Ein Forscherteam in Oxford hat errechnet, dass schon eine Radfahrt zur Arbeit anstelle einer Autofahrt pro Woche im Lauf eines Jahres ungefähr so viel CO2 einspart wie ein einfacher Flug von New York nach London produziert. (Eine Rechnung, die ich natürlich nicht nachprüfen kann, und auch der englische Artikel hilft da nicht weiter.) Entscheidend für das Leben unserer Kinder und Kindeskinder seien die nächsten fünf Jahre, so die Argumentation, bis der Ersatz aller Verbrennungsmotoren Wirkung zeigt, dauere es aber 15 bis 20 Jahre. Selbst wenn man ab heute nur noch Elektroautos kaufen könnte und dürfte, fahren ja noch Jahre bis Jahrzehnte lang alte Verbrenner herum.
Und eigentlich wissen wir es ja alle: Der Autoverkehr muss vor allem in unseren Städten ernsthaft eingeschränkt werden. Er kostet Platz, Gesundheit und Menschenleben.
Und für alle, die sich nicht vorstellen können, alle Wege bei Wind und Wetter zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen, ist es doch vielleicht ein Anreiz, öfter mal das Fahrrad zu nehmen, wenn sie sich klar machen, dass auch diese partielle Änderung schon besser ist, als gar nichts zu tun. Dazu gehört auch, am Wochenende lieber eine Radtour machen als ins Auto zu steigen und beliebte Ausflugsziele anzusteuern. Während der Corona-Lock-downs haben wir gelernt, dass das geht. Aktives Reisen ist nicht nur sauberer, sondern auch gesünder, billiger und stressfreier (weil man nicht im Stau steht).
Natürlich sind wir nicht allein auf der Welt, und die ganze Welt müsste viel mehr tun als sie tut, um den Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt zu bremsen. Wir müssen es übrigens für uns tun, nicht für das Klima, denn dem Klima ist es egal, aber uns kann es nicht egal sein, wie wir auf unserer Erde überhaut noch gut leben können. Und es sind auch nicht wir - die man in solchen Fällen immer Verbraucherinnen und Verbraucher nennt - allein dafür verantwortlich, die Welt zu retten. Es ist die Politik, die dringend Rahmenbedingungen schaffen muss, damit wir das Auto wirklich stehen lassen und wirklich Fahrrad fahren und wirklich den Zug nehmen statt des Flugzeugs. Und dass wir umweltfreundlich Heizen und im Sommer die Klimaanlagen drosseln und so weiter. Nicht wir allein können die CO2-Preise zahlen, die man erheben muss, aber auch wir müssen sie zahlen, wenn wir CO2 produzieren, das wir nicht produzieren müssten, wenn wir uns anders verhielten. Es hilft nichts, mit Fingern auf die Wirtschaft oder auf andere Länder zu zeigen und zu sagen, sollen die doch erst mal ... Es kostet dann halt unsere Kinder und Kindeskinder sehr viel, nicht nur an Geld, sondern auch an Lebensqualität und Frieden. Wir hier in Europa sind die letzte Generation, die noch in Wohlstand und Frieden und im Luxus des unbegrenzten Konsums leben konnten, meine Nichten werden es schon nicht mehr tun können. Und das hängt auch von mir ab, nicht nur von der Politik, die heute entsprechend strenge Rahmenbedingungen für mein und unser aller Leben festlegen muss.
Das Autofahren wird und muss für uns deutlich teuerer werden. Der öffentliche Verkehr muss dagegen ausgebaut und billiger werden. Fahrradfahren muss in den Städten und auf dem Land sicherer und angenehmer werden. Und natürlich ist es nicht die Mobilität allein, die sich ändern muss. Auch Industrie und Gesellschaft müssen sich umstellen auf ein Leben, das die Erde nicht ausbeutet, sondern erhält. Wir müssen an allen Stellschrauben drehen, und dabei eben auch an unserer Mobilität.
"Ein Forscherteam in Oxford hat errechnet, dass schon eine Radfahrt zur Arbeit anstelle einer Autofahrt pro Woche im Lauf eines Jahres ungefähr so viel CO2 einspart wie ein einfacher Flug von New York nach London produziert. (Eine Rechnung, die ich natürlich nicht nachprüfen kann, und auch der englische Artikel hilft da nicht weiter.)"
AntwortenLöschenNein, der englische Artikel spricht von "one Trip per day", also einer Fahrt pro Tag, nicht pro Woche. Ob das zumindest plausibel ist, lässt sich nachrechnen.
Der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro 100 Personenkilomenter sind 3,6 Liter. Die Flugdistanz von New York nach London sind ca. 5500 km. Das ergibt pro Person 198 Liter.
Bei http://www.spritmonitor.de sind 18798711966 Kilometer und 1401761496 Liter Kraftstoff erfasst. Mit 198 Litern Kraftstoff im Auto kommt man also ca. 2655 km weit, das sind täglich (nicht nur einmal pro Woche) 7,3 km.
Das kann keine genaue Rechnung sein. Z.B. brauchen Kurzstrecken sowohl beim Flugzeug als auch beim Auto mehr Kraftstoff und Kerosin liefert pro Liter auch nicht exakt dieselbe Menge CO2 wie Benzin, Diesel oder gar Gas.
Fazit: Der CO2 Ausstoß eines einzigen Flug von New York nach London entspricht einer Größenordnung von 365 Autofahrten zu je 7,3 km.
Ein interessanter Punkt, den Sie da anführen.
AntwortenLöschenIch denke, nun sollte unbedingt eine breit angelegte Forschungsreihe zu diesem Thema aufgelegt werden. Um die Sachlage auch absolut verlässlich klären zu können und voreiliege oder gar falsche Schritte zu vermeiden, brauchen wir Pilotstädte, in denen modellhaft die langfrisitgen Auswirkungen in einem real-Labor erforscht werden können.
Auf Grundlage dieser Ergebnisse können dann verlässliche und sichere Vorgaben gemacht werden.
Bis dahin schlage ich eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie vor, die gerade in Sachen Green Economy ja enorme Pionierarbeit leistet:
zuletzt wurden in DEU mehr elektrifizierte Autos, als konventionelle Erdölverbrenner verkauft.
Waren da auch die 2-Tonnen-SUV-"Hybride" dabei, deren Verbrauchswerte katastrophal sind?
Nein, im NEFZ-Verbauchsmix sind die unschlagbar!
Es ist eigentlich ganz einfach, beim Verbrennen eines Liters Benzin/Diesel entstehen ca. 2,3 bzw 2,6kg CO2. Bei 1000 Litern entsprechend mehr. Wie weit man mit 1000 Litern kommt, entscheidet man bei der Wahl des KFZ und dem eigenen Fahrverhalten. Wieviel ein jeder davon einsparen will?
AntwortenLöschenSind die Kosten des privaten PKW die relevante Stellschraube, um das Verhalten zu ändern?
AntwortenLöschenIch kann das nicht erkennen. Sehr viele Leute wissen gar nicht, wie teuer ihr Auto ist.
Folglich berücksichtigen sie die Kosten nicht einmal in rational getriebenen Entscheidungen - in emotional getriebenen schon gar nicht.
Ich denke, viel entscheidender sind Geschwindigkeitsvorteile und Bequemlichkeitsvorteile sowie die (gefühlte) Sicherheit. Damit sind wir beim altbekannten Themenkreis von induziertem Verkehr und vorhandener, geplanter, zu bauender und noch zu planender Infrastruktur. Hier sind die entscheidenden Hebel.
Sehr viele Leute kennen auch ihren CO2-Fußabdruck nicht und können ihn schon erst recht nicht in Relation setzen zu alternativen Aktivitäten und schon gar nicht beim Hochrechnen auf eine Stadt, ein Bundesland, ein Staat, einen Kontinent, die Welt. Also nicht relevant für rational getroffene Entscheidungen. Christine, immerhin mit Doktortitel und hochgradig motiviert, outet sich ja selbst, die einfachen Dreisätze für eine überschlägige Rechnung nicht anwenden zu können - sie hat aber den Vorteil gegenüber anderen Bürgern, dass ihr das umgehend ein paar Blogleser ausrechnen und erklären ;-)
Bitte nicht missverstehen: Ich bin absolut dafür, die direkte und indirekte Subventionierung des Autoverkehrs einzustellen - Dienstwagen-Steuererleichterungen, Elektroauto-Steuerbefreiungen, Subventionierung der KFZ-Industrie, Forschungsförderung, Kaufprämien, Abwrackprämien, Stellplatzbau und was weiß ich noch alles. Autofahren soll den Autofahrern durchaus mit den realen Kosten belegt werden, die das Autofahren die Gesellschaft kostet. ÖPNV (auch in moderneren Ausprägungen, die den individuellen Mobilitätsbedarf evtl. besser decken als das herkömmliche System mit starren Routen und starren Fahrplänen und die eine umweltfreundliche Auslastung erreichen: Ein Diesel-Bus, der nur zu 25% besetzt ist) ist im Endeffekt schädlicher als wenn die Leute einen PKW fahren würden und der Bus dafür im Depot stehen bleiben würde. ÖPNV ist eine wichtige Infrastruktur, die aber nur teilweise ökologisch begründet werden kann.
Hier liegt der riesige Vorteil des Radverkehrs: sensationell geringe Kosten für die Allgemeinheit im Bau und vor allem im Betrieb der Infrastruktur (selbst bei Radschnellwegen und anderer Hochleistungs-Radinfrastruktur), dazu alle Flexibilität für die Nutzer als Individual-Verkehrsmittel, und das nicht nur bei Strecken unter 5km, sondern bis zu 20 oder 30km Entfernung.
Lieber Holger, meinen Doktor habe ich nicht in Mathematik oder Phsyik, sondern in vergleichender Literatur. Ich finde es ausgesprochen unerfreulich, auf dieser persönlichen Ebene angegangen zu werden. Über die Geldverbrennungsmaschine Auto habe ich ja schon oft geschrieben. Hier geht es darum, dass schon ein paar mehr Radfahrten anstelle von Autofahrten helfen würden. Leider lesen die Autofans meinen Blog nicht, sonst würden sie genau das in diesem Artikel lernen. Ein Auto, das man beim Kauf mit den realen Kosten belegen würde würde 20.000 Euro mehr kosten als so schon. Klar, bin ich dafür, Kaufprämien und Dienstwagensteuerererlchterungen abzusschaffen, ich bin auch für eine innerstädtische Anwohnerparkgebühr von 356 Euro (mit Stadtbahnabo gratis dazu). Aber das war jetzt hier das Thema. Und genau dieses Thema, nämlich die Autofahrenden an den realten Kosten zu beteiligen, ist ein sehr schwieriges. Kürzlich habe ich mit einem jungen Mann diskutiert, der einen Systemwechsel zur Rettung seiner Zukunft vor der Klimakatastrophe verlangte, aber das Auto ... nein, das brauche er doch auf dem Land, das dürfe man nicht teuerer machen. Seine Strecke von 30 km mit dem Rad fahren, nein zu weit. Ein Pedelec kaufen: zu teuer. In der Regel denken die Leute an alles oder nichts (alle haben kein Auto oder alle verfügen über ein Auto), wenn es um die Kfz-Mobilität geht, sie denken nicht an ein mehr oder weniger.
AntwortenLöschenLiebe Christine, das sollte an dieser Stelle keine Kritik an Dir sein, sondern eine Entschuldigung dafür, dass viele "normale" Leute diese überschlägige Rechnerei zur Plausibilisierung eben nicht können oder wollen, wenn das schon viele Leute mit höchstqualifizierter Ausbildung nicht können oder wollen. Dass Du nicht kannst oder willst, hast Du selbst geschrieben: "Eine Rechnung, die ich natürlich nicht nachprüfen kann".
LöschenWir sind eben nicht alle Universalgelehrte. Ich kann mich beispielsweise nicht so gut ausdrücken, trete laufend in Fettnäpfchen und löse Missverständnisse aus. In der Hinsicht kann ich Dir eben bei weitem nicht das Wasser reichen.
In der Sache: Ich habe die Kosten als Stellschraube in Deinem Blog-Beitrag durchaus als Thema gesehen, denn Du schreibst Dinge wie "Das Autofahren wird und muss für uns deutlich teuerer werden." und "Nicht wir allein können die CO2-Preise zahlen". Ich wollte begründen, dass die Kosten als Stellschraube ziemlich wirkungslos sind, wenn sie denjenigen gar nicht bekannt oder bewusst sind, die die Entscheidungen treffen. Wenn die Kosten der Mobilität das Thema bilden, kann ich wiederum nicht nachvollziehen, warum Subventionen "Thema verfehlt" sein sollen.
Nebenbei, mit der Forderung nach höheren Autokosten schneide ich mich ins eigene Fleisch. Ich habe ein Auto (mehrere in der Familie), ein relativ großes sogar und nutze das auch. Derzeit fast häufiger als das Fahrrad. Größere Mengen Metallschrott zur Deponie, x Faltsäcke mit Heckenschnitt zur Grüngut-Sammelstelle, dann Fahrten über 50km, bei denen ich am Ziel nicht duschen kann: da kommt für mich das Fahrrad einfach nicht in Frage. Und natürlich will ich alles so schnell wie möglich erledigen. Dennoch halte ich es für sinnvoll (auch wegen der Unfall-Gefahren), wenn wir in der Gesellschaft davon abkommen, das Auto (neben Bequemlichkeit und Flexibilität) auch unbedingt als schnelleres Verkehrsmittel bei kürzeren Strecken und im Stadtverkehr (unter 20km Entfernung) zu positionieren.
In der Einleitung steht "Der Austausch von Autos mit Verbrennungsmotoren durch solche Elektromotoren geht viel zu langsam."
AntwortenLöschenIch habe den Eindruck beim Umstieg auf Elektromobilität läuft wieder etwas grundlegend falsch in der Autoindustrie: Ich sehe überproportional schwere und absolut übermotorisierte E-Fahrzeuge neu auf die Straßen kommen. Kleine E-Stadtautos wie ein VW Up sehe ich nur sehr selten.
Tatsächlich sind kleine E-Fahrzeuge wie der VW Up gerade gar nicht bestellbar. Die Autokonzerne haben bei diesen Autos wohl zu geringe Margen. Auch bei den gerade mangelnden Chips werden große E-Autos bevorzugt.
Bisher mussten die Autokonzerne kleine Autos verkaufen und bei Verbrennern den Flottenverbrauch gering zu halten. Bei E-Autos ist das kein Thema mehr, weshalb gerade übermotorisierte schwere E-Fahrzeuge auf die Straße kommen. Die brauchen oft 20 kWh/100 km statt 13 kWh/100 km was ein kleines E-Fahrzeug benötigt.
Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge würde uns auch nicht wirklich weiterbringen, wenn er schneller von statten gehen würde. Wir brauchen dringend kleinere und leichtere Fahrzeuge. Und weniger Fahrzeuge. Egal ob Elektro oder Benzin.
Und ein E-Bike oder ein Pedelec benötigt nur 0,2 bis 0,5 kWh/100 km. Für Fahrten, die nur eine Person befördern und nur minimales Gepäck, können beim gleichen Energieeinsatz statt einer Person bis zu hundert ihre Wegstrecke zurücklegen.
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