Radfahrende kommen noch durch. Auch wenn die Verkehrsführung nicht gut durchdacht ist. Darüber später.
Im autofixierten Teil der Anwohner:innen hat das zu größerer Aufregung geführt, wie die Stuttgarter Zeitung im Juli berichtete. Ladeninhaber in der Vorgelsangstraße fühlten sich von Kund:innen abgeschnitten, auch die Zulieferer wüssten nun nicht mehr, wie hinkommen, und kurvten durch enge Nebenstraßen. Wie immer nimmt die Diskussion kuriose Züge an, obgleich nur Gewohnheiten geändert werden müssen.
Besonders hervorgetan hat sich der Inhaber eines Unverpacktladens, seine Kund:innen kämen von "weit her", offenbar selbstversändlich mit dem Auto, um - aus Umweltschutzsgründen - Lebensmittel ohne Verpackungen zu kaufen. Die Logik erhellt sich mir da nicht ganz: Wie viel CO2 eines mit dem Auto zurückgelegten weiten Weges sind Müsli, Reis und Spaghetti ohne Plastikverpackung wert? Einen Parkplatz vor dem Laden dürften sie auch meist nicht gefunden haben, also ist es doch egal, von wo sie ein paar Schritte zum Laden laufen.Links von der Schranke sieht man den Zweirichtungsradweg. Wer aus der Vogeslangstraße kommt, kann zur Schwabstraße fahren und auf sie einbiegen. Überqueren kann man sie allerdings nicht. Wer das möchte, muss weiterhin an dem Café und der Außenbestuhlung im Gehwegmodus vorbeiradeln. Und das ärgert eigentlich alle, die Café-Besucher:innen und die Radfahrenden. Aber eine Lösung dafür ist nicht in Sicht.
Man kommt, egal in welche Richtung man der Vogelsangstraße folgt, stadteinwärts oder -auswärts, an die Fußgänger-Rad-Ampel über die Schwabstraße, die ein richtige Autoampel ist, also sehr, sehr, sehr lange für Autofahrende Grün zeigt, während Radfahrende und Fußgänger:innen sehr, sehr, sehr lange stehen und warten.Schade, dass man sich hier keine andere Führung für Radfahrende ausgedacht hat.
Die Fahrbahnen der Schabstraße sind auf eine Spur verschmälert. Es gibt keine Abbiegespur in die Vogelsangstraße.
Radfahrende können aber abbiegen. Es ist per Verkehrzeichen (Foto ganz oben) ausdrücklich erlaubt. Aber es sieht nicht so aus und leicht ist es auch nicht, denn das gelbe Klemmfix-Dreieck erfordert ein Einbiegen auf die rechte Spur im spitzen Winkel. Aber was wundern wir uns: Linksabbiegen ist ja eh für Radfahrende fast nie vorgesehen.Das gelbe Klemmfixdreieck legt eine Ausfahrt nach rechts in die Schwabstraße nahe (dann kommt man aber nicht mehr nach links über die Fußgänger-Rad-Ampel zur Vogelsangstraße) und eine Einfahrt von der Schwabstraße her, nach rechts, fest. Sieht fast wie eine Anlage für Autos aus, Einfahrt und Ausfahrt bombastisch voneinander getrennt, so als ob wir Radfahrende sonst nicht damit klar kämen, wobei das bei Autospuren übliche blaue Pfeilschild fehlt, das uns sagen würde, welche Spur wir nehmen müssen, wenn wir einbiegen. Aber für uns dürfte das gar nicht so angelegt worden sein, sondern für die Autofahrenden, damit die nämlich nicht denken, "Ach scheiß drauf!" und kurzerhand auf dem Radweg durch die Sperre fahren. Das täten sie nämlich noch öfter als jetzt schon, wenn keine Hindernisse dort wären. Was es für uns natürlich, wie üblich wieder komplizierter und auch gefährlicher macht. Denn jedes Hindernis, das man Autofahrenden in den Weg stellt, steht auch uns im Weg, und macht kleine Fahrfehler gefährlich.
Allerdings ist das nur ein Verkehrsversuch, also ein Provisorium. Die Radroutenführung muss am Bismarckplatz von Grund auf durchdacht und verbessert werden. Bei den Planungen dieses Platzes war das aber nie wirklich ein Thema.
"Bei den Planungen dieses Platzes war das aber nie wirklich ein Thema."
AntwortenLöschendas stimmt so nicht.
in einem weitgehend dysfunktionalen partizipationsprozess wurde oft und nachdrücklich nach klaren und sicheren radwegen verlangt.
das ist im konsensbrei dann halt nur rausmoderiert wordem.
Ja, das stimmt, ich habe zum Beispiel auch so was verlangt, aber es wurde nie wirklich darauf eingegangen, es schien die Planer:innen zu überfordern.
LöschenPuh, ich mag ja den Unverpacktladen, aber die Aussagen des Inhabers sind leider echt peinlich. Ich war dort einmal mit dem Auto und musste genau das machen was er kritisiert: Durch das Viertel irren bis ich endlich einen Parkplatz gefunden habe. Seitdem nie wieder. Da ändert die Sperrung doch überhaupt nichts daran.
AntwortenLöschenMit dem Fahrrad ist es dort leider auch nicht viel besser. Bis auf ein paar wenige Schilder gibt es quasi keine sicheren Abstellmöglichkeiten. Vielleicht sollte sich der Herr mal etwas mehr für Fahrradbügel einsetzen, dann kämen auch mehr Kunden CO2-neutral aus der näheren Umgebung und seinem Image würde es wohl auch besser tun.
Jörg
AntwortenLöschenZur Ampel. Wenn es eine Ampel sein soll und keine Zebrastreifen, brauchen wir kurze Umlaufzeiten. Die Farbe sollte allerspätestens alle 30 Sekunden wechseln. Dann muss niemand lange warten. Die Steuerung und die Lämpchen sind immer an, sie kann also ohne ein mehr an Stromverbrauch alle 30 Sekunden umspringen.
Für das CO2 der wartenden und anfahrenden Auto sind die Wagenlenker selbst verantwortlich nicht die Fußgänger. Gibt es noch andere Gründe warum die Autos in der Stadt bevorteilt werden müssten? wenn es uns nicht einfällt, könnte ja mal jemand beim FDP-Stand oder einem anderen Wahlstand nachfragen und hier die Antwort posten.
Zum Überqueren der Schwabstraße gäb es noch die Option, von der Bismarckstraße auf die Schwabstraße rechts abzubiegen und sich dann im Bereich der Haltelinie an der Fußgängerampel oder direkt auf der Fußgängerfurt aufzustellen, bis kein Gegenverkehr mehr kommt und dann links abzubiegen.
AntwortenLöschenLiebe Frau Lehmann,
AntwortenLöschenSie schreiben:
„Im autofixierten Teil der Anwohner:innen hat das zu größerer Aufregung geführt, wie die Stuttgarter Zeitung im Juli berichtete. Ladeninhaber in der Vorgelsangstraße fühlten sich von Kund:innen abgeschnitten, auch die Zulieferer wüssten nun nicht mehr, wie hinkommen, und kurvten durch enge Nebenstraßen. Wie immer nimmt die Diskussion kuriose Züge an, obgleich nur Gewohnheiten geändert werden müssen. „
Diese Darstellung ist leider sehr einseitig, und als SÖS-Linke-Grüne Wähler für mich sehr enttäuschend. Ich bin NICHT autofixiert, und eine ökologische Politik liegt mir am Herzen. Ich wohne in der westlichen Ludwigstraße, und durch den Verkehrsversuch hat sich das Verkehrsaufkommen vor meiner Haustür verdoppelt, entsprechend natürlich auch die Belastung durch Autoabgase. Nahezu sämtliche Transporter und LKW müssen nun durch die Ludwigstraße fahren, was auf der Kreuzung Ludwig-/Rötestraße immer wieder zu gefährlichen Situationen führt, da diese überhaupt nicht für diesen Verkehr ausgelegt ist: Ein LKW biegt in die Kreuzung ein, gleichzeitig kommt ein Transporter, der erst spät zu sehen ist, weitere Autos folgen, und schon ist die Kreuzung blockiert. PKW und LKW müssen die Kreuzung im Rückwärtsgang wieder verlassen. Und das alles am Beginn einer Spielstraße, dazu viele Kinder, Fußgänger*innen und Radfahrer*innen.
Hier wird eine gewiss angenehme Situation am Bismarckplatz durch eine nicht hinnehmbare Verschlechterung im Bereich Ludwig-/Rötestraße erkauft. Soll das fortschrittliche Verkehrspolitik sein?
Die Krönung des Ganzen: Schon die Verkehrsuntersuchung durch das Büro Koehler & Leutwein aus dem Jahr 2019 hat diese Situation im Bereich Ludwig-/Rötestraße prognostiziert. Dies geht aus den Anlagen 10-13 hervor. Allerdings muss man sich diese Anlagen auch kompetent anschauen. Denn im Text werden die Zahlen bezüglich Ludwigstraße verschwiegen. Die prognostizierten Zahlen für die Ludwigstraße: Erhöhung von 141 auf 341 KfZ pro vormittäglicher Spitzenstunde, sowie Erhöhung von 166 auf 367 KfZ pro nachmittäglicher Spitzenstunde.
Auf mich macht der Verkehrsversuch einen ideologischen Eindruck, jenseits von fortschrittlicher Verkehrspolitik. Wie gesagt, ich bin sehr enttäuscht.
Liebe Frau Buchmann oder lieber Herr Buchmann, ja, es fahren zu viele Autos durch unsere Stuttgarter Straßen. Entlastet man an einer Stelle die Anwohner:innen vom Autoverkehr, entstehen Belastungen an anderer Stelle. Wobei man aus Erfahrungen in anderen Städten durchaus herauslesen kann, dass sich der Autoverkehr insgesamt verringert, wenn man es den Autofahrenden nicht immer nur bequem macht. Ich kenne das mit dem Verkehr, der plötzlich durch die eigene Wohnstraße fährt, weil eine andere Straße gesperrt wurde, auch. Ich sehe aber auch oft zu den Fenstern der Häuser in der Schwabstraße, der Hohenheimerstraße oder der Hauptstätterstaße hoch, wo der Autoverkehr teil zweispurig brummt und nachts die Poser mit jaulenden Motoren durchfahren, und denke mir: Eigentlich ist es unfair, dass die Leute, die dort wohnen, unseren gesamten Autoverkehr ertragen müssen, weil wir es in unseren Wohnstraßen ruhig haben wollen. Das ist auch ungerecht. Der Umbau einer Stadt weg von einer Autostadt hin zu einer, in der weniger Autos die Alltagswege fahren, ist schwierig, wie jede grundlegende Veränderung, aber zumindest mir steht das Ziel deutlich vor Augen, es den Fußgänger:innen und Radfahrenden und dem Busverkehr leichter zu machen, damit wir künftig weniger Autoverkehr in Stuttgart haben.
LöschenLiebe Frau Lehmann,
AntwortenLöschenzurecht kritisieren Sie in Ihrem Blog Gefahrenstellen, denen Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in Stuttgart ausgesetzt sind. Die durch den Verkehrsversuch neu entstandene Gefahrenquelle (am Beginn einer Spielstraße!) scheint für Sie kein Problem darzustellen. Wie passt das zusammen?
Zu Ihren allgemeinen Anführungen über Verkehr in der Stadt: nach meiner Information möchte sich die Stadt Stuttgart, ähnlich wie bei dem Pop-up-Superblock vom 16.-22.09.2021, den Sie auch hier auf Ihrem Blog beworben haben, vermehrt für verkehrsberuhigte Wohngebietsstraßen einsetzen. Warum soll für die Ludwig-/Rötestraße genau das Gegenteil gelten, Verkehrsverlärmung anstatt Verkehrsberuhigung?
Wir leben in einer Zeit der zunehmenden sozialen Spaltung. Die Konflikte, die durch den dringend nötigen ökologischen Umbau auftauchen werden, werden diese Problematik noch verschärfen. Umso dringender ist die Suche nach Kompromissen. Warum sind die Planer und Profiteure des bereits 1 Jahr währenden Verkehrsversuchs nicht bereit, sich mit den Leidtragenden auf die Suche nach einem Kompromiss zu machen?
Liebe Frau Buchmann (lieber Herr Buchmann(, ich stimme dir zu, alle in der Stadt sollten das Recht haben, in einem Bereich mit wenig Verkehr zu leben, in Straßen, auf denen die Kinder spielen können und die Eltern und Großeltern sitzen und miteinander reden können. Der nächste Schritt wäre in deinem Bereich vielleicht, dass man die Ludwig- und Rötestraße zu einem Superblock macht. Die Antwohner:innen könnten sich zusammentun und mit der Idee zum Bezirksbeirat gehen. Natürlich ist der Weg lang, den man dafür gehen muss, aber es lohnt sich ja. Ich gebe dir Recht, Autos und vor allem ihre Fahrer:innen stellen eine große Gefahr dar, die es gilt, zu vermindern. Sie, also die Autos, sind nirgendwo wirklich erwünscht (nur will jeder zweite in Stuttgart eben trotzdem ein Auto fahren), und je schwieriger wir das Autofahren in Stuttgart machen (für Fahrten, die nicht unbedingt nötig sind) desto eher setzen sich andere Verkehrsmittel durch. Leider ist der Anfang schwierig. Es ist immer schwierig, einen großen Stein ins Rollen zu bringen. Aber gemeinsam schaffen wir es vielleicht.
LöschenLiebe Frau Lehmann,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihre Rückmeldung. Aber trotzdem schade, dass Sie auf meine konkreten Kritikpunkte am Verkehrskonzept für den Bismarckplatz fast nur mit allgemein gehaltenen Gedanken antworten.
Der Verkehrsversuch wurde als ein Versuch mit offenem Ausgang kommuniziert und sollte auch so praktiziert werden: was läuft gut, und wo muss nachgebessert werden? Wenn dabei eine einseitige Agenda verfolgt und unbequeme Wahrheiten ausgeblendet werden, ist das antiinklusiv und nicht gesellschaftsfördernd.
Bereits vor Monaten habe ich der Stadt Stuttgart einen konstruktiven Verbesserungsvorschlag zukommen lassen, auf den ich bislang leider keine Reaktion erhalten habe.
Dieser sieht vor, so wie im Verkehrsversuch die Verbindung Bismarck-/Schwabstraße zu sperren. Allerdings nur am Wochenende und an Feiertagen ganztags sowie an Werktagen von 20.00-0.00(oder 4.00?) Uhr. Dementsprechend bliebe an Werktagen von 0.00(4.00?)-20.00Uhr die ursprüngliche Verkehrsführung erhalten. Eine Sperrung ließe sich mit in den Boden versenkbaren Barrieren realisieren, so wie bei der Zufahrt zum Neuen Schloss am Schlossplatz.
Der Bismarckplatz würde weiterhin enorm an Aufenthaltsqualität gewinnen, und die Belastung für die Anwohner der Ludwig-/Rötestraße hielt sich in zumutbaren Grenzen. Eine „win-win-Situation“ für alle.
Darüber hinaus ist dies eine flexible Lösung. Sollte sich in den nächsten 10(?) Jahren der Verkehr im Quartier aufgrund intelligenter Verkehrspolitik merklich reduzieren, bliebe es immer noch möglich die Bismarckstraße komplett zu schließen und die Maximalforderungen der einen Seite zu realisieren.
Ist Ihnen mein Vorschlag bereits bekannt?
Mit Bitte um eine konkrete Antwort.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen.
Liebe Frau Lehmann,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihre Rückmeldung. Leider finde ich sie abermals enttäuschend. Es geht mir schließlich in diesem konkreten Fall nicht darum, eine visionäre Verbesserung der Verkehrssituation vor meiner Haustür zu erreichen. Es geht mir darum, eine unverhältnismäßige Verschlechterung für die Bewohner von Ludwig- und Rötestraße, einschließlich der Sicherheitssituation in der Spielstraße, abzuwenden. Für den Umbau des Bismarckplatzes braucht es einen akzeptablen Kompromiss.
Bereits vor Monaten habe ich der Stadt Stuttgart einen konstruktiven Verbesserungsvorschlag zukommen lassen, auf den ich bislang leider keine Reaktion erhalten habe.
Dieser sieht vor, so wie im Verkehrsversuch die Verbindung Bismarck-/Schwabstraße zu sperren. Allerdings nur am Wochenende und an Feiertagen ganztags sowie an Werktagen von 20.00-0.00(oder 4.00?) Uhr. Dementsprechend bliebe an Werktagen von 0.00(4.00?)-20.00Uhr die ursprüngliche Verkehrsführung erhalten. Eine Sperrung ließe sich mit in den Boden versenkbaren Barrieren realisieren, so wie bei der Zufahrt zum Neuen Schloss am Schlossplatz.
Der Bismarckplatz würde weiterhin enorm an Aufenthaltsqualität gewinnen, und die Verschlechterung für die Anwohner der Ludwig-/Rötestraße hielt sich in zumutbaren Grenzen. Ein akzeptabler Kompromiss.
Darüber hinaus ist dies eine flexible Lösung. Sollte sich in den nächsten 10(?) Jahren der Verkehr im Quartier aufgrund intelligenter Verkehrspolitik merklich reduzieren, bliebe es immer noch möglich, die Bismarckstraße komplett zu schließen und die Maximalforderungen der einen Seite zu realisieren.
Ist Ihnen mein Vorschlag bereits bekannt?
Mit Bitte um eine konkrete Antwort.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen.
Am besten du schreibst mir mal direkt eine E-Mail, denn hier und in den Kommentarfeldern geht es ums Radfahren, nicht um Detailfragen einer Verkehrsberuhigung.
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