9. Juni 2024

Einfach nur schamlos und frech

Scham kennen manche Autofahrende offenbar nicht. Sie haben gestern, am Samstag, dem 8. Juni, beim Fußballplatz der SpVgg Cannstatt die Grünanlage am Neckardamm erobert und zugeparkt. 

Ich sehe wohl nicht recht, dachte ich, als ich am Morgen (9:30 Uhr) da vorbei radelte in Richtung meines Ruderclubs. Als ich zurück radelte (13:38 Uhr) standen die immer noch so, und es war sogar noch ein Auto dazu gekommen. Auf dem Fußballplatz herrschte reges Treiben. Aber das ist samstags oft so, ohne dass Autos hier stehen. 

Vielleicht waren entlang der Hofener Straße die Parkplätze belegt, mit Sicherheit wollen Leute nicht weit laufen zur Sportveranstaltung. Vermutlich hat eine:r am Morgen angefangen und ist von der Hofener Straße aus reingefahren in den als Fußgängerzone ausgeschilderten Weg und hat sein/ihr Auto dort abgestellt. 

Dann sind ihm Dutzende gefolgt und haben alle Wegränder zugeparkt und sind sogar noch auf den Neckardammweg hinaus gefahren. Sie müssen dort auch irgendwo irgendwie gewendet haben oder aber sind forsch den nächsten Weg hinter der Eisenbahnbrücke in die Grünanlage gefahren (ebenfalls verboten) und haben ihre Autos einfach auf die Wiese gestellt.  

Das ist Fußgängerzone und Grünanlage. Die Wege sind nur für den Radverkehr freigegeben (also auch für E-Scooter verboten). Mit dem Auto darf man in Fußgängerzonen überhaupt nicht reinfahren (es sei denn ein Zusatzschild erlaubt das, etwa für Anlieferungen zu bestimmten Zeiten) und auch nicht dort parken, schon gar nicht mit der Ölwanne überm Gras einer Grünanlage. 

Hier noch ein Foto von Apple Maps mit Blick in den Weg, den die Autofahrenden genommen haben. Die Beschilderung ist eindeutig und unmissverständlich. Da steht rechts das blaue Schild mit dem Fußgängerzeichen und dem Zusatzschild "Rad frei". 

Ich finde, so was geht gar nicht. Der Unverschämtheit der Parkplatz-Suchenden müssen in Stuttgart offenbar überall, an allen erdenklichen Freiflächen Grenzen gesetzt werden. Wobei die Ordnungskräfte bisher nicht vermuten mussten, dass sie an einem Samstagmorgen den Neckardamm nach Falschparkern absuchen müssen.  Auf der Karte ist rot markiert, wo die Autos standen. 

Wer sein Auto nicht legal in einer Straße vor einem Veranstaltungsort abstellen kann, suche sich einen andere Straße und gehe dann halt ein Stück zu Fuß. Und wenn man schon weiß, dass es Parkplatzstress gibt, dann empfehle ich, mit dem Fahrrad anzureisen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.




12 Kommentare:

  1. Das ist doch inzwischen leider überall so...

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    1. Das macht es aber nicht besser bzw. richtiger :-)

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    2. Deshalb finde ich es immer so witzig wenn Autofahrer Kennzeichenpflicht für Radfahrer fordern.

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  2. Furchtbar! Bin viel in Stuttgart. Machen Sie mal einen Bericht über die unverschämten, rücksichtslosen Radfahrer

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    1. Genau! Es wäre alles viel besser, sie würden statt eines Rades ein Kfz bewegen!

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  3. So und noch viel krasser sieht es in Vaihingen fast jede Woche aus. Autos nicht nur in der Wiese sondern zu Dutzenden auf dem Radweg.
    Weg.li

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  4. Lade doch mal den Anzeigenhauptmeister ein. Das wäre eine wahre Freude für ihn.

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  5. Einerseits das Syndrom "Alles ist Parkplatz" offensichtlich eine jeweils individuelle Rücksichtslosigkeit im Klima unserer 'Leistungsgesellschaft' bzw. Ellenbogengesellschaft mit dem Leitbild des 'homo oeconomicus'.
    Andererseits kommt das nicht aus blauem Himmel ohne gesellschaftlich/staatlichen Kontext. Die Entwicklung hin zu 50mio. Blechkisten wurde staatlich gefördert, das weitere Wachstum der automobilen Metastasierung wird immer noch unverdrossen und parallel zu wohlfeilen und folgenlosen Bekenntnissen zur Klimaneutralität mit Straßenbau, Erhöhung der MIV-Erreichbarkeitsradien, sehr hoher indirekter Subventionierung aus Steuermitteln, und nicht zuletzt durch grundlegende Tolerierung verschiedenster für die Allgemeinheit und die ökologischen Lebensgrundlagen schädlicher Gesetzesübertritte, die nur scheinbar individuelle Missetaten sind, sondern im Kern Auswuchs der Pfadabhängigkeiten des eingeschlagenen Kurses der Massenautomobilisierung, vorangetrieben.
    Die Automobil gewordenen Individuen agieren durch die jahre- und jahrzehntelange Praxis der 'Automobilen Lebensweise' quasi als siamesische Zwillinge in unauftrennbarer Symbiose mit ihren Blechkisten. Die Garagen sind größer als die Kinderzimmer, die legalen und illegalen Parkflächen längst um ein zigtausendfaches größer als alle Spielplätze dieser Welt, wobei die Spielplätze selbst eigentlich eh nur errichtet wurden, weil die automobile Technosphäre des homo oeconomicus keinen Raum mehr gelassen hat für die Bedürfnisse von Kindern nichtreicher Eltern. So wurden denn stählerne Klettergerüste zum faden Ersatz der für Autobahnen und Eigenheimwüsten gerodeten Wälder und der für Parkraum zerstörten städtischen Brachen und ehemals freien Plätze.
    Die Perversität von automobilen Alltagshandlungen wie 'Mit dem Auto zum Sport' ist vielen Menschen ja nicht mal mehr bewußt (-> Hegemonie der Automobilen Lebensweise). Menschen gelten als 'psychisch unauffällig', obwohl sie mit dem Auto zu eigens errichteten Fitness-Centern fahren, sich dort indoor in schweissgeschwängertem Mief auf's Fahrradergometer setzen und eine ganze Weile vor sich hin strampeln ohne aber auch nur einen Meter von der Stelle zu kommen.
    Danach geht's mehrere Meter zu Fuß zum eigens versiegelten Parkplatz (oder illegal zugeparktem Radweg-Parkplatz) und in der gewohnten Geborgenheit des 'ans Herz gewachsenen' siamesischen Blechkistenzwillings zurück auf's Sofa um vor dem TV die News über die bösen Chinesen zu konsumieren, die ja wohl für den Klimaumbruch verantwortlich seien.
    Was hilft?
    Schwer zu sagen. Jedenfalls ist es vermutlich nützlich diese ganzen systemimmanenten Widersprüche (zB Bekenntnis zu Klimaschutz aber weiterer Autobahnbau, etc, etc, etc, etc, etc, ... ) sichtbar an die Oberfläche zu bringen.
    Es gibt auch zahlreiche 'kleine' Maßnahmen die sich gut in die tägliche Lebenspraxis integrieren lassen, wie etwa das alltägliche Stellen von Anzeigen, was ja auf verschiedenen Wegen leicht möglich ist (zB mit Smartphone via Wegeheld, WegLi-app).
    Es soll sogar vermehrt Leute geben, die versuchen die illegal parkenden Waldrand-Automobile mittels eines Klecks Honig und einer Handvoll Vogelfutter auf den Blechdächern in die natürliche Umwelt zu integrieren und dabei zur Ernährung unserer beschnabelten futterpickenden Vogelwelt beizutragen, die ja mit immer weniger Insekten auskommen muss (natürlich NICHT zur Nachahmung empfohlen).
    Alfons Krückmann

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  6. ganz ehrlich?
    kretschmann sagte mal treffend: wir müssen relevant bleiben.

    weiss auch nicht, warum mir das gerade heute, nach der wahl einfällt.

    karl g. fahr

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  7. Ohne Schranken und Poller geht es nicht. Da brauchts eine Schranken. Ist ja an vielen anderen Orten auch. Die Waldwege sind ja auch mit Schranken gesichert, sonst würden die Leute wohl sogar zum Bärenschlössle fahren....

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  8. Finde ich beeindruckend, wie entspannt die Leute da parken. Falschparken auf Nebenflächen und Gehwegen kostet immerhin 55 Euro. Ab einer Stunde bereits 70 Euro plus einen Punkt. Für Widerholungstäter ist da auch schnell der Lappen in Gefahr.

    Da müsste sich nur noch jemand finden, der Lust hat, ein paar Ordnungswidrigkeiten zu erfassen und per Wegli zu verschicken.

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