22. September 2022

Die hohe Kunst, durch einen Kreisverkehr zu radeln

Nicht nur Autofahrer:innen wissen oft nicht so genau, wie Kreisverkehr geht, auch Radfahrende können da viele Fehler machen. Und die können richtig gefährlich werden. 

In der Stadt Wangen im Allgäu wurde vor einem Jahr dieser Kreisverkehr eingerichtet. Sogenannte Schutzstreifen führen auf ihn zu, enden aber, wie das bei uns in Deutschland üblich und gesetzlich vorgeschrieben ist, zwanzig Meter vor der Einfahrt in den Kreisverkehr und beginnen auch erst zwanzig Meter dahinter wieder. So ist das auch in Stuttgart bei kleinen Kreisverkehren. 

Nähern sich Auto und Radfahrer dem Kreisverkehr, dann kann gleich der erste Fehler passieren. Der Radler lässt sich vom Auto an den Bordstein drängen, und beide fahren gemeinsam los, wenn frei ist. 

Ein Vater versucht hier (oberstes Bild) seine Tochter, die vor ihm radelt, durch den Kreisverkehr zu dirigieren. Er macht dabei zwei gefährliche Fehler.

Erster Fehler: Beide stehen ganz rechts am Bordstein, ein Auto würde links neben sie noch passen. Fährt dieser Autofahrer los, wenn frei ist und die Radler auch losfahren, und will dieser Autofahrer gleich die nächste wieder raus, dann besteht, Gefahr, dass er die Radler umnietet. Das Bild oben zeigt diese Situation, nur dass gerade kein Auto drängelt. Das zweite Bild hier rechts zeigt, wie das aussieht. Ein Autofahrer kommt, fährt in den Kreisverkehr ein, in den gerade eben eine Frau ebenfalls ganz rechts am Bordstein eingefahren ist. Ich habe hier auch gesehen, dass ein Radler am Bordstein stand und ein Autofahrer sich ganz eng links neben ihn bis zur gestrichelten Linie vorgeschoben hat. Startet man dann mit dem Auto zusammen, überlebt man das unverletzt nur, wenn das Auto nicht die nächste wieder rausfährt, man selber aber sehr wohl, sonst nicht. Für Autofahrende sind solche Kreisverkehre mit viel Radverkehr ebenfalls extrem schwierig, wie ich selber mal als Autofahrerin feststellen konnte. 

Vater und Tochter aber radeln weiter und machen den zweiten Fehler, wie man auf Foto zwei ebenfalls sieht: Sie fahren ganz am Rand um den Kreisverkehr herum. Sie ermuntern damit Autofahrer:innen, durch die Mitte an ihnen vorbeizufahren. Da Autofahrende beim besten Willen nicht erkennen können, ob Radler:innen, die am Rand herum fahren, die nächste raus oder aber noch weiter herum wollen, besteht immense Gefahr, dass sie die Radfahrenden umnieten, wenn sie rausfahren. 

Wenn gerade kein Auto durch diesem Kreisverkehr fährt, erscheint das hier friedlich und ungefährlich, ist es aber nicht. Allemal hier: Da die Mitte nur eine schraffierte Fläche ist, fahren hier etliche Autofahrer:innen fast geradeaus zur Ausfahrt gegenüber. Wirklich saugefährlich!

Während Vater und Tochter weiter radeln, kommen von rechts weitere Menschen auf Rädern, die auch etwas Gefährliches tun, was Radfahrende gern an solchen Kreisverkehren tun. Radfahrer:innen bremsen ja ungern zum Stillstand, weil Starten viel Kraft kostet. Und sie sehen hier zwar, dass ein Auto kommt, denken aber, sie seien doch schmal und könnten ungebremst rein- und gleich wieder raus huschen, und zwar ganz ganz nah am Bordstein. 

Autos sind aber gerne viel schneller da, als wir so denken. Das sieht man auf dem Bild rechts. Autofahrende lernen so zwar so aufpassen und bremsen (und auf Radfahrende fluchen), aber das klappt deshalb gerade noch, weil Autofahrende diese Radler:innen immerhin deutlich vor sich sehen. Kritisch wird es allerdings, wenn diese Radfahrenden nicht die nächste gleich wieder raus, sondern um den Kreisverkehr herumfahren wollen. Dann muss der Autofahrer echt in die Eisen steigen. 

Was die meisten übrigens auch nicht machen, ist, mit rausgestrecktem Arm anzuzeigen, wo sie hinwollen, also, dass sie jetzt aus dem Kreisverkehr rausfahren. Autofahrende müssen blinken (was sie auch oft nicht tun), und Radfahrende müssen Handzeichen geben. Das macht diese Frau hier vorbildlich, wenn auch das Rausfahren aus einem Kreisverkehr die ungefährlichste Aktion ist. 

Und dieser Radfahrer macht es richtig. Er kommt zwar ebenfalls vom Bordsteinrand her, aber er zielt auf die Mitte der Fahrbahn. An ihm kann links kein Auto vorbeifahren. Bei anderer Gelegenheit habe ich hier einen vierköpfigen Rennradtrupp in den Kreisverkehr einfahren sehen. Der Mann, der vorneweg fuhr, streckte, nachdem er in den Kreisverkehr eingefahren war, seinen Arm nach links raus und lenkte seinen Trupp in die Mitte der Fahrbahn. Für alle Autofahrenden war damit klargestellt, dass diese Gruppe nicht die nächste rausfährt, sondern weiter um den Kreisverkehr herum (leider habe ich keine Fotos davon). 

Dies ist die sicherste Methode, um einen Kreisverkehr herumzufahren: Reinfahren, Arm nach links, in die Mitte fahren, Arm rausgestreckt lassen, dann Arm nach rechts, wenn man rausfahren will. 

Übrigens hat es eine Frau, die durch den Kreisverkehr radelte, angesichts der eng überholenden Autos auf der schmalen Fahrbahn, nicht mehr ausgehalten und ist auf den Gehweg geflüchtet. Auch hier verführen die Schutzstreifen Autofahrende zu meinen, solange sie in ihrer Spur bleiben, ist es ja egal, wie dicht sie an Radler:innen vorbeifahren, zum anderen empfinden sie die Fahrbahn als so schmal, dass sie meistens mit den rechten Reifen auf dem Schutzstreifen fahren. 

Man hat hier zwar (wie an vielen anderen Stellen in Wangen im Allgäu) etwas, das nach Radinfrastruktur aussieht, auf die Fahrbahn gemalt, aber es ist keine, die wirklich Mut macht und Vertrauen schafft. Auf der würde man die elfjährigen Kinder eben nicht alleine radeln lassen, allemal nicht durch diesen Kreisverkehr und alle anderen, die hier entstanden sind.  

Wie eng und drängelig es zugeht, wenn Autos, Traktoren und Radfahrende in die Einfahrt eines Kreisverkehrs drängen, wo man warten muss, zeigt dieses Foto. Hier müssen, wenn sie losfahren oder losradeln, alle aufeinander achten, und man kann nur hoffen, dass das auch alle machen. Die Frage wird sich für den Autofahrer immer stellen: Darf der Radler vor mir reinfahren? Und für den Radler: Darf der Autofahrer vor mir reinfahren? 

In Stuttgart haben wir einige ähnliche enge Kreisverkehre, die genau so organisiert sind, aber auch einige, bei denen die Radfahrenden auf Gehwegen und parallel zu den Zebrastreifen drum herum geführt werden. Allerdings empfiehlt es sich, an solchen Stellen, sehr langsam auf die Furt zu zu fahren, denn Autofahrende (die zwar warten müssen) rechnen nur mit langsamen Fußgänger:innen, nicht mit viel schneller kommenden Fahrrädern. 

In Cannstatt gibt es so einen Kreisverkehr, bei dem aus Sicht des Autofahrers, die Fahrräder urplötzlich von einem Radweg, den er nicht sieht, über die Gehwegecke hinter geparkten Autos hervorkommen (siehe Collage).  Gefährlich wird es auch hier, denn es wird immer gefährlich, wenn Radfahrende am Rand um einen Kreisverkehr geführt werden. Autofahrer fahren meist mit erheblichem Tempo aus dem Kreisverkehr hinaus. 

Routinierte Radfahrer:innen mögen Kreisverkehre, weil es keine Ampel gibt, an der sie warten müssen. Autofahrer:innen wollen auch meistens Kreisverkehre anstelle von beampelten Kreuzungen, weil sie dann denken, es gehe schneller. Allerdings setzen Kreisverkehr sie erheblich unter Stress. Sie haben nämlich das Gefühl, schnell reinfahren zu müssen, damit die Autofahrer:innen hinter ihnen nicht verächtlich über ihre Fahrkünste und Zögerlichkeit denken, und fahren oft zu schnell rein, und bremsen dann Autos, die herumgefahren kommen aus. Oder es bilden sich bei viel Verkehr lange Schlangen an den Einfahrten und womöglich noch über den Kreisverkehr hinweg, und alles steht und ärgert sich und drängelt. Kreisverkehre taugen nur für Kreuzungen von wenig befahrenen Straßen. Und wir Deutschen sind sie nicht so richtig gewöhnt und verhalten uns oft falsch. Beispielsweise blinken die wenigsten, bevor sie rausfahren. Deshalb waren die anderen an den Einfahrten viel zu lange. 

Swindon, Google Maps
In Großbritannien ist es noch viel komplizierter (abgesehen davon, dass sei links herum befahren werden): Möchte man gleich die erste Ausfahrt nehmen blinkt man beim hineinfahren links. Möchte man eine der nächsten Ausfahrten nehmen blinkt man beim einfahren gar nicht, erst nach Passieren der vorherigen Ausfahrt wird links geblinkt. Will man die letzte Ausfahrt raus,  blinkt man rechts beim einfahren (wir würden links blinken) und links (wir rechts) nach der vorletzten Ausfahrt. Menschen, die in Großbritannien Auto fuhren, haben mir versichert, dass die meisten das auch so machen würden. Die Briten haben aber auch noch den sogenannten "magischen Kreisverkehr" durch den außen links herum und innen rechts herum gefahren wird (bei uns wäre es dann außen rechts herum und innen links herum. Das würden wir nie kapieren). Hier ein schönes Youtube-Video dazu. Routinierte kürzen über die Gegenrichtung in der Mitte ab, Erschrockene fahren außen herum bis zu ihrerAusfahrt. In Swindon, wo sich das Original seit sechzig Jahren befindet, passieren deshalb so wenige Unfälle, so vermutet man, weil alle so verwirrt sind, dass sie langsam fahren.  

Langsam fahren ist überhaupt das Geheimnis der Unfallvermeidung, nicht nur für Autofahrende, sondern auch für Radfahrende dort, wo man anderen begegnet und der Verkehr nicht durch Ampeln geregelt wird. 


27 Kommentare:

  1. Der Kreisverkehr ist doch kein Problem. Das Problem sitzt hinter dem Steuer. Die Radfahrer machen auch nichts "falsch", sei kompensieren nur nicht die Unfähigkeit der Autofahrenden sich einfach nur an Regeln zu halten und mal 2 Sekunden langsam zu machen. Ich denke bei den meisten Autofahrenden endet der Horizont 2m vor der Autoschnauze, mitdenken ist eh nicht ihr Ding und kann kommen noch Regelunkenntnis und Rücksichtslosigkeit dazu. Und hier muss man ansetzen, nicht beim Kompensationsfahren der anderen Verkehrsteilnehmer. Mir fehlt bei Pressmitteilungen und Nachrichten immer der Hinweis darauf, dass es Verkerhsregeln gibt, die einzuhalten sind und für alle gelten.
    Es sollte viel mehr Wert auf Verkehrsregeln und Nachschulung gelegt werden, zur Not auch MPU und zwar schon früher als bislang.
    Mein Fahrlehrer hat gelehrt, wenn es unübersichtlich wird, langsam fahren und genau kucken. Das Hauptziel ist, keinen Unfall zu haben. Das erwarte ich auch von anderen.
    Karin

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    1. Da gebe ich dir Recht, Karin, allerdings möchte ich niemandem dazu raten, nicht die die Fehler der Autofahrenden zu kompensieren, im Fall des Kreisverkehrs kann das schmerzhaft werden (Wenn ein Auto mit mir zusammenstößt, dann erzeugt das erhebliche Schmerzen, die auch wochenlang anhalten können). Und der Kreisverkehr ist nach meiner Erfahrung das Komplexeste, was Radfahrende vor sich haben.

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  2. In fast 40 Jahren Radfahren in Stuttgart (und ja, in dieser Zeit hat sich sehr viel geändert!) bin ich zweimal in Kreisverkehren in sehr gefährliche Situationen gekommen. Beide Male in Kreisverkehren, bei denen eine "Hauptstraße" die Hauptdurchfahrtsrichtung bestimmt (Wallgraben und Löwentorstraße). Die Gefahr ist nicht bei der Einfahrt entstanden, sondern als ich von der Nebenstraße kommend bereits im Kreisverkehr fuhr, dann von der "Hauptstraße" ein Auto einfuhr und mich beide Male nur nicht erwischte, weil ich eine Vollbremsung, einmal sogar mit Sturz, machte. Ich vermute mal, dass die Autofahrenden routinemäßig auch nach links in den Kreisverkehr schauen, dass aber Radfahrende mit ihrer relativ schmalen Silhouette in diesem Moment auch mal komplett hinter der A-Säule verborgen sein können. Einzige Chance, dies und alles andere unbeschadet zu überstehen: immer davon ausgehen, dass der andere einen Fehler machen wird. Klingt blöd, ist aber so.

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    1. Da möchte ich widersprechen: in 3 von 3 Unfällen mit Kfz-Kontankt im Kreisverkehr hieß es nach einiger Diskussion immer: ich wurde gesehen, aber wäre zu schnell, bzw Kfz hätte gedacht, es würde es noch vor mir schaffen. Bei allen übrigen Notbremsungen ob mit oder ohne Sturz kann ich nichts sagen, weil meistens fahren die einfach weiter. Ein paar machen evtl noch Handzeichen: mal Stinkefinger, mal Scheibenwischer, ganz selten: entschuldigedes Handheben.
      Ich versuche zwar zuerst Inkompetenz statt Absicht zu unterstellen, aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit Stuttgarter Kfzlern, komme ich nicht umher, als meisten Aktionen als vorsätzlich zu bezeichnen.

      Gruß, Georg

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    2. Das mit der A-Säule ist ein Problem, das auch ich fürchte, wenn ich selber mal Auto fahre und in einen Kreisverkehr einfahren muss. In Weilimdorf kam so ein Radfahrer ums Leben, den die Autofahrerin beim Einfahren nicht gesehen hat, warum auch immer, vielleicht genau deshalb. Wenn ich durch Kreisverkehre radle, versuche ich genau abzuschätzen, wie sich die einfahrenden Autofahrer:innen verhalten werden, sehen sie mich oder nicht?

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    3. @Holger in der Löwentorstr habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Kurz vor dem Kreisverkehr gibt es rechts diese Gehwegnasen. Während der Autofahrer einfach seine Spur hält und geradeaus wird der Radfahrer nach links geführt. Regelmäßig wird mir da die Vorfahrt genommen. Aus Sicherheitssicht eine wirklich schlechte Planung und Ausführung.

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    4. So eindeutig ist das mit der Vorfahrt von uns Radler:innen nicht. Es ist nämlich eigentlich etwas unklar, wer Vorrang hat, wenn zwei Fahrspuren zusammentreffen. Bei uns gilt das Reißverschlusssystem. Und es gibt unterschiedliche Auffassungen. Siehe hier: https://dasfahrradblog.blogspot.com/2019/02/radler-und-das-reiverschlusssystem.html

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    5. @christine in der Löwentorstr zeigt eine gestrichelte Linie an, dass die Radspur nach links geführt wird. Ein Auto muss, diese überfahren, wechselt also die Spur. Allerdings ist Farbe keine Infrastruktur und wird gerne "übersehen". Da ist oft nichts mit Einfädeln, sondern schnell noch den Radfahrer überholen.

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  3. Der Vater mit seinem Kind macht durchweg aus meiner Sicht einen Fehler: er fährt einfach nur dahinter. Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, fahre ich immer deutlich links versetzt direkt hinter ihnen, damit eben kein Autler meint, sich mal eben noch vorbeischieben zu können und falls doch, dass zum Kind trotzdem noch ein gewisser Sicherheitsabstand ist.

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    1. Sehe ich auch so, habe ich vergessen zu erwähnen. Danke für den Hinweis. Über das radeln mit Kindern habe ich auch schon mal geschrieben. Ist auch sehr kompliziert und komplex. https://dasfahrradblog.blogspot.com/2017/01/radfahren-mit-kindern.html

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  4. Hauptprobleme bei Kreisverkehren sind meines m.E :
    1. Kraftfahrer ignorieren Sicherheitsabstände und versuchen im Kreisverkehr zu überholen. Da kann man als Radfahrer dann "zu machen" in dem man nicht zu weit rechts fährt. Auch schon vor der Einfahrt in den Kreisverkehr.
    2. Einfahrender Verkehr ignoriert die Vorfahrt der Kreisfahrbahn. Das ist aber auch ein Problem für KFZ-Verkehr, wie viele Youtube-Clips zeigen

    Radwege um den Kreisverkehr sind nicht geeignet , die Sicherheit für Radfahrer erhöhen weil Autofahrer bekannterweise ein Problem mit dem "Schulterblick" haben. Das hier besonders zu Geltung kommt

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  5. Jörg
    Tatsächlich sollten die Radfahrenden im Kreisverkehr die Fahrbahn besetzen. Spätestens eine Autolänge vor der Einfahrt empfehle ich aus Sicherheitsgründen die Aufgabe des Rechtsfahrens zugunsten der Spureinnahme durch mittiges fahren. Auch wenn es lästig ist, sollte man dann hinter dem letzten (ersten) Auto vor der Einfahrt warten. Grundregel: In Kurven fahren wir nie neben einem Auto.
    Wie ist das nur rechtlich? Gilt das Rechtsfahrgebot oder zählt die Sicherheit mehr?
    Dieses Verhalten anderen Radfahrenden zu vermitteln ist sogar bei Rennradlern schwierig.

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  6. "Was die meisten übrigens auch nicht machen, ist, mit rausgestrecktem Arm anzuzeigen, wo sie hinwollen, also, dass sie jetzt aus dem Kreisverkehr rausfahren."

    Das ist ein grundsätzliches Problem des Lenkens und Anzeigens. Hier gilt meiner Ansicht nach "Safety first". Speziell wenn man den 3/4 Kreisverkehr fährt, braucht man beide Hände am Lenker.

    Ich kompensiere das Dilemma mit meiner Fahrlinie:
    - Wenn ich noch lange im Kreisverkehr bin, fahre ich innen, zum Teil sogar direkt am Innenkreis entlang.
    - Wenn ich den Kreisverkehr verlasse, bin ich außen, was sich irgendwie von selbst erklärt. :)
    Und weil das intuitiv ist, versteht es jeder Autofahrer, ohne dass ich weitere Zeichen geben muss. Eine Win-win-Situation: Die Sicherheit ist gegeben durch beide Hände am Lenker, aber jeder weiß trotzdem, was ich tun werde.

    Übrigens gibt es bei uns in Esslingen mehrere Kreisverkehre, die mehr oder weniger geradeaus durchfahrbar sind. Bei diesen zeige ich *vor* dem Durchfahren an, wenn ich die Fahrlinie des Gegenverkehrs durchkreuze, also links abbiege. Das ist so eine Art Linksblinken, die ja bei uns in Deutschland nicht gefordert ist, die ich aber in Frankreich zu schätzen gelernt habe. Ein kleiner Service der frühzeitigen Anzeige meiner Fahrtrichtung, der Autofahrern ermöglicht, rechtzeitig zu bremsen.

    Gruß, Matthias

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    1. Ich finde es auch schwierig, dass wir Radler:innen unseren Richtungswechsel mit Arm rausstecken anzeigen müssen, weil wir dann eine Hand vom Lenker nehmen müssen, was bei Bergabfahrten oft nicht angeraten ist. Dennoch müssen wir es laut StVO tun. Ich plädiere ja dafür, dass wir Radler:innen nicht mit maximaler uns möglicher Geschwindigkeit durch einen Kreisverkehr radeln, sondern auch mal langsam tun, und da kann man dann die Hand vom Lenker nehmen.

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  7. Ich versuche allgemein, Autofahrern nicht die Gelegenheit zu geben, mich zu gefährden.
    Deshalb orientiere ich mich bereits deutlich vor dem Kreisverkehr in die Mitte und gebe danach ebenfalls erst die Fahrbahn wieder frei, wenn sicheres Überholen wieder möglich ist.

    Das mit dem Handzeichen beim Verlassen des Kreisverkehrs war mir von dem Artikel nicht klar. Werde ich zukünftig mehr und deutlicher anwenden.
    Wobei man eigentlich frühzeitig an der Orientierung erkennt, wenn ein Radler ausfahren möchte.

    Aufpassen muß man bei manchen Kreiseln auch auf Fußgänger, wenn DIREKT an der Ausfahrt gequert wird.

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    1. Nein, genau das erkennt man nicht. Oder anders: Autofahrende erkennen meistens nicht, dass Radfahrende nicht rausfahren, sondern weiter drum herum radeln wollen, sie glauben immer, dass man gleich wieder rausfährt. Wenn du mittig fährst, stellst du immerhin klar, dass du auf dem Kreisverkehr bleibst. Handzeichen sind immer gut: Von Autofahrenden erwarten wir ja auch, dass sei blinken, wenn sie rausfahren.

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    2. Jörg
      Das Ausfahren aus einem Kreisverkehr ist Abbiegen nach StVo §9. Das heißt alle Fussgänger wie Radfahrer haben dort Vorrang. Ein langsamer Fussgänger hätte nie die Chance die Furt einer Aussfahrt zu überqueren, wenn auch nur ein Auto im Kreisel ist. (O.K. Fussgänger haben keinen Wert - dummes Argument)
      Entsetzlich ist es außerhalb von Ortschaften an der Furt ein Vorfahrt gewähren anzubringen. Was der StVO §9 Abs 3 vollkommen widerspricht. Und es verführt Landeier dieses gefährliche Autovorrang Verhalten in der Stadt aus zu leben.

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    3. Ab fünf Meter hinter der Ausfahrt haben Fußgänger:innen und Radler keine Vorfahrt mehr, deshalb hat man meistens Zebrastreifen in den Aus- und Einfahrten von Kreisverkehren innerorts. Außerorts gibt es die nicht, es hätte also niemand Vorrang, weder der Radverkehr noch der Fußverkehr, wenn die Querungsmöglichkeit weiter als 5 Meter hinter der Ausfahrt ist. Die Vorfahrt-Achten-Schilder verdeutlichen das eigentlich nur.

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    4. Die kleinen Vorfahrt achten Schilder am Radweg signalisieren deutlich, dass dieser Radweg nicht zur Straße gehört. Deswegen versuche ich an solchen Stellen immer auf der Fahrbahn zu fahren. Was sollte das Schild auch regeln wenn der Radweg zur Straße gehören würde, es regelt nichts für Verkehr der sich parallel im Längsverkehr bewegt.

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  8. Mich wundert es nicht, dass sich die Radfahrer an den Rand drängen (lassen), solange die Verkehrserziehung in der Grundschule die angebliche Pflicht "äußerst rechts" immer noch weitergibt: https://www.polizei.bayern.de/mam/videos/pp-schwaben-nord/211007_ppswn-jvsswn_06_zus_kreisverkehr.mp4

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    1. Ich fand dieses "äußerst rechts" schon als Grundschülerin immer sehr gefährlich. Man hat keinen Platz zum Reagieren7Ausweichen und zudem hatte ich immer Angst, ich könnte mit dem Reifen oder dem Pedal am Bordstein hängenbleiben und dann stürzen.
      Karin

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    2. @anonym, "...im Kreisverkehr äußerst rechts fahren, denn in Deutschland haben wir ein Rechtsfahrgebot...". Hoffentlich haben diese Kinder Eltern, die ihnen richtig zeigen wie das im Kreisverkehr geht. Ja, wenn man immer nur Helm- und Warnwestenpropaganda macht, scheitert es halt den Kindern richtiges Verhalten im Kreisverkehr beizubringen. Danke für das Video.

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    3. Ich hatte als Grundschüler das Glück, dass unsere Prüfungsstrecke, die zugleich die Übungsstrecke war, immer linksherum führte. 4 x links abbiegen war also inbegriffen. Das brachte uns hauptsächlich bei, dass die ganze Breite der Fahrspur befahren werden musste, wir befanden uns definitiv woanders als äußerst rechts.
      Ich habe damals gelernt, dass man Autos manchmal zu ihrem Langsamfahrglück zwingen musste: gucken, Abstand einschätzen und dann beherzt links raus.
      Das funktioniert auch heute noch.

      Gruss - Matthias

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  9. Hohe Kunst, naja. Die Dinger sind ausschließlich für Autos gemacht, also muss man durchfahren wie ein Auto.
    Ok, Mut braucht man, aber Kunsz ist es keine.

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  10. "...durch diesen Kreisverkehr und alle anderen, die hier entstanden sind. "

    Der Satz ist, wohl unfreiwillig, sehr interessant. Kreisverkehre entstehen nicht, sie werden wie alles andere geplant und gebaut. Aber wie keine zweite Verkehrsinfrastruktur zeigen sie, für wen oder was in diesem (und den meisten anderen Ländern) ausschließlich geplant oder gebaut wird.

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  11. Kreisverkehre, Vorfahrtskreuzungen, Unterführungen, Brücken: alles, nur keine Ampeln!

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