10. November 2022

Darum halten sich Radfahrende nicht an die Regeln

Wenn es an einer Kreuzung mit einer Hauptverkehrsstraße keine Radinfrastruktur gibt, radeln die meisten auf Gehwegen. 

So ist das jedenfalls an der Kreuzung Rotebühlstraße/Sehnefelderstraße. Vom Westen aus der Sehenfelderstraße kommt kaum jemand auf dem Fahrrad an die Kreuzung mit der Rotebühlstraße. Da gibt es offensichtlich andere Radrouten, die besser taugen. Es fahren aber relativ viele Radler:innen Richtung Westen in sie hinein. Und mehr als von mir erwartet, radeln die Rotebühlstaße hoch und runter. Einige stoisch auf der Fahrbahn, viel mehr aber noch auf den Gehwegen. 


Die Kreuzung hat nur an drei Seiten Fußgängerfurten. Auf der Seite zur Stadtmitte fehlt sie. Aber das hindert Fußgänger:innen nicht daran, dort die Rotebühlstraße zu überqueren, wenn sie sehen, dass die Fußgängerampel auf der Stadtauswärtsseite Grün hat. 

Der meiste Radverkehr wickelt sich hier über die Gehwege ab, die nicht fregegeben sind. Zum einen wählen Radfahrende den linksseitigen Gehweg in ihrer Fahrtrichtung, weil sie von links kommen oder nach links abbiegen wollen, zum anderen fürchten sie sich offensichtlich auf der Autofahrbahn oder finden die Fahrt zu stressig (was natürlich auch für E-Scooter-Fahrende gilt). 

Wer von oben runter kommt (stadteinwärts) und nach links in die Sehenfelderstraße abbiegen will, muss ich auf den beiden Autofahrspuren links einordnen. Routinierte Radler machen so was, auch gar nicht so wenige, aber weniger routinierte nicht. Und Kindern ab zehn Jahren möchte man diese Radfahrt so nicht zumuten. 



Die Sehnefelderstraße, die von der Augustenstraße zur Rotebühlstaße hinunter führt, ist Einbahnstraße bergauf und für Radfahrende runterzu nicht freigegeben. Es kommen aber etliche dort herunter, viele auf dem Gehweg. Sie fahren dann nach links oder rechts auf dem Gehweg weiter. Manche kommen auf der Fahrbahn runter. Sie haben dann keine Ampel, um die Rotebühlstraße zu überqueren. So wie dieser Radler mit dem Kind auf dem Gepäckträger. 

Hier wäre eine Bergabfreigabe der Einbahnstraße für Radfahrende allein deshalb dringend nötig, weil sie dann unten eine Ampel hätten. Dass die Fahrbahn durch eine Ausßengastronomie verengt wird, sollte kein Hinderungsgrund sein. Radfahrende sind kompliziertere Begegnungen gewohnt. Und es muss auch nicht überall geparkt werden. 

Andere, die die Sehenfelder auf den Gehwegen herunter kommen, nehmen die für sie linksseitige Fußgängerampel, um die Rotebühlstaße zu überqueren. Sie radeln dann auf dem Gehweg weiter, so wie diese Radlerin hier. Die Rausfahrt über die nächste Fußgängerampel auf die Fahrbahn der Sehnefelderstraße Richtung Westen scheint zu umständlich. Viele Radler:innen fahren etwas später auf die Fahrbahn runter. 

Würde man an diese Ecke die Polizei für eine großangelegte Kontrollaktion stellen, dann würde sie vor allem Radfahrende erwischen (und das wären mehr als ⅔ aller, die hier radeln), die sich regelwidrig verhalten (radeln auf Gehwegen (und dann auch noch auf der falschen, der linken Seite), Radeln durch eine nicht freigegebene Einbahnstraße, womöglich auch noch Rotlichtmissachtung beim Überqueren der Fußgänerfurt etc). Auch Fußgänger:innen würde sie hier ermahnen können, aber man würde kaum Verstöße von Autofahrenden ahnden, für die hier einfach alles bequem geregelt ist. Vielleicht würde die Polizei ein oder zwei Autofahrende mit Handys erwischen und die eine oder andere Autofahrt bei gerade auf Rot gesprungender Ampel beobachten. Diese Ecke ist ein gutes Beispiel, warum sich viele bestätigt sehen in der Auffassung, dass sich viel mehr Radfahrende als Autofahrende nicht an die Verkehrsregeln halten. Für die Autofahrenden passt halt alles, für die Radfahrenden passt nichts. 

Kurzum: Hier braucht es dringend Radfahrstreifen entlang der Rotebühlstraße und eine Freigabe der Sehnefelderstraße begab zur Reinsburgstatße mit Fahrradampel. Dann nehmen auch die Gehwegfahrten und andere Regelverstöße ab.  


11 Kommentare:

  1. sehr gut gewählter ort, frau lehmann:
    erst gestern versperrten mir parasitäre verkehrsteilnehmerinnen am fussgängerüberweg entlang rotebühl stadteinwärts links massiv das weiterkommen.
    da hatte sich niemand festgeklebt. die fahrspur senefelder ist an dieser stelle für 2 richtungen freigegeben aber immer auf max 1 spur zugeparkt.

    ich denke mindesthaftstrafen von 3 monaten wären hier angebracht.
    zumindest 4 wöchige sicherungsverwahrung (dann aber bitte ohne jedes rechtsstaatliche verfahren)

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    1. Ich glaube nicht, dass derartige Überlegungen, wenn sie auch sarkastisch gemeint sein werden, im Diskurs weiterhelfen. Wir Radfahrende kommen nur durch die Abstimmung auf zwei Rädern und penetrante Sachlichkeit vorwärts.

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    2. Ich bin ja auch eher für Sachlichkeit. Und für möglichst viel Radfahren, damit sich die Infrastruktur anpassen muss. 😊

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  2. Da fände ich eine Kontrolle gut. Fürs Fahren auf dem Gehweg fehlt mir jedes verständlich, zumal dann ja meist nicht einmal Rücksicht auf Fußgänger genommen wird. Im Gegenteil werden sie auch noch frech angeklingelt.

    Viele Verstöße von Rad fahrenden sind verständlich oder unvermeidbar. Aber bitte nicht schlechte Verkehrsführung an den noch Schwächeren auslassen.

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    1. Das ist jetzt zu schnell gedacht, finde ich. Wenn Radler auf Gehwegen fahren - was ich nicht gut finde! - dann heißt das nicht, dass sie sich gleichzeitig an den Fußgänger:innen auslassen. Der Radfverkehr wird zerrieben zwischen dem Anspruch des Autoverkehrs auf Schnelligkeit und Radfreie Fahrbahnen und dem Anspruch des Fußverkehrs, nicht von ihnen belästigt zu werden. Wobei der Fußverkehr autoblind ist, nie beschwert er sich so laut und leidenschaftlich über auf dem Gehweg geparkte Autos wie über Radler auf dem Gehweg.

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    2. Auch ich fahre gelegentlich kurze Strecken auf dem Gehweg, Wenn ich damit einen großen Umweg vermeiden kann. Aber dann ist klar, dass ich nur Gast bin und alles tue, um zu Fuß Gehende nicht zu erschrecken oder gar zu gefährden. Leider erlebe ich diese Rücksicht bei anderen nicht oft.

      Aber klar, die zu Fuß gehenden erleben subjektiv fahrende Fahrräder als gefährlicher als stehende Autos. Zum Teil liegt das schon an der Altersstruktur und sozialen Zusammensetzung.

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    3. Ralph ich bin auch dafür, dass Obdachlose nicht mehr unter der Brücke schlafen, sondern einfach nach Hause gehen (um deinen Gedanken mal weiter zu spinnen). Wenn jemand auf dem Gehweg radelt, hat das eine Ursache. Findet man die Ursache und löst das Problem, dass sie verursacht, beseitigt man auch die Symptome. Das sogar ausgewachsene Männer Angst im Straßenverkehr haben, beobachte ich tagtäglich. Dazu kommt das anerzogene Gehwegradeln und die Stadtpolitik, die sogar häufig darauf besteht. Besorg dem Obdachlosen eine dauerhafte und bezahlbare Bleibe und er wird nicht mehr unter der Brücke schlafen.

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    4. Hallo Michael,

      welches ist deiner Meinung nach der Grund, dass Menschen, die auf dem Gehweg radfahren gezwungen sind, Fußgänger rücksichtslos anzuklingeln oder scharf an ihnen vorbei zu fahren? Und sie noch anzumeckern, wenn sie nicht ausweichen?

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    5. Radler, wie sich rücksichtlos auf dem Gehweg bewegen, bewegen sich auch rücksichtslos auf der Fahrbahn, im Supermarkt und an Strand- das hat rein gar nichts mit dem Fahrrad zu tun. Radfahrer, die auf Gehwegen Fußgänger aggressiv wegklingeln sind genau jene Fußgänger, die zu dritt nebeneinander auf dem Radweg laufen und selbst dann nicht zur Seite gehen, wenn man drum bittet. Idiot zu sein hat nichts mit dem Fortbewegungsmittel zu tun. Trenne die Infrastruktur und die Idioten fallen nicht mehr so auf.

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    6. Michael bringt es auf den Punkt.

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  3. Ich radle ja auch fast nur auf der Fahrbahn, auch wenn es benutzungspflichtige Gehwege gibt, aber das hat nichts mit Spaß zu tun, das ist ein ernsthafter K(r)ampf um die eigene Gesundheit- physisch wie psychisch. Gehwegradler tun sich diesen Stress nicht an und gehen gleich den Weg des geringeren Widerstandes- wenn gleich sich das negativ auf das Fahrbahnradeln auswirkt. Eine ähnliche Außenwirkung hat übrigens auch das Tragen von Schutzausrüstung und neonfarbener Kleidung.

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