7. Januar 2025

Kurze Bilanz der Grünpfeile in Wien

Grünpfeile sollen den Radverkehr attraktiver machen und das Vorankommen erleichtern.

Wien hat in Windeseile, nämlich innerhalb von nur zwei Jahren 529 Grünpfeile an Ampeln aufgehängt, die Radfahrenden das Rechtsabbiegen oder auch mal Geradeausfahren bei Rot für den Autoverkehr erlauben. Wir scheinen dagegen in Stuttgart eher im Pilotversuch hängen geblieben zu sein. Ein paar gibt, es aber es komme keine neuen hinzu. 

Eine Autorenteam (keine Frauen darunter) hat im Standard ein Resümee dieser beiden Jahre gezogen. Kurz die Regeln. An der Ampel für den Autoverkehr, an der auch wir Radfahrenden halten müssen, hängt ein Verkehrszeichen, das es auch bei uns in Deutschland gibt (Foto oben). Es zeigt einen Pfeil mit dem Wort "nur" und dem Fahrradzeichen darunter. In Österreich sieht es ähnlich aus. Darunter steh aber: "nach Halt". Denn - wie auch bei uns - muss man erst einmal anhalten und schauen, dass man niemandem in die Quere kommt, bevor man dann bei Rot nach rechts abbiegt. Im Wesentlichen kommt es beim Rechtsabbiegen (oder auch Geradeausfahren entlang eines Bordsteins) darauf an, dass man nicht in den Fußverkehr hineinfährt, der vor einem bei Grün quert, weil ja der Autoverkehr Rot hat und steht. Fast alle Ampelschaltungen an Kreuzungen sind so. 

2023 gab es eine Vorort-Beonachtung an neun Kreuzungen in Wien durch den ÖAMT (Österreichischer Automobil-, Motorrad- und Touring-Club). Demnach kamen insgesamt 2.200 Radfahrende in die Situation zu entscheiden, ob sie das Angebot des Schilds nutzen. 14 Prozent von ihnen nutzten das Angebot nicht, sie warteten auf Grün. 12 Prozent verhielten sich korrekt, hielten also an und starteten dann neu und bogen ab. 74 Prozent hielten vor der Weiterfahrt nicht an. Was uns nicht wirklich verwundert. Nur in unter einem Prozent gab es zu einem Konflikt mit einem Fußgänger (zu Unfällen kam es nicht). An Kreuzungen, wo der Grünpfeil das Geradeaus-Fahren erlaubt, hielten den Beobachtungen zufolge 62 Prozent nicht vorher an. 

Der ÖAMT fordert dem Artikel zufolge gemeinsam mit Radverbänden Verbesserungen bei der Vorgabe Abbiegen oder Geradeausfahren "nach Halt". Sie verweisen auf Belgien oder die Schweiz, wo Radfahrende nicht anhalten müssen, aber verpflichtet seien, Vorrang zu gewähren, vor allem natürlich den Fußgänger:innen. Außerdem bemängelten sie, dass die kleinen Schildchen oft nicht auf Anhieb erkennbar seien, wenn sie zu weit oben oder zu weit weg von der Haltelinie hingen. Weshalb dann eben etliche Radfahrende die Möglichkeit gar nicht nutzten. Und sie fordern mehr Aufklärung über die Bedeutung dieses Verkehrszeichens. 

In der Schweiz ist man der Meinung, dass auch der Autoverkehr davon profitiert, wenn die Radfahrenden bereits abgebogen sind, bevor der Autoverkehr Grün bekommt. 2021 äußerten sich die Fußverkehrsverbände beim SRF skeptisch. Sie befürchteten, dass Fußgänger:innen über den Haufen geradelt werden.  Die Stadt Zürich hat also eine Kreuzung beobachten lassen, wo bis zum Grünen Pfeil Radler:innen illegal bei Rot rechts abgebogen sind. Bei 460 solcher Manöver habe es nur 14 (3 Prozent) Zwischenfälle oder auch Konfliktfälle, aber keine Zusammenstöße gegeben, so ihre Erkenntnis. Nach 2021, als der Grünpfeil in Zürich eingeführt wurde, gab es keine im Netz auffindbare Artikel mehr darüber. Ein Problem scheint es nicht zu geben. 

Grünpfeile für Radfahrende sind hilfreich. Sie zeigen außerdem, dass die Stadt ein Interesse daran hat, dass der Radverkehr bequem und flüssig abgewickelt werden kann. Das Zuererst-Halten-Gebot braucht es nicht. 



2 Kommentare:

  1. In Düsseldorf verlief der Test zur Einführung für Deutschland und sehr positiv und es wird massiv ausgebaut, Unfälle keine und die Untersuchung zur Regeltreue und dass diese auch nicht notwendig ist, findet man hier auch. Es wäre aber fatal, wenn Polizisten hier auf die Idee kommen würden unnötig und flasch repressiv zu kontrolieren und Rotlichtverstöße zu sanktionieren. Besser wäre also eine weitere Legalisierung. Rot als "Empfehlung" für Radfahrer und Fußgänger, das klärt nur noch die Schuldfrage, an Rot hält sich hier nicht mal mehr die Rheinbahn, Autofahrer ignorieren schon Kischrot.

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  2. Fein, wieder einen Kommentar gelöscht, der nicht ins eigene Weltbild passt.
    Aber Kritik an Radfahrern ist in diesem Forum offensichtlich nicht erwünscht.

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