1. August 2022

Die leiseste Lobby der Welt

Sie trifft sich am Samstag, dem 27. August in Stuttgart und radelt dann in zwei Wochen über Erfurt nach Berlin. Die TourDeVerkehrswende geht bis zum 10. September.

"Die leiseste Lobby der Welt ist unabhängig von Parteien, Öl und Wetter", sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities. Sie fordert eine feministische Verkehrswende. „Feministische Mobilitätspolitik bedeutet für uns ein komplett anderer Blick auf Mobilität und den öffentlichen Raum. Wer hat Zugang dazu? Wer bewegt sich wie fort und welche Privilegien oder Nachteile sind damit verbunden?“ Und: "Wir müssen uns vom toxischen motorisierten Individualverkehr, dem traditionellen männlichen Familienversorger-Modell, verabschieden: Unser Ziel ist ein neuer, friedlicher und inklusiverer Umgang miteinander im öffentlichen Raum zum Vorteil aller."
Der Zweirat lädt an diesem Abend außerdem zum Nightride ein (siehe unten). 
Die leise Radlobby fordert eine bessere Infrastruktur, insbesondere für Kinder. Etwas, wofür sich die Kidcal Mass in Stuttgart und anderen Städten ebenfalls seit Jahren massiv einsetzt. Straßen für Kinder sind Straßen der Zukunft. Wo Kinder spielen und radfahren können, können das auch alle anderen Menschen tun. Und wo der Mensch im Mittelpunkt einer Verkehrsplanung steht, gibt es auch einen dicht getakteten öffentlichen Nahverkehr, der das Auto für Familien unnötig macht. Und dann haben wir auch wieder mehr Platz auf den Straßen zum Leben. 

Anmelden kann man sich für die Tour auch noch bis 14. August, für einige Etappen oder für alle. 

Der Zweirat veranstaltet am 27. August einen Nightride. Und nach Stand Ende Juli treffen sich die Radfahrer:innen gegen 18 Uhr  im Club der Stuttgarter Rudergesellschaft, wo es ein Essen gibt und wo sie wohl auch übernachten. 

12 Kommentare:

  1. "Unser Ziel ist ein neuer, friedlicher und inklusiverer Umgang miteinander im öffentlichen Raum zum Vorteil aller"
    Das ist ein wirklich schöner Wunsch. Könnte man das mal bitte den ganzen aggresiven Radfahrerweghupern beibringen.
    Ich wünschte mir, dass viel mehr kontrolliert wird und sattt Geldstrafen Verkehruntericht angeordnet würde. Dann könnte man den ganzen Vollpf..., die da draußen rumfahren, mal endlich die, aktuelle und nicht die gefühlte, STVO beibringen. Wer nach Verkehrsunterricht es immer noch nicht kapiert hat, dem sollte man dann den Führerschein entziehen. Ich glaube, dann hätte sich viele Probleme sehr schnell erledigt.
    Karin

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    1. Oh ja, die Vollpf....sitzen ja nur in den Autos.Wie achtsam das radfahrende Klientel ist, bemerke ich regelmäßig auf dem Weg , der an der Stuttgarter Rudergesellschaft entlangführt. Dahinter haben wir Kanuten unser Bootshaus.
      Wenn wir dann mit unseren Fahrzeugen, auf denen sich gut sichtbar, unsere Kajaks befinden, den Weg hoch zur Straße fahren,- ein sehr kurzes Stück,-
      was wir dann auch sehr vorsichtig machen, können die Vollpf... von Radfahrer
      nicht warten und kommen uns entgegen.
      Ein ausweichen ist oft nicht möglich, und zurücksetzen sehr schwer.Auch Fussgänger werden radfahrend wegemoppt.Und wenn wir dann mit den Booten
      zum Inselbad laufen... Rücksichtnahme geht anders. Hört endlich mal auf, euch
      nur in euerer eigenen Blase zu bewegen und schaut mal über den Tellerrand!!
      Übrigens binn ich bald 40 Jahre in Stuttgart fast nur mit dem Fahrrad unterwegs
      MfG Andreas

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    2. Lieber Andreas, schade, dass die Diskussion hier mit Wut begonnen hat. Ich meide ja das Wort Vollpfosten, egal für wen, besonders aber für ganze Gruppen. Solche Wege wie den, den du beschreibst, gibt es ja öfter, ich bin beispielsweise im Ruderclub (Stuttgart Cannstatter Ruderclub), wo wir die Boote über den Weg tragen. Unser Weg ist als Feldweg beschildert, also keine Autos (außer Anlieger:innen bis zum Club). Und da beobachte ich auch, dass manche Radfahrende glauben, es sei ihr Radweg und Fußgänger:innen anbimmeln, aber die meisten eben nicht. Vielleicht können manche Radfahrende eure Absicht nicht genau einschätzen (es gibt ja auch Autofahrende, die überhaupt nicht einschätzen können, was Radfahrende gerade vorhaben), und Radfahrende machen oft die Erfahrung, dass Menschen in Autos auf Wegen fahren, die für sie verboten sind. Ich vermute, ihr habt da eine Erlaubnis, aber die Frage ist ja, ob Radfahrende das erkennen können. Ich finde, ein bisschen mehr Verständnis auch für die Irrtümer, die andere begehen, ist sinnvoll. Wir haben uns zu sehr angewöhnt, auf andere zu schimpfen, die nicht kapieren, was wir gerade wollen (und darum für sehr sinnvoll halten), und Fehler machen. Ich finde es sinnvoll (siehst du ja am Blog), aufzuzeigen. wo strukturelle Fehler sind, die zu Fehlverhalten führen (nicht Kontrolle von Falschpark- und Überall-reinfahr-Lust z.B.), aber dafür Leute gleich als Idioten oder irgendwelche Pfosten beschimpfen, finde ich nicht gut, es fördert nur Aggressivität statt Überlegungen, wie man Konflikte vermeiden könnte. Wir kommen ja auch mit Ruderbooten auf Hängern auf unseren Feldweg am Club, wenn Regatta ist, aber das tun dann halt alle mit der gebotenen Geduld mit Fußgänger:innen und Radler:innen, die sonst immer dort ihren Weg für sich haben. Das hakelt, aber letztlich geht es, wenn man einander anlächelt.

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    3. Liebe Karin, du bist ja eine sehr erfahrene Radfahrerin, ich vermute, dir ist wie mir das Verhalten der Autofahrenden in den letzten Wochen auch auf den Keks gegangen, die sind irgendwie hitzegestresst (kein Wunder, denn auch klimatisierte Fahrdosen sind halt im Sommer blöd). Ich ärgere mich auch und schimpfe manchmal, habe aber gemerkt, dass es meinem Adrenalinhaushalt gut tut, zu denken, dass andere auch Fehler machen, so wie ich selbst. Du weißt ja, dass ich in meinen Blogkommentaren gerne Texte lese, in denen andere nicht mit herabwürdigenden Begriffen belegt werden. Ich finde es für mich auch sehr interessant, zu sehen, wie wir denken und auf welche Ideen wir kommen, wenn wir andere für ebenso nett, vernünftig und rational halten wie uns selbst, die halt nur Fehler machen oder die Welt - in dem Fall - der Radfahrenden gar nicht verstehen. Dann kommt die Frage auf, wie könnten wir unsere Welt denn verständlicher machen. Bitte versteh mich nicht falsch, ich freue mich immer sehr, wenn du kommentierst und ich freue mich auch weiter. Man kann ja auch mal die Wut kriegen, das verstehe ich bestens.

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    4. Liebe Christine,
      es tut mir leid, dass Du das so aufgefasst hast. Ich nutze den Begriff nicht zur Beleidigung einer einzelnen Person, sondern zum Beschreiben einer ganzen Gruppe im Verkehr. Durch meine lange Erfahrung im Straßenverkehr bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass 80-90% derer, die da draußen rumfahren, weder auch nur den blassesten Schimmer von Verkehrsregeln noch bei den Autofahrern eine Ahnung vom Fahren mit dem Auto selbst haben. Man könnte sie also auch noch anders bezeichnen. Und genauso muss man fahren. Immer im Bewusstsein, dass das ganze Drumherum im Straßenverkehr keinen blassen Schimmer hat und die eigene Sicherheit die höchste Priorität hat. Ich hatte schon Diskussionen mit Menschen im Verkehr, wo ich anschließend gedacht habe, wie die mit diesem Wenig an Intellekt überhaupt an einen Führerschein gekommen sind.
      Ich habe von meinen Mitmenschen im Verkehr keine gesonders gute Meinung, in der Regel keine Ahnung und dann auch noch dumm und dreist, besonders hier in Mannheim und Heidelberg.
      Karin

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  2. Es gibt eine Dickfälligkeit bei der Wahrnehmung von Verkehrsregeln, die nicht der gefühlten StVO entsprechen. Diese Dickfälligkeit ist unabhängig vom Verkehrsmittel. Leute radfahrend auf dem Gehweg, denen man versuchen könnte, zu erklären, dass der Gehweg nicht zum Radfahren ist. Oder Leute im Auto, die nicht wahrnehmen, dass da irgendwas mit Überholabständen oder Falschparkerei ist. Der Punkt, den Karin erwähnt, sind Nachschulungen. Aktuell wird der Führerschein einmal gemacht und gilt bis an's Lebensende. Es gab ein Video vom NDR, bei dem es um Überholabstände ging, wo ein Autofahrer die Radfahrer der hamburger Fahrradstaffel zu knapp überholt hat, dafür ein Verwarngeld bekam und in die Kamera sagte, dass nach 50 (?) Jahren eine Auffrischung vielleicht tatsächlich sinnvoll sei. Genau dasselbe liesse sich bei Gehwegradfahrern machen.

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    1. Das Thema Regeltreue beschäftigt uns offenbar stark. Erst vor kurzem habe ich dazu einen Artikel geschrieben: https://dasfahrradblog.blogspot.com/2022/07/unsere-demokratisierung-der.html
      Radfahren kann man übrigens auch ohne jemals einen Führerschein gemacht zu haben, auch Menschen zu Fuß brauchen keinen. Verkehrsschulungen für Erwachsene wären sicherlich wünschenswert, man muss ich aber auch vorstellen, wie die laufen, wer die bezahlt und wer die macht. Da müssen ja Millionen Menschen abgefertigt werden. Billiger wären vermutlich Kampagnen mit Plakaten und Medienbeiträgen, wobei da die Medien mitmachen wollen müssten. Was auch hilft: Drüber reden. Ich sage ja immer: Rede mit deinem Nachbarn oder deiner Nachbarin. Und wenn das ganze dann nicht im aufgeregten Beschuldigungsstreit abläuft, sondern im freundlichen Darstellen der eigenen Sorgen als Radfahrer:in oder Fußgänger:in oder Autofahrer:in, damit der/die jeweils andere verstehen lernt, dann ist das sicher hilfreich. Ich finde ja immer, dass wir die Erziehung der Gesellschaft nicht irgendeinem diffusen Anderen (einer Institution, öffentlichen Stellen, der Polizei etc.) überlassen können, denn wir selbst sind diese Gesellschaft, die zu Vereinbarungen kommen muss.

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    2. Es würde schon mal helfen, wenn einfach nur einfache Regeln gäbe. Rechts auf dem Radweg fahren, nicht links, immer nur in Fahrtrichtung, kein Gegenverkehrsführung auch nicht auf dem Radweg, Einbahnstraßen sind tabu, nicht in der Fußgängerzone fahren, nicht auf dem Gehweg etc. und vor allem KEINE AUSNAHMEN VON DIESEN REGELN. Die Ausnahmen werden gerne generalisiert und führen dann zu Konflikten.Und vor allem eine GESCHEITE BESCHILDERUNG und nicht immer dieser Pfadfindermodus, oder plötzliche Einbahnstraßensackgassen, keine Treppen oder Schiebestrecken. Und nicht die Haltung der Planer zu Radfahrern "die sollen sich mal nicht so anstellen, das Stück kann man doch mal schieben/tragen/wuchten". Schön, dann soll doch der Planer mal so ein Baboo mit Beladung eine Treppe runtertragen, oder ein Velomobil oder sonst ein Lastenrad.
      Heute traut man sich ja kaum noch einen unbekannten radweg zu nehmen, weil man nicht sicher sein kann, ob man nicht nach Kilometern hinter einer Leitplanke plötzlich vor einer Treppe steht oder einer Sperre.
      Wenn man viel fährt, geht einem diese Ignoranz echt auf den Keks. Mit dem Auto stehe ich ja auch nicht plötzlich vor einem Trampelpfad oder einem Zaun. Da gehts doch auch. So solls auch fürs Fahrrad sein.
      Karin

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    3. Super Kommentar, Karin! Kann ich komplett unterschreiben.
      Auch wenn es bedeutet, alte Zöpfe abzuschneiden, wie z.B. das Befahren von Einbahnstraßen in Gegenrichtung.

      Ich würde zum Beispiel gern das Vorbeischlängeln an Autoschlangen vor Ampeln abschaffen. Es gibt wenig Regeln, die Autofahrer mehr provozieren, und ich kann es verstehen, wenn man den ganzen Ärger, den die rote Ampel hervorruft, auf den Radfahrer projiziert. Den man eben noch mit Mühe und nicht immer ganz regelrecht überholt hat und der sich nun wieder frech vor einen stellt.
      Bevor nun das Argument mit der Sicherheit rausgekramt wird: der erregte Autofahrer hinter einem ist nicht unbedingt ein Sicherheits-Plus.
      Und was die Abgase angeht: An einer Ampel sind die eh erhöht. Außerdem handelt es sich hier um ein Problem von illegalen Thermofenstern und kriminellen Stickoxid-Raten, die nicht auch noch von uns Radfahrern zu lösen sind, sondern von den Verursachern.
      Ich reihe mich jedenfalls mittig in die Schlange der Autofahrer ein und beanspruche so meinen Platz als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer. Mag sein, dass ich es mir einbilde, aber ich erlebe jetzt weniger knappe (erzieherische!) Überholvorgänge als früher.

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    4. "Ich würde zum Beispiel gern das Vorbeischlängeln an Autoschlangen vor Ampeln abschaffen. Es gibt wenig Regeln, die Autofahrer mehr provozieren..."

      Mich provozieren Autofahrer, die in 90% der Fälle allein in einem Auto sitzen, das stehend 20 m2 Straßenraum braucht, und fahrend mindestens 100. Die 1,5t Blech bewegen um 80kg Mensch zu kutschieren. Die mindestens 100 mal gefährlicher sind als jeder Radler. Die wie du selbst sagst, sowieso nur mit Ach und Krach und unter Gefährdung meines Leibes und Lebens an mir vorbeigekommen sind und mich nun wenige Dutzend Meter weiter aufhalten...

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    5. @marmotte27:
      "Mich provozieren Autofahrer, ..."

      Inhaltlich hast du vollkommen recht. Nur gibt es auf diese Weise keine politischen Mehrheiten für eine Verkehrswende hin zum Fahrrad. Sondern eine Fortsetzung des Status Quo der letzten 50 Jahre: Freie Fahrt für Freie (Autofahrer-)Bürger.

      Ich rede nicht davon, die paar Deppen zu überzeugen, die Radfahrer eh nur als Hindernis von der Straße wegschaffen wollen. Sondern die übergroße Mehrheit, die sowohl Auto als auch Fahrrad fahren, und die dann beim Vorbeischlängeln unnötig emotionalisiert werden.
      Gerade in Städten wie Stuttgart wird um jeden Quadratmeter Straßenraum gekämpft. Aber wenn wir nur im Rechthaber-Winkel verharren, wird sich nie etwas ändern.

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    6. @Matthias Die politischen Mehrheiten gibt es. Sie werden nur von den (meisten) Politikern, die in den Taschen der Autoindustrie leben, ignoriert.

      https://www.lobbycontrol.de/2022/07/pressekommentar-lobbycontrol-zu-porschegate/
      https://www.greenpeace.de/publikationen/s01841_web_greenpeace_schwarzbuch_autolobby_04_16.pdf

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