30. Juli 2020

Schwabtunnel im August gesperrt

Der Schwabtunnel zwischen West und Süd wird im August für Sanierungsarbeiten komplett gesperrt. Das betrifft nicht nur den Autoverkehr, sondern auch den Fuß- und Radverkehr. 

Ohnehin mögen die meisten Radfahrenden diesen Tunnel nicht so so gern, weil viele Autofahrende nicht akzeptieren wollen, dass Radfahrende hier fahren dürfen und nicht überholt werden dürfen. Meistens werden die Wege ziwschen den Stadtteilen Süd und West über die Hohenzollernstraße bewältigt. Dennoch wird die Sperrung für etliche Radfahrende einen ärgerlichen Umweg bedeuten.


Eigentlich werden nur Wände renoviert. Die Fahrbahnaufteilung wird nicht verändert. Vermutlich verschwinden die Spritzschutzmauern an den Gehwegen, was bei Fußgänger:innen das Unsicherheitsgefühl verstärkt. Das Radeln auf den Gehwegen bleibt verboten. Es gibt keine Möglichkeit auf der knapp 6 Meter breiten Fahrbahn, die von Bussen genutzt wird, eine Radinfrastruktur zu installieren. Der Bezirksbeirat Süd und West bemühen sich seit Jahren, von der Verwaltung ein Verkehrskonzept zu bekommen, dass dazu beiträgt, dass Radfahrende nicht mehr regelwidrig auf den Gehwegen durchradeln, sondern auf der Fahrbahn, und dass sie dabei keine Angst vor zu dicht auffahrenden und zu schnell und eng überholenden Autofahrer:innen haben müssen.

Die Vorschläge sind alle durchdiskutiert, von Einbahn-Systemen, über Ampeln, die immer nur eine Richtung durchlassen, oder auf einer Gehwegseite einen Radweg und auf der anderen nur Fußweg, wie dieser Artikel der Stuttgarter Zeitung auch noch mal zusammenfasst. Es gibt derzeit keine Lösung. Alle drei Verkehrsarten passen nicht in den Tunnel. Wenn alle freundlicher miteinander umgingen, gäbe es kein Problem. Und natürlich gäbe es auch zwei Lösungen:

Man sperrt den Tunnel für den Autoverkehr. Zumindest aber ordent man endlicih Tempo 30 auf den zuführenden Straßen und im Tunnel an. Doc h gegen  Tempo 30 wehrt sich die SSB bislang noch erfolgreich. Die Busfahrer wollen da so schnell wie möglich durch, auch wenn sie de fakto (allemal hinter einem Rafahrer) kaum schneller sein dürften als 30 km/h auf ganzer Strecke. Und gegen eine Sperrung des Tunnels für den Autoverkehr würde es derzeit noch einen Aufstand der autoverliebten Gesellschaft geben. Aber dieser Sperrung im August gibt uns allen, auch der Stadtverwaltung immerhin die Möglichkeit, mal zu schauen, welche anderen Wege sich die Autoverkehrsflüsse suchen und ob es - wie ja immer vermutet - kilometerlange Staus woanders gibt, oder eben nicht.

Und danach wissen wir, ob es sich lohnt, für eine Sperrung des Schwabtunnels für den Autoverkehr zu kämpfen oder eben nicht. Der Kampf aber für Tempo 30 im Tunnel geht in jedem Fall weiter. Es geht ja nur noch um eine Reduktion von 10 km/h. Und eines Tages werden wir das auch  haben.

12 Kommentare:

  1. Kalle (täglicher Schwabtunnel-Pendler, fast immer mit dem Rad, bei Schnee zu Fuß, alle 2 Wochen mit dem Auto):
    Tempo 30 wird doch nur dort eingehalten, wo es die Verkehrslage erfordert. Kein Autofahrer dieser Stadt wird im kerzengeraden und 6 Meter breiten Schwabtunnel freiwillig die Geschwindigkeit drosseln. Es sei denn, es wird gleich noch ein Blitzer an die Decke gehängt.
    Ich fahre nach Möglichkeit immer mit dem Rad auf dem Gehweg, weil ich den Druck auf der Straße nicht aushalten. Falls ich mit dem Auto Durchmuss, überhole ich Radler nie. Allerdings ist es auch hier schwer, den Druck des Hintermannes auszuhalten.

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    1. Danke liebe anonyme Radlerin oder lieber anonymer Radler, für deine Offenheit. Aus Zählungen weiß man, dass etwa die Hälfte aller Radler:innen auf dem Gehweg fahren, was die zu Fuß Gehenden oftmals extrem ärgert. Aber den Druck halten halt nicht viele aus. Und ich kenne das auch, wenn ich mal im Auto fahre, wie schwer das ist, den Druck des Hintermanns oder der Hinterfrau auszuhalten, wenn man selber langsam und mit Abstand hinter einem Fahrrad her fährt. Wir sind alle viel zu sehr auf Geschwindigkeit gepolt. Als ob es darauf ankäme, immer überall und in jeder Lage, so schnell wie irgendmöglich ein paar Meter zurückzulegen.

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    2. Markus aus Sindelfingen3. August 2020 um 20:52

      Eine Frage zur Umleitung! Was ist die besten Alternative?
      Ich komme normal von Süden über die Gebelsberg an der Brauerei vorbei, biege dann vor dem Tunnel links auf die Schickhardt ein. Ich würde nun versuchen, vor der Brauerei auf die Wanner zu wechseln und oben drüber zu fahren, und das letzte Stück Hasenberg wieder runter - zurück genauso.
      Ich hab aber heute in Maps gesehen, dass Hasenberg und Wanner alles rot ist - also Stau.
      Also bergrunter ist das gefährlilch links an den Autos vorbei - und hoch die Abgase, macht auch keinen Spaß.
      Was für Ideen habt ihr zur Umfahrung ?

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    3. Da geht es zu wie im Krieg. Ich fahre jetzt die Schickhardtstraße und Mörikestraße auf dem Gehweg, alles andere ist lebensgefährlich. Ab der Silberburg gibt es dann wieder einen Radstreifen, der aber oft mit Autos vollsteht. Kalle aus Heslach.

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    4. Markus aus Sindelfingen5. August 2020 um 08:36

      Also ich komme ja von Kaltental runter und muss in den Westen. Ich bin gestern die Wannenstraße über den Tunnel rüber gefahren - praktisch Autofrei, dann das Stück Hasenberg wieder runter - hier ist natürlich unten an der Kreuzung Reinsburg Verkehr, aber sehr gut machbar.
      Zurück abends 17 Uhr war an der Ecke die Hasenberg hoch auch Verkehr - aber völlig ok, die Wannenstraße weiterhin fast völlig Autofrei.
      Alternativ kann man nach bzw vor dem Stück Hasenberg wieder die Hohenzollern runter - falls man nicht Richtung Kaltental sondern mehr nach Süden oder Osten muss. Als ich auf dem Heimweg links die Hohenzollern runtergeschaut habe, wars auch völlig ok, kein Stau.

      Wie eben vorgeschlagen, die Mörike bis zur Silberburg, ist ja ein Megaumweg, einige Höhenmeter extra, und ganz um die Karlshöhe drumrum - ok, wer Richtung Rotebühlplatz muss in Ordnung - aber hier gehts ja um die Verbindung in den Westen.
      Wie gesagt: gestern gute Erfahrung zur Primetime (8 Uhr / 17 Uhr) Hasenberg/Wannen

      Grüße,
      Markus

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    5. Danke für den Tipp. Ich bin gespannt, wie es da weitergeht.

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  2. Christine, du hast es völlig richtig erkannt: die einzige Möglichkeit, diesen Tunnel Fahrrad- und Fußgängerfreundlich zu machen, ist ihn komplett für den MIV zu sperren.
    Ob wir das jemals erleben werden?

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  3. Ralph Gutschmidt30. Juli 2020 um 19:23

    Hallo zusammen,

    ja, der Tunnel ist eng und nervig. Aber mit dem Rad auf den Gehweg? Nee, das geht gar nicht. Hier hätte ich prinzipiell auch nichts gegen Kontrollen und Bußgelder, aber dann würden die Kontrollkräfte an wichtigeren Orten fehlen.

    Aber ich verstehe sowieso nicht, warum manche so ein Problem mit dem Radfahren auf der Fahrbahn haben. Wirklich bedrängt wurde ich noch nie. Wahrscheinlich ist es einfach das Gefühl, dass ein Autofahrer vielleicht ungeduldig werden "könnte"?

    Wer nicht durchradeln will, der muss es nicht tun. Aber bitte nicht rücksichtslos an den Fußgängern auslassen. Dann eben schieben.

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    1. Lieber Ralph, ich fürchte, wir müssen akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich ticken und etliche den Druck nicht aushalten, den Autofahrende im Tunnel machen. Mir ist mal einer ziemlich dicht gefolgt und hat mir, als wir an der Ampel nebeneinander standen gesagt: "Das ist lebensgefährlich, was Sie machen." Ich habe ihm geantwortet: "Sie passen ja auf mich auf." Und dass manche Angst kriegen, wenn von hinten einer schnell kommt und sie im Schwung überholt, obgleich von vorn der Bus kommt, kann ich schon gut verstehen. Man weiß ja nie so genau, ob der Autofahrer die Entfernungen und das Tempo des Fahrrads richtig einschätzt. Tatsächlich aber sind keine Unfälle im Tunnel bekannt, weshalb die Stadt da auch keinen Handlungsbedarf sieht. Ich denke nach wie vor, Tempo 30 wäre da schon mal eine ganz gute Kompromisslösung.

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    2. Ralph Gutschmidt31. Juli 2020 um 23:43

      Unterschiedlich ticken darf man gerne. Aber seinen Tick an Fußgängern auslassen ist nicht in Ordnung. Die werden durch Gehwegradler enorm belästigt, obwohl sie gar nichts dafür können.

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  4. Ich habe da eine etwas komische Idee... wenn der Tunnel nicht breit genug ist, um die drei Verkehrsarten nebeneinander zu führen... könnte man sie übereinander führen? Der Tunnel ist ja recht hoch, Platz wäre also da. Man müsste allerdings irgendwie sinnvoll den zusätzlichen Höhenunterschied überwinden und in der oberen Hälfte vor Abgasen schirmen.

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    1. Ich glaube, zwei Busse passen nicht übereinander. Das beste wäre eine Ampelregelung für den MIV. Immer nur in eine Richtung auf einer Spur. Die MIV stehen doch dann eh spätestens Ecke Böblinger Straße bzw. Ecke Rotebühlstraße an der Ampel und stauen sich.

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