2. Dezember 2020

Fahrrad, dein Name ist Freiheit

Eine 85-Jährige freut sich, dass sie noch mobil ist, will nicht mehr Fahrrad fahren und feiert darum das Auto. So geschehen in der Stuttgarter Zeitung.

Wenn sie noch Auto fahren kann, ist das ja sehr schön für sie. Dieses Vergnügen will ich ihr nicht abschwätzen. Ihre Überlegungen enthalten allerdings ein paar Irrtümer oder eben unwahre Behaupgungen. Und auf die möchte ich hinweisen. 

Sie schreibt, das Auto sei eine geniale Erfindung, mit der man Kinder sicher transportieren könne und so, dass sie den Abgasen, die durch Autos erzeugt werden, nicht ausgesetztz seien, anders als im Kinderanhänger im Fahrrad. Das ist verkehrt. Sie weiß nicht, dass sich in der Fahrkabine eines Autos viel mehr Luftgifte sammeln als man auf Rädern oder Spazierwegen ausgesetzt ist. Auch wenn Radfahrende und Kinder (im Anhänger) natürlich den Atemgiften ausgesetzt sind, die Autos erzeugen, so sind sie besser gewappnet als wenn sie im Auto sitzen. Denn Menschen, die sich viel bewegen, wehren auch Atemgifte besser ab, das gilt auch und gerade für Kinder. 

Und sie, die sich für unser aller Zukunft nicht mehr interessieren muss, sagt etwas, was ich immer wieder höre: Das Auto gehöre zu Deutschland, hier wurde es erfunden, in Stuttgart sei die erste Autofabrik entstanden. Ja, stimmt, aber, was schließen wir daraus? Dass es immer so bleiben muss oder auch wird? Deuschland stand einmal für Kuckucksuhren und im Schwarzwald gab es die Industrie daszu. Baden-Württembergg war mal ein Schuh-Land mit unendlich vielen Schuhfabriken. Die witschaftlichen Umbrüche, die über diese und andere Industrien hinweg gegangen sind, waren übrigens mindestens so teuer für die Menschen, die von diesen Industrien abhängig waren, wie es der Abschied von der Autoindustrie sein wird. Unser guter alter Autobauer macht nicht den Eindruck als sei er auf die neuen Märkte vorbereitet. Noch immer tragen wir Schuhe, genauso wie wir noch sehr lange Auto fahren werden. Es geht aber eben darum, dass das Autofahren nicht alternativlos ist, sondern dass andere andere Verkehrmittel nehmen können, die weniger giftig für uns Menschen sind, ohne sich gefährdet und an den Rand gedrängt zu fühlen. Lassen wir doch einfach die Leute auch Rad fahren, die das gerne wollen und die das Fahrrad für eine klasse und nützliche Erfindung halten.

Ist doch klar, dass einer sehr alten Frau das Autofahren Spaß macht, weil die Knie weh tun, sie aber damit noch, ohne gehen zu müssen, irgendwohin kommt. Genau die Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, sollen weiterhin so ein Teil nutzen können. Niemand fordert, dass sich alles aufs Fahrrad setzen. Das ist immer so ein Missverständnis. In allen autofreien Bereichen unsere Städte haben wir jede Menge Parkhäsuer und Behindertenstellplätze. Alles gut! Keine Panik! Wer nicht mehr gehen und nicht mehr Rad fahren kann und wer die öffentlichen Verkehrsmittel nicht nutzen kann weil er oder sie nicht mehr standfest genug ist, der/die kann ja Auto fahren. Und wer wahnsinnig gern Auto fährt, soll doch fahren. Nur sollte sie/er nicht von sich auf andere schließen und die eigenen Bedürfnisse auf alle hochrechen.

Mir macht es beispielsweise mehr Spaß, mit dem Fahrrad zu fahren, ich bin wendiger, ich komme schneller an, ich fühle mich mitten in der Stadt, ich sehe und treffe Leute, ich spüre Wind und Wetter, ich bewege mich und genieße die Bewegung, die mich mit vergleichsweise geringem Kraftaufwand recht schnell vorwärts bringt. Und wir wissen, dass derzeit eine Jugend heranwächst, die sich kaum noch bewegt, die auch kaum Räume hat, wo sie sich bewegen kann, weil das Auto überall dominiert und Gefahr verbreitet. Es ist in jedem Fall gesünder für ein Kind, nicht mit dem Auto gefahren zu werden, sondern jeden Kilometer selbstaktiv zurückzulegen. Das Gefühl der Freiheit entsteht ganz direkt auf dem Fahrrad. Im Auto entsteht es nicht, vor allem dann nicht, wenn man mit Tausenden anderen im Stau steht. Es ist eher der Gedanke, den man hat, wenn man zu Hausse sitzt: Ich habe die Freiheit, in mein Auto zu steigen und irgendwohin zu fahren. Dann aber ärgere ich mich über andere Autofahrende und darüber, dass ich keinen Parkplatz kriege, wo ich ihn haben will.

Und es stimmt auch nicht, dass Stuttgart wegen der Hügel und der Enge niemals Fahrradstadt werden könne. Das Pedelec niveliert alle Steigungen, und auf den Fahrbahnen ist ja durchaus genügen Platz für Fahrräder. Es ist ja eher Rücksicht auf Autofahrende, dass man Radstreifen und Radwege anlegt, um die Geschwindigkeiten zu trennen. Der Radverkehr wid auch nicht mehr abnehmen, er wird eher noch zunehmen. Es kann da keine Rückentwicklung geben. Warum auch?



35 Kommentare:

  1. Auch ich habe diesen 'skurrilen und latent verstörenden' Artikel gelesen. Und fragte mich danach: Was will mir dieser Artikel eigentlich sagen? Meine Antworten:

    1. Das Verlagshaus der STZ/StN betreibt wieder mal 'Politik' und Stimmungsmache: Pro Auto. Wiederholungstäter: Stichwort S21

    2. Die Deutschen haben ein hochgradig gestörtes Verhältnis zum Auto.

    3. Empfinde ich es als hochgradig egomanisch und rücksichtslos, wenn 85jährige hinter dem Steuer sitzen

    4. Komme ich zu dem Ergebnis: Der Artikel ist für die Mülltonne. Klaus Schaal

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Was ist falsch daran, wenn eine 85-jährige noch Auto fährt?
      Wenn sie geistig fit ist und sich zurecht findet, ist sie mir 100mal lieber als so ein Jungspund mit 18, der rumrast, rücksichtislos ist und seine Karre nicht im Griff hat.
      Jemanden nur wegen seines Alters als egomanisch und rücksichtslos zu bezeichnen, nur weil er/sie noch Auto fährt, halte ich für hochgradig diskriminierend. Meine Eltern gehören zur Altersgruppe 80+, sind fit, fahren beide noch Auto und ich habe keine Angst mitzufahren. Sie fahren beide noch sicher.
      Gruß
      Karin

      Löschen
    2. Ja, richtig, Karin. Alte Menschen, die fit genug sind für die Teilnahme am Fahrzeug-Verkehr, sollen an Mobilität mit größerer Reichweite teilnehmen und nicht gezwungen werden, zu Fuß zu gehen, sondern Fahrzeuge ihrer Wahl zu benutzen.

      Deinen anderen Punkten stimme ich dagegen zu, Klaus.

      Diese Art von Diskriminierungsversuchen taucht selten, aber immer wieder mal bezogen auf Autofahrer:innen auf, regelmäßig und richtig massiv aber auf Pedelec-Fahrer:innen.

      Da soll Leuten das Recht abgesprochen werden, mobil zu sein, nur weil sie sich und andere gefährden könnten, weil sie weniger reaktionsschnell sind und schlechter sehen als ein

      - voll konzentrierter,
      - voll gesunder und keine Medikamente nehmender,
      - nicht abgelenkter,
      - sportlicher,
      - rauschmittel-abstinenter,
      - nicht unter Stress und Zeitdruck stehender,
      - nervenstarker,
      - nicht cholerischer
      - bei jedem Abbiegen blinkender
      - nie den Schulterblick vergessender
      - sich immer an die Höchstgeschwindigkeit haltender
      - nie an unübersichtlicher Stelle überholender
      - in keiner unübersichtlichen Verkehrssituation überforderter
      Mitt-Zwanziger.

      Löschen
    3. Die Realität sieht wohl anders aus. Senioren ab etwa 70 scheinen ein steigende Risiko mitzubringen. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Tarife für die KFZ-Haftpflichtversicherung für Fahrer über 70 teilweise drastisch steigen.

      Tarife werden typischerweise an der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens und der möglichen Schadenshöhe bemessen.

      Löschen
    4. Die Versicherer sind da gnadenlos objektiv. Die Eintrittswahrscheinlichkeit steigt drastisch. Ganz viele "harmlose" Parkrempler und natürlich mit dem Alter zunehmend häufiger ein medizinischer Totalausfall, wo dann ein Auto als unkontrolliertes Geschoß irgendwo einschlägt.

      Dennoch, es gibt eine gewaltige Bandbreite darin, bis zu welchem Alter die Leute körperlich und geistig fit bleiben. Eine pauschale Altersgrenze ist abwegig und diskriminierend.

      Schwierig ist es natürlich immer im Einzelfall, wenn der/die jeweilige Seiniorin ihre Fähigkeiten völlig falsch einschätzt. Wie bringt man es schonend bei, wenn die Einsicht fehlt, wie erträgt man die Auseinandersetzung oder wie erträgt man die Schuldgefühle, wenn man gekniffen hat, nichts gesagt hat und moralisch am Tod eines Unfallopfers mitschuldig geworden ist.

      Daher halte ich regelmäßige medizinische Checks (wie bei Piloten) in jedem Alter eigentlich für eine gute Lösung. Wenn alle nur eigenverantwortlich handeln würden...!

      Löschen
    5. Versicherer betrachten einfach aufgelaufene Schadenssummen und erstellen darauf basierend einer Prognose für die Zukunft.

      Interessant finde ich das Argument gegen pauschale Altersgrenzen. Bei Fahranfängern sind die meisten auch nicht so kleinlich. Da kann man dann lesen "in der Altersgruppe zwischen 18 und 25". Hier fällt der 24-jährige, der 6 Jahre unfallfrei fährt genauso rein. Wieso sollen Senioren eine andere Behandlung genießen?

      Löschen
    6. Und eine Regulierung kann man über Eigenverantwortung implementieren. Oder über den Geldbeutel.

      Mir ist vor Jahren in ein fast neues Auto eine Mittsiebzigerin gerauscht. Ich parkte am Straßenrand. Schaden ca. 15.000 Euro. Ihr Sohn hat sich dann im Nachgang mehrfach entschuldigt. Er sei vor allem froh gewesen, dass niemand in dem geparkten Auto saß und dass es nur ein Auto und kein Fußgänger war, den seine Mutter erlegt hatte. Er würde dafür sorgen, dass dies die letzte Fahrt seiner Mutter wäre. Ob es stimmt?

      Den Schaden hat seine/ihre Versicherung geregelt.

      Löschen
    7. Der steigende Anteil von Senioren in der Unfallstatistik ist schlichtweg der Tatsache geschuldet, dass ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stetig wächst.

      Wenn man wirklich was gegen die absolute Unfallwahrscheinlichkeit tun will, müsste man dem Jahrgang das Autofahren verbieten, der zahlenmäßig die meisten Unfälle verursacht. Der ist dann weg. Im nächsten Jahr wieder der Jahrgang, der die meisten Unfälle verursacht hat, usw., alle Jahre wieder.

      Wetten, dass die Senioren dabei ganz zum Schluß drankämen? Lange vorher wären alle anderen "raus".

      Oh, jetzt finden wir die Idee, irgend jemandem das Autofahren zu verbieten nicht mehr toll, oder?

      S. Schwager, Fürstenfeldbruck

      Löschen
    8. Ihre Argumentation ist leider falsch. Wenn es nur daran läge, dass die Gruppe der Senioren größer wird, dann würden die Beiträge nicht steigen. Und schon gar nicht drastisch. Das größer werdende Schadensrisiko würde sich auf eine größere Anzahl von Schultern verteilen. Und damit wird der Beitrag des einzelnen gering bleiben.

      Zu Schadenshäufigkeiten bezogen auf das Alter der Unfallverursacher können sie sich gerne in den Unfallstatisiken von Destatis informieren. Dann brauchen Sie auch nicht mehr wetten. Sondern dann wissen Sie.

      Löschen
  2. Medien wie die Stuttgarter Zeitung sollten es sich verbieten, solchen von Falschinformationen strotzende Meinungsäußerungen zu veröffentlichen. Das ist eben keine Meinungsfreiheit mehr, sondern Irreführung.
    Zu lange hat man so auch Leugnern der Klimakatastrophe im Rahmen einer falsch verstandenen Ausgewogenheit eine Plattform geboten.
    Da machen die meisten Medien sich mitverantwortlich.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Zeitlich wurde der Artikel extrem gut geplant platziert. Einen Tag nach Ende der Fahrrad-Klimatest-Umfrage mit der Frage, wie die Presse über das Fahrradfahren berichtet.

      Schlecht recherchiert, Fakten verdreht und daraus falsche Schlussfolgerungen gezogen. Dass der Chefredakteur nicht gemerkt hat, wie der Artikel gegen die Presse-Ethik verstößt?

      Löschen
  3. Ich finde auch, man sollte jedem "seine" Fortbewegungsart zubilligen. So wie es beim Essen "Flexitarier" gibt, gibt es auch im Verkehr "Fleximobile". Es gibt aber in beiden Gruppen auch "Festgelegte", die nur eine Version akzeptieren und denken, sie müssten diese allen anderen aufoktroyieren. Das ist eine Einstellung gegenüber anderen. Das berühmte "Leben und leben lassen". Soll bitte jeder, die für ihn liebste Fortbewegungsart auswählen. Ich hasse Busfahren, bin aber ein großer Straßenbahnfan, fahre gerne mit dem Rad und auch mit dem Auto. Bahnfahren ist eher ein Abenteuer, da ich aufgrund meiner Erfahrungen eher selten fahre. Ist das jetzt schlecht, dass ich eher flexibel bin und kein "eingefleischter (was auch immer)"?
    Artikel in der Zeitung sind nicht unbedingt ausgewogen, sind haben meistens eine Tendenz zu einer Seite. Heute gibt es einen Artikel über eine 85jährige (begeisterte) Autofahrerin und morgen vielleicht einen über eine begeisterte Pedelecfahrende Stadträtin ;)? Ist das dann auch tendenziös? Es sind persönliche Einstellungen, Umstände und Abwägungen.
    Gruß
    Karin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Kartin, es ist ja immer auch das, was wir hier als Kommentator*innen draus machen, und du hast sicher verstanden, dass ich auch niemandem die Wahlfreiheit abspreche. Mich haben nur die Falschinformationen geärgert. Ich denke, auch in reinen Meinungsartikeln, die ja wirklich eine Zeitung auch bereichern, sollten die Fakten stimmen, also wirklich vorher ein bisschen recherchiert worden sein. Und ich konnte nich so stehen lassen, dass Autos sicherer und gesünder sind für die Kinder, die zur Schule müssen.

      Löschen
    2. Die Liste der falschen Fakten und Schlussfolgerungen in dem Artikel ist noch weit länger. Genauso stört mich der unlautere Umgang mit rhetorischen Fragen.

      - "Fahrradwege in Stuttgart. Was bringen sie wirklich?": Da fehlt eindeutig der Hinweis darauf, wie wenig Quadratmeterfläche reine Radwege es in Stuttgart gibt im vergleich zu den Quadratkilometern, die exklusiv dem Kfz-Verkehr reserviert wurden.
      - Es fehlt der Hinweis darauf, dass davon auch noch viele seit StVO-Novellen und Neuauflagen technischer Regelwerke, d.h. seit über 10 Jahren nicht mehr legal so betrieben werden dürften. (Bei den Tunneln für den Kfz-Verkehr wird regelmäßig die Sicherheit überprüft und millionenschwer nachgerüstet.)

      Kein Hinweis darauf, dass gerade WEGEN der engen Platzverhältnisse es widersinnig ist, das Verkehrsmittel mit dem absolut höchsten Flächenverbrauch zu fördern (pro Person ein mehrfaches in Bewegung, Faktor 6-8 im ruhenden Verkehr), vor allem da die Autos zu weniger als 25% genutzt werden (typischer PKW ist 5-Sitzer, im Schnitt fahren aber nur 1.3 Personen mit).

      Löschen
  4. Guter Artikel. Auch Radfahrer sind Autofahrer und das Autofahren ist auch gar nicht das Problem, sondern die exzessive Nutzung dessen. Wasser ist unsere Lebensgrundlage und trotzdem kann es uns auch umbringen.

    AntwortenLöschen
  5. Ich habe mich gewundert, dass ich diesen Artikel überlesen habe, habe den Link zur StZ angeklickt und gesehen: Sibylle Krause-Burger. Achso. Die lese ich schon lange nicht mehr, weil ich mir in ihren Kolumnen schon lange keine seriösen Informationen mehr begegnet sind.

    AntwortenLöschen
  6. Jörg
    Es ist keine Diskriminierung wenn ich wegen dem Alter, die Fahrtüchtigkeit anzweifle. Auch wenn ich noch viele Jahre Arbeiten muss, spüre ich die Einschränkungen des Alters. Es ist ein Graus in welchen gesundheitlichen Zustand meine Elterngeneration Auto fährt. Es ist unverantwortlich, ich werde so hoffentlich nicht mehr fahren dürfen.

    AntwortenLöschen
  7. Das Fahrrad wurde doch auch in Deutschland erfunden. Das zählt doch dann auch als Argument pro Fahrrad!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Je nach Definition.
      Da können jeweils immer mehrere Länder die Erfindung für sich reklamieren, ob nun Auto, Fahrrad, oder was auch immer.

      Löschen
  8. Ich bin froh über die Wahl unseres neues Oberbürgermeisters, auch wenn einige das hier anders sehen.

    Mit Herrn Nopper wird dieser ideologische Kampf gegen den Autoverkehr ein Ende nehmen. Zum Beispiel kein Abbau der oberirdischen Parkplätze in der Innenstadt mehr, kein Infrastruktur-Rückbau wie er zum Beispiel in Wangen geplant ist (Wegnehmen einer ganzen KfZ-Fahrspur nur wegen einer Radroute!) und die Pläne mit dem Rückbau der B14 an der Oper sind damit bestimmt auch Geschichte. Auch diese monatliche Fahrrad-Demo, die die komplette Innenstadt lahmlegt und zum einzigen Ziel hat, die Autofahrer zu provozieren, wird unter ihm sicher nicht mehr genehmigt.Wir sind eine Autostadt und keine - Irrtum von Hr. Kuhn - Fahrradstadt.

    Für das Fahrrad wurde in den letzten Jahren genug gemacht. Das Fahrrad ist ein Fortbewegungsmittel aus dem vergangenen Jahrhundert, nicht umsonst wurde es vom erfolgreicheren Bewegungsmittel - dem Auto - verdrängt. Das Auto ist eine Errungenschaft der Gegenwart. Jetzt wird es Zeit, statt in die Vergangenheit, wieder nach vorne zu blicken und mal wieder was für den Autoverkehr zu tun, durch zum Beispiel den Nord-Ost-Ring, die Filderauffahrt und vielleicht auch einen zweispurigen Ausbau des Heslacher Tunnels (der ja von Anfang an unterdimensioniert war).
    Das Fahrrad sichert kaum Arbeitsplätze, dafür sind die Umsätze viel zu gering. Nur das Auto kann unseren Wohlstand sichern. Und deshalb muss man auch eine entsprechende Infrastruktur dafür bereitstellen. Idealerweise fahren die Leute dann Autos unserer ortsansässigen Hersteller, dann bleibt das Geld gleich in der Region und allen geht's gut.Wer mit dem Fahrrad fahren will (auch ich tue das), der kann auf den Wald- und Feldwegen fahren, das ist erholsam und macht Spass.Die Straßen überlassen wir dann doch lieber dem richtigen Verkehr, für den sie auch gebaut wurden. Wer irgendwo hin muss, kann ja die Öffis oder einfach das Auto nehmen.
    Heinz Scheiffele

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Jörg
      Ein Oberbürgermeister ist nicht der König von Stuttgart. Nopper wird wohl ähnlich "grün" handeln wie Kuhn. Die Auflösung kriegen wir in ca. 4 Jahren.
      Verkehr lahmlegen? Machen das die Autofahrer nicht immer wieder selber. Man nennt es Stau. Der ihm Stau stehende ist Teil des Problems.
      Nord-Ost Ring es wird eine neue Brücke in Neckarrems gebaut. Sagt Ade zum Nord-Ost Ring.
      Richtiger Verkehr = MIV -- lustige Definition

      Löschen
    2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

      Löschen
    3. @ Heinz Scheiffele: bitte trenne bei Deinem eigenen Beitrag sauber Fakten von Ideologie. Als hilfreichen Beitrag zur sachlichen Erörterung, könntest Du bitte die konkreten Studien, Beispiele und Vorgaben aus Verwaltungsvorschriften nennen, auf die Du Dich mit Deinen Argumenten stützt? (Hinweis: Ich rede Dich mit dem "Radfahrer-Du" an, weil Du offensichtlich Freizeitradler bist, wenn auch noch kein Alltagsradler)

      In diesem Blog argumentieren die meisten mit differenzierter Sicht, nicht mit dogmatischem entweder-oder.

      In Stuttgart besteht hoher Bedarf an Mobilität auf Strecken, die über den erreichbaren Radius von Fußgängern hinausgehen. Ein PKW hätte zwar Platz für 5 Personen, wird im Schnitt aber nur für den Transport von 1,3 Personen (und vermutlich eine halbe Stunde Fahrzeit am Tag) genutzt. Also parkt ein Auto 23,5 Stunden am Tag. Dabei belegt es den Platz, der für 8 Verkehrsteilnehmer ausreichen würde, die mit dem Rad fahren.

      Auf der Strecke ähnlich. Ein höherer Radverkehrsanteil löst die Mobilitätsprobleme von Stuttgart. Verhindern von Radverkehr führt zu mehr KFZ-Verkehr und mehr Staus. Willst Du das wirklich?

      Radförderung ist der mit Abstand am billigsten und am schnellsten umsetzbare Weg zum Lösen der Verkehrsprobleme von Stuttgart und gleichzeitig zum Erreichen der Klimaziele, zu denen wir aus gutem Grund verpflichtet sind. Warum dann dieser ideologische Kampf gegen den Radverkehr?

      "Genug gemacht": gemessen an welchem Kriterium bemisst Du das? An den Verwaltungsvorschriften kann es nicht liegen - an denen gemessen wird dem Radverkehr aktuell viel zu wenig Verkehrsfläche zugeteilt. Die Flächen für den Radverkehr sind massiv unterdimensioniert. An der Aufenthaltsqualität kann es nicht liegen. Am Schadstoffausstoß kann es nicht liegen. Am Energieverbrauch kann es nicht liegen.

      Die Arbeitsplätze sind ein Argument. Hier spricht aber niemand dagegen, dass Porsches exportiert werden (die sich die Porsche-Arbeiter bekanntlich nicht selbst leisten können) und dass Mercedes-Modelle exportiert werden - so hatte auch schon Herr Kuhn argumentiert. Die üblen Nachteile einer überdimensionierten KFZ-Infrastruktur müssen wir uns hier vor Ort deshalb nicht aufbürden.

      Du fühlst Dich durch die monatliche Fahrrad-Demo provoziert? Dann mach' doch einfach mit an der "Critical Mass"! Das ist erholsam und macht Spass, völlig unbedrängt und ungefährdet vom KFZ-Verkehr und ohne dass man erst mit dem Rad raus aus dem Kessel in die Wälder fahren muss, um sich zu erholen. Die Radfahrer dort wären übrigens noch vergnügter, wenn die Radinfrastruktur wenigstens so weit ausgebaut wäre, dass die paar 10.000 Rad fahrenden Teilnehmer der Critical Mass da draufpassen würden.

      Nebenbei ist es ein kommunikativ-soziales Event. Du triffst da viele engagierte Mitbürger, die sich für ein lebenswertes Stuttgart einsetzen. Wird Dir gefallen, es lohnt sich!

      Ich würde mich freuen, wenn wir fundiert auf sachlicher Ebene mit Sachverstand weiter diskutieren könnten.

      Löschen
    4. Lieber Heinz, wenn ich die Autofahrenden und Autolobbiisten immer "Ideologie" sagen höre, wenn sie die Radfahrenden meinen, kommt mir der Verdacht, dass vor allem die Ideologen ständig von Ideologie sprechen und damit auf die anderen zeigen. Vermutlich steckt in vielem, was wir tun und für richtig halten, Ideologie (also die Idee, dass die eigenen Werte und Grundeinstellungen die aller anderen sein müssten). In dem Zeitungsartikel, auf den ich mich hier beziehe, wurde der Wert des Autofahrens über alle anderen gestellt, so als ob es für uns in Deutschland nur eine Fortbewegung geben dürfe, nämlich die mit dem Auto. Das ist Ideologie. Tatsächlich ist vieles, was mit dem Autoverkehr einhergeht, nicht vernünftig begründbar: Autos schaden uns allen und dem Fahrenden auch, Radfahren schadet niemandem, nützt vielmehr vielen und dem Radfahrenden selber auch. Das lässt sich durch viele Studien belegen, über die ich hier im Blog auch oft berichtet habe. Es ist vernünftige, in der Stadt mit dem Rad zu fahren. Für mich ist das Beharren auf unvernünftigen Verhaltenmustern eine Ideologie.

      Löschen
    5. Wenn wir gaaaaaanz penibel und streng sind, dann müssen wir einsehen: auch Radfahrer schaden ein wenig.

      Zu Fuß gehen ist ideal und unschlagbar gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln. Da lässt man nämlich gar kein Gefährt irgendwo rumstehen, wenn man angekommen ist. Nur ist eben die Geschwindigkeit niedrig, d.h. die Reichweite ziemlich begrenzt. Daher braucht es eine Staffelung von Alternativen mit zunehmender Reichweite und zunehmender Transportkapazität.

      Diese Vorteile erkauft man sich aber gleichermaßen gestaffelt mit üblen Nachteilen: Verletzte und Tote (ein paar einzelne Fußgänger haben jedes Jahr auch Radfahrer auf dem Gewissen, Autofahrer dann schon Tausende), Dreck und Lärm (Fahrrad kaum, Autos extrem), Flächenverbrauch (Radfahrer auch schon mehr als Fußgänger, Autos extrem, Öffis "nur" halb so viel wie der MIV, also eigentlich auch nicht so richtig doll), soziale Ungerechtigkeiten, hohe Gemeinkosten.

      Daher ergibt es keinen Sinn, Fußverkehr durch Radverkehr (oder durch die Elektro-Kleinstfahrzeuge) zu ersetzen. Radverkehr im Fußgänger-Tempo ist sinnlos.

      So viel motorisierten Verkehr auf das Fahrrad zu verlagern wie möglich, DAS ist die sinnvolle Strategie. Das heißt aber auch: gut ausgebaute Radrouten und als Radschnellweg ausgebaute Hauptrouten. Die sind immer noch viel weniger "schädlich" als MIV-Infrastruktur und haben eine vielfach höhere Transportkapazität. Einen kleinen Anteil Autorouten benötigt die Gesellschaft dennoch - für die größeren Strecken über ca. 20km, die über den "normalen" Radfahrer-Radius hinausgehen, und für große/schwere Transportaufgaben "unterhalb" des Schiff-, Eisenbahn- und Flugverkehrs.

      Dieses gesamte Wissen ist bekanntlich auch in den Verwaltungsvorschriften "materialisiert" mit dem vorgeschriebenen Planungs-Prinzip "von außen nach innen", d.h. Priorität auf Fußgänger, dann Radfahrer, dann motorisiert.

      Löschen
    6. Hallo Heinz,

      folgenden von dir geschriebenen Satz "Nur das Auto kann unseren Wohlstand sichern. Und deshalb muss man auch eine entsprechende Infrastruktur dafür bereitstellen." habe ich schon oft von diskussionfreudigen Autofahrern und Passanten, auf dieser, von dir geschmähten Fahrraddemo gehört. Das die Automobilindustrie ein wichtiger Pfeiler unseres Wohlstandes war und ist bleibt unbestritten. Wie es künftig sein wird - nun wir werden sehen. Nur musst du mir aber bitte erklären, wie dein zweiter Satz dazu passt - Glaubst du wirklich, wenn die Filderauffahrt kommt, verkauft der Daimler mehr Autos in China oder USA. Oder anders rum: Hängt die Kaufentscheidung eines Amerikaners oder Chinesen von Quantität und Qualität der Auto-Infrastruktur in Stuttgart ab. Im Zweifel kennen die Stuttgart nicht mal - was der Herr Nopper mit seiner Image-Kampagne aber bestimmt bald ändern wird.

      Gruss Frank

      Löschen
  9. @ Karin Verpflichtender jährlicher Fahreignungstest für Senioren ab 75

    K. Schaal

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. @K. Schaal
      Regelmäßige Nachschulung und Nachprüfung für alle.
      Karin

      Löschen
    2. Ich oute mich: Ich werde in den nächsten Tagen 63 Jahre alt. Und ich bin absolut dafür, spätestens ab 70 einen verpflichtenden jährlichen Eignungstest zu absolvieren. Wer den (nicht mehr) schafft, muss seine Fahrerlaubnis abgeben und sollte mit einem Seniorenticket für den regionalen ÖPNV dafür belohnt werden.

      Auch als Autofahrer sehe ich doch, wie viele Menschen bereits in meinem Alter vom städtischen Autoverkehr überfordert sind. Das kann man nicht leugnen, das muss man akzeptieren.

      Ansonsten halte ich es damit, dass wiederholte Verstöße gegen Verkehrsregeln dokumentieren, dass jemand charakterlich, geistig oder körperlich nicht geeignet ist ein Kraftfahrzeug zu führen. Deshalb ganz klar: Nicht nur das Alter, sondern auch das persönliche Verhalten muss in die Bewertung der Fahreignung einfließen.

      Schließlich kann das Auto als tödliche Waffe eigesetzt werden, wie wir gerade wieder in Trier gesehen haben. Mit Fahrrädern klappt das so nicht.

      Aber zurück zum eigentlichen Thema: Wenn nur 10 Prozent der Lippenbekenntnisse der handelnden Menschen in Politik und Verwaltung zur Taten und damit einer vernünftigen Infrastruktur geführt hätten, brauchten wir heute solche abstrusen Meinungsäußerungen wie die in der StZ nicht zu diskutieren - dann könnten sie uns Radfahrenden schlichtweg egal sein.

      Doch leider wagen es Politik und Verwaltung immer erst dann zu handeln, wenn der Druck übermächtig geworden ist. Das muss man nicht an einzelnen Personen festmachen, das zeiht sich ganz breit durch alle Ämter und Büros.

      Bernd

      Löschen
  10. In Baden-Württemberg wurde nicht nur das Auto erfunden, sondern auch das Fahrrad (1817 Karl von Drais). Vielleicht sollten wir uns auf diese Ursrünge zurückbesinnen.

    AntwortenLöschen
  11. Ich finde den StZ Artikel gar schon Satire. Sie fährt Auto, um sich vor Abgasen zu schützen? Das ist wirklich ein Lacher. Das Auto sei ein besonders effizientes Verkehrsmittel? Das wagt nicht einmal die Autoindustrie selbst zu behaupten.

    AntwortenLöschen
  12. Bei jemandem, die dermaßen den Überblick verloren hat und die Tatsachen durcheinanderbringt, sollte (unabhängig vom Alter) die Fahrtauglichkeit mittels Medizinisch-psychologischer Untersuchung überprüft werden.

    Ihr sollte man unabhängig davon auch empfehlen, selbst auf das Pedelec- oder Handbike-Fahren zu verzichten (mit angeschlagenem Knie wäre das i.d.R. noch eher empfehlenswert als zu laufen), aber ich fürchte, selbst bei maximal 25 km/h wäre sie beim Erfassen des komplexen Verkehrsgeschehens überfordert und würde sich, vor allem aber viele Fußgänger und Radfahrer auf Stuttgarts zum Radfahren freigegebenen Gehwegen gefährden.

    AntwortenLöschen
  13. Ich fand den Artikel auch verstörend. In Stuttgart sind die meisten Radwege zum Supermarkt/Schule... eben. Die wenigsten müssen über 50m Höhe überwinden.

    Wichtig ist der ÖPNV. Mit dem kann jeder fahren. Auch Personen ohne Führerschein und ebenso Personen, die kein Fahrzeug (mehr) führen sollten.
    Ein Irrglaube, dass sich körperlich eingeschränkte Personen nur mit dem Auto fortbewegen können.

    AntwortenLöschen
  14. Hier wird von manchen so getan, als ob der Verkehr "im Grunde gut funktionieren" würde, wenn nur Senioren nicht Auto fahren dürften.

    Das ist m.M.n. die übliche Betriebsblindheit: Allein in D passiert im Schnitt alle 15 Sekunden ein Verkehrs"unfall", zu dem die Polizei hinzugerufen wird. Zu jedem x-ten wird ein Krankenwagen gerufen, es gibt hunderttausende Schwerst- und Schwerverletzt, jeden Tag sterben dabei 8 Menschen, jeden Tag stirbt dabei ein Kind unter 14 Jahren.

    Und an jedem dieser Unfälle ist jemand schuld, Hauptursache zu schnelles Fahren. Es sind also gar keine Unfälle im engeren Sinne dieses Wortes, die Ursache ist Egoismus und Rücksichtslosigkeit.

    Sorry, das sind sicher nicht die Senioren. Sich über eine "steigende Gefährdung durch Senioren" zu echauffieren ist etwa so intelligent, als ob man sich in einem lichterloh brennenden Haus darüber aufregt, dass ein Senior eine Zigarette raucht, die ihm runterfallen und einen Brand auslösen könnte.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Stimmt, eine Hauptursache ist zu schnelles Fahren. In Twitter habe ich vor kurzem gelese , dass ein Senior (Ü80) zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Er hat ein Kind (11 Jahre), das auf dem Radweg radelte, mit seinem Auto totgefahren. Der Gutachter sprach von Tempo 20.

      Wie gesagt: Geldstrafe

      Und wenn die Versicherer erkennen, dass von Senioren ein erhöhtes Risiko ausgeht und somit Beiträge für diese Gruppe erhöhen, dann ist die Aussage "Senioren haben erhöhtes Risiko" belegt.

      Löschen