7. Oktober 2024

Mythen übers Radfahren

Es halten sich - vor allem bei Leuten, die nicht Rad fahren - hartnäckig falsche Vorstellungen übers Radfahren: zu gefährlich, stört den Autoverkehr, man ist zu langsam und so weiter. 

Die Seite Discerning Cyclists hat fünf Mythen für den Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit identifiziert, denen ich hier mal nachgehe. Der Artikel fängt mit dem ärgerlichsten Mythos an, der von der Presse gern befeuert wird und viele Menschen davon abhält, im Alltag Fahrrad zu fahren. 

1. Radfahren ist gefährlich 

Nein. Tatsächlich ist es nicht gefährlicher, mit dem Fahrrad zu fahren als sich mit jedem anderen Verkehrsmittel in unserer Verkehrswelt zu bewegen. Nach Berechnungen von Cycling UK liegt die Wahrscheinlichkeit sich zu verletzen bei 5 Prozent pro - so die Zahl, die ich nicht nachprüfen kann - 1000 Stunden Radeln. Das Risiko, getötet zu werden liegt bei einer pro neun Millionen Fahrten. Die Deutsche Unfallforschung sieht das allerdings anders. Sie hat einen Spiegelartikel zufolge errechnet, dass das Risiko, auf dem Fahrrad bei einem Zusammenstoß oder Sturz zu sterben dreieinhalb mal höher als im Auto oder mit dem Motorrad. Wobei unklar bleibt, ob auf Wegstrecken oder Reisezeit bezogen. Das Verletzungsrisiko sei sogar siebenmal höher. Bezogen auf Berlin hat das der ADFC widerlegt. Demnach sind Menschen auf Fahrrädern an 3,8 Prozent der Crashs beteiligt, der Radverkehrsanteil am Modal Split beträgt allerdings etwa 15 Prozent. Jeder siebte Weg wurde in Berlin zu dieser Zeit mit dem Fahrrad zurückgelegt. 

Grundsätzlich schätzen wir Lebensrisiken falsch ein. Worüber viel geredet wird, erscheint uns gefährlicher als das, was wirklich gefährlich ist, worüber aber öffentlich kaum gesprochen wird. An Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die oft mit ungesunder Lebensweise zu tun haben, sterben jährlich in Deutschland etwa 27.000 Menschen. Knapp 10.000 Menschen bringen sich jährlich um, rund 300 Menschen ertrinken. Dem stehen rund 450 getötete Radfahrer:innen gegenüber. Diese Zahlen kann man aber nicht absolut miteinander vergleichen, denn das Krankheits- oder Suizidrisiko trifft alle Einwohner:innen. Aber es gehen nur rund 8,5 Millionen regelmäßig schwimmen (es dürften allerdings die eher Ungeübten ertrinken, die einmal im Sommer reinspringen), hingegen fahren schon ungefähr 31.5 Millionen mehrmals in der Woche Fahrrad von den insgesamt schätzungsweise 63 Millionen, die öfter mal Rad fahren. Rund 42,7 Millionen Menschen fahren in Deutschland gelegentlich bis oft Auto. Davon sterben grob gerundet 1.500 pro Jahr (wenn man Fußgänger, Radfahrer, Motorradfahrer etc. von der Zahl der Verkehrstoten abzieht).

Behauptungen wie, das Fahrrad sei das tödlichste Verkehrsmittel, lenken davon ab, dass die Todesgefahren für Radfahrende und übrigens auch zu Fuß Gehen vom Auto und ihren Fahrer:innen ausgehen. Das Auto ist das tödlichste Verkehrsmittel (für einen selbst und für andere). Seine Gefährlichkeit muss reduziert werden. Allein ein Tempolimit in Städten von 30 km/h würde die Zahl der Schwerverletzten und Todesfälle mindestens halbieren. 

Auch wenn Radfahrende Umweltgefahren (z.B. Luftverschmutzung) ausgesetzt sind, sind sie im Durchschnitt gesünder und haben eine auffällig längere Lebenserwartung als Leute, die sich von Autos oder Bahnen kutschieren lassen. Der Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität gegenüber Autohockern überwiegt die Risiken, vorzeitig durch einen Crash zu sterben, um ein Vielfaches. 

2.  Fahrräder bremsen den Autoverkehr aus

Manche glauben, wegen des Radverkehrs oder einzelner Radfahrer:innen entstünde mehr Autostau und man komme insgesamt langsamer voran. Im Einzelfall müssen Autofahrende zwar mal mit 17 bis 25 km/h hinter einem Radler herfahren,  doch entstehen wegen des Radverkehrs und der Radverkehrsanlagen keine Staus, die es ohne sie nicht auch gäbe. Vor allem, wenn es Radwege und Radstreifen gibt, dann fahren mehr Menschen Fahrrad und weniger Auto, was den Stau verringert. Wenn sich Autos zur Hauptverkehrszeit in den Städten stauen, dann liegt das an zu vielen Autofahrer:innen. Dem ist übrigens durch mehr Fahrspuren nicht beizukommen, denn die erzeugen nur noch mehr Autoverkehr. Mehr Radinfrastruktur hingegen erzeugt mehr Radverkehr, und jeder Radfahrer ist einer weniger, der im Auto sitzt und vor einem im Stau steht. 


4. Mit dem Rad bin ich zu langsam

Natürlich ist ein Fahrrad - was die Höchstgeschwindigkeiten betrifft - nicht schneller als ein Auto oder Motorrad oder Transrapid. Aber mit dem Fahrrad ist man im realen Stadtverkehr, allemal zur Hauptverkehrszeit, auf 5 bis 10 km so gut wie immer schneller am Ziel als mit dem Auto oder gar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stadtverkehr beträgt meist unter 30 km/h, denn man hält an vielen Ampeln. Kommt Stau hinzu, ist man noch langsamer. Mit dem Rad fährt man andere Wege, vermeidet Routen mit vielen Ampelanlagen, radelt Nebenstraßen, Abkürzungen, Radwege oder durch eine Grünanlage. Mit dem Rad steht man nie im Stau, man kommt immer durch, und man muss nie Parkplatz suchen. Ab einer Weglänge von 10 km kann es auch mit dem E-Fahrrad mal länger dauern als eine Autofahrt über eine Schnellstraße in die Stadtmitte, aber dafür hat man sich schon bewegt, wenn man zur Arbeit und später wieder nach Hause kommt. Und meistens macht Radfahren Spaß, regt den Geist an und belebt. Die meisten, die regelmäßig mit dem Rad pendeln, fahren lieber Rad als Auto. Und selbst bei Regen kann Rad fahren auch mal ein persönliches kleines Abenteuer im Dialog mit Wind und Wetter sein, das man nicht missen möchte. 

5. Ich wohne zu weit weg, um mit dem Rad zu fahren

Viele führen die Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz an, um zu begründen, warum sie ein Auto brauchen und nicht mit dem Rad fahren können. Geübte Radpendler schaffen mit dem Pedelec durchaus 20 km hin und 20 km zurück (sie sind dann anderthalb Stunden unterwegs), mit dem uralten Trekkingrad wird man das allerdings nicht machen. Aber man muss ja nicht die ganze Strecke radeln. Vielleicht ist ein S-Bahnhof fünf Kilometer entfernt, wo man das Rad abstellen kann. Oder man nimmt es mit (wogegen leider die Mitnahme-Sperrzeiten in der Stuttgarter Stadtbahn sprechen) und radelt von der Haltestelle zum Arbeitsplatz. Das machen bereits viele, wenn man sich die vollgestellten Radständer an unseren Stadtbahnhaltestellen in Vaihingen oder Möhringen anschaut. Und eines Tages werden wir auch am Stuttgarter Hauptbahnhof eine Radgarage haben. Am Anfang mag eine Wegstrecke von 15 km zu weit erscheinen, aber man kann ja mit einmal die Woche anfangen. Und wenn einem das Radfahren besser gefällt als das Auto-Stau-Stehen im Feierabendverkehr, dann kann man über den Kauf eines E-Rads nachdenken. Es wird die nützlichste und lohnendste Ausgabe sein, die man in letzter Zeit getätigt hat. Die knapp 30 Prozent von Pendler:innen, die mehr als 30 km vom Arbeitsplatz weg wohnen, mögen allerdings zu Recht sagen: Mir ist der Weg mit dem Rad zu weit. Das tut mir Leid für sie. 

3. Sie brauchen ein teures Fahrrad und eine teure Ausrüstung, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren

Es kommt ein bisschen darauf an, wie weit und wie bergig die Strecke ist, die man vor sich hat. Bei kurzen Alltagsfahrten im Stuttgarter Kessel genügt ein Standardrad, das man gebraucht kauft. Auch Pedelecs gibt es gebraucht. Oder man kennt jemanden, der/die eines abgeben will oder zur Probe für einige Zeit verleiht. Auch manche Radläden verleihen Pedelecs für 14 Tage, damit man mal testen kann, ob das was für einen ist. Für Alltagswege braucht man weder ein teures Karbonrennrad, noch ein E-Rad, das soviel kostet wie ein Gebrauchtwagen. Vergleicht man die Ausgaben für ein ordentliches Pedelec (ca. 2.500 Euro) mit denen für ein Auto, dann ist ein Rad immer unvergleichlich billig. Man nutzt es ja sehr viel, oft fast täglich. Wenn man damit Autofahrten ersetzt, hat es sich in drei Jahren amortisiert, allein auf die Treibstoffkosten fürs Auto bezogen. Fürs Auto zahlt man im Grunde 400 Euro pro Monat (Wertverlust, Werkstadt, Steuern, Versicherung). Beim Fahrrad kommen, wenn man ganz sorgfältig ist, rund 100 Euro im Jahr für eine Inspektion (Bremsen) hinzu. 

Das einzige, was man als Ausrüstung wirklich braucht, ist regenfeste Kleidung von Kopf bis Fuß. Das weiß man spätestens dann, wenn man auf dem Weg zur Arbeit von einem Regenguss überrascht wurde. Sowas kann dann schon auch mal über hundert Euro kosten. Alles andere (Sportjacken, Radlerhosen, Trikots etc.) braucht man nicht. Man kann im Anzug oder im Business-Outfit radeln. Nur enge Jeans sind nicht so günstig beim Radeln, sie beeinträchtigen die Leichtigkeit der Bewegung. 



21 Kommentare:

  1. Risiko " 5 Prozent pro 1000 Stunden Radfahrt" ?? Da ist irgendwas falsch übersetzt worden.
    Und die Behauptung im Spiegelartikel das Motorradfahren deutlich ungefährlicher sei, ist auch nicht nachzuvollziehen. Laut amtlicher Unfallstatistik ( https://www.statistischebibliothek.de/mir/servlets/MCRFileNodeServlet/DEHeft_derivate_00053083/2080700187004_Korr06012020.pdf S.100)
    wurden 2018 ) wurden 2018 518 Motorradfahrer ( mit amtl. Kennzeichen) getötet,
    und 423 Radfahrer.

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    1. Die Zahl steht da so. Ich kann es nicht nachprüfen. Und Motorradfahrende sind seltener als Radfahrende, weshalb im Verhältnis das Risiko größer ist. So jedenfalls mein Verständnis.

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  2. sehr schöne, richtige aufstellung.
    aber fremde und arme haben auch nichts mit der krise zu tun

    und bleiben trotzdem sündenbock.

    karl g. fahr

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  3. Fahrräder bremsen den Verkehr nicht aus. Autofahrer bremsen andere Autofahrer durch undiszipliniertes Fahren, zu wenig Abstand, unangepasste Geschwindigkeit und falsches Bremsen aus. Fragt sich mal jemand warum ein Stau war, wenn kein Unfall und keine Baustelle war?
    In die Stadt bin ich mit dem Rad schneller gefahren, als mit dem Auto. Vielleicht hat man mit dem Auto eine Ampel Vorsprung, aber bis die Kiste im Parkhaus steht, bin ich mit dem Rad schon am Ziel und hab mich noch bewegt und bin flexibler. Allerdings muss man aufpassen wie ein Schießhund, dass die Blinden im Auto einen nicht umbügeln. Aber dann hat man auch was zu erzählen, was anzuzeigen oder was zu entdecken. Insgesamt ist man viel näher an seiner Umgebung dran, als mit dem Auto. Und gefährlich ists mit dem Auto auch. Die meisten Kinder verunglücken im Auto (meine ich mich erinnern zu können) und die fahren garnicht selbst.
    Übrigens würde ich ganz gerne mal mit dem Rad ins Büro fahren, ich habe es über 20km auch schon ausprobiert, aber die Strecke ist so bescheiden, dass ich es gelassen habe.
    Und ich muss über den Neckar, da habe ich mit dem Rad noch weniger Mögichkeiten als mit dem Auto, also muss ich eine bescheidene Strecke nehmen, weil es eine Alternative garnicht gibt.
    Wenn vielleicht irgendwann der Radschnellweg kommt, könnte ich es nochmal probieren, aber ich befürchte, dass ich dann schon in Rente bin.
    Karin

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    1. Ja, das stimmt, Radfahren geht schneller und ist schöner. Nur Flussüberquerungen sind für Radfahrende schwieriger, weil die alten Brücken keine Radwege vorsehen und man deshalb dem Autoverkehr Platz für Radstreifen wegnehmen müsste, was dann zu großem Aufstand und parteiischen Presseartikeln führt. In der Folge knickt die Politik vor den Schreihälsen ein und bedenkt nicht, dass die stille Mehrheit etwas ganz anderes wünschen könnte, nämlich Möglichkeiten, mit dem Rad besser voranzukommen.

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  4. was das ungestörte Fließen des Verkehrs behindert sind auf vielen Straßen die abgestellten Fahrzeuge. Dann kommt eine Verkehrsdichte die die Leistungsfähigkeit einiger Knotenpunkte überfordert und dann noch Ursachen, die keiner kennt.
    So gibt es seit Jahrzehnten jeden Sonntag am frühen Abend einen Stau auf der A95 Richtung München, das wäre nicht weiter ungewöhnlich, wenn der sich nicht grundsätzlich ca 2km vor der Ausfahrt Schäftlarn auflösen wurde. D.h der Stau löst sich auf, ohne dass die Strecke leistungsfähiger wird oder Fahrzeuge abfahren könnten.
    Fahrräder die sich die Fahrbahn mit KFZ Teilen müssen duften als Stauursache sehr weit hinten rangieren. Leider entspricht das nicht dem Gefühl dass ein Autofahrer hat, wenn er mal für ein paar Sekunden hinter einem Radler hängt, denn da zählt die aktuelle Geschwindigkeit nicht der Effekt auf die Ankunftszeit.

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  5. Mit meinem „uralten Trekkingrad“ bin ich 10 Jahre lang jeweils 30km zur Arbeit pedaliert. Das Teil fährt sich noch immer einwandfrei.

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  6. Also mein Auto kostet sicher keine 400,- Euro pro Monat. Und wann sich eine Fahrrad bzw. Pedelec armortisiert, ist doch individuell höchst unterschiedlich. Dessen ungeachtet müssen natürlich mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen.
    Der Spiegel-Artikel ist m. E. übrigens recht dünn.
    Was die Abschätzung von Lebensrisiken angeht, kann ich dir nur zustimmen. Da unterliegen viele iMenschen hren Gefühlen, mangelhaften Statistik-Kenntnissen und schlichter Propaganda.
    Thomas

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  7. Zwei Anmerkungen, ein Fahrrad hat auch durchaus höhere monatliche Kosten, abhängig von der Kilometerleistung (ein E-Bike auch gerade durch den Akku) ich fahre ein Biobike habe ungefähr 14.000 km jährlich, ich benötige mindestens 2-3 Zahnkränze, Bremsen, Bremsflüssigkeit 3 Ketten Schläuche und Mäntel, da komme ich mit 100€ nicht hin. Und ich fahre auf größtenteils flachem Gebiet, in Stuttgart dürfte der Verbrauch höher sein.
    Das zweite ist, rein meine persönliche Meinung. Bei über 10km Strecke sollte man tatsächlich Radkleidung tragen, Alltags und Bürokleidung nutzt sich zu sehr ab, ich musste ein paar Mal den durchgewetzten Po nähen um umzusteigen. Und seither nutze ich auch nur in Ausnahmen eine Regenjacke und auch das eher um den Fahrtwind und die damit verbundene Auskühlung zu brechen. Auf Arbeit habe ich Wechselkleidung für den Rückweg und die Fahrradklamotten trocknen über Nacht.

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    1. Ich fahre nunmehr seit 2019 Pedelec. Der Akku hat allerdings dabei nie eine Rolle bei irgendwelchen Kosten gespielt: Das Laden zu Hause ließ sich nie irgendwie auf der Rechnung ablesen und er ist weder durch merklichen Leistungsabfall noch anderen Störungen jemals auffällig gewesen.
      Die durchschnittlichen jährlichen Unterhaltskosten für das Pedelec lagen bei so etwa 200€ im Jahr, was vor allem Kosten für Bremsen und Wartung waren.
      Nach 27000 km mussten dann Riemen und Ritzel erneuert werden.

      Ich stimme allerdings zu, dass sich bei einem längeren Arbeitsweg (meiner ist 20 km eine Tour) zumindest Beinkleider lohnen, die für das Radfahren gebaut worden sind (gibt es auch als Jeans). Empfehlenswert ist auch, die Lackschuhe für den Businessanzug erst im Büro anzuziehen und lieber Sportschuhe zu radeln zu benutzen.

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  8. Ein wesentlicher Punkt, dem ich hier einen Extra-Kommentar widme, ist das Thema "Zeit":

    Es ist zu kurz gegriffen die Fahrtzeiten der verschiedenen Verkehrsmittel einfach nur miteinander zu vergleichen, denn auch bei längeren Strecken kann das Fahrrad durchaus gegen diese Konkurrenz gewinnen, weil es zeitstabil ist.

    Ich brauche für meine 20 km Strecke idR 70 min inklusive Bäckerstop.
    Diese 70 min brauche ich auch exakt auf dem Rückweg mit einer anderen Strecke.

    Mit dem ÖPNV wäre ich morgens zwischen 45 und 55 min unterwegs.
    Zum Feierabend aber mindestens 90 min.

    Mit einem Auto könnte ich morgens sicher auch noch schneller im Büro sein, aber zum Feierabend würde die Strecke quer durch die Stadt zeitlich schwer kalkulierbar.
    Eine Zeit kann ich hier nicht angeben, ich habe schlicht kein Auto.

    Mit dem Rad, so zeigt sich, weiß ich immer genau, wann ich ankomme, kann meine Zeit also ohne "Verspätungshektik" auch nach der Arbeit planen (z.B. Arzttermine).
    Das ist mir allemal mehr wert, als irgendwie 5 min länger schlafen zu können und nach Feierabend herumhetzen zu müssen, weil es einen Stau gibt oder der Zug ausfällt.

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    1. Dem kann ich nur zustimmen! Theoretisch (lt. Routenplaner) könnte ich mit dem Auto pro Fahrt 25 Minuten "sparen". Das entspräche 3h pro Woche. Faktisch holt sich das System mindestens 2/3 meiner Ersparnisse aufgrund des Verkehrsaufkommens. Die eine Stunde könnte ich im Fitnesstudio investieren um meinen unterforderten Bewegungsapparat halbwegs in Schuss zu halten und mein trotz schicker Blechpanzerung im täglichen Stopandgo angegriffenes Nervenkostüm zu flicken. Mit anderen Worten: Zeitsouveränität ist eine stabile Währung. Überholprestige nicht.

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    2. P.S. Hajö schriebs

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    3. Danke für die schönen Ergänzungen. Ich schätze am Fahrrad auch, dass ich immer weiß, wann ich ankomme, weil die Strecken immer gleich lang dauern. Und ja, die Alltagskleidung nutzt sich am Sattel ab. Andererseits, immer umziehen ist für mich auch nichts. Zumal man sich als Frau ja auch mal Kleidung kauft, die man noch nicht braucht, weil die alte noch gut is, einfach, weil sie einem gefällt. Männer und Frauen ticken ein bisschen unterschiedlich, was die Bürokleidung angeht. Aber das ist ja kein Hindernis.

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    4. Wenn das Fahrrad, das hier ständig so euphorisch besungen wird,- die Lösung für alle Mobilitätsprobleme sein soll, frage ich mich, warum dann bei diesem Schmuddelwetter so wenig damit unterwegs sind. Gestern von Cannstatt nach Stuttgart- Mitte begegnete mir fast keiner mit einem Pedelec/ Fahrrad. Ansonsten wird man selbst als Radfahrer dort von den Massen radelnden Rowdys fast über den Haufen gefahren. Und so wie ich aus den Kommentaren
      herauslese, radeln die Meisten ja in Ihre Büros. Was ist mit der restlichen arbeitenden Bevölkerung? Der Bauarbeiter, der bei dem Wetter außen seine Arbeit macht, soll dann noch Abends aufs Fahrrad steigen? Die Leute in der Pflege, die müde aus dem Dienst kommen? Kommt mal wieder runter! Das Fahrrad ist in bestimmten Fällen ein nützliches Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger!

      Andreas

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  9. Ich bin gelernter Bauhandwerker. Bevor ich in meinen jetzigen Job wechselte, bin ich auch in der Regel als Handwerker mit dem Rad zur Arbeit gefahren, sofern die Strecke nicht zu lang wurde.
    Man kommt dann übrigens erholter und weniger müder zu Hause an, als nach einer Zugfahrt.

    Das so viele Leute nicht bei diesem Wetter radeln ist eine schlichte Fehleinschätzung der Leute selbst die meinen es wäre kalt und ungemütlich und man würde dauernd nass. Tatsächlich brauche ich selten mehr als 2 Hände um die jährlichen Fahrten zu zählen, bei denen ich tatsächlich nass geworden bin.
    Und viele wollen ja schick sein, da fährt man für die Frisur lieber Auto als mit Mütze auf dem Rad. Schlimm.

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  10. So, so, Frage, wie lang hast du auf dem Bau den gearbeitet? und wie alt bist du? Mich kann man dabei nicht so leicht hinter die Tanne führen, da ich fast 2 Jahrzehnte selbst als Elektro- Installateur gearbeitet habe, bevor ich Krankenpfleger wurde.Und in den wenigsten Fällen konnte ich dabei mit den Öffis oder dem Fahrrad zur Baustelle fahren.
    Das war nur in der Zeit als Betriebselektriker möglich.

    Andreas

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    1. Lieber Andreas, ich bitte dich, freundlich zu bleiben und nicht zu persönlich zu werden.

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    2. Aber Autofahrer als "Schreihälse" zu bezeichnen, ist natürlich sehr freundlich.

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    3. Ich bin ü50 und habe 22 Jahre als Dachdecker gearbeitet. Kein Geheimnis.

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    4. Stimmt. Es ist aber schöner, wenn wir uns hier diskutierend mit Respekt begegnen und einander unterstützen. Schließlich gibt es nicht so viele Stellen im Netz, wo uns Radfahrenden nicht Verachtung oder sogar Hass entgegenschlägt. Für mich und viele, die hier kommentieren, ist es angenehm, wenn wir einander ergänzen, statt in Zweifel zu tiehen, ob das, was ein anderer oder eine andere sagt, wahr ist und er oder sie die Berechtigung hat, die so zu sagen. Es gibt offensichtlich unterschiedliche Erlebnisse im Handwerksberuf.

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