein einfaches Busticket für eine Wabe hat vor 20 Jahren hier noch nicht einmal die Hälfte gekostet (damals 1,30 DM, heute über 2,10 Euro!).
Und dann müsste man halt zur Abwechslung mal die zur Kasse bitten, die in den letzten 20 Jahren massiv steuerlich beschenkt wurden. Das wird aber evtl. auch besserverdienenden Radfahrern nicht gefallen...!?
Ich ginde nicht, dass Mobilität gänzlich kostenlos sein sollte. Schienen und Bahnen verbrauchen auch Recourcen und Raum und machen Krach. Aber billiger sollte der ÖV sein, das ja.
Löschen"Die Lautenschlagerstaße ist innerhalb von vier Jahren eine Hoppelpiste aus wackligen Steinen geworden..."
AntwortenLöschenDas stimmt so nicht. In den ersten Jahren gab es überhaupt keine Probleme. Erst als der Abriss und Neubau eines Gebäudes begann, haben schwer beladene LKW innerhalb kürzester Zeit eine Spur in die Strasse gefahren. Kurz danach waren schon die ersten Steine total kaputt. Stuttgarter Stadtplanung in Reinkultur !