6. Januar 2021

Z-Übergänge sind für Radfahrende gefährlich

Z-Übergänge über Stradtbahngleise sollen Fußgänger:innen zwingen, in die Richtung zu schauen, aus der die Stadtbahn kommt, bevor sie die Gleise betreten. 

Bei Radfahrenden klappt das nicht. Sie schauen beim zweiten Gleis in die falsche Richtung. Denn ihr Umrundungsradius ist größer. Es geht darum, dass Fußgänger:innen zuerst nach links schauen, sich dann umdrehen und dabei automatisch nach rechts schauen. Fußänger:innen gehen auf zwei Beinen, sie drehen sich um die eigene senkrechte Achse. Radfahrende aber sitzen auf einem fast zwei Meter langem Gerät. Oder sie schieben dieses lange Gerät.

Sie fahren um die erste Schranke herum, dabei müssen sie einen Halbkreis fahren (oder schiebe). Weil sie in einem Radius von mehr als einem Meter um die Schranke herumfahren, schauen sie erst im letzten Moment nach rechts und befinden sich damit bereits so gut wie auf den Gleisen der Gegenrichtung. Zumindest sehen sie die Stadtbahn viel später als ein Fußgänger, der sich ja gleich nach der Schanke umdreht. Zudem sind Radfahrende mit dem herausfordernden Manöver beschäftigt, mit lenken und balancieren und abzirkeln. (Ich habe das mit meiner Kamera hier mal nachzustellen versucht. Erst wenn ich mit dem Vorderrad schon auf den zweiten Gleisen bin, schaue ich in die Richtung, aus der die Bahn kommt.

Deshalb halte ich diese Übergangsform über Bahngleise für Radfahrende für nicht geeignet. Sie verringert das Risiko nicht, sie verstärktes eher.

Berliner Platz
Am Berliner Platz liegen die Gleise etwas weiter auseinander, sodass Radler auf dem für sie organisiierten Z-Übergang eine Chance haben, die Bahn zu sehen. Aber knapp ist es auch hier. 

Die einzige Z-Schranke, die ich kenne, wo dieses Risiko nicht besteht, ist die, die beim Flora und Fauna an der Haltestelle Leuze über die Gleise führt. Die ist nämlich so weit, weil die Gleise so weit auseinander liegen, dass Radfahrende beim Manövrieren immer in die richtige Richtung schauen. So geht das immerhin. Wenn man auch durch Fußgänger:innen kibbelt, was für eine Hauptradroute schon ziemlich schlecht ist. 

Nachtrag heute: Ich habe vom ADFC die Information bekommen, dass auch er an dieser Frage dran ist. Es gibt einen Z-Übergang in Heumaden, wo es bislang wohl in einem recht großen Zeitrum drei tödliche Unfälle gegeben hat. Hingegen wurden keine Unfälle beobachtet oder bekannt, die sich am Lautlinger Weg in Möhringen ereignet hätten, wo ein viel beradelter landwirtschaftlicher Weg die Bahn mit Ampelanlage quert. Z-Übergänge sind natürlich nicht aus Lust und Laune entstanden, sondern aufgrund eingehender Forschungen. Offenbar sieht man gelbes Blinklicht (Springlichgter) leichter und schneller als Ampeln, wenn es um die Querung von Bahnlinien geht. 

Ich bemerkte hier auch nur, dass diese Z-Übergänge für Radfahrende nicht so eng sein dürfen wie die für Fußgänger:innen. Mehr nicht. Es ist ein Phänomen, dass Stadtbahnen so leicht übersehen werden (also nicht gesehen werden), sowohl von Autofahrenden, als auch von Fußgänger:innen, als auch von Radfahrenden. Während wir einen Blick für Autos entwickelt haben, erkennen wir Stadtbahnen seltsamerweise oft nicht, wenn sie unseren Weg kreuzen werden.


19 Kommentare:

  1. Seit Jahren frage ich mich, warum es in Stuttgart so viele Unfälle mit der U-Bahn gibt: Mit allen Verkehrsträgern. Eigentlich ist das quietschgelb nicht zu übersehen. Gibt es darüber eine Statistik? Im bundesweiten Vergleich? Claudia

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    1. Ralph Gutschmidt6. Januar 2021 um 13:59

      Sind solche Z-Überwege denn auch auf Radwegen? Wenn sie nur auf Fußgängerwegen sind - sei er auch für Fahrräder freigegeben - dann geht die Sicherheit der Fußgänger vor. Ich wüsste auch keine richtig gute Alternative.

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    2. seit einführung verursacht die stadtbahn sehr viele unfälle/todesfälle. eine zeit lang war sogar in der presse gar nichts davon zu lesen. das ding ist eine fehlentscheidung - eine auf der strasse fahrende bahn heisst strassenbahn und ist entsprechend langsam, eine stadt/U Bahn fahrt völlig separat -am besten unterirdisch und kann wegen entfallender kreuzungen uach schnell fahren- aber wir sind in stuttgart - bei den sparenden schwaben. Eigentlich gehören solche stark frequentierten bahnübergänge mit schranken versehen, was leben rettet, aber geld
      kostet und den schwabenstreich deutlich machen würde- als lieber so durchwursteln.

      grüsse tho

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    3. @ralph, ja, es gibt auch solche Z-Übergänge auf benutzungspflichtigen Radwegen. Meiner ist in Fellbach, Stuttgarterstr./Esslingerstr. Er befindet sich auch noch in einer Kurve und ist wirklich eng. Ich schaue immer vorher ob aus beiden Richtungen etwas kommt. Sobald ich im Z-Übergang drin bin muss ich mich so darauf konzentrieren nicht in die Gleise mit dem Vorderrad zu kommen, da geht eigentlich meine ganze Aufmerksamkeit drauf. Zumal das Problem des Toe-Overlap dazu kommen kann.

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  2. Ich stimme dir zu, das Umlaufsperren nicht dazu geeignet sind, Radfahrern eine sichere Überquerung von Gleisen zu ermöglichen. Aber der Berliner Platz als Beispiel taugt nicht. Da gibt eine Radverkehrsführung auf der Fahrbahn der Schloßstrasse, die man benutzen kann und sollte.

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    1. Wenn man die Schlossstraße entlang kommt (Richtung Berliner Platz und Innenstadt), und nach links Richtung Liederhalle will, dann wird man über den Fußgänger-/Rad-Übergang und durch den Z-Übergang geführt.

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  3. Diese Z-Übergänge sind auch für Fahrräder mit Kinderanhänger, Cargo-Bikes und Velomobile oft unbenutzbar :(

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  4. Und noch eine Gefahr muss man bedenken: Man befindet sich auf dem Überweg, eine Stadtbahn naht (oder gleich aus beiden Richtungen je eine). Womöglich strömen gerade andere Personen durch die Z-Gitter, um ganz vorne an der Linie zu warten. Und wenn man dann mehr als ein normales Fahrrad hat, zum Beispiel einen Hänger mit Kindern drin...

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    1. Frank, du hast völlig Recht, ich hätte das vermtulich auch noch erwähnen sollen, aber ich wollte mich hier mal nur mit einer wenig beachteten Gefährlichkeit von Z-Übergängen beschäftigen, weil es da ja achon tödliche Unfälle gab.

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  5. Die Verantwortlichen befürchten, ohne Z-Übergang würden Fußgänger und Radfahrer ohne zu schauen geradlinig die Gleise queren. Weil ja Fußgänger und Radfahrer alle doof sind und ständig ohne zu schauen Straßen überqueren- scheint man bei den Planern jedenfalls zu meinen. Diese Querungsmöglichkeit stellt eine Diskriminierung dar und bietet keinerlei Sicherheit. Am neu gebauten Kreisel Solitudenstraße/Engelbergstraße wurde wieder so ein Mistding gebaut.

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    1. Fußgänger und Radfahrer sind nicht ALLE doof, aber manche eben schon.

      Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen.

      Folgendes ist passiert:

      Vor einem Zebrastreifen war ein eben solcher Z-Übergang installiert, um Fußgänger und Radfahrer die da beide auf dem Weg davor gehen/fahren dürfen daran zu hindern einfach über die nicht einsehbare Straße zu rennen.

      An dem Tag damals hatte dann aber der hiesige Bauhof die nicht fest installierten Z-Gitter abgebaut um mit dem Auto in den Weg zu fahren um die Bäume dort zu schneiden.

      Ergebnis: prompt ist mir ein Fußgänger ohne rechts und links zu schauen direkt vor das Auto gerannt.
      Ich konnte bremsen, weil ich vor dem Zebrastreifen bremsbereit war, die Autofahrer hinter mir war zu schnell unterwegs und zu langsam mit der Reaktion und ist mir hinten drauf gefahren.

      Mit den Z-Gittern wäre das nicht passiert, weil der Fußgänger zwangsgebremst wurde.

      Weil die Gitter nicht da waren hatte ich dann jede Menge Streß mit der nötigen Reparatur und Versicherung.

      Also ganz klar: PRO Z-Gitter! Ob die immer genügend Platz für Fußgänger und Radfahrer lassen ist eine andere Frage.

      Nebenbei: wer mit dem Fahrrad da durch fährt und nicht absteigt und schiebt, der braucht sich auch nicht zu beschweren, wenn was passiert.

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    2. Ganz so einfach ist es nicht, Michael. Arbeitsgruppen haben untersucht, was Stadtbahnübergänge sicherer für Fußgänger:innen macht und dabei offenbar herausgefunden, dass Blinklichter eher Aufmerksamkeit erregen als rote Ampeln (vor allem Fußgängerampeln). Gelb gilt allgemein als auffälliger in der Wahrnehmungspychologie als Rot. Es ist schon ein Phänomen, dass Stadtbahnen offenbar nur schwer erkannt werden. Auch Autofahrende biegen ja immer wieder genau vor eine Stadtbahn ab.

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    3. @Anonym: Auch ohne Z-Gitter haben Fußgängerinnen und Fußgänger am Zebrastreifen vorrang, ob man da schaut oder nciht spelt keine Rolle. Auch was den Auffahrunfall angeht liegt die Schuld ganz klar bei demjenigen der aufgefahren ist da offenbar kein ausreichend großer Abstand oder keine angepasste Geschwindigkeit vorhanden war. Bitte nicht dort nach Schuldigen suchen wo keine sind!

      Jan

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    4. @anonym 06.01.2021 13:40 Uhr
      Fußgänger haben auf Zebrastreifen immer Vorrang und Autofahrer müssen ihre Geschwindigkeit anpassen.

      Aber Sie haben recht, ein Z-Gitter hätte diesen Unfall vermutlich verhindern können. Allerdings hätte es auf der Fahrbahn stehen müssen, damit die Autofahrer zum einen abgebremst werden und zum anderen gezwungen werden, vor dem Queren des Zebrastreifens nach links und rechts zu schauen.

      Man kann sich dann zusätzlich überlegen, den Übergang so schmal auszulegen, dass die Fahrer aussteigen müssten, um ihre Fahrzeuge zu schieben.

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    5. @Christine: Ja ich finde die gelben Wechselblinker auch toll und habe ja mit keinem Wort etwas anderes behauptet.
      @Anonym: Du gibst dem Fußgänger die Schuld, das Autofahrer nicht vorausschauend fahren? Stets bremsbereit sein und mit allem rechnen. Erst recht in der nähe von Fußgängerüberwegen. Und warum war der Weg überhaupt unübersichtlich? Vermutlich wegen zugeparkter Straßenränder.

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  6. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie ich einmal ein mit Reisegepäck beladenes Rad durch so eine enge Schranke manövriert habe und ich so sehr damit beschäftigt war, mit den Fahrradtaschen nicht hängenzubleiben und das schwere Rad nicht umkippen zu lassen, dass ich von meiner Umgebung nichts mehr mitbekommen habe. Ist mir erst hinterher aufgefallen, wie abgelenkt ich in dem Moment war und hat mich echt erschrocken.

    Gilt auch für alle anderen Arten von Gittern, Pollern, Bremsschwellen etc, die man oft dort findet, wo Radwege auf Straßen treffen. Als Radfahrer muss man sich dann immer gleichzeitig auf das Hindernis und den Straßenverkehr konzentrieren.

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  7. Ralph Gutschmidt6. Januar 2021 um 14:01

    Sind solche Z-Überwege denn auch auf Radwegen? Wenn sie nur auf Fußgängerwegen sind - sei er auch für Fahrräder freigegeben - dann geht die Sicherheit der Fußgänger vor. Ich wüsste auch keine richtig gute Alternative.

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    1. Gute Alternativen? Wie sind denn Übergänge für den Autoverkehr gestaltet? Ein Schranke, die sich automatisch schließt! Einfacher und fehlerverzeihender geht es nicht. Aber für alle übrigen Verkehrsteilnehmenden muss halt ein kleines gelbes Blinklicht reichen.

      PS: nach dem tödlichen Unfall zwischen Heumaden und Ruit gab es auch deutliche Hinweise, dass das kleine gelbe Blinklicht noch nicht einmal richtig funktioniert hat...

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  8. Jörg
    Die Stadtbahn wird übersehen weil sie viel rast. Wer sein Fahrrad mit in dem Bahn nimmt und den Radcomputer laufen läßt sieht, was auch jedes Handy verraten kann. Die Bahn rast. Sie fährt 20 km/h schneller als erlaubt. Für alle ist bei 50 km/h in der Stadt Schluß. Bei Autos sind Raser Unfälle mit schlimmsten Folgen nichts ungewöhnliches. Man muss sich wirklich fragen, ob 70 km/h mitten in der Stadt sein müssen.

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