Karslruhe hat an zwei Stellen Fußgängerampeln und Fuß-und Radampeln so geschaltet, dass sie für den Autoverkehr zunächst auf Rot stehen. Fußgänger:innen und Radfahrende haben also, so die Formulierung, dauergrün.
Das hat ein reges Medienecho erzeugt. Es handelt sich um einen Pilotversuch, der schnell ausgewertet werden soll. Karlsruhe will erklärtermaßen die Attraktivität des Fußverkehrs fördern. Eine Bachalor-Arbeit soll herausfinden, wie sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer:innen ändert und ob dies zum Besseren geschieht, was auch immer als besser betrachtet wird. Autofahre, die sich den Überquerungen nähern, fordern durch die Annäherung für sich Grün an. Reihen sich mehrer Autos auf, ist für Autofahrende länger Grün. Kommt keines, bleibt die Ampel für Fußgänger:innen und Radfahernde Grün. Wenn in reger Folge mehrer Autofahrende Grün anfordern, wird ein regelmäßiger Wechsel innerhalb von 45 Sekunden antiviert. Dann kriegen Fußgänger:innen 7 Sekunden (zuzüglich Räumzeit) und Autos maximal 27 Sekunden Grün. Sowas ist nur machbar, wenn auf solchen Straßen eher selten Autos fahren. Sonst bringt es den Fußgänger:innen und Radfahrenden eher nichts. Insofern bin ich gespannt auf die Auswertung durch die Bachalor-Arbeit, wer hier tatsächlich Vorteile hat.
Weniger spektakulär (von der Presse weniger beachtet) ist die Stelle in Stuttgart, wo wir diese Umkehr der Grünphase an einer Ampel schon haben. Sie befindet sich, wenn man vom Schlossgarten Richtung Eisenbahnbrücke und Budapester Platz radelt, dort, wo man die Einmündung der Straße Am Schlossgarten queren muss. Oder wenn man andersherum vom Milaneo kommend unter der Eisenbahnbrücke durchgefahren ist und an diese Einmündung kommt. Natürlich steht sie nicht immer auf Grün für uns, weil es eben auch Autofahrende gibt, die in die Sackgasse reinfahren oder aus ihr herausfahren wollen und für sich Grün angefordert haben. Und dabei zeigt sich schnell, dass wir Radfahrende und zu Fuß Gehende eigentlich doch auch viel öfter als erwartet Rot haben und warten, bis jede Menge Autos durchgefahren sind.
Entscheidend ist immer die Länge der Grünphase für Fußgänger:innen und Radfahrende, die sie grundätzlich in einem Umlauf haben. Fordern Fußgänger:innen an einer Fußgängerampel Grün an, warten sie oft lange, während erst einmal der Autovekrehr abgewickelt wird. Die entscheidende Frage ist, ob hier in Karlsruhe der Autoverkehr lange wartet, bis der Fuß- und Radverkehr abgeewickelt ist.
Da das ja sicherlich eine Ampel ist wo wenig Autoverkehr ist, sind sicherlich >90% der Fußgänger und Radfahrer vorher einfach bei rot drüber. Ausser dass die sich nun korrekt verhalten hat sicher sicherlich nichts geändert. Entfernen der Ampel wäre sicherlich effektiver, genauso wie viele Ampeln von zwischen 0 und 6 Uhr einfach abschalten.
AntwortenLöschenIch persönlich bin auch dafür, dass man anstelle von Fußgängerampeln Zebrastreifen anlegt. Allerdings geht das auf viel befahrenen Straßen nicht, die auch von vielen Fußgänger:innen gequert werden würden. Das heißt, es ginge schon, würde aber die Organsisation unseres Straßenverkehrs vollständig umkrempeln, denn Fußgänger:innen hätten dann immer Vorrang. Würde mir gut gefallen, aber soweit sind wir in Deutschland noch nicht.
LöschenIch komme aus Karlsruhe und möchte eins anmerken: Eine der beiden Ampeln, nämlich an der Ecke Kaiserallee/Südliche Hildapromenade, ist eine Fußgängerampel. Radverkehr wird dort auf der Fahrbahn geführt. Er wird vom Radarsensor aber erkannt.
AntwortenLöschenJörg
AntwortenLöschenWenn man z.B. in Botnang bei der Lindpainter Straße die Fussgänger Ampel nutzt, kriegt der nächste Fussgänger erst nach sehr langer Wartezeit Grün. Der Zustand bei vielen Anforderungen ist schon immer so, wie im Artikel beschrieben. Es ist wichtig dabei die Umlaufzeit kurz zu lassen. Über 30 Sekunden warten ist nicht gut, da kommt die Idee zum bei Rot gehen auf.
Fussgänger Ampeln ausschalten ist keine gute Idee. Die Autofahrenden kennen keinerlei Rücksicht an ausgeschalteten Anforderungsampeln. Sorry die Ressourccenverschwendung Ampel geht komplett auf das Konto MIV, mit den vielen vielen Rücksichtslosen Ichs die da fahren. Im Kolonnenverkehr jemanden rüber lassen? Wo kommen wir da hin.
Übrigens in Holland verkürzen einige Ampeln die Grünphase der Autos, wenn das letzte durch ist.
Das Dauergrün für Fuss-Rad finde ich bei Rechtsabbiegespuren wichtig. Es bleibt einfach so, wer abbiegt muss auf den geradeaus Verkehr achten und womöglich anhalten. Das schärft die Routine. Der Charlottenplatz wäre ein Beispiel.
In swr.de war heute folgender Beitrag zu diesem Thema zu lesen:
AntwortenLöschen"Fußgänger warten mehr trotz dauergrüner Ampel
Die Stadt Karlsruhe hat eine erste Zwischenbilanz des Pilotprojektes "Grünes Licht" für Fußgänger und Radfahrer gezogen. Demnach führt das neue System zu mehr Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer. In dem Test haben Fußgänger dauerhaft Grün. Sensoren erfassen, ob Autos an der Ampel warten. Erst dann bekommen diese freie Fahrt – und die Fußgängerampel schaltet kurzzeitig auf Rot. Das System wird derzeit an zwei Ampeln getestet. Ziel ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Bisher habe sich nicht nur die Wartezeit für Autofahrer erhöht, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer, die die Straße überqueren wollten, so die Stadt Karlsruhe. Der Grund ist, dass diese an den beiden Testampeln früher bei wenig Verkehr einfach so die Straße überqueren durften. Das Projekt wird von der Hochschule Karlsruhe wissenschaftlich begleitet. Ergebnisse werden im Früjahr erwartet."
Siehe https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/dauergruene-ampel-karlsruhe-zwischenbilanz-100.html
Das hört sich irgendwie so an, als wäre dort vorher gar keine Ampel gewesen. Wenn dem echt so ist, dann ist das Ganze in meinen Augen doch ein Schildbürgerstreich: Früher konnte ich die Straße einfach so queren. Jetzt muss ich auf eine Ampel achten, die rot wird wenn sich ein Auto nähert. Wo ist das der Vorteil und wofür dann eine wissenschaftliche Begleitung?
Hmmmmmm...