Ampelmasten, Straßenschilder, Baustellenbeschilderungen oder auch Parkautomaten stehen auf Gehwegen oder Radwegen herum. Sie sind wichtig für den Autoverkehr, bilden aber feste Hindernisse für Menschen zu Fuß oder auf Fahrrädern.
Das gilt auch für Sperrpfosten, also Poller, die auf Radwegen eine Durchfahrt von Autofahrenden verhindern sollen. Beinahezusammenstöße mit diesen Stangen sind häufiger als wir vermuten, echte Unfälle mit Knieschaden oder Stürzen passieren auch öfter als wir glauben. Die Hindernisse, die gegen den Missbrauch von Autofahrenden von Gehwegen aufgestellt werden - Pollerreihen, Steinwürfel - , sind im Dunkeln für Radfahrende oft schwer erkennbar und führen sie zu Stürzen mit teils erheblichen Verletzungen. Wenigstens ein Fall ist mir bekannt. Die Dekra-Unfallforschung hat jetzt, wie Velototal berichtet, nachgewiesen, wie gefährlich starre Pfosten sind, und plädiert für flexible Pfosten.
Bleibt man mit dem Lastenrad oder Trike oder einer Satteltasche an einem Pfosten hängen, haut es einen über den Lenker nach vorn. Ein Lastenrad, das mit 25 km/h kommt, knickt den Pfosten um, der dann als Rampe fungiert und das Lastenrad umkippt. Aus der Beschädigung der Dummies kann man schließen, dass ein lebendiger Mensch schwerste Verletzungen davongetragen hätte. Ein kaputte Kniescheibe reicht aber auch schon, um das Radfahren für Lange unmöglich zu machen. Flexible Pfosten können hingegen von Lastenrädern überfahren werden und stellen sich dann wieder auf. Auch bei Zweiradfahrenden dürfte der Körperkontakt mit flexiblen Pfosten weniger schaden. Ältere Studien aus den Niederlanden haben gezeigt, dass Elemente der Fahrbahnverengung bei Alleinunfällen mit Fahrrädern eine große Rolle spielen. Etwa die Hälfte wurden teilweise durch "einen oder mehrere infrastrukturbezogene Faktoren" verursacht, 12 Prozent davon entfielen vor dem Jahr 2008 auf Pfosten und ähnliche Elemente. Der EKRA-Unfallforscher Markus Egelhaaf glaubt, dass man wegen der zunehmenden Breite und Geschwindigkeit von Fahrrädern mit einer Zunahme solcher Unfällen rechen müsse. Wenn man nicht nachgiebige Poller verwenden könne, dann müsse wenigstens sichergestellt sein, dass sie bei allen Wetter- und Lichtverhältnissen gut zu erkennen seien. Tückisch sind übrigens auch die Steine, die in Stuttgart gerade im Schlossgarten an die Ecken gelegt werden, die von Radfahrenden nicht geschnitten werden, aber wohl von Fußgänger:innen. Sie sind allemal im Dunkeln praktisch nicht zu erkennen. Man sollte aber mit dem Pedal nicht daran hängen bleiben, sonst katapultiert es einen in die Landschaft oder auf den Asphalt. Über diesen im Akademiegarten habe ich bereits geschrieben. Inzwischen tauchen auch an anderen Ecken welche auf. Zum Beispiel an der Abfahrt vom Ferdinand-Leitner-Steg runter zur Oper. Der Stein wurde auf die Linie gelegt, die Radfahrende neben dem Weg gelegt haben, um die Fußgänger:innen, die sich auf dem Anstieg befinden, zu umfahren. (Der Weg ist halt zu schmal für eine Hauptradroute 1). Gut sichtbar ist er, wenn man von oben kommt (Zweierbild unten) vor allem nachts nicht. Wenn man hier ein Hindernis hinstellt, dann muss es hoch sein (etwa ein Poller) und mit Reflektoren markiert sein, wenn man Radfahrende mit demselben Wohlwollen behandeln wollte, wie Autofahrende. Dem Autoverkehr legt man keine unmarkierten Hindernisse dicht neben den Fahrweg (vor allem dann nicht, wenn man weiß, dass Autos mal nebendran fahren), da ist alles mit Reflektoren versehen. Dieser Stein wird langfristig vermutlich auch keine Abhilfe schaffen, es wird höchstwahrscheinlich eine zweite Radfahrlinie neben ihm und dem Verkehrszeichenmasten entstehen.
Diese Lösungen entstehen durch das Nichtdarübernachdenken durch die Behörden. Im Maschinenbereich muss man eine Gefährdungsanalyse machen, um maximale Sicherheit für die Bediener zu gewährleisten. Bei der Strassenverkehrsgestaltung scheint es so etwas nicht zu geben. Das sollte man aber ganz dringend einführen. Dann müssten sich die Planer/innen Gedanken darüber machen, wie sich ihre Sicherheitsmaßnahmen (z.B. Poller) auf andere Verkehrsarten (Rad, Fuß) auswirken und dann kommt schnell raus, dass das brandgefährlich ist und so nicht gebaut werden kann. Aber irgendwie scheint Sicherheit für alle Verkehrsarten im Studium der Bauingenieure und Raum- und Umweltplaner nicht vorzukommen.
AntwortenLöschenKarin