Dass Menschen immer die kürzeste Reisezeit suchen, entspricht nicht der Wirklichkeit, wie verschiedene Studien belegen. Aktive Berufstätige bringen etwa 90 Minuten am Tag mit Fortbewegung zu. Das hat sich seit der Zeit des Zufußgehens nicht groß verändert. Je schneller die Fahrzeuge geworden sind, desto weiter wurden die Distanzen. Das hat auch dazu geführt, dass die Leute auf dem Land wohnen und mit dem Auto in die Sadt zum Arbeiten pendeln.
Der Mensch ist gern unterwegs, am liebsten übrigens mit dem Fahrrad und zu Fuß. Radfahren befriedigt dabei am meisten. Autofahren macht unzufriedener.
In der Homooffice-Zeit während der Covid-Pandemie fragte man in den Niederlanden, ob sie das Pendeln zur Arbeit vermissen. 55 Prozent Autofahrende vermissten es nicht, aber 91 Prozent der E-Radler:innen und 69 Prozent der Normalradfahrenden vermissten zumindest einige Aspekte der Fahrten zur Arbeit und zurück nach Hause. Für manche ist der Weg zwischen den verschiedenen sozialen Zusammenhängen (Arbeitsplatz und Familie) auch eine Auszeit von Kommunikation und Verpflichtungen, eine willkommene Gelegenheit, allein zu sein, idealerweise in einer Autokabine oder auf dem Fahrrad. In Bussen und Bahnen schotten sie sich durch Kopfhörer und Konzentration aufs Handy ab.
Am besten für uns Menschen ist nicht die Pendel-Strecke von 20 Minuten (ein Weg) mit dem Auto, sondern von 20 Minuten mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Denn man bewegt sich auf dem Weg zwischen Frühstückstisch und Arbeitsstuhl im Büro. Autofahren stresst die meisten, auch wenn sie es gar nicht merken, zu Fuß gehen entspannt und regt den Kreislauf an, Radfahren verschafft vielen dazu noch ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit, ist aber nicht gänzlich ohne Stressmomente. Doch die strampelt man ja wieder weg. Manche Strecken sind schön, manches Wetter anregend, und ein prächtiger Sonnenuntergang hebt die Stimmung.Die WHO empfiehlt Erwachsenen 150 Minuten Bewegung pro Woche, oder 30 Minuten pro Arbeitstag. Es geht nicht ums Auspowern, sondern um mäßig intensive körperliche Anstrengung. Das ist machbar, wenn man das Fahrrad für die Alltagswege benutzt oder gerne viel zu Fuß geht. So viel Bewegung reduziert das Risiko Depressionen und Krankheiten um knapp 20 Prozent und das Risiko eines vorzeitigen Todes um 20 bis 30 Prozent (tödliche Stürze miteingerechnet). Darüber habe ich schon oft geschrieben, unter anderem hier. Radfahren stärkt zudem Gleichgewicht und Koordination, was letztlich dem Gehirn guttut. Man kommt wacher auf der Arbeit an und man kehrt positiv gestimmt nach Hause zurück.
Eine sehr schöne Zusammenfassung - danke! Eine persönliche Anmerkung zur Überschrift: Ich pendle auch mit dem normalen Fahrrad echt gerne.
AntwortenLöschenThomas
Liebe Christine,
AntwortenLöschenich heiße auch Thomas, und es geht mir genau so wie wie meinem Vorredner. Da mein Arbeitsweg nicht so lang ist, bin ich gottfroh, dass ich mit einem normalen Rad fahre. Sonst wäre die Fahrzeit zu kurz.
Das ist ein schöner Gedanke. ❤️
Löschenich fahre mit dem normalen Rad in die Arbeit und zurück, immerhin zusammen fast 50km. Das Schöne daran ist, dass ich die Zeit auf dem Rad nicht als unangenehme, notwendige Fahrzeit empfinde sondern als eine Freizeitbeschäftigung die ich unmittelbar nach dem Verlassen des Bürogebäudes beginnen kann, bzw kann ich meinen "Morgensport machen" und stehe nach einer Stunde dann einfach so vor dem Büro. Natürlich gibt es Tage an denen ich mich etwas überwinden muss um aufs Rad zu steigen, aber die sind überraschend selten.
AntwortenLöschenDa ich ungern komplett auf Sport verzichten will, ist es ein Luxus, den ich genieße, den Sport auf dem Arbeitsweg zu machen. Netto dauert die Fahrt mit der Rad im Schnitt kaum länger, da ich quer durch München muss.
... das mit dem " und man kehrt positiv gestimmt nach Hause zurück." könnte ein Zitat meiner Frau sein. Die meinte, wenn ich mal mit dem Auto fahren musste, brauch ich immer mindestens eine halbe Stunde bis ich sinnvoll "Familienarbeit" leisten kann, mit dem Rad kann ich gleich mit "Wir müssen noch Mathe machen, wir schreiben morgen Schulaufgabe" behelligt werden.
AntwortenLöschenSchließe mich gern den Vorrednern hier an. Pro Tag 55km (hin und zurück) 2 x 1Stunde geschenkte gesunde Lebenszeit. Die 2 x 10-15Minuten "gesparte" Lebenszeit per "schnellerem" Auto wäre nicht zu gebrauchen. Und Sport hätte man auch noch nicht getrieben. Hajö.
AntwortenLöschenDas Pedelec hat das Pendeln zur Arbeit besonders erleichtert, wenn es auf dem Weg dort hin steil bergauf geht so dass man nicht mehr verschwitzt auf der Arbeit ankommt. Denn sonst sind mindestens Umziehklamotten nötig wenn nicht gar eine Dusche. Auch das spart viel Zeit und mach das Radpendeln auf einmal für Strecken >10 km für sehr viel mehr Leute attraktiv.
AntwortenLöschenDazu kommt noch wie in meinem Fall, dass man auf dem Weg von/zur Arbeit noch Einkäufe besorgt oder einen Abstecher bei der Postagentur macht ohne lange nach einem Parkplatz zu suchen.
Mich wundert nur, dass es so wenige leichte Pendler-Pedelecs gibt: Denn wenige Male im Jahr muss man wegen des Wetters dann doch mal im Zug mit Rad fahren. Solche 30 kg Pedelecs wie man sie gerade oft sieht sind dann inkl. Radtaschen kaum mehr handhabbar am Bahnsteig.
Danke für eure Kommentare. So ähnlich geht es mir auch: Radeln macht bessere Laune, ich fühle mich mit Stadt und Land verbunden - oft passiert was Interessantes - und ich kann viel erledigen auf dem Heimweg. Ich erinnere mich noch gut, wie mir diese Pflichtwege während der Corona-Zeit gefehlt haben.
AntwortenLöschenLaut Statistik der "Bundesanstalt für Straßenwesen" (BASt) ist Fahrradfahren die gefährlichste Art, sich im Straßen-Verkehr fortzubewegen. Pro zurückgelegtem km gibt es kein anderes Verkehrsmittel, mit dem die Unfallgefahr größer ist wie beim Fahrradfahren, wobei ca. 45% der Fahrradunfälle sogar selbst verschuldet sind und 40% mit anderen Radfahrern sowie Fußgängern passieren.
AntwortenLöschenKein Wunder, denn in 90% der Jahresstunden ist Radfahren nur stressig und gefährlich, weil es entweder dunkel oder kalt ist oder es regnet oder schneit. Das Risiko zu verunglücken, ist dementsprechend hoch.
Nur tagsüber ist in den 4 Sommermonaten Radfahren eine echte Alternative, – wenn es gerade nicht regnet … (was nur in 55% der Zeit der Fall ist).
Autofahren ist dagegen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr stressfrei und relativ ungefährlich. Also in 100% der geamten Jahresstunden, – und nicht nur in 10%.
Selbst dieses unsägliche Geschwätt kann die Wahrheit nicht völlig verbergen, nämlich dass fast 2 Drittel der Unfälle von Radlern von Autos verursacht werden. Da müssen wir ansetzen.
LöschenUnd es stimmt ja nicht einmal. Zu Fuß gehen ist gefährlicher, Treppensteigen noch gefährlicher.
LöschenDa die meisten auch noch mindestens Omas Waschmaschine und den Hund dabei haben, müssen auch deren Jahresstunden berücksichtigt werden. Die würde ich sogar doppelt zählen, weil beide gar nicht Fahrrad fahren können. Also ist Autofahren mindestens in 500% der Jahresstunden "stressfrei und ungefährlich" (natürlich nur für Anonym, Omas Waschmaschine und den Hund, das muss ja reichen).
LöschenDa hat "Anonym" gewaltig die Statistik für seine merkwürdigen Aussagen verbogen: wie begründet er, dass "an 90% der Jahresstunden Radfahren nur stressig und gefährlich ist" ? Ich gehe davon aus, dass er nicht oder nur wenig mit dem Fahrrad fährt, er hat ganz wenig Ahnung davon.
AntwortenLöschenNoch merkwürdiger ist seine Aussage, dass "Autofahren an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr stressfrei und relativ ungefährlich" ist. Wieso gibt es dann so viele Unfälle und Tote verursacht allein durch den Autoverkehr?
Ich denke auch, dass die "Statistik"frei erfunden ist – oder für ein andere Universum gilt.Klar gibt es beim Radfahren auch immer mal stressige Situationen, und nach meiner Erfahrung auch mehr richtig gefährliche Situationen als ich beim Autofahren erlebe. Und ich ärgere mich beim Radfahren öfter "systembedingt" über rücksichtslose Autofahrer, blödsinnige (Baustellen-) Ausschilderung usw. Aber letztlich fahre ich doch – wenn möglich und halbwegs sinnvoll– viel lieber Fahrrad als Auto. Selbst bei Schxxxwetter! Weil ich da richtig etwas erlebe. Während Autofahren mehr wie fernsehen ist (geklaut aus ). Und etwas zu erleben tut fast immer gut.
LöschenIm fünften Absatz
AntwortenLöschen"die außerhalb der real existierenden Reisezeitbudgets liegen."
hätte es natürlich heißen müssen
"die außerhalb der real existierenden Reisezeitbudgetes des Radverkehrs liegen"
Pendeln macht (zumindest mir) auch mehr Spaß, wenn andere Pedelec fahren, da gibt es schon ein paar positive Dinge. So finde ich erstmal gut, wenn insgesamt mehr Menschen ein Rad in Erwägung ziehen und die (von anderen VerkehrsteilnehmerInnen) erwarteten Geschwindigkeiten bei RadfahrerInnen inzwischen zumindest moderat sind -- es kann sich keiner mehr plausibel damit raus reden, nicht mit einem so schnellen Rad rechnen zu müssen. Ganz praktisch müsste die Angleichung der Geschwindigkeiten auch die Kapazität der schmalen Infrastruktur ein Stück verbessert haben.
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