15. Mai 2022

Loben wir mal Lindau

Lindau am Bodensee hat die Zufahrten zur Insel reguliert und Radfahrende von Autofahrenden getrennt. Die ehemalige Hauptzufahrt wurde in eine Fahrradstraße verwandelt. 

Bislang wurden alle Zufahrten zur Insel von einer Bahnlinie unterbrochen, und man stand minutenlang, und das oft. Jetzt hat die Stadt Unterquerungen geschaffen. Eine für Autos und Fahrräder (mit Fahrradbrücke), eine nur für Fahrräder. 

Vor der Insel liegt ein Kreisverkehr mit neuen Parkplätzen. Von der Insel weg fahren Radfahrende jetzt die nächste Ausfahrt raus auf eine Fahrradstraße, während Autofahrende noch ein Stück weiter rum müssen.  Nur Anlieger dürfen die alte Straße noch fahren. Sie kommen auf ihr nicht mehr über die Bahnschienen, der Übergang ist unterbrochen. Radfahrende aber haben einen neuen Fahrradtunnel unter der Bahnlinie hindurch erhalten. 

Dort wo es dann nach links auf die reine Fahrradstraße geht, gibt es ein Durchfahrtverbot für motorisierte Fahrzeuge, ausgenommen Anlieger und Busse. Irgendwas ist natürlich immer. So nimmt der Fußgänger (siehe Collage) den Radweg, geht aber dann auf einem der beiden Gehwege links und rechts der reinen Fahrradstaße entlang. Und ein Auto steht halb auf dem Gehweg und auf der Fahrradstraße, allerdings wegen eines Generators, den Bauarbeiter brauchen, um letzte Hand an das Geländer einer Treppe zu legen, die von rechts oben runter kommt. 

Das sieht alles komfortabel aus. Radfahrende sind noch nicht so richtig viele unterwegs, aber die Strecke ist auch nagelneu, das dürfte sich im Sommer ändern. 

Hinter der Bahnunterführung geht es zwar mit viel Rot, aber nicht ganz so komfortabel weiter. Vor allem dürfte es Ortsfremden ziemlich schwer fallen, sich rollend zu orientieren. Die Wegweiser sind wie üblich klein und grün. Wer nach Wasserburg will, soll links abbiegen, wer nach Weißenburg will geradeaus über die große Straße, und zum Bahnhof geht es nach rechts. Dass uns Radverkehr entgegenkommt, zeigen die Pfeile. Aber wie komme ich jetzt nach links? 

Schaut man sich das ausgeklügelte System von links, vom Geh-/Radweg aus an, kapiert man es vielleicht halbwegs, denn es geht zwei Mal geradeaus. 

Einmal wie von einer Straße, die diese Fahrradstraße ja ist, ein zweites Mal links daneben auf dem Gehwegbereich über einen gemeinsamen Geh-/Radweg. Wie man da von der Radfahrbahn hinkommt, ist nicht ganz klar, denn die Pfeile zeigen geradeaus und verbieten ein nach links Kreuzen der Gegenfahrbahn. Aber wollen wir mal nicht so sein. Das linke Geradeaus ist als Linkssabbiegen gemeint. Da man nämlich, wenn man nach links, Richtung Wasserburg will, nicht auf der Autofahrbahn radeln darf (geht zweispurig auf einen Kreisverkehr zu), müssen die Radler drüben auf dem Geh-/Radwg radeln. Den linksseitigen Radweg (da wo ich stehe und fotografiert habe), darf man nicht nehmen.  
Dieser Geh-/Radweg wird von Wasserburg her kommend über die Fahrradstraße Richtung Bahnhof (und Bregenz/Österreich) geführt und ist mit einem Vorfahrt-Achten-Schild versehen. 

In Lindau sind zur Reisesaison bei schönem Wetter Unmassen von Radler:innen unterwegs, allerdings hauptsächlich wassernah. Lindau hat auch eine touristisch orientierte Internetseite "Radfahren in Lindau", auf der Radrundfahrten angeboten werden (jeweils verlinkt, z.B. so). Hingewiesen wird auf der Seite aber auf Fahrradständer und 28 Fahrradgaragen. In 10 Boxen kann man die E-Räder auch aufladen, beispielsweise im Inselparkhaus. 

Allerdings vermisse ich einen Radwegeplan von Lindau. (In Stuttgart haben wir ja StuttgartMaps mit Radrouten, auch wenn diese nicht immer der Realität und dem Machbaren entsprechen.) Da muss ich dann schon Bike Citizens befragen, um einen Überblick zu kriegen. Da sieht man dann auch gleich, wie lückenhaft das Radwegnetz in Lindau noch ist. Aber die Stadt ist auf einem guten Weg. Hoffen wir, dass es so weitergeht, auch nachdem die Bayerische Gartenschau vorbei ist.  
Auf dem Bildschirmfoto von Bike Citizens sieht man links unten den Kreisverkehr vor der Insel und den roten Radtunnel unter der Bahnlinie hindurch. Weiter links sieht man einen zweiten Kreisverkehr, um den der Radfverkehr auf den Gehwegen herumgleittet wird. Richtung Insel gibt es schöne parallele Radwege, getrennt vom Autoverkehr und eine Rad-/Fußgängerbrücke. Alles auch wieder sehr nobel. 


10 Kommentare:

  1. Wo Du Lindau und auch die Wegweisungen ansprichst ein paar Anmerkungen. Falls jemand aus Lindau mitliest:
    Ich war letztens von Bregenz nach Lindau unterwegs, um ab Reutin mit dem Zug zu fahren. In Lindau fehlte an der ersten grösseren Verzweigung ein Wegweiser zum Bahnhof und wenn ich dort falsch abbiege, wird die Zeit irgendwann knapp. Also bin ich nach "müsste die und die Richtung sein" abgebogen - aber es kam weiter eine ganze Weile kein Wegweiser. Schliesslich habe ich jemanden gefragt - die Richtung passte. Andere Leute fragen kann abends schwierig sein, wenn nicht mehr so viele Leute unterwegs sind. (Später kam noch ein Wegweiser: Den erreiche ich nicht, wenn ich an der vorherigen Verzweigung falsch fahre.)

    Ich schau grad: Das müsste Josephine-Hirner Straße auf die B12 gewesen sein, wo es keinen Wegweiser gibt - ich mag mich aber täuschen, das ist jetzt aus der Erinnerung. Es braucht keinen separaten Radverkehrswegweiser - ein einfaches Schild Richtung Bahnhof langt. Vielleicht gibt es weiter südlich in Seenähe auch einen Radweg, das weiss ich nicht. Es war abends und ich wollte die Bahn kriegen.

    Ein Weiteres: Am Bahnhof Reutin habe ich eine Passantin gefragt, ob das Reutin sei. Weil ich kein Schild gefunden hatte: Weder am Bahnhofgebäude noch am Bahnsteig auf Höhe des Bahnhofgebäudes. Weiter hinten hatte es dann eines am Bahnsteig. Wenn das der falsche Bahnhof gewesen wäre, wäre das übel gewesen, denn die Zeit, noch mal den richtigen Bahnhof zu suchen, hätte ich nicht mehr gehabt.

    Kurz: Kaum in Baden-Württemberg und es war Stress.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Baden-Württemberg? Nicht ganz. (Auch wenn der Landkreis Lindau mal kurzzeitig zu Württemberg-Hohenzollern gehört hat, womit es eine direkte Landverbindung zwischen den französischen Besatzungszonen in Deutschland und Österreich gab.)

      Löschen
    2. Wie Frank schon sagte: Bayern. Wobei beim Radeln nach Wangen im Allgäu (Baden-Württemberg) auffällt, dass die breite bayrische Autostraße schmaler wird, und umgekehrt, dass beim Reinfahren nach Lindau die Radstreifen fehlen und man auf Bürgersteigen fährt. Dennoch finde ich diese neuen Bauten schon mal nicht schlecht. Ich fürchte, an der Wegweisung - klein und grün - ändern wir so schnell nix, weil die ja gerade flächendeckend überall aufgestgellt wird. Ich fand schon immer, dass eine Wegweisung, bei der man anhalten und absteigen muss, um herauszufinden, wo man langradeln muss, Mist ist. Offenbar werden Radfahrende immer noch gerne mit Fußgänger:innen verwechselt. Ich radle deshalb in fremder Gegend (auch in Stuttgart) gerne Fahrbahn, weil man da wenigsten große und deutliche Wegweiser finden. Ein Grund, warum ich immer sage, dass entlang aller Hautstraßen, die Ortsteile verbinden, auch mindestens Radfahrstreifen sein müssen.

      Löschen
    3. Stimmt, Bayern. Mir dämmert, warum Lindau beim Bayern-Ticket dabei ist. Wobei Lindau - Mannheim mit dem BaWü-Ticket geht, da ist Lindau auch dabei.
      Das sind halt die Tickets, die kurzfristig mit dem Fahrrad - also ohne Stellplatz-Reservierung - zu bekommen sind. Besten Dank;-)!

      Löschen
  2. Die Wegweisung ist nochmal ein besonderes Thema. Die ist in D schon für den Autoverkehr bescheiden, wie man an obigem Beispiel sehen kann. Da sollte sich man ein Beispiel an Frankreich nehmen (Michelin sei dank).
    Beim Radverkehr solten sich D und F dieses Beispiel nehmen, da ist hüben wie drüben absolute Wüste. Wenn man in unbekannter Gegend irgendwo pünktlich zu sein hat, sollte man Radwege tunlichst meiden. (Der Grund ist natürlich auch hier, dass Radfahren im Grunde immer noch nur als Freizeitvergnügen gilt, nicht als ernstzunehmendes Verkehrsmittel).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe vor einigen Jahren immer mal wieder längere Radfahrten durch Deutschland gemacht. Meiner Erfahrung nach kann ich in unbekannter Umgebung für 100 km zu bewältigender Strecke 130 - 140 km gefahrener Strecke kalkulieren. Zum Beispiel Umwege wegen:
      - Straßen, auf denen wegen einer plötzlichen "Kraftfahrstraße"-Ausschilderung die Fahrt zu Ende ist und wo ich schauen muss, wo und wie jetzt weiter. Autobahnen lassen sich auf der Karte erkennen, Kraftfahrstraßen eher nicht.
      - Radwege, die erstmal gut aussehen, sukzessive schlechter werden und weit weg von der Fahrbahn zu Schotterwegen werden. Mit Rennrad-Bereifung also eher zurück.
      - Eine Beschilderung "Einfahrt verboten" (267 - das rote Schild mit weissem Balken), wo der Fahrrad-Wegweiser dort hinein zeigt. Also schauen, wo und wie weiter.
      - Radwege-Beschilderung ist normalerweise auf einer Höhe, in der ich sie im Dunkeln gar nicht sehen kann, wenn der Scheinwerfer korrekt eingestellt ist. § 67 Abs. 3 StVZO:
      "... Der Scheinwerfer muss so eingestellt sein, dass er andere Verkehrsteilnehmer nicht blendet. ..." Um einen Fahrrad-Wegweiser im dunkeln zu erkennen, müsste der Scheinwerfer leicht nach oben zeigen. Ich stehe auch heute immer mal wieder im Dunkeln an Wegweisern, steige ab und hebe das Rad vorne an, um den Wegweiser lesen zu können.
      Unbekannte Radwege bei einem Termin funktionieren nur mit sehr großen Zeitpuffer.

      Dazu kommt, dass Fahrrad-Wegweiser quasi jedes Dorf ausweisen. Bei meinetwegen 250 km Strecke benötige ich aber die mittelgroßen Orte, weil ich mir vorher nicht jedes kleine Dorf merken kann.

      Löschen
  3. Torsten K. aus DA15. Mai 2022 um 14:06

    Vor kurzer Zeit war ich eine Woche in Lindau mit dem Fahrrad unterwegs. Was mir vor allem aufgefallen ist, sind die "Schutzstreifen" dort. Der Fahrstreifen daneben war regelmäßig so schmal, dass ein Überfahren des Schutzstreifens mit mehrspurigen Fahrzeugen die Regel war.

    AntwortenLöschen
  4. Die Wegweisersystematik gehört neu gemacht. Alles klein und grün auf weiss, ist einfach zu schlecht zu erkennen. Und die Platzierung im Schnitzeljagtstil ist auch nicht hilfreich.
    Die Ursprünglich für alle gemachten Wegweiser mit verschiedenen Farben für lokale Infrastruktur und Orte soll ja wohl nicht mehr für Fahrräder gelten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. . . . Christoph.

      Löschen
    2. Jörg
      Ich glaube es gibt Navigationsysteme, im Auto werden die fast immer im unbekannten Terrain eingesetzt. Schilder lesen ist so was von 1980. Daher ist es auch wurscht was ausgeschildert wird. Wenn das Handy mir als Autofahrer sagt fahr durch die 30-Zone oder fahre durch das Ortszentrum weil auf der Umgehungstraße Stau ist, tut man das.
      Die Handynavigation auf dem Rädle ist es noch nicht so komfortabel. Es funktioniert dennoch sei es mit OSMAnd, komoot und sogar google führt an das Ziel. Blöd ist natürlich die übliche Pfadfinderei ist die privat anmutende Einfahrt ernsthaft ein Radweg?
      Der Radtunnel macht eine gut fahrbaren Eindruck eine Schönheit ist der Betonbau nicht.

      Löschen