29. September 2023

Autos sind teuer auch für die, die keines haben

Ein Auto kostet deutsche Steuerzahler:innen jährlich 5000 Euro. Würde nicht die Allgemeinheit den Autobesitz subventionieren, könnten sich selbst Gutverdienende kein Auto leisten. 

Wer ein Auto hat und fährt, zahlt privat schon eine ganze Menge Geld, meistens ohne dass es ihm oder ihr so richtig bewusst wird. Vor allem die Werkstattkosten werden unterschätzt, wie eine Studie herausfand. Aber die privaten Kosten decken nur ungefähr gut die Hälfte bis zwei Drittel der Kosten ab, die Autofahrende verursachen. In ihrer Studie haben Mobilitätsforschende wieder einmal nachgerechnet, was die Allgemeinzeit für Straßenbau, Straßenerhalt, öffentliche Stellplätze und Umwelt- und Gesundheitsschäden oder die Zulassung von Fahrlehrer:innen bezahlt. 

Wie das Magazin infosperber darstellt, legt die Allgemeinheit für jeden Verbrenner pro Jahr 5000 Euro drauf. Das sind in Deutschland insgesamt ungefähr 240 Milliarden Euro pro Jahr. Die Forscher:innen gehen von Kosten zwischen 0,31 Euro (für einen Opel Corsa) und 0,35 Euro (für einen Mercedes SUV) pro Kilometer aus. Zwischen 45 und 86 Cent pro Kilometer bezahlen die Autobesitzenden selbst. Geht man davon aus, dass die Autos fünfzig Jahre lang halten (in Deutschland eher unwahrscheinlich) und jährlich 15.000 km gefahren werden (ein typischer Wert), dann kostet ein Kleinwagen die Steuerzahlenden in Deutschland 234.000 Euro, ein Mittelklassewagen 238.000 Euro und der SUV 264.000 Euro. Der Opel Corsa wird dabei zu 41 Prozent von allen (auch denen, die kein Auto haben) mitfinanziert und der SUV zu 29 Prozent, da ein SUV aber ingesamt mehr Kosten verursacht, ist er für die Allgemeinheit in absoluten Zahlen am teuersten. 

Die höchsten Kosten verursachen dabei die Luftverschmutzung, der Landverbrauch und das Autoabstellen am Straßenrand. Dinge, die wir kaum bemerken, weil weil wir uns daran gewöhnt haben, dass Autos überall fahren und stehen. 

Hinzu kommt, dass die Geringverdienenden am meisten draufzahlen. Sie wohnen in der Stadt meistens an den viel befahrenen Straßen, wo die Luft schlecht ist und viel Lärm herrscht. Oft haben sie gar kein Auto, tragen aber die Folgen von Lärm und Abgasen mit, sowohl finanziell als auch gesundheitlich. Haben sie ein Auto, kostet es sie unverhältnismäßig viel von ihrem sauer verdienten Geld. Für Menschen mit wenig Geld, die auf dem Land leben, sind die Autos das Teuerste in ihrem Leben, hinzu kommen lange Fahrzeiten, Stau und Unfälle. Ein alleinstehender ungelernter Arbeiter müsste für einen Merceds SUV 69 Prozent seines Nettolebenseinkommens ausgeben und für einen Opel Corsa 36 Prozent. Dabei müssen sie in Deutschland bereits mehr als 30 Prozent für ihre Miete aufwenden.







7 Kommentare:

  1. Jörg
    Schade das die externen Kosten wie Luftverschmutzung gegenüber Parkplätzen und Straßenbau und -unterhalt nicht detailiert werden. Unsere Stimme des Autos Frau Rossa wird die Luftverschmutzung wie viele andere nicht so extreme AutoistOKler nicht anerkennen. Damit gerät der ganze Kostenblock externe Kosten wie die Sicherheit von Fussgängern unter die Räder.
    Am Ende des Tages ist die Überförderung des Fahrrads mit teuren Wegweisern von 10.000 € für ein Schild das Thema. Die Millionen für die Charlottenkreuzung mit Tunnel hier, riesigen Scheinwerfern dort, wechselden Verkehrschildern da, die so groß wie 20 Radwegweiser gehen da wieder im Rauschen unter.

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    1. Christine hat die Studie verlinkt, dort kannst du einfach in die Quellen schauen, zB. https://epha.org/wp-content/uploads/2020/10/final-health-costs-of-air-pollution-in-european-cities-and-the-linkage-with-transport.pdf
      Es gibt aber weitere Quellen aus denen Kosten durch Luftverschmutzung untersucht werden.

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    2. Jörg
      Schön wenn ein Freak wie ich das liest. Das hilft leider nicht. Ich möchte die Kosten ohne die weichen Kosten diskutieren. Luftverschmutzung wird von meinen Normalbürger Kontakten nicht anerkannt.
      Ich will die realen Euronen diskutieren, die Dinger die im jetzt und hier dem Lindner so wichtig sind.

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  2. lustig, es ist mehr, als die kosten meiner bc100.
    mit der komme ich auch bequem überall hin.
    außer vielleicht in göppingen:
    da kannte der busfahrer das format noch nicht. aber so sind wir ins gespräch gekommen, hatten spaß und konnten das problem am ende leicht lösen.

    karl g fahr

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    1. Naja, mit der Bahn überall hin. Das galt vielleicht 1960. Heutzutage sind Qualität, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit eine einzige Katastrophe bei Bahn und Sbahn.
      Daher bin ich nach 30 Jahren ÖPNV und Bahn aufs Auto umgestiegen. Auch weil das politisch gewollt ist.
      VG Niko

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  3. Ein Problem dabei - vielleicht da Hauptproblem - besteht darin, dass die im Artikel aufgeführten Kosten nicht nur nicht medial kommuniziert werden, sondern auch politisch nicht entscheidungsrelevant sind.
    Da sind, wie in den allermeisten Politikfeldern, die Kapitalrenditen das Maß der Dinge und der Gratmesser politischen Handelns.
    Und da muss immerhin zugegeben werden, dass die Kapitalrenditen für z.B. Familien wie Quandt/Klatten nach wie vor für ein sehr ausführliches und leistungsloses Einkommen von über 1.000 Millionen um Jahr sorgen.
    Merkel hat das seinerzeit mit dem Begriff der 'Marktkonformen Demokratie' ganz gut auf den Punkt gebracht.
    Auch der Spruch vom 'Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren', der im Rahmen der 'Bankenrettungen' vor gut 10 Jahren die Runde machte fasst das gut zusammen.
    Sehenswert dazu (Großkapital und Automobilisierung) auch die ohnehin insgesamt sehenswerte Arte-Doku "Die Erdzerstörer' ab min. 26:50 bis ca. min. 35.
    https://www.youtube.com/watch?v=z4iR_RN-bII
    Alfons Krückmann

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    1. Oh Tippteufel: ,Gradmesser' natürlich, nicht Gratmesser.

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