5. April 2019

Es ist wirklich gefährlich am Rosensteinbunker

Bislang hat sich die Situation am Radüberweg am Rosensteinbunker nie verbessert. Nur dass immer mehr Radler dort unterwegs sind. 

Zum zweiten Mal habe ich eine Radlerin gesehen, die sich ahnungslos in Lebensgefahr gebracht hat, weil sie sich nach der Fußgängerampel richetete, nicht nach der Radlerampel.

Ich weiß, es ist nicht spannend, wenn ich immer wieder über dieselben Stellen schreibe. Aber auf einem der meistberadelten Radstrecken wird es nicht besser, sondern kritischer, je mehr dort radeln. Nur die Wegweiser stehen jetzt richtig.

Wer da unter der Woche radelt, kennt sich aus. Aber die unendlich vielen Radler/innen am Wochenende nicht. Sie sehen sich eine komplexen Abfolge verschiedener Ampeln und Infrastrukturen gegenüber:
Fußgängerampeln, Radlerampeln, Autoampeln, einem Z-Übergang, einem Radstreien, einer Fahrbahn. Wenn mann vom Bunkerturm her kommt, sieht man eine Fußgängerampel, die oft auf Grün steht und eine enorme Suggestivkraft hat, sind doch bei uns solche Übergänge selten mit Radlerampeln geregelt. Die Radlerampel hängt hier aber klein an einem Mast. Manchmal nicht zu sehen, wenn Radfahrer davor halten. Immer wieder orientieren sich Radfahrene an der Fußgängerampel.

Juni 2018, Frau fast tot
Am letzten Märzsonntag kam ich vom Neckardamm (von der König-Karls-Brücke) her und hielt hinter drei Radlern. Ich nahm die Kamera, um ein Foto zu machen, und sah, wie uns diese Frau über die Badstraße hinweg entgegenkam (Foto oben, die Frau links). Mir fuhr erschrocken heraus: "Sie sind eben bei Rot gefahren." Sie antwortete: "Nein, ich habe grün, schauen Sie." Dabei deutete sie auf die Fußgängerampel. Sie war völlig überzeugt. Ich wies sie auf die Radlerampel hin und sagte: "Das ist saugefährlich, wenn Sie bei Fußgängergrün fahren. Ich habe mal gesehen, wie dabei fast eine Frau von der Stadtbahn überfahren worden wäre." Sie erschrak und sagte: "Oh! Ja, das ist gefährlich."Im Grunde hat sie die missverständliche Situation als gefährlich bezeichnet, denn wo die Radlerampel, nach der sie sich hätte richten müssen, steht, hat sie nicht erkannt.

Als ich an demselben Sonntag vom Rudern zurückradelte und von der anderen Seite her an den Bunker kam, kamen mir wie üblich Wolken von Radlern entgegenen. Sie hatten gerade Grün. Und dann bog ein Autofahrer aus der Badstraße nach rechts zur Rosensteinbrücke ab, was verboten ist (denn die haben eine eigene Rechtsabbiegeauffahrt), beschleunigte rasant, bretterte durch die Radler, die bremsten, und zwang auch noch zwei Fußgänger zurückzuspringen. Die Radler übrigens biegen über die Fahrbahn und damit über den Fußgängerüberweg (wo die Fußgänger gerade Grün haben) nach links in Richtung zum Neckardammweg ab. Müssen sie machen, weil die Radler, die vom Damm her auf dem Gehweg kommen, ihnen den Platz auf dem Gehweg versperren.

Auf der Karte sieht man, was alles bei Grün für Radler gleichzeitig passiert. Die einen (blau) radeln irgendwie, meist über die Fahrbahn. Die anderen (violett) versuchen vom Linksverkehr (also vom Gehweg) in den Rechtsverkehr zu wechseln, und das muss auf der Fahrbahn geschehen. Die Fußgänger (grün) haben auch Grün und gehen. Und wenn dann noch ein Auto verbotswidrig abbiegt (rot), kriegt man noch einen echten Adrenalinkick.

Am Aufgang zum Neckardamm Richtung Hall of Fame (Stuttgart-Zentrum) geht es auch eng zu. Fußgänger schlendern auf dem Radstreifen, Radler biegen um die sehr enge Kurve der Schutzstangen nach oben, wo auch noch ein Mülleimer hängt, andere kommen runter und kurven ebenfalls. Es ist tierisch eng. Und die Fußgängerampel springt auf Rot, bevor man den Weg vom Bunker dort hinüber vollendet hat. (Muss man nicht beachten, ist ja nur eine Fußgängerampel, alledings starten die Autos dann, die von der Brücke her kommen.)

Verrückt, dass wir uns in Stuttgart eine derartig zusammengestoppelte und chaotische Kreuzung leisten, wo für Radfahrende alles schlecht gelöst ist, aber auch wirklich alles. Und da fahren täglich sicher über Tausend Radpendler/innen lang und an einem schönen Wochenende noch mehr Ausflügler/innen auf Rädern, denen es oftmals an Routine fehlt, vor allem im Umgang mit komplizierten Kreuzungen und zwischen Fußgängermodus, Radlermodus und Automodus abrupt wechselnen Systemen. 


Leider werden wir wohl bis zur Verkehrsberuhigung nach Fertigstellung des Rosenstein-Autotunnels warten müssen, bis die Stadt diese Stelle planerisch angeht. Wollen wir hoffen, dass es hier nicht vorher schon zu einem schweren Unfall kommt und wir uns hinterher klar darüber sind, wie saugefährlich diese Stelle wirklich ist für alle, die nicht sofort das komplexe System durchschauen.

Ergänzung aus einem Facebook-Kommentar:  
"Die Situation an der Stelle ist wirklich kritisch, ein Radler, der anscheinend alles richtig gemacht hat, wurde letzten Samstag von einem SUV-Fahrer überfahren. Der Radler fuhr Richtung Pragsattel/Hofen am Bunker auf dem Radstreifen, der SUV kam über die Abbiege-Spur Richtung Pragsattel von der Badstraße am Neckar her und hat sein Stopp-Schild ignoriert und den Radler umgefahren. Ich hoffe, es geht dem Radler den Umständen entsprechend gut." 

Auch ich bin an genau diesem Streifen schon von einem Autofahrer angefahren worden, allerdings hat der Kühler nur mein Vorderrad touchiert, weil ich bereits gebremst hatte. Autofahrende gucken hier nur nach links. Was an Rädern von rechts kommt, sehen sie im Stress des sich ganz schnell einordnen Wollens nicht. Typisch für einen linksseitigen Radweg. In dem hier geschilderten Fall kam der Radler offenbar aus Sicht des Autofahrers von links, also aus der Richtung, in die er eigentlich hätte gucken müssen, wenn er nach rechts einbiegen will. 

Übrigens ist genau diese Situation ein gutes Argument dafür,  als Radler sofort von der Verkehrsinsel (blaue Pfeile) auf die Fahrbahn nach links Richtung Brücke und Radstrecke Hofen abzubiegen. Was auf der Fahrbahn angeradelt kommt, sehen Autofahrende leichter, weil sie ja nur auf die Fahrbahn gucken. 

14 Kommentare:

  1. Du hast doch bestimmt eine Gelbe Karte geschrieben, oder sogar als Gemeinderätin angefragt. Wie war denn die Reaktion vom zuständigen Amt?

    Ich meine, auch wenn es dort schon Jahre so aussieht ist spätestens jetzt doch Gefahr im Verzug, das muss unverzüglich geändert werden.

    Martin

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    1. Sehr geehrte Frau Christine Lehmann
      Ich bin nicht aus Stuttgart und lese deinen Block sehr gerne.Ich kenne diese Stelle nicht und habe eine Frage dazu warum kann man dort nicht die gleich Ampel wie die Autos benutzen.Fahrräder gelten nach der STVO als Fahrzeuge müssen in der Regel die Straße benutzen!Warum wird dies als Lößung dieses Verkehrsproplem nicht in betracht gezogen.
      Mit freundlchen Gruß
      Der Straßenradler

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    2. Sehr geehrte Frau Christine Lehmann
      Ich gehe davon aus das auf der Straße das Radfahren nicht verboten ist und ich keine Angst vor dem Kraftverkehr habe.wenn ich einmal an dieser Kreuzung treffe werde ich nach der STVO fahren.Das bedeutet,ich werde wie alle andere Fahrzeuge mit meinem Fahrrad auf der Straße fahren und werde den Geweg den Fußgänger überlassen.
      Mit freundlichen Gruß
      Der Straßenradler

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    3. @Anonymus 1+2: Autos und Radfahrer verlaufen an dieser Stelle getrennt, die "Gehwege" haben eine Benutzungspflicht, eine Einordnung auf der Autospur ist aus mehreren Gründen nicht möglich.

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  2. Ich habe sogar vor zwei oder drei Jahren schon mal einen Antrag dazu gechrieben. Aber diese ganze Gegend, Badstraße, Wilhelmsbrücke (die nächste, die autofrei werden soll) und Rosensteinbrücke wird neu organisiert und verkehrsberuhigt, wenn der Rosensteintunell fertig ist. Zwei Mal eine Planung und Umbauten hat man bisher in Stuttgart für den Rad- und Fußgängerverkehr nicht gemacht. Wir müssten dafür eine Mehrheit im zuständigen Ausschuss und im Gemeinderat kriegen. Aber ich hoffe, dass im Zug des Zielbeschlusses "fahrradfreundliches Stuttgart" mit mehr Personal in den Ämtern, einem Ämterkoordinator und mehr Druck auch an solchen Stellen etwas schneller vorangeht, vorausgesetzt, nach der Gemeinderatswahl ist die Zusammensetzung des Gemeinderats so, dass man eine pro-Rad-Politik mit einer Mehrheit durchsetzen kann.

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    1. Haha, als ob in Stuttgart bei Neuplanungen für Radfahrer was gutes herauskäme :-)))

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  3. Die Situation lässt sich einfach lösen.
    Bisher müssen alle Radfahrer und Fußgänger eine komplizierte Schleife laufen. Das zeigt Deine Grafik ja sehr schön.
    Viel einfacher ist die gerade Verbindung zur Straßenquerung. Dadurch würden komplizierte Wegeverbindungen entfallen und die Strecke würde sich fast halbieren. Es sollte dann möglich seine eine einfache Rad- und Fußgängerampel zu installieren.
    Gefahr erkannt. Gefahr gebannt :-)
    Viele Grüße
    Niko

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    1. Das sehe ich auch so. Allerdings erfordert das natürlich eine komplette Umplanung der Kreuzung und der Ampel-Halte für Autofahrende, die noch mehr Ampeln dazu bekommen, die aufeinander abgestimmt werden müssen (denn noch gilt in Stuttgart und überall das Gebot, dass die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Autoverkehrs nicht eingeschränkt werden darf, also Staus verhindert werden müssen). Wenn ich über diese "einfache Lösung" nachdenke, dann frage ich mich auch, warum man dort wohl niemals einen Übergang hingelegt hat und vermute, dass das Risiko, dass Radfahrende direkt rüber sausen, ohne auf rote Ampeln zu achten, als relativ hoch eingeschätzt wurde, gerade übrigens auch im Hinblick auf die Stadtbahn, die ja (auch von Radfahrenden) gerne übersehen wird. Was ich da nämlich nicht haben will, ist ein Z-Übergang für Radfahrer! Ich könnte mir aber denken, dass man heute anders denkt und Radfahrenden zutraut, sich an rote Radlerampeln zu halten.

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  4. Die einzig sinnvolle (und daher für Stuttgart völlig ungeeignete) Lösung ist eine Unterführung, mit der Radfahrer und Fußgänger unter der Stadtbahn und den Autos hindurchrollen, ohne auch nur eine Sekunde warten zu müssen.

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  5. Fahre auch oft am Neckar in Richtung Stuttgart und muss zustimmen, diese Kreuzung ist unübersichtlich und gefährlich geregelt. Das muss geändert werden.
    Seit einigen Monaten/Wochen habe ich mir daher angewöhnt, sofern ich nicht eh schon auf der anderen Neckarseite bin, den Steg über den Neckar beim Hallenbad Cannstatt (Mühlsteg?) zu benutzen. Auf der anderen Seite führt ein eigener, von den Fußgängern getrennter Radweg, bis vor zur Wilhelmsbrücke. Von der Wilhemsbrücke bis zur Rosensteinbrücke dann ein für Radler freigegebener Gehweg (der auch breit genug ist), und dann über die Rosensteinbrücke eine Ampelquerung auf die andere Seite der Brücke. Dann über die Brücke (übersichtlich) zurück auf die Hauptradroute. Damit habe ich die oben genannte gefährliche Kreuzung sicher umgangen, bin dem Fußgängerverkehr um/beim Biergarten und der Wilhelmsbrücke ausgewichen und habe den schmalen Weg zwischen Wilhems- und Rosensteinbrücke vermieden (der auch immer wieder zu Konflikten bei Gegenverkehr führt).
    Alles deutlich angenehmer als die oben beschriebene Kreuzung und sollte m.E. besser ausgeschildert werden.

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    1. Dann kannst du drüben auf der anderen Neckarseite doch auch gleich weiter bis zur Reinhold-Maier-Brücke in St-Münster radeln oder noch weiter, bis zur Aubrücke. Ich fahre die Strecke nicht so gern wegen der Gehwegfahrt zwischen Rosenstein- und Wilhelmsbrücke und der komischen Fußgängerampel, ist mir auch zu umwegig. Aber ist auch ein gute Idee. Wobei ich die Tücken der Anlage am Rosensteinbunker ja kenne. Gefährlich ist das dort für die, die zum ersten Mal dahin kommen ode wenig im Stadtverkehr Rad fahren, die Ausflügler also.

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  6. " Aber auf einem der meistberadelten Radstrecken wird es nicht besser, sondern kritischer, je mehr dort radeln. "

    Beschränkte Kapazitäten und fehlende Skalierbarkeit noch oben sind ja eine bekannte und geradezu klassische Nebenwirkung von separierten Radwegen.
    Ist denn wenigstens die Benutzungspflicht auf den Zu- und Ableitungen der Kreuzung überall aufgehoben?

    Alfons Krückmann

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    1. Alfons, hier treffen Spazierweg-Radstrecken (Neckardamm) auf Fahrbahnen für Autos, die überquert werden müssen. Die Strecke ist zunächst quasi nicht auf der Fahrbahn zu beradeln, habe ich alles schon versucht, es gibt keine praktikablen Übergänge vom Neckardamm auf die parallelen Fahrbahnen. Hier sind keine Radweg-Schilder aufgestellt, denn obgleich dies eine der meistbefahrenen Strecken ist, ist sie zum längsten Teil eine Gehweg (Fußgängerbereich) mit Rad-frei-Schild. Kurios, aber typisch für Stuttgart. Einen Radweg gibt es parallel dazu auf der anderen Neckarseite, nur kommt man zu dem von der anderen Seite nicht hin, man mus zwei Mal den Neckar überqueren. Und er führt gen Marbach, man kann von ihm aber nicht in die Gegenden auf der anderen Neckarseite abbiegen, und da wollen ja auch einige hin. Hätte dieser parallele Radweg vom Schlossgarten her einen Zugang, würde ihn viel mehr Leute nehmen, ich auch. Aber die Wege an der Wilhelma vorbei, die den Zugang bilden würden, sind für Radler (noch) gesperrt.

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  7. Moment mal: Wenn einE RadfahrerIn die Fußgängerampel anstatt der Radampel beachtet, dann müsste er/sie durch den Z-Übergang und schon wäre es nicht "gefährlich". Wählt die betreffende Person aber die Fußgängerampel, fährt dann aber auf der Fahrbahn, so ist dies ja doppelt falsch.

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